Zeit für Wandel im DTTB nach Olympia

[Ara]

Zitat von herman

Aber unser System produziert doch Leute wie Franziska, Dang und Duda (Klaro, alles Spieler aus TT-Familien, aber alle mussten hart arbeiten für die Entwicklung).

Ich wage auch einfach mal zu behaupten dass es ohne TT begeisterte Eltern gar nicht geht.
Wer würde denn nen 4-jährigen 5x die Woche zum Training bringen? Wohl niemand. Aber jeden Tag daheim ne Stunde im Hobbykeller, das geht. Und neben dem heimischen Training sind dann später auch noch jede Menge Fahrdienste zu leisten.
Inwieweit man dann den Übergang zu einem "professionellen" Training verbessern kann, kA.
Meiner Meinung nach wird man nur zu mehr Talenten (langfristig) kommen wenn man die Popularität von TT signifikant steigern kann. Höhere Medienpräsenz, Integration in Schulsport etc.

[oliver]

Zitat von Ara

Ich wage auch einfach mal zu behaupten dass es ohne TT begeisterte Eltern gar nicht geht.
Wer würde denn nen 4-jährigen 5x die Woche zum Training bringen? Wohl niemand. Aber jeden Tag daheim ne Stunde im Hobbykeller, das geht..

sehe ich auch so

In Österreich hatte unter anderem auch Werner Schlager als Kind das Glück, einen spielstarken, älteren Bruder sowie einen begeisterten Vater zuhause zu haben

aus der aktuellen Generation sind Kolodziejczyk und Levenko Kinder aus mit sehr spielstarker Familie im Hintergrund - ich behaupte, die wären auch ohne Verband in jedem anderen Land nach oben gekommen, weil sie über weite Strecken garkeinen Verband brauchten bzw. sie schon spielstark waren als der Verband übernommen hat

EDIT: aber auch Daniel Habesohn und Stefan Fegerl kommen aus Familien, wo Tischtennis ernsthafter gespielt wurde

[Dragonspin]

Wir haben in Deutschland kein Trainerproblem. Zumindest nicht vorrangig.

Wir haben ein massives Funktionärsproblem. Auf den meisten Ebenen.

[Matousek]

Zitat von Dragonspin

Wir haben ein massives Funktionärsproblem. Auf den meisten Ebenen.

Wieso? Funktionäre machen die Rahmenbedingungen, dass ein Spielbetrieb überhaupt möglich ist.
Ich denke eher ein Vereinsproblem. Es wird auf dieser Ebene zu wenig Nachwuchsarbeit betrieben.

[alba]

Zitat von Matousek

Wieso? Funktionäre machen die Rahmenbedingungen, dass ein Spielbetrieb überhaupt möglich ist.
Ich denke eher ein Vereinsproblem. Es wird auf dieser Ebene zu wenig Nachwuchsarbeit betrieben.

Wenn es darum geht, Spitzenleute zu entwickeln, glaube ich nicht, dass das so bedeutend ist. Es gibt immer wieder Weltklasseleute aus Ländern, die verglichen mit Deutschland weitaus weniger Aktive haben.

[Dragonspin]

Funktionäre, ob auf Vereins- oder Verbandsebene sollten die Rahmenbedingungen schaffen, damit Trainer und Sportler Spitzenleistungen erbringen können.

Sie scheitern damit kolossal in Deutschland. Die Verantwortlichen im Tischtennis bilden hier keine Ausnahme.

[Noppenzar]

Zitat von Ara

Ich wage auch einfach mal zu behaupten dass es ohne TT begeisterte Eltern gar nicht geht.
Wer würde denn nen 4-jährigen 5x die Woche zum Training bringen? Wohl niemand. Aber jeden Tag daheim ne Stunde im Hobbykeller, das geht. Und neben dem heimischen Training sind dann später auch noch jede Menge Fahrdienste zu leisten.
Inwieweit man dann den Übergang zu einem "professionellen" Training verbessern kann, kA.
Meiner Meinung nach wird man nur zu mehr Talenten (langfristig) kommen wenn man die Popularität von TT signifikant steigern kann. Höhere Medienpräsenz, Integration in Schulsport etc.

Mal sportartübergreifend, gilt nicht nur für TT:

Um absolute Spitze herauszubringen braucht es Talent, Zeit und Geld.

Echtes Scouting, was letztendlich "Fleischbeschau a la DDR" ist, will die Gesellschaft nicht. Zeit für Hobby und Freizeit ist durch "Frauen in die Vollzeitberufe, Doppelverdiener" und dadurch entstandene Ganztagsbetreuung auch nicht mehr gegeben. Dazu kostet echte Förderung die Vereine und Familien ohne Ende Geld. Engagierte Eltern fahren mal eben 40.000 KM im Jahr nur für den Nachwuchs. Geht nicht mit ÖPNV oder Lastenfahrrad.

Der einzige Sport, wo es funktioniert ist Fussball, weil die Profiklubs genau das von mir Beschriebene machen. In der Hoffnung 15 Jahre später die Rendite einzufahren. Die scouten alles im Umfeld ab, jedes Jahr wird in den NLZ eiskalt aussortiert, man bezahlt ohne Ende Personal, um die Kinder zum Training zu fahren und bei Hausaufgaben und Nachhilfe hat man auch Leute.

In den sogenannten Randsportarten müsste das der Verband bzw. der Staat finanzieren. Tat er auch mal, siehe Timo Boll, wo man faktisch einen Trainer vor dessen Haustür zur Verfügung stellte.

Ja, man hat die Internate, due setzen aber altersmäßig oft zu spät an.

Schulsport, sprich das US-System, wäre eine Möglichkeit, aber welche Kommune bezahlt das?

[AndiBlack]

Zitat von Noppenzar

Ja, man hat die Internate, due setzen aber altersmäßig oft zu spät an.

Selbst das wird mittlerweile auch im Fußball hinterfragt, ob es so sinnvoll ist, die Kinder so früh in dieses System zu stecken:

Güllich: Es ist das System an sich. Ein typisches Beispiel für das Muster: Alle machen mit und keiner ist schuld. Schon die grundlegende Idee, die einem NLZ zugrunde liegt, ist ein Irrtum. Man glaubt, bereits bei 8- bis 12-Jährigen erkennen zu können, wer das Potenzial zum Spitzenfußballer hat. Man hält diejenigen, die in jungen Jahren schon am weitesten entwickelt sind, für die größten Talente. Durch die Förderung soll die Leistungsentwicklung des erkannten Talents weiter beschleunigt werden. Die Förderung wird langfristig und durchgängig fortgeführt, bis im Erwachsenenalter der erfolgreiche Profi herauskommt. Unsere Forschung zeigt: Diese Vorstellung geht an der Realität vorbei. Man kann Talente in jungen Jahren nicht verlässlich erkennen, eine langfristige durchgängige Entwicklung ist die Ausnahme, und die frühe Förderung und forcierte Beschleunigung führt zu einem geringerem Erfolg im Erwachsenenalter.

https://www.der-betze-brennt.de/arti...wird-profi.php

[05er]

Zitat von Dragonspin

Wir haben in Deutschland kein Trainerproblem. Zumindest nicht vorrangig.

Wir haben ein massives Funktionärsproblem. Auf den meisten Ebenen.

Ich würde sagen wir haben ein Ehrenamtsproblem. Es gibt immer weniger die was machen möchten. Die wenigen haben keine Zeit um Kompetenzen aufzubauen weil sie zuviel zu tun haben. Vereinsbeiträge werden zumindest bei uns sehr niedrig gehalten damit jeder Teilhaben kann. Allerdings kann dann auch kein Funktionär oder Trainer bezahlt werden und die Qualität steigt dann halt nicht.

Ich möchte damit nicht die Ehrenamtler herabsetzen. Hut ab für jeden der sich engagiert.

[appelgrenfan]

Zitat von Dragonspin

Funktionäre, ob auf Vereins- oder Verbandsebene sollten die Rahmenbedingungen schaffen, damit Trainer und Sportler Spitzenleistungen erbringen können.

Dir ist schon bewusst, dass der Großteil der Vereinsfunktionäre (und eigentlich auch der Verbandsfunktionäre), die du hier so dermaßen in die Pfanne haust, rein ehrenamtlich arbeitet?

Zitat von Dragonspin

Sie [also die Funktionäre] scheitern damit kolossal in Deutschland. Die Verantwortlichen im Tischtennis bilden hier keine Ausnahme.

Dann schauen wir uns doch mal die Leistungsbilanz der Verantwortlichen im TT an. Es gab bislang zehnmal Tischtennis bei Olympia. Die ersten fünf olympischen TT-Wettbewerbe (1988-2004) brachten Deutschland "nur" zwei Medaillen, die letzten fünf (2008-2024) ergaben sieben Medaillen. Nach gewonnenen Medaillen liegt Deutschland damit auf Platz 4 hinter den großen TT-Ländern China, Südkorea und Japan. Und Japan hat gerade mal eine Medaille mehr gewinnen können.

So sieht also in deiner Vorstellung "kolossales Scheitern" aus!? Ich würde daraus ja eher schlussfolgern, dass die Funktionäre nicht so schlecht gearbeitet haben.