TTBL | 1. Bundesliga Herren 2021/2022

[Dominikk85]

Bezüglich der Aufschläge ist es nicht eigentlich so das quasi alle Profis mehr oder weniger verdeckte aufschläge machen, aber die Schiedsrichter normalerweise ein auge zudrücken außer es ist zu extrem?

Das hat natürlich eine gewisse Willkür, aber irgendwo muss man die Grenze halt ziehen, sonst würden die profis das immer mehr ausreizen.

Das mit den 30 grad ist ja auch nur bedingt objektiv verwendbar, denn wenn ich mich genug nach vorne beuge kann ich auch einen steileren ballwurf mit dem kopf verdecken.

Diese Willkür ist ja auch gewollt, denn niemand will das 70% der Aufschläge abgezählt werden und so hat man sich quasi darauf geeinigt das der Schiedsrichter ab und zu mal ein exempel statuiert.

[Jeff der Busfahrer]

Für mich waren die abgezählten Aufschläge okay. Bis zu 30grad ist ja erlaubt. Und das waren keine 30grad.

[Lousy Defence]

Zitat von 1600i

Falsch! Die Regel sagt: "Es liegt in der Verantwortlichkeit des Spielers, den Aufschlag so auszuführen, dass der Schiedsrichter oder Schiedsrichter-Assistent überzeugt sein können, dass er den Regeln entspricht, jeder der beiden kann entscheiden, dass der Aufschlag regelwidrig ist."

Ich hätte statt "können" lieber sollten geschrieben.

In den Regeln steht allerdings, es liege "in der Verantwortlichkeit des Spielers, den Aufschlag so auszuführen, dass Schiedsrichter oder Schiedsrichter-Assistent überzeugt sein können (...)", dort steht nicht "Schiedsrichter und Schiedsrichter-Assistent".

Was bedeutet das in der Praxis? Wenn jetzt der SR-Assistent, weil er nicht alles sehen konnte, nicht ganz überzeugt ist, dass der Aufschlag den Regeln entspricht, dann kann doch immer noch der SR alles gesehen haben und überzeugt sein, dass der Aufschlag okay ist. Soll der SR-Assistent wegen seiner Unsicherheit (er ist eben auch nicht sicher, dass der Aufschlag falsch ist!) dann trotzdem den Aufschlag beanstanden? Ich denke, das sollte er nicht tun. Solange beide nicht sicher sind, aber die Möglichkeit besteht, dass der jeweils andere den Aufschlag in Ordnung findet, wird keiner von beiden etwas anzeigen. Erst wenn einer erkennen kann, dass der Aufschlag regelwidrig ist, wird er einschreiten.

Aus meiner Sicht sind SR(-Assistenten) für einen möglichst reibungslosen Ablauf des Spiels verantwortlich und stehen den Spielern daher grundsätzlich wohlwollend gegenüber. D.h. sie tun zunächst einmal alles, um eine ordentliche Durchführung zu gewährleisten. Wenn z.B. ein Spieler anzeigt, dass die Tischoberfläche nass ist, wird der SR-Assistent den Tisch trocknen (oder dem Spieler wird erlaubt, dies zu tun).

Wenn die SR klar erkennen, dass eine Regel nicht eingehalten wird und dadurch einem der Spieler ein Nachteil entstehen könnte, müssen/sollen sie selbstverständlich eingreifen.

Ich habe den Eindruck, dass SR in der Wahrnehmung der Zuschauer häufig (sehr) schlecht wegkommen, weil Entscheidungen als Schikane empfunden werden und mancher Regelverstoß als Lappalie angesehen wird. Und dann wird ganz schnell der SR 'verurteilt', obwohl ein Großteil des Publikums nicht einmal ansatzweise die entsprechenden Regeln (und die damit verbundenen Probleme) kennt.

[1600i]

Zitat von Jeff der Busfahrer

Für mich waren die abgezählten Aufschläge okay. Bis zu 30grad ist ja erlaubt. Und das waren keine 30grad.

Es gibt keine Regel und keine offizielle Regelauslegung, in der etwas von 30 Grad steht. Es heißt "nahezu senkrecht". Was ist damit gemeint? Der Spieler soll den Ball senkrecht hochwerfen. Da das niemand hundertprozentig schafft, steht da "nahezu". Jedes absichtliche Schrägwerfen ist damit regelwidrig. Wenn sich Ovtcharov bei seinen Aufschlägen an die 30 Grad herantastet, ist das somit auch regelwidrig.

[Haureinis Tango]

Genau. Und wenn der Ball "zufällig" immer in die gleiche Richtung mit gleichem Winkel in den Schläger fällt, ist das eben kein Zufall mehr. Ich finde es persönlich äußerst unsportlich, wenn die zugelassene Streuung um die Senkrechte so schamlos ausgenutzt (und zugelassen) wird. Damit beziehe ich mich jetzt nicht auf Ovtcharov (habe ich bisher nicht drauf geachtet), sondern auf jeden unfairen Spieler (und Schiedsrichter).

[chakras]

Vielleicht solltet ihr nochmal den Kommentar unter Ovtcharov's Video lesen. Die ITTF ist sich bewusst, dass die Regel schwammig ist und es so immer wieder zu Ermessentscheidungen von Schiedsrichtern kommt, die weder Spieler noch die Schiedsrichter wollen. Mit Hilfe von neuer Technik (Hochfrequenzvideoaufnahmen) ist es seit 2020 bei großen Turnieren möglich, den Auswurfwinkel technisch zu bestimmen. Alles bis 30° ist hierbei explizit vom ITTF erlaubt.

Das ist also keine Trickserei von Ovtcharov, sondern es ist eine implizite Regeländerung bei großen Turnieren vom schwammigen "almost vertical" zum genauen "<=30°".

[Tischtennisspieler90]

Die Aufschläge von karlsson waren absolut im Rahmen! Mehr braucht man dazu nicht sagen, alles andere ist haarspalterei! Natürlich ist der Aufschlag nicht auf den grad genau nach oben geworfen wie jeder andere Aufschlag auch. Aber wenn das die Richtlinie dafür ist machen wir den Laden dicht und lassen den Sport sein! Denn die die hier meinen er wäre falsch würde ich selber gerne mal sehen wie sie den Aufschlag perfekt den Regeln entsprechend ausführen

[Haureinis Tango]

In der 1. Bundesliga gelten aber immer noch die Internationale Tischtennisregeln A und nicht private Kommentare in privaten youtube-Videos. Nur wegen einer schlechten Regel muß man einen "Laden" auch nicht gleich "dicht machen". Es reicht schon einfach die Regel zu verbessern. Wenn man den Geist der Regel nicht mehr im ursprünglichen Sinn verstanden haben will - also möglichst senkrecht, mit tolerierter zufälliger Streuung -, dann sollte man sie einfach mal ändern auf: maximal 30° Abweichung von der Senkrechten werden grundsätzlich toleriert. Schwarz auf weiß. Dann wäre der Geist der Regel zwar ein anderer, aber wenigstens endlich unzweideutig.

Besser definiert ist zum Glück ja schon die unzulässige Verdeckung des Balles. Ein Ball ist mit 40+ mm vergleichsweise punktförmig und eine Verdeckung und die tolerierbare Streuung daher in derselben Größenordnung. Auf der Skala der Unsportlichkeit steht Verdeckung - und deren Duldung - daher für mich auch weit über dem schrägen Einwurf.

Generell machen solche Regelverstöße - und deren Duldung - das Zuschauen für mich unattraktiv, weil ich guten Sport und keine Unsportlichkeiten sehen möchte.

[chakras]

Es bringt aber auch nichts die 30° in die Regeln aufzunehmen, wenn die nötigen Kameras doch nur bei den internationalen Turnieren zum Einsatz kommen. Dann bleibt es eine subjektive Entscheidung des Schiedsrichters, ich wüsste nicht was daran besser wäre als der Status Quo.

Außerdem stellst du es so dar als sei das ein dahergelaufener Kommentar auf youtube, dabei sagt Ovtcharov persönlich dass die ITTF die Regel direkt den Spielern mitgeteilt hat und sie sogar ausgiebig testen durften, in welchem Bereich ihre Aufschläge liegen. Im Endeffekt hast du Recht, Karlsson spielt Bundesliga und hier gelten die wohl kommenden Veränderungen noch nicht. Trotzdem finde ich ist sein Aufschlag vollkommen im Rahmen dessen was der Telos der Regeln ist.

Im Fall der Verdeckung stimme ich dir 100% zu. Das hat wenig mit Können zu tun und macht den Sport deutlich uninteressanter.

[Jeff der Busfahrer]

Zitat von 1600i

Es gibt keine Regel und keine offizielle Regelauslegung, in der etwas von 30 Grad steht. Es heißt "nahezu senkrecht". Was ist damit gemeint? Der Spieler soll den Ball senkrecht hochwerfen. Da das niemand hundertprozentig schafft, steht da "nahezu". Jedes absichtliche Schrägwerfen ist damit regelwidrig.

Das in der Regel "nahezu" steht, dass ist klar. Dennoch wird eben bis ca. 30% toleriert. Wie kommst Du auf Deine obige Auslegung?