Timo Boll - Gehört er zu den großen der Welt?

[Smash]

Zitat von serxas

Wer ist der grösste aller Zeiten Deiner Meinung nach? Jan-Ove Waldner vielleicht ?

Das ist schwierig zu sagen. Ich denke es gibt nicht den größten aller Zeiten, sondern eher den jeweils größten einer Epoche.

Weltmeister im Herreneinzel mit mehr als zwei Einzeltiteln:

1930 Victor Barna – HUN
1932 Victor Barna – HUN
1933 Victor Barna – HUN
1934 Victor Barna – HUN
1935 Victor Barna – HUN

1937 Richard Bergmann – AUT
1939 Richard Bergmann – GB
1948 Richard Bergmann – GB
1950 Richard Bergmann – GB

1961 Chuang Tse-Tung – CHN
1963 Chuang Tse-Tung – CHN
1965 Chuang Tse-Tung – CHN

2001 Wang Liqin – CHN
2005 Wang Liqin – CHN
2007 Wang Liqin – CHN

Selbst ein Jan-Ove Waldner, der sicherlich einer der größten aller Zeiten ist, hat nur 2 Weltmeistertitel im Herreneinzel gewonnen, genauso wie Bohumil Váňa (TCH), Johnny Leach (GB), Ichiro Ogimura (JPN), Toshiaki Tanaka (JPN), Guo Yuehua (CHN), Jiang Jialing (CHN), aber dazu 1 x Olympiagold und 1 x Olympiasilber im Herreneinzel, war insgesamt 6-facher Weltmeister, 7-facher Vizeweltmeister, 10-facher Europameister, 3-facher Vizeeuropameister, 7-facher Europe Top12 Sieger (und 4 x Zweiter und 2 x Dritter), Worldcup-Sieger und vieles mehr.

Selbst ein Liu Guoliang, der sicherlich auch einer der größten aller Zeiten ist, hat nur 1 Weltmeistertitel im Herreneinzel gewonnen, aber insgesamt bei Weltmeisterschaften 6 x Gold und 3 x Silber und dazu 2 x Olympiagold, 1 x Olympiasilber, 1 x Olympiabronze und war darüber hinaus Worldcup-Sieger.

Aber man neigt hier in Deutschland oft dazu, Erfolgen asiatischer Spieler oder herausragenden Erfolgen in der Vergangenheit (z.B. Victor Barna oder Richard Bergmann) nicht diese Bedeutung zu geben, verglichen mit aktuellen europäischen Spielern.

[powerpaul]

Die ganze Diskussion ist müssig und wird die beiden Lager Pro und Contra nicht einen.

Fakt ist doch wohl:
Boll gehört zu den besten Spieler der Welt, seit langer Zeit.

Fakt ist aber auch:
Er hat keinen großen Titel auf Welt-Ebene gewonnen (WM oder Olympia) im Einzel!

MEINE Auswahl der GROßEN der Welt seit den 80er Jahren würde historisch so ausssehen: Waldner, Liu Guoliang, Persson, Gatien, Kong Linghui, Wang Liqin, Ma Lin, Jiang Jialiang, Guo Yuhea, Zhang Jike.

Timo Boll könnte von der spielerischen Klasse her locker in dieser Kategorie zugehörig sein. Der Unterschied zu diesen Spieler ist einfach: Fast alle der oben genannten Spieler sind/waren mental stark und dann auf den Punkt da, wenn es kritisch wurde, gerade bei Groß-Ereignissen.
Das fehlt Timo Boll einfach, er ist einfach nicht der Typ mit der Champion-Mentalität.

Ich ziehe meinen Hut vor der spielerischen Klasse Bolls und auch als Mensch ist er in Sachen Einstellung, Fair-Play-Gedanken sicher einer der Großen. Egoistisch und gierig aufs Gewinnen wie seinerzeit "Jeo" ist er sicher nicht.

Gatien z.B. beispielsweise hatte eklatante technische Schwächen auf der Rückhand, aber er hatte die Mentalität ein Champions, den Killer-Instinkt. Auch ein Rossi hatte das, aber leider nie den ganz großen Titel gewonnen im Einzel.

Ich wünsche Timo, daß er den "großen Titel" noch holt, weil er der einzige deutsche Spieler ist, mit dem ich mitfiebere bei großen Turnieren und er sehr symphathisch rüberkommt. Allein, mir fehlt der rechte Glaube....

[serxas]

Zitat von powerpaul

...
Ich wünsche Timo, daß er den "großen Titel" noch holt, weil er der einzige deutsche Spieler ist, mit dem ich mitfiebere bei großen Turnieren und er sehr symphathisch rüberkommt. Allein, mir fehlt der rechte Glaube....

Ergo fieberst Du nicht mit wenn ein D. Ovtcharov bei einem grossen Turnier dabei ist mit Ihm, hmm naja.

[Turboblock]

ich würde die frage differenziert beantworten. gehört timo boll zu den großen der welt? definitv ja. gehört timo boll jedoch zu allergrößten der welt? definitv derzeit zumindest noch nein.

die allergrößten haben stets dann ihre größte leistungen abrufen können wenn die wichtigsten turniere anstanden nämlich wm und olympia.

bei timo hats da im einzel leider nie hingehauen. das ist schade denn die klasse dazu hat er aber leider hat er es mental da noch nie auf den trichter bekommen.

die größten sind die die unserer modernen zeitrechnung ab den 80 jahren jahren die größten und dauerhaftesten erfolge gefeiert haben.

darum können da nur 2 namen an der spitze auftauchen: wang liqin mit 3 wm titeln nacheinander das ist schon sagenhaft und natürlich waldner...

[Flachschupfer]

Zitat von Turboblock

darum können da nur 2 namen an der spitze auftauchen: wang liqin mit 3 wm titeln nacheinander das ist schon sagenhaft und natürlich waldner...

Ich muss den WM-Titel von Schlager in Paris wohl geträumt haben.
Naja, immerhin war WL der erste nach 20 Jahren, der bei den Herren seinen Titel verteidigen konnte.

[mithardemb]

Zitat von powerpaul

MEINE Auswahl der GROßEN der Welt seit den 80er Jahren würde historisch so ausssehen: Waldner, Liu Guoliang, Persson, Gatien, Kong Linghui, Wang Liqin, Ma Lin, Jiang Jialiang, Guo Yuhea, Zhang Jike.

Timo Boll könnte von der spielerischen Klasse her locker in dieser Kategorie zugehörig sein. Der Unterschied zu diesen Spieler ist einfach: Fast alle der oben genannten Spieler sind/waren mental stark und dann auf den Punkt da, wenn es kritisch wurde, gerade bei Groß-Ereignissen.
Das fehlt Timo Boll einfach, er ist einfach nicht der Typ mit der Champion-Mentalität.

Es da einen evtl. noch weitaus wichtigeren Unterschied. Als Waldner, Persson, und Gatien die großen Titel gewonnen haben gab es immer mehrere europäische Spieler die für die Chinesen gefährlich werden konnnten.

Als Timo Boll sich gerade in der Weltspitze etabliert hatte, hat er 2002 den World Cup in China gewonnen und dabei mehrere Top-Chinesen geschlagen.
Danach haben sich die chinesichen Spieler intensiv auf sein Spiel vorbereitet. Ich denke das war auch entscheidendend für Schlagers Titelgewinn. Da der Fokus auf Boll lag, hat man sicher weniger Zeit in der Vorbereitung damit verbracht sich auf Schlager einzustellen.

Ein großes Problem liegt auch daran, dass Timo Boll bei der Vorbereitung keinen Trainingspartner hat, mit dem er sich auf Tempo und Präzision der Topchinesen einstellen könnte.

Ich ziehe meinen Hut vor der spielerischen Klasse Bolls und auch als Mensch ist er in Sachen Einstellung, Fair-Play-Gedanken sicher einer der Großen. Egoistisch und gierig aufs Gewinnen wie seinerzeit "Jeo" ist er sicher nicht.

Wer ist "Jeo"?

[powerpaul]

Zitat von mithardemb

Als Waldner, Persson, und Gatien die großen Titel gewonnen haben gab es immer mehrere europäische Spieler die für die Chinesen gefährlich werden konnnten.

Als Timo Boll sich gerade in der Weltspitze etabliert hatte,....
Ich denke das war auch entscheidendend für Schlagers Titelgewinn.
.

....



Wer ist "Jeo"?

Zu 1. Stimmt schon, ändert aber nichts an der Tatsache, daß Spieler wie Waldner (übrigens auch 1997 (WM) und auch 2000 und 2004 (Olympia) auf den Punkt "da" waren, wenn es um "die Wurst" ging. Auch damals mußte man für einen Titel Gegner im VF schlagen, um eine Medaille zu gewinnen, seinerzeit eben mehr Europäer, dazu Südkoreaner und Chinesen. Waren zwar Spieler aus anderen Nationen, aber ebenso viele und starke Gegner. In Punkto "Champions-Mentalität" spielt das keinen Unterschied.

Zu 2. Ich denke, Schlagers WM-Titel war eine (für ihn) sehr glückliche Mischung aus (für ihn) günstiger Auslosung, das Ausschalten der Angstgegner durch andere und natürlich einer eigenen sehr guten Form. Zudem hatte er (gerade im Halbfinale gegen Kong Linghui) auch das nötige Quäntchen Glück. Dass die Chinesen ihn nicht sonderlich auf der Rechnung hatten, kann schon sein.
Das soll seinen Titel-Gewinn keinesfalls schmälern, sonder einfach erklären.

Jeo? Jan-Ove Waldner wird in Schweden von manchen Leuten so genannt.

[powerpaul]

Zitat von serxas

Ergo fieberst Du nicht mit wenn ein D. Ovtcharov bei einem grossen Turnier dabei ist mit Ihm, hmm naja.

Nicht in der Form wie bei Bollinger

[Rieslingrübe]

´

....herausragende Erfolge in der Vergangenheit - z.B. von Victor Barna oder Richard Bergmann...

Was in diesem Zusammenhang oft übersehen wird:


Victor Barna hat sich im Herbst 1935 bei einem Autounfall in Frankreich einen komplizierten Splitterbruch im Spielarm zugezogen, was beinahe zum Karriereende geführt hätte und nie völlig ausheilte. Sonst wäre in den Folgejahren noch der ein oder andere Turniersieg mehr drin gewesen.

Und ein Richard Bergmann war auf dem Zenit seines Könnens nach dem Titelgewinn 1939 in Kairo acht Jahre zur Abstinenz verdammt - denn weltkriegsbedingt fand die nächste WM erst 1947 in Paris statt....


´................................................................................................... ...........


´

[mithardemb]

Zitat von powerpaul

Zu 1. Stimmt schon, ändert aber nichts an der Tatsache, daß Spieler wie Waldner (übrigens auch 1997 (WM) und auch 2000 und 2004 (Olympia) auf den Punkt "da" waren, wenn es um "die Wurst" ging. Auch damals mußte man für einen Titel Gegner im VF schlagen, um eine Medaille zu gewinnen, seinerzeit eben mehr Europäer, dazu Südkoreaner und Chinesen. Waren zwar Spieler aus anderen Nationen, aber ebenso viele und starke Gegner. In Punkto "Champions-Mentalität" spielt das keinen Unterschied.
.

Aber wie gesagt ist die diese "Champions-Mentalität" nicht alles. JOW (so kenn ich die Abkürzug für Jan-Ove Waldner) wuchs in einer Nationalmannschaft mit lauter Weltklassespielern heran. Appelgren, Ulf und Stellan Bengtson, Lindh, Persson. Das waren alles sehr ernsthafte Gegener für die Chinesen, so dass sie sich nicht nur auf einen speziell einstellen konnten.

Ich denke auch nicht, dass Timo Boll immer an den Nerven gescheitert ist. Das war sicher Olympia 2012 der Fall, aber bei vielen anderen WMs war das nicht so. Man sieht auch an den Bilanzen, dass er gegen alle Top-Chinesen negativ steht.

Ich würde nicht sagen, dass Waldners besondere Gabe in der Psyche lag. Er war lange Zeit seinen Gegnern auch technisch überlegen.