Politik - der Thread für politisch Interessierte (bis Dezember 2021)

[Max]

Zitat von Danielson

Das sind ja starke Quellen. Die Welt hat in den letzten Tagen versucht, Steinbrück als einen potentiellen Stasi-Mitarbeiter hinzustellen. Und dieses depperte Interview mit Trittin führt nur zu Tage, dass Trittin Anfang und Mitte der 80er Jahre selbst nicht genau gewusst hat, was genau welches Parteimitglied wann und wo gesagt oder gemacht hat (was ihm abzukaufen ist). Eine Aufarbeitung findet aber statt und ist auch notwendig. Abseits davon, was reflexartig an Kampagnen in der Springer-Presse laufen.

Was ist in der "taz" in den letzten Tagen passiert ist, habe ich in der "FAZ" in den letzten Tagen ziemlich genau verfolgt. Darauf bezieht sich ja Deine andere Quelle hauptsächlich. Den Grünen-kritischen Artikel, dessen Veröffentlichung in der "taz" verhindert worden ist, kann jeder bei Stefan Niggemeier einsehen.

http://www.stefan-niggemeier.de/blog...d-paedophilie/

Allerdings: Was hat dies mit der Tagespolitik der Grünen zu tun? Das ist eher ein Problem der "taz".

Es ist tatsaechlich anzunehmen, dass Trittin nichts davon wusste. Das liegt aber nicht daran, dass alles geheim war, sondern eher daran, dass es egal war. Wie bereits geschrieben, waren die SchwuPs prominent und lautstark.

Springerpresse hin oder her. Es handelt sich um ein Interview und so aergerlich die Fragen auch sind, ueber seine Antworten hat Herr Trittin immer noch die Hoheit.

Gegenfrage: Wenn es eine Aufarbeitung gibt, die auch Leute wie Cohn-Bendit betrifft, dann haette ich auch gerne mal ein paar Quellen. Quellen, die auch zeigen, dass paedophile Gruppierungen innerhalb der Gruenen wegen ihres Randcharakters leicht zu uebersehen waren.

[mithardemb]

Zitat von Max

.... Obwohl mich persoenlich Steuerhinterziehung direkter trifft als sexueller Missbrauch dessen ich nie Opfer geworden bin, so sitze ich doch lieber neben einem, der Steuerhinterzieher hofiert als neben einem, der Kinderschaender duldet.

Ich finde es ein wenig zynisch Parteien vor der Wahl daran zu messen welche Werte sie vor mehr als 30 Jahren vertreten habe und dann zu akzeptieren, dass sie ihre heutigen Versprechen nach der Wahl ohne mit der Wimper zu zucken brechen werden. Ich entsinne mich an einem Politiker eine großen Volkspartei der öffentlich geäußert hat, dass er es für unfair hält ihn an seinen Wahlversprechungen zu messen. Das wiegt für mich deutlich schwerer bei der Auswahl meines politischen Favoriten.

[Chris Kratzenstein]

Das ist richtig. Das Problem ist nur Du kannst eigentlich keinen Politiker an seinen Wahlversprechen mit einem vernünftigen Ergebnis messen.
Entweder er ist an die Regierung gekommen und kann so gut wie nicht umsetzen warum auch immer. Oder er ist in der Opposition und dann kann er nicht nachweisen, dass er sie umsetzen würde...
Traurig aber wahr.

[mithardemb]

Es ist für mich ein sehr großer Unterschied ob jemand sagt es wäre unfair ihn an seinen Versprechungen zu messen oder ob er begründet warum er sie heute doch nicht halten kann.

Die erste Aussage sagt viel darüber was er von den Wähler tatsächlich hält und legt nahe ihm keinerlei Beteuerung in der Zukunft mehr zu glauben.

[Chris Kratzenstein]

Glaubst Du, dass die anderen Politiker daran glauben, dass sie Ihre Wahlversprechen umsetzen können?
Das glaube ich wiederum nicht. Ich sehe die Wahlversprechen als die Wünsche was die Politiker gerne machen würden und auch dies nicht bei allen, da die Wahlversprechen einfach immer nur das ist was das Volk gerne hören will.
Auch dies traurig aber wahr. Und das gilt für alle Berufspolitiker. Die haben nämlich ein Problem wenn sie nicht mehr gewählt werden (zumindest die aus der dritten Reihe). Die sind so wie jeder andere auch abhängig von ihrem Job.

Das ist doch auch ein Problem, dass die teilweise heute gar nichts anderes mehr gelernt haben

[Max]

Zitat von mithardemb

Ich finde es ein wenig zynisch Parteien vor der Wahl daran zu messen welche Werte sie vor mehr als 30 Jahren vertreten habe und dann zu akzeptieren, dass sie ihre heutigen Versprechen nach der Wahl ohne mit der Wimper zu zucken brechen werden. Ich entsinne mich an einem Politiker eine großen Volkspartei der öffentlich geäußert hat, dass er es für unfair hält ihn an seinen Wahlversprechungen zu messen. Das wiegt für mich deutlich schwerer bei der Auswahl meines politischen Favoriten.

Nochmal langsam. Bloss weil andere Parteien auch Mist machen, entschuldigt das nicht den Mist der Gruenen. Was Muentefering damals gesagt hat, war dumm und zynisch, zeigt aber leider auch wie Politiker ticken und wie leicht auch das Wahlvolk trotz seines immer wieder vorgetragenen Politikverdrusses zu verarschen ist.

Ich weiss nicht, wie Dir es da geht, aber manche Vergehen wiegen schwerer als andere. Kindesmissbrauch z.B. wiegt schwerer als vieles andere. Das politische Programm ist sicherlich ein wichtiger Faktor vor einer Wahl, aber da Versprechen und Wahlprogramme nicht bindend sind, muss man auch auf die Personen achten. Und in diesem Punkt sind mir manche Gruene der ersten Stunde nicht geheuer. Schon gar nicht, wenn diese Leute, die mit ihrer Vergangenheit nicht reinen Tisch gemacht, wichtige Entscheidungen zu treffen haben. Das ist der Grund, weshalb solche Sachen auch bei der Wahl einer Partei ausschlaggebend sein koennen.

Ausserdem, wuerdest Du Dich freiwillig fuer eine Partei, sagen wir CSU um 1950, stimmen, wenn du wuesstest, dass da einige Altnazis drinsitzen. Auch wenn das Programm der Partei Dich nun wirklich anspricht und auch einige der Parteispitzen integre Menschen sind? Selbst wenn es letztlich nicht Deine Entscheidung fuer die Partei aendert, so wuerde es doch sicherlich dazu fuehren, gruendlicher nachzudenken.

[Danielson]

Zitat von Max

Gegenfrage: Wenn es eine Aufarbeitung gibt, die auch Leute wie Cohn-Bendit betrifft, dann haette ich auch gerne mal ein paar Quellen. Quellen, die auch zeigen, dass paedophile Gruppierungen innerhalb der Gruenen wegen ihres Randcharakters leicht zu uebersehen waren.

Die Aufarbeitung zu Cohn-Bendit kann am besten Cohn-Bendit persönlich leisten. Was er vor über 30 Jahren öffentlich geschrieben und gesagt hat, ist bekannt. Dafür wird er zurecht heftig kritisiert.

Ansonsten vertraue ich darauf, dass die Untersuchungen von Franz Walter zufriedenstellende Antworten auf deine Fragen liefern werden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_W...issenschaftler)

Natürlich ist es beschämend, was damals passiert und vielleicht auch zugelassen worden ist. Wahrscheinlich müssten sich die Grünen von heute diesbezüglich tatsächlich noch deutlicher zu Wort melden.

[Fozzi]

Zitat von mithardemb

Dass der DGB nicht unbedingt ein Freund von Privatisierungen ist, muss man nicht unbedingt betonen und dass Privatisierung die Sachen nicht unbedingt immer billiger macht liegt ja auch in der Natur ser Sache. Die Frage ist allerdings wer soll es denn machen wenn der Staat das nicht leisten kann oder will.

Das räume ich ein, aber es gibt wirklich wenig "neutrale" Quellen. Aber Du deutest es ja letztendlich selbst an. Weil der Staat sich selbstverschuldet oder unverschuldet Liquiditätsprobleme hat, wird unter dem Deckmantel des "Marktes" und seiner Vorteile Tafelsilber verscherbelt.

Wozu das führt? Da brauchen wir den absoluten youtube-Beweis ( ):

http://www.youtube.com/watch?v=W3Sekyxusw8

Frag Dich mal selbst, wollen wir, dass auf dem Land kein Arzt mehr arbeitet und kein Bus mehr fährt? Wollen wir, dass der Schuldirektor seine Schüler irgendwie um jeden Preis durchzieht, weil er sonst kein Schulgeld mehr bekommt? Wollen wir, dass die Behandlungen eines Patienten zunehmend ein Geschäft ist und den Gesetzen des Marktes gehorcht.

Ich gebe Dir absolut recht, gerade die aktuelle Geschichte der Landesbanken ist eine Schande und spricht dafür, dass der Staat bei seinen Leisten bleibt. Aber den Prozess der Privatisierung ist kaum rückgängig zu machen. Wenn Krankenhäuser erst mal anfangen, Arme nicht mehr zu behandeln, ist der Zug abgefahren. Und wenn die Bahn seine notwendigen Wartungszyklen aus finanziellen und nicht aus technischen Gründen verlängert, dann muss die Gesellschaft die Konsequenzen tragen.

[mithardemb]

Zitat von Max

Nochmal langsam. Bloss weil andere Parteien auch Mist machen, entschuldigt das nicht den Mist der Gruenen. Was Muentefering damals gesagt hat, war dumm und zynisch, zeigt aber leider auch wie Politiker ticken und wie leicht auch das Wahlvolk trotz seines immer wieder vorgetragenen Politikverdrusses zu verarschen ist.

Die Grünen aus den 80er Jahren haben mit der heutigen Partei wenig gemein. Hättest du dir vorstellen können, dass aus den damaligen Sponties Realopolitiker werden die Truppen ins Ausland senden?

Bei der SPD habe ich (subjektiv und persönlich) im Moment auch das Gefühl dass diverse Spitzenpolitiker es nicht so ganz ehrlich mit ihren Wählern meine, aber wie gesagt das ist meine persönliche Einschätzung.

Zitat von Max

Ich weiss nicht, wie Dir es da geht, aber manche Vergehen wiegen schwerer als andere. Kindesmissbrauch z.B. wiegt schwerer als vieles andere.

Das sehe ich auch so. Aber es handelt sich bei den grünen Politikern heute ja weder um damalige Kinderschänder noch gab es eine Aufforderung dieses zu tun. Es gab "lediglich" das Bestreben dieses nicht unter Strafe zu stellen.

Übrigens war bis 1997 Vergewaltigung in der Ehe kein Straftatbestand. Haben CDU/CSU, SPD und FDP das schon aufgearbeitet. Müssen sie sich heute dafür rechtfertigen und ist Vergewaltigung nicht auch abschäulich?

Ausserdem, wuerdest Du Dich freiwillig fuer eine Partei, sagen wir CSU um 1950, stimmen, wenn du wuesstest, dass da einige Altnazis drinsitzen. Auch wenn das Programm der Partei Dich nun wirklich anspricht und auch einige der Parteispitzen integre Menschen sind? Selbst wenn es letztlich nicht Deine Entscheidung fuer die Partei aendert, so wuerde es doch sicherlich dazu fuehren, gruendlicher nachzudenken.

Wenn ich das so recht sehe, dann hat doch die Generation unserer Großväter genau das getan. So ganz umbekannt waren viele der Politiker wohl nicht.

[Max]

Zitat von Danielson

Die Aufarbeitung zu Cohn-Bendit kann am besten Cohn-Bendit persönlich leisten. Was er vor über 30 Jahren öffentlich geschrieben und gesagt hat, ist bekannt. Dafür wird er zurecht heftig kritisiert.

Ansonsten vertraue ich darauf, dass die Untersuchungen von Franz Walter zufriedenstellende Antworten auf deine Fragen liefern werden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_W...issenschaftler)

Natürlich ist es beschämend, was damals passiert und vielleicht auch zugelassen worden ist. Wahrscheinlich müssten sich die Grünen von heute diesbezüglich tatsächlich noch deutlicher zu Wort melden.

http://www.spiegel.de/politik/deutsc...-a-916676.html


Wirste wahrscheinlich schon gelesen habe. Den link zum FAZ-Artikel finde ich nicht.