Noppen und Anti verbieten?

[Hillegosser]

Zitat von Armendariz

Es ist eine deutlich größere Herausforderung, mit Noppen erfolgreich zu spielen als ohne.

Ab einer gewissen Spielstärke stimme ich dir zu. In gewissen unteren Regionen reicht schon das Wort "Noppe" um Angst und Verzweiflung in die Herzen der Gegner zu säen.

Zitat von Armendariz

Und warum hinkt der Vergleich? Ich sag's dir: Weil so viele Leute NI spielen. Bei 50-50-Verteilung wär das ganze gar kein Thema.

Jein... lässt man wieder sämtliche Noppen zu, gibt es einfach viele Varianten von Noppen, die sich zu einander deutlicher unterscheiden, als bspw. ein Tackiness zu einem T05.
Da hilft die reine Verteilung Noppe Außen - Noppe Innen nicht wirklich.

Ich merke es selbst wenn es dann doch mal einen Gegner mit kurzen Noppen gibt. Dazu hab ich leider gar keinen Trainingspartner.

Es bleibt dabei, als "Materialspieler" bist du der Exot. Mal wird man dir sagen, dass es Spaß macht auch gegen so etwas ungewöhnliches zu spielen und viel öfter (meist bei negativem Ausgang für dein Gegenüber) bleibt es die "scheiß Noppe!".

[Matousek]

Zitat:

"Ich habe die Noppen nicht behandelt, sie wurden glatt, weil ich mit ihnen in der Sonne gespielt habe. Also sind diese Noppen nicht verboten!"

[Armendariz]

Sowohl die meisten Kurznoppen als auch Anti sind ja nicht wirklich ein Thema von wegen Unberechenbarkeit. Da knickt nichts, und vor allem der Anti limitiert stark den eigenen Spin und das Tempo.
Nur viele Gegner geben sich keine Mühe, grundlegende Rezepte zu beachten im Spiel dagegen. Da kommt dann auch in Satz 3 noch der spinnige Aufschlag in den Anti, oder man gibt sich keinerlei Mühe, die Bälle lang zu halten.

Und lustigerweise sind es oft die gleichen Leute, die im Training dann wieder nur gegen NI spielen wollen, weil ihnen das Spiel gegen Material "nichts bringt"

Dinge wie "der macht zweimal das Gleiche und es kommt was anderes zurück" liegen zu 95% an der falschen Wahrnehmung (eigenen Schnitt nicht beachtet, Schlägerwinkel nicht beachtet, Geschwindigkeit im Balltreffpunkt nicht beachtet) und zu 4% an ner behandelten Langnoppe.
Betrüger wird es immer geben. Gleichzeitig wird hier im ein oder anderen Thread auch frei über verbotenes Boosting/Tuning geschrieben. Aber letztlich sind die Fälle bei den Noppenbehandlern viel seltener, weil man sich schneller unbeliebt macht.

Die Leute sind einfach zu träge, sich mit komplexen Spielen zu befassen, und deshalb sind Noppen böse.

[Hillegosser]

Theoretisch wissen, wie man gegen Material spielt und es umsetzen können, sind wirklich zwei Paar Schuhe.

Ich könnte jetzt schreiben, dass Tischtennis meiner Meinung nach von Automatismen lebt. Es durchaus "Sinn" machen kann, Exoten nicht ins Training "einzubauen", wenn man nur selten gegen sie spielt und das eventuell wichtige Automatismen gegen den Standard hemmt.

Oder und was in meinen Augen wirklich relevant ist, wie oft man gegen Material spielen müsste, um überhaupt besser vorbereitet zu sein.

Wie auch immer, selbst wenn ich vorbildlich gegen Material trainieren würde, würde es nichts an den Gefühlen und den Gedanken ändern, die aufkommen, wenn ich gegen einen (guten) Spieler mit Tisch nahem Spiel und spiegelglatter Noppe spiele.

Da bin ich einfach zu schlecht.

[crycorner]

Ich finde auch, das hat nichts mit Trägheit zu tun, sondern mit Gewohnheit und Übung, auch taktisch.

Ich selbst sehe gegen Materialspieler immer recht gut aus, außer die greifen damit tischnah wie blöde an. Mit sowas habe ich aber auch gegen NI-Spieler meine Probleme.

[Armendariz]

Automatismen sind einerseits wichtig, aber man muss auch und gerade im Tischtennis lernen, die aufzubrechen. Eben weil man gegen jeden Spieler und gegen unterschiedliche Taktiken u.U. anders spielen muss.

Ist wie mit dem Lernen. Auswendig lernen bringt dir für eine Prüfung was, aber zum Anwenden müssen die Inhalte flexibel anwendbar sein. Deswegen bringt einem vier Stunden Vorlesung nur ein Bruchteil von dem, was 4 Stunden didaktisch aufbereitetes Seminar bringen.

Leider ist der Glaube an Pattern Drill aber besonders im TT noch sehr stark verankert. Entweder gar kein systematisches Training, oder immer die gleichen Übungen in Dauerschleife.

Das führt aber leider dazu, dass etliche Spieler mit super technischen Anlagen irgendwann stagnieren, da sie zu ausrechenbar und unflexibel sind.

Die gute Mischung macht's. Manchmal ist man hinterher überrascht, dass Bereiche besser werden, die man gar nicht explizit trainiert hat. Ähnlich wie beim Koordinations/Kraft/Schnelligkeitstraining.

[crycorner]

Da hast Du in der Theorie ja auch Recht. In der Praxis ist es dann aber so, dass Du weißt, dass Du den Schläger justieren musst. Du musst ggf. aber erstmal experimentieren, um den richtigen Winkel zu finden. Habe nicht selten gegen Materialspieler 0:2 hinten gelegen, bis ich es dann mal raus hatte. Nicht nur die Beläge sind höchst unterschiedlich, sondern eben auch, was der Spieler daraus macht.

[Armendariz]

Auf jeden Fall.

Aber auch da hilft die allgemeine Fähigkeit der Wahrnehmung weiter.
Und je öfter man gegen unterschiedliche Spieler spielt (und sich mental drauf einlässt, wichtige Voraussetzung), desto besser und schneller ist man in der ersten Abtastphase des Spiels.

Das ist übrigens auch unabhängig von Material. Wenn mein Kopf mich nach dem Aufschlag immer nach links laufen lässt, weil ich nen Ball in die Rückhand erwarte, aber ein bestimmter Gegner oft kurz in die VH legt, dann spiele ich plötzlich schlechter als ohne Automatismen.

Bestes Beispiel: Timo Boll.

Bekannt dafür, sich innerhalb von kürzester Zeit auf unterschiedlichste Gegner einstellen zu können. Abwehrkiller, Chinesenschreck und bringt immer mal Neuerungen in sein Spiel ein. Und das geht vor allem auch deshalb, weil er eben nicht so viel am Balleimer trainiert wie die Chinesen.
Der profitiert sogar hochgradig von deren Automatisierung, weil diese ihre Reaktionen auf seine ungewohnt spinnigen Bälle verlangsamen.

Nur am Rande: es geht dabei übrigens um einen ähnlichen Mechanismus wie die Stereotypenbildung gegenüber bestimmten Gruppen:
Anzugträger: Seriös, korrekt, rechtstreu.
Mag zu 70% zutreffen, aber wenn dann ein Gauner in Anzug vor der Tür steht und uns Waschmaschinen andrehen will, hat er den Vorteil. Denn Anzüge sind ja Symbol für Seriösität.

Wenn so Schubladen etabliert sind, wird man unachtsam. Und das bewusste Agieren gegen die Schublade ist anstrengend - wenn man im Spiel viel denkt, wird man langsam. Daher braucht man halt entweder die neue Schublade "Spiel gegen Noppen", oder man trainiert sich in Bereichen, die schubladenübergreifend funktionieren.

[wabe]

Schon lustig, diese Debatte. Hat in etwa das Niveau der Diskussion über Temolimit. Die NI-Allein-Befürworter haben den Spaß gepachtet, behaupten permanent, sie würden die Reinheit des Sports hochhalten und wer das nicht versteht, der kann halt nicht spielen.


Fakt ist, genau umgekehrt wird ein Schuh draus.

Ich behaupte, auch prozentual manipulieren deutlich mehr NI-Spieler ihre Schläger und Beläge als NA-Spieler. Denn warum sollten diese? Wir haben doch oben gelesen, dass schon allein das Vorzeigen eines NA-Belags Angst verbreitet. Eine Manipulation ist da gar nicht notwendig. Im Gegensatz zu NI-Priestern. Da werden Schläger im Winter aufgewärmt, da wird immer noch frsich geklebt, da wird der Belag "versehentlich ein paar Tage in die Sonne gelegt, da gibt es Booster-Sets, nichts was es nicht gibt.



Schon lange ist ja als EIN wesentlicher Grund für die Unattraktivität unseres Sports in der Öffentlichkeit die für Nichtspezialisten nicht nachvollziehbaren Reaktionen auf nicht zu erkennenden Spin des Balls. Hier muss man ansetzen. Ich sage es mal extrem verkürzt, kein Spin mehr, keine Probleme.



Und jetzt dürft ihr ein wenig geifern.

[Zweier]

Gretchenfrage NI oder NA?

Wie halten es denn die Foristen hier mit der Treue zum Belag? Sind sie schon immer einem von beiden treu oder bereits ein bzw. mehrmals konvertiert...