Finale Europameisterschaften - Gelbe Karte für Dimitrij Ovtcharov

[Hillegosser]

Zitat von tsb

In Übrigen ist das hier doch eine hinfällige Diskussion. Ovtcharov selbst hat über die gelbe Karte gelächelt, sie ist ihm offensichtlich egal. Die Nachrichten (heute/tagesschau) haben Ovtcharovs nackten Oberkörper gezeigt, die gelbe Karte blieb aber unerwähnt.

Wir können natürlich darüber diskutieren, dass die Regel als solche oder besser gesagt alle Regeln, die Emotionen einschnüren, überarbeitet werden sollten! Da bin ich voll bei Jimih.

Zitat von tsb

So allmählich müssen wir uns von dem Saubermann-Fairplay-Image des Tischtennissports verabschieden.

Ich bleibe dabei, beim Aufschlag (warum auch immer!) und beim Tunen (hausgeachtes Problem - danke ITTF! ) herrscht merkwürdiger weise kein oder nur ein sehr beschränktes Unrechtsempfinden.

Ansonsten ist TT für mich in der Tat eine faire Sportart.

[Gangarth]

Beim Anzeigen von Kantenbällen für den Gegenspieler sind die meisten Spieler in der Tat sehr fair.

Bei eigenen Kanten- und Netzbällen aber eher scheinheilig.

Bei Angaben und dem Spielmaterials wird dagegen Betrogen wo es nur geht. Da kennt der gemeine TT-Spieler keine Moral.

[jimih1981]

Es macht auch keinen Sinn gewisse Dinge zu verbieten. Es macht im übrigen keinen Sinn etwas zu verbieten was man nicht kontrollieren kann. Deshalb tendiere ich dazu diese unsinnigen Verbote aufzuheben. Allgemein ist die ITTF in ihrem ständigen Geltungsdrang was zu verbessern zu wollen, was im Ergebnis aber garnichts verbessert, was jedem ohnehin vorher klar ist, eines der größten Probleme.

[Power-Seven]

Zitat von tripplem

Tischtennisspieler sind zu 95% fair und einigen sich in den meisten Fällen. Schiris sollten meiner Meinung nach erst dann zum Einsatz kommen, wenn es eine strittige Entscheidung gibt. Gleichwohl können sie ja gerne zählen. Das wird zwar nie passieren, nur langsam nervt mich diese Inszenierungssucht, insbesondere bei denen, die ein ganzes Amt in Verruf bringen können (es sind mittlerweile genug davon auf der Tour unterwegs)!

Es wäre sehr aussagekräftig im Übrigen, wenn ein Zuschauer sehen würde, dass Sportler sich selber einigen können!

Tja, das bis in die Oberliga unter Spielern gebräuchliche "Machen wir Wiederholung" sieht die Regel halt nicht vor.

Was die Schiedsrichter angeht habe ich mal gelesen, dass ein wichtiges Kriterium für die Qualifikation zum internationalen Blue Badge Schiri ist, dass man den Arm beim Anzeigen von Punkten auch im exakten 90 Grad Winkel hebt.

Wenn die Gestik bereits so reglementiert wird, muss man sich nicht wundern, dass die manchmal etwas pinguinhaft und unlocker rüberkommen in ihren auch nicht immer ganz exakt passenden Uniformen.

Und damit möchte ich sie entschuldigen, nicht kritisieren. Man muss dankbar sein für jeden, der sich da hinsetzt ...

[AllesineinerPerson]

Hier wurde wirklich ausgewogen das Thema Feingefühl der SR im TT-Sport betrachtet. Es wurde sogar mitgeteilt wie stark SR die man zu solchen Einsätzen zulässt darin eingeschnürt sind bis ins Detail zu gehen und sich auch dann noch in die Lage, oder besser in die Plicht versetzt sehen die gelbe Karte in der Situation zu zeigen.
Gibt es ein ganz oder gar nicht? Ist der Sport selbst nicht zu sehr ausdifferenziert als dass man einen so starren Kasten der Formen darüber stülpen könnte, ohne ihm nicht mehr zu entsprechen?

Tatsache ist, der SR durfte, wenn nicht sogar sollte für die Situation eine Verwarnung geben. Tatsache ist aber auch, dass vieles in den letzten Jahren daraufhin abgestimmt wurde, ein einheitlich nachvollziebares und möglichst positives Bild als SR für den Sport zu zeigen, gerade weil man sich als ehrenamtlich tätige SR den Vorwurf nicht gerne gefallen lassen möchte, unprofessionell zu handeln.

So manch eine Ausbildung und "Beratung im Amt" stellt in der Besprechung der SR-Leistung in der Tat Dinge an den Pranger, wie Rechtwinkeligkeit des zur Punktanzeige gehobenen Armes, ob auch für jede Kleinigeit die Entscheidung zur Karte gefallen ist, wobei gerade in den oberen Rängen meiner Meinung nach übertrieben deutlich eben nicht auf das eigenen Gefühl dafür geachtet wird, ob wirklich eine Absicht und der Wille bzw. damit auch eien höhere Wahrscheinlichkeit zum Widerholen besteht, welches im Ansatz unterbunden werden müsste. Ist eien Spileer gefrustet udn wird wütend, wobei er im vollen bewusstsein eien Ball aus der Box schießt soll demnach mit der gleichen zu dem zitpunkt erfolgenden Karte geahndet werden, wie die Drehung des Spilers in der Box, auf der Suche nach dem Ball, die aus momentaner Aufgeregtheit vieleicht etwas unsachte ausgeführt, aber sichtlich versehendlich den Ball bei der Drehung aus der Box befördert, weil er mit diesem Schwung berührt wurde. Ich finde das traurig, das die SR in fast höchster Ausbildungsstufe da keine Unterschiede sehen wollen.

Auf der anderen Seite sagt man dazu gerne, es sei ja nur die nichts bewirkende gelbe Karte. Jedoch sollte man nicht verkennen, dass diese zumindest bei einem noch laufenden Spiel, eben als nächstes in irgendeiner dazu passender Situation dann nicht noch einmal eine alleinige gelbe Karte zur Folge haben würde, sondern die gelb-rote-Kombination. Damit hat sie also doch Gewicht, indem sie aufrückende Funktion besitzt.

Freilich konnte das Ovtcharov egal sein und der SR hat sie wohl auch nur deshalb gegeben, weil es so vorgesehen ist, nicht weil er den Sport damit zu schützen gedachte. Denn wenn er die Karte in ihrer Außenwirkung dagegen abgewogt hatte, was den Sport mehr beschädigt, die Karte zu geben oder das sich jemand das Trikot auszieht und über die Bande springt, der gerade in den Siegesemotionen den Zuschauern sein Glück zur Teilhabe präsentiert, dann kann man wohl nur zum Ergbnis kommen, dass die Karte selbst zum Störfaktor für das Ansehen des Sportes wurde. Oder man kann auch zum ergebnis kommen, dass sie egal ist und eben Teil des Systems Sport nach Regeln, einfach akzeptiert wird.

Eine Sichtweise die gerade den oberen Rängen, aber nicht den ganz oberen Rängen schwer zu vermitteln ist, einfach mal was weniger zu machen. Das hieß früher immer, der SR ist nicht der wichtigste Mann oder die Frau in der Box. Die ganz oberen SR-Ränge sind in ihrer Argumentation sehr simpel, indem sie eine Dickhäutigkeit zeigen und es eben auf sich nehmen hier leittragende einer Diskussion zu sein, eben aus der Systematik heraus. Dafür sind sie auch zu bewundern.

Ovtcharov hat wunderbar reagiert und genau diese Reaktion hatte der SR auch verdient, denn aus innerer Perönlichkeit wird er die Karte nicht heraus gegeben haben, sondern weil es das Regelwerk verlangt. Ovtcharov ist damit nicht nur sportlich mit einem Ritterschlag ausgezeichnet und verdient Respekt.

Bleibt noch die Frage, wie sehr ist so eine SR unter Druck, absolut korrekt nach den Regeln aber nicht mit den angedachten Fingerspitzengefühl handeln zu können.

Ich selbst bin schon so manches Mal damit als SR aufgefallen, den Spielern und den Zuschauern positiv, in solchen Situationen eben auf die Karte verzichtet zu haben, zu der ich berechtigt bin und von höheren SR im Anschluss auch teils angesprochen wurde, dass ich sie hätte geben sollen. Dabei fühlt man sich aber schon so ein wenig wie der letzte Mohikaner oder der der gegen Windmühlen anrennt, wenn man für etwas, dass man bei erweiterter Überlegung für richtig hält und auch dem Ermessenspielraum des SR angemessen handelt, dabei aber dennoch keine Akzeptanz erfährt.
Der Effekt auf das SR-Wesen war in den vergangenen Jahren ein solches, dass die älteren SR letztlich teils gerne ihr Amt aufgaben, weil sie sich in der Gemeinschaft nicht mehr wirklich wohl fühlten, war mein Eindruck. Dafür sind dann andere nachgerückt, die eben ihr "Ding" aufziehen, meiner Meinung nach aber teils über das Ziel hinausgeschossen sind.


Heute ist man als SR eine Maschine, die einfach udn in Details absolut genau zu funktionieren hat und der durch ständige äußere Prüfung auf ihn, auch dadurch ein Entscheidungszwang in Richtung Eskalation in Form von Kartenvergaben auferlegt wird. Denn die "mutige" Entscheidung eine Karte zu zeigen bleibt anschließend unter den SR undiskutiert. Hingegen die noch viel mutigere Entscheidung, bewusst keine Karte für etwas evtl. dafür würdiges zu geben, wird voraussichtlich von den Kollegen mit dem Blick auf die SR bemängelt.
Dabei geht es dann nicht mehr darum, ob der Sport im Auge des Zuschauers eine schlechte Darstellung durch unnötig erscheinende Karten erfährt, denn diesem Umstand, selbst damit ein schlechtes Licht auf den Sport zu werfen, ist man sich in SR-Kreisen überwiegend nicht bewusst.

[Schwammbombe]

Ich bin ganz bei Dir, dass die gelbe Karte völlig daneben war.
Aber einige andere Dinge von Dir hören sich so an, dass Du dir lieber keine "Feinde" machen möchtest und eher mal eine Karte stecken lässt als diese zu zeigen. Die Regeln sehen doch Sanktionierungen für spezielle Delikte vor. Ob das Gewalt (treten gegen Tisch, Bande oder Ball) oder Spielverzögerung ist spielt da für mich keine Rolle.

[User 765]

Ich find es lustig, wie sich die Leute über die gelbe Karte aufregen, nicht aber wenn ein Spieler in Tarzan-Manier halbnackt durch die halbe Halle läuft.
Auch wenn ich die Freude verstehen kann, finde ich die Aktion respektlos dem Gegner gegenüber.

[Zuni]

Naja - ich halte da beide Seiten für etwas überzogen.

Ob eine gelbe Karte für Trikot ausziehen sein muss halte ich für fraglich, aber wenn es den derzeitigen Regeln entspricht ist es halt so und dann sollte sie auch konsequent gegeben werden. Im Fußball wird das ja ebenso geahndet wie in anderen Sportarten auch nur, dass es hier am Ende eines Finales mitunter weniger Auswirkungen hat als wenn es ein Fußballspieler in der laufenden Saison machen sollte.

In wie weit Trikot ausziehen respektlos gegenüber dem Gegner sein soll muss mir aber erst noch jemand erklären.

[User 765]

Man könnte dem Gegner zumindest mal die Hand vorher geben.

[pibach]

Zitat von Frank Schmidt

Man könnte dem Gegner zumindest mal die Hand vorher geben.

Die Anspannung bricht sich doch Bahn, im Moment des Siegpunktes.
Händeschütteln folgt dann danach.