Set-up Aufschläge mit Seitspin

[M3rlin]

Ich gehe von Rechtshänder aus.
Bei einen Sidespin Aufschlag ist es sehr schwierig aktiv in die weite Vh/Rh zu spielen. Wird nicht mit dem Spin retourniert(über 90% aller Returns sind gegen den Spin), ist es fast unmöglich einen Sidespin Aufschlag kurz zu legen.
Daher habe ich bei einem Pendulum Aufschlag eine extrem hohe Quote von etwas längeren Returns in die RH Seite/Tischmitte. Durch Umlaufen kann mit der richtigen Beinarbeit zusätzlich extrem viel Power generiert werden. Dadurch habe ich eine hohe Quote mit dem 3tten Ball einen Killer zu spielen, oder einen schlechten Block zu erzwingen um danach den Punkt zu machen.
Zusätzlich wird der Drall vom AS beim 3tten Ball immer noch mitgenommen und die Flugkurve geht nach außen. Dadurch kommt der 4tte Ball fast nie longline in die VH. Was das worst case szenario wäre.
Bei RH orientiertem Spiel genau andersrum, ich kann mit relativ ruhigem Gewissen mit der RH in Tischmitte warten, da die Weite RH/VH fast nicht angespielt werden kann. Und der Ball meist Tischmitte/leichte VH retourniert wird.
D.h. Durch Sidespin Aufschläge kann ich einfacher diktieren wohin mein Gegner mit größter Wahrscheinlichkeit die ersten 2 Bälle spielen wird. Und zusätzlich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit die für mich unangenehmsten Platzierungen aus dem Spiel nehmen.
Eine harte VH aus RH/Tischmitte in RH ist für den Gegner unangenehmer als mit der Rh aus Rh/Tischmitte in Rh und umgekehrt.
P.S. Der Sidespin Setup AS ist meist kurz/max halblang mit etwas US. Es gehört schon einiges an Systemtraining dazu, daher wird diese Strategie in höheren Klassen deutlich öfter angewendet als in niedrigeren. Viele ziehen den Reverse Pendulum aber auch mit der VH nach, es geht beim Sidespin AS primär darum einen etwas längeren Return zu erzwingen.

[derTTT]

Vielen Dank @M3rlin, das ist für mich ziemlich schlüssig und steht auch in keinem Widerspruch zu meinen Thesen. Oder würdest du die als unwichtig/untergeordnet sehen?

[Oldschmetterhand07]

Deinen Seitenschnitt Aufschlag aus der Rückhand heraus zu umlaufen bedeutet aber, das du gut platzieren musst ansonsten wirst du wahrscheinlich abgeblockt. In den unteren Klassen sind die meisten ehr Rückhand orientiert.

Gegenläufer Aufschläge zu erlernen dauert. Es reicht schon eine veränderte Schlägerhaltung um den normalen seitenschnitt Aufschlag mit der Vorhand, je nach dem ob mit oder ohne Unterschnitt zu servieren

[Wolfric]

Also wie auch schon michelfeu gesagt hat es geht mehr ums atizipieren. Ich würde sagen, dass es bei Spielern ab einen gewissen Niveau keine schlechte Seite gibt. Ich bin auf der RH einfach sicherer, aber ein halblanger Return auf meine VH nach dem Seitschnittaufschlag ist zu 90% ein Punkt. Den schlag ich einfach durch....

[derTTT]

Ich fasse mal für mich (vorläufig) zusammen und Ihr dürft gerne noch ergänzen oder korrigieren:

1. Ein Seitschnittaufschlag enthält jede Menge Energie und kann deswegen nur schwer kurz zurückgelegt werden. Dadurch entfallen auch die extremen Ecken im Rückschlag und durch den Seitspin gibt es auch eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine bestimmte Tischseite --> relativ gut vorhersehbares Fenster, in dem der Ball zurückkommt. Dadurch kann ich auch gut aus der RH-Seite mit der VH angreifen und umgekehrt.

2. Der Pendulum Aufschlag wird meist diagonal aus der RH gespielt, da der sich vom Schläger wegdrehende Ball schwerer anzunehmen ist, als ein sich in den Schläger hineindrehender Ball. Beim Reverse-Pendulum umgekehrt. Es ist bis hierhin eigentlich erst einmal egal, mit welchem Seitschnitt-Aufschlag ich einen VH-Angriff vorbereite. Aber:

3. Durch die Spinumkehr bei der Annahme ist es wiederum leichter einen Pendulum Aufschlag beim 3. Ball mit der VH zu spielen, weil sich der Ball in die natürliche Ausrichtung des Schlägers beim Angriff hineindreht.

Nun noch kurz zum Hintergrund meiner Frage: Ich hatte um den Jahreswechsel meine Pendulum-Aufschläge aus dem Programm genommen, um sie komplett neu zu lernen (nach Ti Long). Das hat viel länger gedauert, als angenommen und gestern habe ich sie zum ersten Mal durchgehend im Training eingesetzt.

Jetzt gilt es, nicht nur den Aufschlag einzusetzen, sondern auch den 3. Ball und eine evtl. anschließende Ralley vernünftig mit dem Aufschlag zu kombinieren. Ich werde also den Pendulum Aufschlag bevorzugt für den VH-Angriff verwenden und für die RH Eröffnung weiter die RH-Aufschläge. Tatsächlich war mir auch schon aufgefallen, dass ich in der letzten Zeit bevorzugt mit der RH eröffnet habe. Im Nachhinein wird mir nun auch der Grund dafür klar.

Meine alten Pendulum Aufschläge waren qualitativ nicht so, dass es einen großen Unterschied gemacht hätte, mit welcher Seite ich angreife, aber jetzt haben die Aufschläge schon ganz ordentlich Qualität (wobei auch nocht ein wenig zu viel Fehlaufschläge dabei sind). Ein Trainingspartner hat so gut wie keinen Aufschlag zurück gebracht. Ein anderer schon und da habe ich gemerkt, dass es einen großen Unterschied macht, ob ich dann mit der VH oder der RH weiterspiele. Es kommt dann eben noch eine Menge Seitspin zurück.

[Oldschmetterhand07]

Also willst du gleich die Rückhand umlaufen beim Pendelum Aufschlag? Bei guten Rückschlägen wird das nicht funktionieren, ob meinst du die Bälle kommen direkt in die Vorhand zurück?

Wenn du nur in eine Richtung deine Aufschläge servierst stellt sich der Gegner drauf ein. Den ersten Ball nach dem Aufschlag ziehe ich z.B. locker nach, wenn geschupft wird. Hält der Gegner nur den Schläger hin oder hat er lange Noppen kann versuche ich den direkten Punkt, ist aber von jeden Gegner abhängig

Dazu kommt wie sehr du den Schläger nach oben ziehst. Kann der Gegner deine Aufschläge lesen?

Also wenn du mir deine Aufschläge mit Seitenschnitt oder Seitenunterschnitt servierst und die halblang oder lang kommen,ziehe ich dir die Aufschläge rein, egal wo du sie plaziert. Und ob ich dann den Ball in die Vorhand oder Rückhand gebe variiere ich ebenso.

Und hört auf mit Ma Long oder Dima. Die überdehnen dermaßen ihre Handgelenke,das ist kein Vergleich.

Dazu kommt noch die Höhe. In den unteren Klassen kommen die Seitenschnittaufschlägen nicht gerade flach über das Netz. Ich schaffe es auch nicht immer.

[derTTT]

@Oldschmetterhand07
Das man nicht nur 2 Aufschläge hat und variabel platziert, das sind doch Banalitäten, um die es hier nicht geht. Das machen auch Dima und Ma Long nicht und doch kann man ganz klar erkennen, mit welchen Aufschlägen sie in ihr bevorzugtes Spiel kommen. Und die Frage war, warum diese Aufschläge ihr bevorzugtes Spiel optimal unterstützen.

Für mich erschließt sich das jetzt und ich sehe, da ich glaube den Sinn begriffen zu haben auch keinen Grund, warum man diese Taktik nicht auch in den unteren Klassen anwenden sollte. Hier ist der Vorteil ja noch größer, da die meisten Gegner gar nicht wissen, wie ihnen geschieht. Sie sind damit beschäftigt, den Ball einigermassen zurückzubringen, den Schnitt zu lesen und sich auf die Platzierungen einzustellen. Warum der Ball mal aus der Rückhandseite mit der VH einschlägt und dann aus der Mitte mit der Rückhand, warum mal ein spinniger Topspin und dann ein Schlag oder ein Druckschupf kommt, wissen sie meist auch nicht. Dass vieles davon genau so gewollt und durch den Aufschlag vorbereitet ist, werden sie nicht durchschauen, solange genug Variabilität im Spiel ist.

Ich werde also versuchen die Theorie, die hier betrachtet wurde, in der Praxis in mein Spiel zu integrieren. Es hat ja jeder einen anderen Ansatz, wie er etwa lernt. Meiner ist, das ich die Dinge verstehe, bevor ich sie versuche umzusetzen.

Daher vielen Dank an alle, die zum Verständnis beigetragen haben!

[M3rlin]

zu deinen Thesen
Ja im groben und ganzen bist du genau auf dem richtigen Weg.
1. Genau richtig.
2. Der Pendulum und Reverse Pendulum Aufschlag wird meist aus der RH Seite gemacht. Weil die meisten Spieler aus der RH Seite mit der VH Aufschläge machen(mit der VH sind einfach mehr Variationen machbar) und um einen VH Topspin als 3tten Ball spielen zu können. Die Positionierung ist hier von der weiten RH bis zur kurzen VH machbar. Grundsätzlich ist aber der Pendulum AS aus der RH in die VH am einfachsten und wird daher am häufigsten verwendet. also auch richtig.
3. wichtiger als die Richtung, ist die Tatsache, das der Ball in die gleiche Richtung wegspringt. und das die Position meist ähnlich ist. Deswegen oft üben um sich an das Absprungverhalten zu gewöhnen. Bei Anti oder LN springt der Ball anders, aber da dann auch immer ähnlich. Im Prinzip liegst du hier auch richtig.
Super, ein qualitativ hochwertiger AS verbessert das Spiel deutlich.(übe später trotzdem jeden AS der dir liegt aus Rh/Mitte/VH in RH/Mitte/VH zu spielen.
Bedenke beim AS Training, das die Bewegung nach dem AS in die Angriffsposition/Erwartungshaltung zum Aufschlag dazugehört und unbedingt beim Aufschlagtraining mittrainiert werden sollte. Dann wird der 1 Ball auf den Return beim Training mit Partner deutlich einfacher.
P.S. auch Spieler über 1800TTR haben große Probleme einen guten halblangen Sidespin AS anzuziehen. Ein Reverse Pendulum in die VH ist fast unmöglich mit der Vh anzuziehen.
Wenn du jetzt noch kurze flache AS mit side/topspin mit ähnlicher/fast gleicher Bewegung/identischem Fake Move hinbekommst ist der Spaß riesengroß. Bedenke aber das dann nicht umlaufen wird, da die Gefahr eines schnellen Returns groß ist.
PPS. @ Oldschmetterhand Was genau verstehst du unter einem halblangen Aufschlag ?

[derTTT]

Klasse @M3rlin, vielen Dank!
Gestern habe ich mich mal wieder selbst gefilmt. Habe extra noch mal auf die Bewegung nach dem Aufschlag in die Grundposition geschaut, weil ich das nur selten übe. Ich war wieder erstaunt, dass ich das eigentlich ganz gut hinbekomme.

Mein großes Problem kommt dann im Anschluss bei den Ballwechseln! Beinarbeit irgendwie ganz komisch und die Probleme kann ich selbst nur teilweise greifen. Von außen konnte mir, von denen, die ich gefragt habe, auch noch keiner wirklich weiterhelfen. Aber es sieht für mich furchtbar schlecht und ineffektiv aus!

An den Fake-Aufschlägen bin ich dran. In meiner Klasse sagen einige, dass sie Schwierigkeiten haben, den Schnitt zu erkennen. Ich selbst bin noch nicht wirklich zufrieden und wenn ich auf Races gegen deutlich bessere Gegner spiele, haben die normalerweise keine Probleme, den Spin zu lesen. Dort kann ich eher mit guten Platzierungen, viel Unterschnitt und langen Aufschlägen punkten.

[M3rlin]

Vielleicht helfen folgende Tipps.
1. Schau beim Treffen des Balles auf deinen Schläger um deinen eigenen Treffpunkt auf deinem Schläger zu erkennen und nicht dorthin wo du den AS hinspielen möchtest.(Machen fast alle am Anfang).
2. Das Ziel um den AS in eine bestimmte Position zu spielen ist auf deiner Tischhälfte und nicht der Punkt an dem der Ball beim Gegner aufkommt (Focus auf den eigenen Schläger und Treffpunkt auf der eigenen Tischhälfte)
3. Übe den Ballwurf, am besten mit einem Blatt Papier A4 als Ziel auf dem Boden(ungefähr da wo dein linker Fuß steht,ca 10 mal hintereinander treffen sollte drin sein, wirfste 1 mal vorbei bei 1 neu anfangen).
4. Die Grundstellung nach dem Aufschlag sollte spätestens dann erreicht sein, wenn dein AS auf die Gegnerische Seite aufspringt. (nicht tapp tapp sondern, 1 Sprung und feddisch). Jetzt erst dorthin schauen wo du deinen AS erwartest.
P.S. Timing:
1. Ball hochwerfen, Gewicht vom linken auf den rechten Fuß.
2. Ball treffen wenn das Gewicht wieder auf dem linken Fuß ist(Focus auf eigenem Schläger).
3. Ball kommt auf der eigenen Tischhälfte auf, (Focus auf eigene Tischhälfte/Netz/Ball)mit dem linken Fuß abdrücken und in Grundposition springen.
4. Ball kommt auf der gegnerischen Hälfte auf, Focus auf Ball/Gegner.
Hört sich nach extrem viel in wenig Zeit an, ist aber recht einfach wenn man es sich angewöhnt hat.