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allgemeines Tischtennis-Forum Dies ist unser Hauptforum. Hier geht es um Tischtennis allgemein und hier gehört alles rein, was nicht in die Fachforen oder sonstigen Foren passt. |
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#11
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In meinem Verein spielt ein Mädchen, deren Hände um 90° versetzt an den Unterarmen stehen. Die spiet zur Zeit Schülerinnen A und steht zusammen mit ihrer Mannschaftskameradin auf Platz 1 der Tabelle. Wir kämen nie auf die Idee, daß sie zum Behindertensport gehört. Die gehört zu uns, und da ist sie gut aufgehoben. Ein "Gutmensch" kam mal mit diesem Vorschlag (Trainer eines Gastvereins) an und sie hat es auch mal versucht, aber es hat ihr überhaupt nicht gefallen. Bei uns ist sie vollständig integriert, und niemand kümmert es, daß ihre Arme etwas anders aussehen.
Einen Menschen, der sich bei den sog. Normalen vollständig integriert bewegt, zum Behindertensport abzuschieben, ist eine der schlimmsten Formen der Diskriminierung, die ich mir vorstellen kann. Gruß, Volkmar |
#12
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Mitleid scheint den meisten behinderten Sportlern tatsächlich ein Graus zu sein. Ich kann das gut verstehen, denn auf die "Almosen" anderer will ich auch nicht angewiesen sein. Einer hier hat sinngemäß geschrieben, Mitleid sei die softe Version von Diskriminierung. Dem stimme ich voll zu.
Davon zu trennen ist m. E. aber Rücksichtnahme. Wenn ich im Alltag einem Behinderten Platz mache oder ihm meinen Sitzplatz in der Bahn anbiete, ist das kein Mitleid, sondern schlicht die normale Rücksichtnahme, die von einem zivilisierten Menschen erwartet werden kann. Für mich gehört aber auch der Sport zum Alltag. Auch in diesem Bereich will ich rücksichtsvoll sein. Ich tue mich richtig schwer damit, die Behinderung eines Gegners zu ignorieren. Wenn der Gegner z. B. nicht laufen kann, dann werde ich nicht versuchen, dass gezielt oder indirekt auszunutzen, indem ich ihm ( was sich nicht vermeiden lässt ) in die Ecken spiele. Genauso würde ich mein Spiel nicht auf "kurz-kurz" aufbauen, wenn der Gegner zu kurze Arme hat, um ans Netz zu kommen. Klar ist aber, dass ich dabei auch oft die Grenze zur Selbstbenachteiligung überschreite. Mir stellt sich also die Frage, wo die Rücksichtnahme aufhört und die Selbstbenachteiligung beginnt. Daran anschliessend erhebt sich natürlich die provokante Frage, ob es nicht Behinderte gibt, die diesen Effekt im Sport bewusst ausnutzen. Mir scheint, Behinderte selbst gehen mit ihren Behinderungen ganz anders um, als wir "Normale" es uns vorstellen. Mir ist bekannt, dass bei den Rollstuhlfahrern sogar gezielt geübt wird, die Behinderung des Gegners auszunutzen. Gerade im Aufschlag-Rückschlag bereich gibt es da Spielzüge, die völlig atypisch erscheinen. So ist es z. B. beliebt, einen langen (Roll)Aufschlag des Gegners mit einem sehr hohen Unterschnittball zu beantworten, der unmittelbar hinter dem Netz aufkommt und sofort zurück zum Rückschläger springt. Ich selber würde mich sowas gegen einen Rollstuhlfahrer nie trauen, weil ich das für absolut respektlos und geradezu für eine Verspottung der Lähmung des Rollstuhlfahrers hielte. Aber im Rollstuhltischtennis wird das sogar trainiert.
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Gazelle 2.0 |
#13
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Ich kann schlecht rennen bzw. laufen und ich habe viele Spiele erlebt, wo die Gegner nur daurauf aus waren, mir lange Schupfbälle in die Ecken zu legen oder es versucht haben.
Aber ist ja ok. Würde ich auch nicht anders machen.
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#14
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Seit etwa 8 Jahren spiele ich mit einem Rollstuhlfahrer in der regulären Herrenmeisterschaft in der Unterliga in Niederösterreich (Einstufung siehe unten). In seiner Behinderungsklasse ist er unter den besten der Welt. Obwohl ich gegen ihn kaum einen Satz verliere, ist er in der Meisterschaft meist sogar leicht besser klassiert. Der 3. Spieler war meist schwächer. Wir waren meist im vorderen Mittelfeld (Platz 3-5 von 10 Teams) plaziert.
Nun zu den Stärken und Schwächen meines Mannschaftskollegen im Rollstuhl: - Kontern, Blocken und Schupfen beherrscht er nahezu fehlerfrei. Vor allem der Block nach schnellen Bällen ist gefährlich. - guter Aufschlag - auf Schupf und Unterschnitt spielt er auf VH und RH auch mal Topspin - Problem hat er bei extremem Winkelspiel, sehr kurzen Bällen und gelegentlich bei hoher Ballonverteidigung, weil seine Reichweite aus dem Sitzen limitiert ist. - Materialspieler stören ihn nicht, die sind im Behinderten-TT weit verbreitet. Früher glaubten viele Gegner, irgendwie Rücksicht nehmen zu müssen und spielten gehemmt gegen ihn und verloren prompt. Inzwischen ist er in der Liga bekannt und es ist kaum noch jemand peinlich, gegen eine Rollstuhlfahrer zu verlieren. Eigentlich das größte Problem sind Hallen, die nur über viele Stufen zu erreichen sind. Gerade Tischtennis ist eine Sportart, in der Behinderte eine Chance haben, weil es möglich ist, eine Schwäche durch andere Stärken zu kompensieren. Ich denke man sollte die Behinderten vollwertig nehmen und gegen sie voll spielen. Der stärkste, behinderte TT-Spieler Österreichs ist übrigends Stani Fraczyk (Ca. 50 Jahre). Er hat als Folge einer Kinderlähmung einen stark verkürzten Fuß und kann nicht richtig laufen. Er ist mehrfacher Staatsmeister und war vor ca. 20 Jahren der international erfolgreichste Österreicher - bei den Nichtbehinderten! Momentan ist er nochimmer ca. Nr.20. Bei den Behinderten ist er ohnehin Serienweltmeister. -------------------- Zum Verständnis die Klasseneinteilung in Österreich: Länderübergreifend: Superliga - je 3 Teams aus Österreich, Tschechien, Slowakei und Ungarn Österreich: Staatsliga A Staatsliga B Niederösterreich: Landesliga Oberliga - 3x Regionalkreise 6x Unterliga 1. Klasse 2. Klasse 3. Klasse - nicht in allen Kreisen 4. Klasse - nicht in allen Kreisen Gespielt wir mit 3er Mannschaften mit Doppel nach dem 3. Einzel (Ausgenommen Staatsligen). Grüße Wolfgang
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Grüße Wolfgang |
#15
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Ich hab vor ein paar Jahren immer einen Spieler mit Rohlstuhl in der Liga gehabt. Wir haben nie ein Doppel verloren außer immer gegen den Rohlstuhlfahrer mit seinem Partner. Sau blöd gegen solch eine Aufstellung zu spielen. Das einzige was mich im Einzel an den Spieler genervt hat, war das er irgendwie immer auf Sonderbehandlung aus war. Er war jedesmal beleidigt wenn ich gegen Ihn gewonne habe. Ich hab aber nie unfair gegen ihn gespielt, irgendwie hohe Bälle oder so. Hab einfach mein Spiel so wie gegen jeden anderen gemacht und halt einfach gewonnen. Der Rollstuhlfahrer war damals in der normalen Herrenliga relativ erfolgreich, aber ich glaub auch oft wegen Hemmungen des Gegners.
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#16
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Zitat:
Bei uns gibt es in der regulären Meisterschaft keine Sonderregelungen für Rollstuhlfahrer. Damit kann ein Rollstuhlfahrer nicht sinnvoll Doppel spielen. mfg Wolfgang
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Grüße Wolfgang |
#17
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Ja bei uns wird das mit der Behindertregelung gespielt. Dann steht der Rollstuhlfahrer nur vorne am Tisch und der andere Spieler zwei Meter dahinter und fischt dann den Ball heraus den der Rollstuhlfahrer durchlässt.
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#18
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Schöne Beispiele für sportliche Leistungen von Menschen mit Behinderungen bisher.
Interessant finde ich vor allem die Schilderung von wng, die zeigt, dass bestimmte Spielsysteme eben aufgrund der Behinderung entstehen, d.h., der Spieler entwickelt in bestimmten Bereichen besondere Fähigkeiten, mit denen er dann u.U. außergewöhnlich erfolgreich sein kann. Mithin ist das also nicht anders als bei Fußgängern, die ja auch ein bestimmtes System verfolgen und in der Folge vom Gegner entsprechende Taktik fordern. Ein weiteres Beispiel fällt mir ein: der beste deutsche Rolli, Thomas Kreidel (hoffe, ich habe den Namen richtig in Erinnerung) spielt/spielte in einer Fußgängermannschaft Regionalliga Mitte (Bericht in einer DTS-Ausgabe in den neunzigern. Dies sicher nicht, um ihm einen Gefallen zu tun, sondern aufgrund der von ihm erzielten Ergebnisse. Im Doppel wurde er auch eingesetzt mit der oben beschriebenen "Tennisregelung". Vielleicht findet sich ja hier jemand der ihn kennt und kann noch ein wenig mehr über dessen Leitstungen und Taktik berichten. Würde mich interessieren. Gruß Tom
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Heide ist kein Rasen |
#19
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Zitat:
Punktspiel angewandt ? Steht das in irgendwelchen Regeln so ? *ungläubigdiestirnrunzel* Diese Regel finde ich ziemlich schwachsinning. Erstens halte ich die beim TT kaum für praktikabel und zweitens, was ist damit, dass die Behinderten normal behandelt werden wollen (wurde ja hier in vielen Beiträgen bestätigt, dass die Behinderten keine Vergünstigungen oder ähnliches wollen). |
#20
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Zitat:
Normalerweise wird die Platte im Doppel in linke und rechte Hälfte aufgeteilt; es wird also nicht abwechselns gespielt, sondern jeweils derjenige, auf dessen Seite der Ball landet, ist dran. Im Einzel gibt es keinerlei Unterschiede, einzig natürlich dass ein Rolli etwa den Ball keine 16 cm über der Platte hochwerfen muß.
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