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Stammtisch Hier könnt Ihr über "Gott und die Welt", Politik, Fernsehen, Bücher, Musik und alles was Euch sonst interessiert diskutieren. Plaudern in lockerer Atmosphäre ;-) |
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Themen-Optionen |
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AW: Das literarische Duett
Also zum Zauberberg, kann ich noch nicht viel erzählen, das wäre nur unausgegoren. Die beiden letzten Bücher waren Dostojewskis Bratja Karamasowy und der Spieler.
Dieser Autor schafft es im "Spieler" wirklich, dass einem schlecht wird. Die Szene in der die Großtante ihr Geld verspielt, und davon hat sie wirklich viel, ist so beeindruckend und auch vom Verlauf der Geschichte so zwingend, dass mir wirklich blümerant wurde, als sich die Anzeichen verdichteten, dass die Dame wirklich so handeln würde. Ansonsten ist es ein großartiges Beispiel dafür, was im Kopf eines Spielsüchtigen vorgeht und wie er alles verliert, sogar seinw Fähigkeit über alles zu lieben. Die Brüder Karamasov snd unbeschreiblich. Allein der "Großinquisitor" ist ein eigenes Forum wert. Dieses Buch muss man gelesen haben. |
#12
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Russische Literatur zwischen Romantik, Realismus und Moderne
Ach ja, der gute alte Fjodor Dostojewski hat sich ja recht häufig um eine umfassende psychologische Durchdringung seiner Charaktere bemüht. Neben den Protagonisten in ´die Brüder Karamasov´ ist ihm dies in meinen Augen vor allem in ´Schuld und Sühne´ und bei Fürst Myschkin (der Hauptfigur in ´Der Idiot`) am besten gelungen.
´Schuld u. Sühne´ ist zudem von all seinen grossen epischen Romanen der eingängigste und durch seine Handlung und Nähe zum Kriminalroman (was in diesem Fall keineswegs abwertend zu verstehen ist) auch derjenige mit den grössten Spannungselementen. Zum Einstieg in das Werk Dostojewskis ebenso zu empfehlen: die 'kleineren' Romane ´Der Doppelgänger´, ´Der Spieler´ (s.o) und ein Auszug aus den Brüdern Karamasov: die von Max bereits angesprochene ´Legende vom Großinquisitor´gibt's als Reclam-Heft Nr. 6256 in der Übersetzung von Hermann Röhl. Um noch ein wenig bei den Russen zu bleiben: Als wichtiger Vorläufer von Dostojewski, Tolstoi (`Krieg u. Frieden`, `Die Macht der Finsternis`) , Gogol (`Die toten Seelen`), Turgenjew (`Väter u. Söhne`) und anderen bedeutenden russischen Autoren des Realismus u. der Moderne gilt Michail Lermontows `Ein Held unserer Zeit`. Hier wird der tragische Held Petschorin in fünf inhaltlich zusammenhängenden Novellen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet; nach und nach erschliesst sich so dem Leser erst sein ganzes (komplexes) Wesen. - Ein Kunstgriff, wie ihn im Film knapp 100 Jahre später auch Orson Welles bei seinem Debut ´Citizen Kane`angewandt hat. Lermontow - zusammen mit Alexander Puschkin der bedeutendste russische Dichter der Romantik - starb übrigens bereits im Alter von 26 Jahren in einem Duell (auch hier die Parallelen zu Puschkins Tod), wie er es im Laufe seines Lebens mehrfach ausgetragen hatte ; in diesem letzten schoss er angeblich absichtlich in die Luft.... `Müdigkeit der Seele`, Lebensüberdruss und Todessehnsucht tauchen neben gesellschaftskritischen Zügen auch in seiner bedeutenden Lyrik auf (`Der Dämon`, `Smert poeta´ (der Tod des Dichters)). Ein weiterer grosser russischer Roman aus dem 19. Jahrhundert: Michail Saltykov: `Die Herren Golowlew` aus dem Jahre 1880. Als Familienchronik angelegt, wird hier der moralische, sittliche, geistige und physische Verfall innerhalb dreier Generationen einer kleinadeligen Gutsbesitzerfamilie bereits wesentlich zwingender und schonungloser auf hohem formalen Niveau dargestellt, als dies beispielsweise Jahre später Thomas Mann mit seinem ´Buddenbrooks´ gelungen ist. Ein Auszug dazu aus Kindlers Literaturlexikon: " Der erste und einzige Roman des russischen Satirikers Saltikow gilt als eines der markantesten Werke des russischen kritischen Realismus. In ihm wird erstmals die Geschichte der Leibeigenschaft und des Untergangs des russischen Landadels in ihren ökonomischen, gesellschaftlichen und geistigen Zusammenhängen gesehen, analysiert und ohne idyllische Beschönigung bis ins Detail künstlerisch plastisch dargestellt. Der renommierte russische Kritiker D. Mirskij nennt den Roman, der Tolstois u. Turgenjews zweitgenössische Darstellungen teilweise entscheidend korrigiert, das ´düsterste Buch in der russischen Literatur, und dies umso mehr, als diese düstere Wirkung auf die einfachste Weise ohne theatralische oder aufsehenerregende Mittel erreicht wird...`.
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´ Alle Wege münden in schwarze Verwesung.... .. (Georg Trakl) Geändert von Rieslingrübe (18.09.2006 um 16:11 Uhr) |
#13
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AW: Das literarische Duett
@ Rieslingrübe
So wie ich Dich einschätze, sind im 2. Post 10 Fehler eingebaut |
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AW: Das literarische Duett
Zitat:
Du verwechselst diesen Ort hier nicht zufällig mit dem Igelschen Rechtschreibthread ? - Aus solcherlei Diskussionen halte ich mich weitgehend raus; obwohl ich der Rechtschreibreform in Deutschland auch einige positive Seiten abgewinnen kann, so behalte ich mir persönlich seit jeher kleine Abweichungen und Stileigenwilligkeiten vor. Im Übrigen beurteile ich einen User hier bei TT-News neben Inhalt u. Informationsgehalt seiner Postings nach Ausdruck- u. Schreibstil: Vielfalt u. Lebendigkeit der Sprache, Bandbreite der verwendeten Synonyme etc. .... - das schnöde Rumhacken auf Grammatik- u. Rechtschreibfehlern etc. überlasse ich meist anderen....
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´ Alle Wege münden in schwarze Verwesung.... .. (Georg Trakl) |
#15
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AW: Das literarische Duett
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Ich wollte doch nur ein kleines Spässle machen. Dein Post stand doch 2x drin. Die Inhalte Deiner Posts sind klasse Ich lese übrigens zur Zeit Schätzings "Der Schwarm". Ein Klasse-Buch mit Tiefgang . Science Fiction. |
#16
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AW: Das literarische Duett
@ Rieslingrübe,
dein Engagement, den Laien unter uns Leben und Werk großer russischer Dichter und Denker näher zu bringen, in allen Ehren- wie sieht allerdings dein pers. "literarisches Duett" aus? Was liest du z.Zt.? Was möchtest du empfehlen? In meiner "Vormerkliste" befinden sich inzwischen: Hawkins "das Universum..." und Dostojewskis "Spieler" Gruß Gummikatze, auch Reiseliteratur- und Krimifan, vielleicht gibt`s ja auch mal dafür `n Tip!
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AW: Das literarische Duett
mein letztes Buch .... Marcel Reich-Ranicki : Mein Leben
Da ich Marcel Reich-Ranicki ausgesprochen unsympatisch fand, allein schon wegen seiner bekannten Fernsehauftritte im Literarischen Quartett. Doch um so neugieriger war ich darauf, was und wie er selbst schreiben würde, der der andere Autoren gnadenlos kritisiert und fast schon beleidigt. Nach seiner Autobiographie bin ich durchaus milder gestimmt. Eine Erkenntnis, die er selbst als bedeutend bezeichnet, ist die, dass Literatur unterhalten sollte. Er hält sich daran; aber nicht nur als Kritiker, sondern auch als Autor. Dieses Buch ist Unterhaltung auf hohem sprachlichen Niveau. Alles in allem halte ich die Lektüre für einen wirklichen Gewinn und kann dieses Buch deshalb nur empfehlen. |
#18
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AW: Das literarische Duett
Bei den Krimis gibt's natürlich ein paar empfehlenswerte Klassiker; ebenso wie einige Autoren von Weltrang neben ihren bedeutenderen Werken auch in diesem Unterhaltungsgenre einige bemerkenswerte Leistungen hervorgebracht haben. In erster Linie fällt mir da der Engländer Graham Greene ein:
`Orientexpress`, `Zentrum der Angst`, `Der dritte Mann`, `Die Narbenhand`, ´Das Attentat`. Lesen sich alle recht flott, spannend, voller Überraschungen und auf hohem formalen Niveau. Gleichzeitig dienen sie zum perfekten Einstieg in Greenes grosse Romane `Am Abgrund des Lebens´, `Die Kraft und die Herrlichkeit` u. `Das Herz aller Dinge`, die zweifellos zu den bedeutendsten schriftstellerischen Leistungen des 20. Jahrhunderts zählen. - Keiner wurde so oft für den Nobelpreis nominiert wie Greene, ohne ihn jemals bekommen zu haben. In den Augen vieler renommierter Kritiker eines der tragischten Kapitel der Literaturgeschichte. Diese Ungerechtigkeit widerfuhr dem Amerikaner William Faulkner, der den Preis wenigstens in späten Jahren erhielt, nicht: auch Faulkner hatte neben ambitionierten Epen ( `Schall und Wahn`, `Absalom, Absalom`, `Licht im August`, `Als ich im Sterben lag`, ´Requiem für eine Nonne´) mindestens zwei Romane geschrieben, die man der Gattung der Kriminalliteratur zurechnen kann: ´Die Freistatt´ und `Griff in den Staub` . Ebenfalls empfehlenswert natürlich bekannte Namen wie Dashiell Hammet (´Der Malteser Falke´) und Raymond Chandler ( `Tote schlafen fest`) - beide Romane dienten als Vorlage der Film Noir Meilensteine von John Huston und Howard Hawks, jeweils mit Kult-Darsteller Humphrey Bogart in der Hauptrolle des Privatdedektivs und Schnüfflers... Neben den einschlägigen Werken Patricia Highsmiths noch ein Geheimtipp: Leonard Gardners `Fat City`. Der Roman spielt im Boxermilieu einer schmuddeligen kalifornischen Provinzstadt und schildert den verweifelten Überlebenskampf auch ausserhalb des Rings zwischen heruntergekommenen Bars, Busbahnhof, billigen Absteigen und Main Street...; Lebensgier, Korruption, Schicksalsschläge......eben der Stoff aus dem die (Alp-)Träume sind...(auch von John Huston verfilmt...) .
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´ Alle Wege münden in schwarze Verwesung.... .. (Georg Trakl) Geändert von Rieslingrübe (18.09.2006 um 13:16 Uhr) |
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AW: Das literarische Duett
Zitat:
Ansonsten merke ich schon, du willst dich nicht in das thread- Korsett "duales System" pressen lassen! Oder liegt womöglich auf deinem Nachttisch irgend ein unpostbares Stück "Unkultur", von dessen Offenbarung du größeren Schaden für dein Ansehen bei den, in diesem Forum beheimateten Teilzeitintellektuellen (ich zähle mich, vielleicht zu unrecht, dazu) befüchtest? Gruss, Gummikatze, mit dem Hinweis, daß Bekenntnisse zu einer Vorliebe zur Trivialliteratur hier nicht angeprangert oder verächtlich gemacht werden.
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#20
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AW: Das literarische Duett
Ich finde diese Dinge, die Rieslingrübe da schreibt, irgendwie nicht passend für diesen Thread.
Vielleicht ein wenig zu lang die Beiträge. Oder sucht er womöglich bei amazon.de sich irgendwelche Rezessionen be -bwz. unbekannter Autoren heraus, um hier ein wenig zu prahlen. Man weiß es nicht. Gruß abnicker Geändert von abnicker (18.09.2006 um 15:02 Uhr) |
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