Dauerbrenner: Falsche Aufschläge - verdeckt, aus der Hand usw. ...

[Schmidt]

Zitat von Fischbrötchen

Aber zurück zum Amateurbereich:

Heißt im Klartext: Ich als SR sehe zwar, dass diese Aufschläge den Regeln nicht entsprechen, aber ich verschließe davor meine Augen. Ich sehe und sage gar nichts. Erinnert mich stark an die drei berühmten Affen...

Und sowas sagte wohlgemerkt nicht irgendwer: langjähriger Bundesschiedsrichter und oberster SR-Funktionär im Landesverband!

Ich halte die Äußerung für klug und erfahren. Jeder Spieler sollte einen
richtigen Aufschlag erkennen, und auch reklamieren. Wenn nicht - wird
weiter gespielt. Boll hat ja auch weiter gespielt. Es hat ihm nichts
Ausgemacht.

[Fischbrötchen]

Du bist also allen Ernstes der Meinung, dass man als Spieler die Pflicht hat, den Schiedsrichter darüber zu informieren, dass da soeben ein Regelverstoß begangen wurde.

Was ist denn deiner Meinung nach, die Aufgabe des Schiedsrichters? Für alle Spieler ein offenes Ohr haben und nach Regelverstoßinformierung durch den Spieler im Regelwerk nachsehen, welche logische Konsequenz daraus folgt?

Gibt es sowas eigentlich auch in anderen Sportarten, Fußball zum Beispiel?
Läuft doch aktuell gerade noch in der Bundesliga - pfeift da der Schiedsrichter auch erst, wenn sich die Spieler benachteiligt fühlen und dies dem Schiedsrichter mitteilen? Ganz sicher nicht!

Selten so ein Blödsinn gelesen, aber sehr typisch für Tischtennisspieler und natürlich auch Clowns.

[Mr.lani]

Da sieht man es wirklich.
Im Thread ging es um Absicht. Diese ist auch hier klar und deutlich.
Wir hatten das Thema letzte Woche auch im Verein. Es wird immer ein Balanceakt zwischen Schiedsrichter ( vor allem aus der eigenen Mannschaft) und Spieler bleiben. Mindestens die Hälfte, wenn nicht mehr, ist falsch. Ich mag mich da nicht ausnehmen, da ich den Blickwinkel des Annehmers nicht habe.
Würden die Regeln einfacher und verständlicher, so dass es keine Ausflüchte gibt, könnte man auch Regelverstöße schneller ahnden, es wäre auch für " Freunde " einfacher.
Und den Videobeweis haben die SR nicht, auch in den hohen Ligen.

[Fischbrötchen]

Warum eigentlich ein Balanceakt?
Genau in dieser Denkweise liegt doch auch das Problem im Amateurbereich - und teilweise auch im Profibereich.
Warum muss ich als Schiedsrichter auf die Befindlichkeiten der Spieler Rücksicht nehmen? Warum kann ich nicht einfach klar nach den Regeln entscheiden? So viel Ermessensspielraum ist da doch meist auch gar nicht.
Ein falscher Aufschlag ist und bleibt ein falscher Aufschlag und was das Regelwerk dazu sagt, ist schwarz auf weiß niedergeschrieben. Das kann auch jeder nachlesen, wer mag.

Leider zeigen sehr viele Spieler im Tischtennis dem Regelwerk, dem Schiedsrichter bzw. dem Schiedsrichteramt gegenüber mangelhaften Respekt. In welcher anderen Sportart bitte, ist denn der Respekt gegenüber dem SR ähnlich gering wie im Tischtennis?

Liegt das daran, dass die Spiele zumeist "nur" von Mannschaftskameraden "gezählt" werden, also von keinen ausgebildeten und offiziell angesetzten Schiedsrichtern?
Im Fußball z.B. ist das eindeutig besser, aber da gibt es halt auch immer ausgebildete SR, selbst auf unterster Kreisebene.
Zu erleben wieviel Respekt und Ansehen ein SR auch genießen kann, wenn man denn darauf von Anfang an Wert legt (von Verbandsseite aus mit entsprechendem Regelwerk) konnte man beispielhaft bei der Rugby-WM erleben, das war wirklich mal diesbezüglich eine Wohltat.

Und dann wird der SR auch nicht als "regelgeiler Wichtigtuer" empfunden, sondern als jemand, der aktiv mithilft das Spiel zu leiten - das ist dann mehr ein Miteinander als ein Gegeneinander; und das sollte doch das Ziel sein.

[schnittfix]

Ich habe neulich beim Zählen zum ersten Mal bemerkt, dass unsere Nummer 1 den Ball beim Aufschlag von der Platte weg wirft, um mehr US generieren zu können.

Wenn ich als Gegenspieler gegen ihn an der Platte stehe, dann sehe ich diese Ballbewegung nicht. Da ist die Distanz zum Ball zu groß, der Durchmesser des Balls zu klein und die geworfene Strecke des Balls – in Relation zur Gesamtdistanz zu mir – zu klein, als das ich das aus 3 Metern Entfernung erkennen würde.

Was vermag ein Schiedsrichter zu erkennen, der seitlich sitzt und dessen Sicht A) nicht den gleichen Blickwinkel hat wie ein Spieler und B) dessen Sicht vom Rücken des Aufschlägers verdeckt wird?

Irgendwer mit etwas räumlichen Verständnis hier anwesend?

[Schmidt]

Zitat von Fischbrötchen

Du bist also allen Ernstes der Meinung, dass man als Spieler die Pflicht hat, den Schiedsrichter darüber zu informieren, dass da soeben ein Regelverstoß begangen wurde.

Sie haben nicht die Pflicht - aber die Wahlfreiheit. Und Boll war auch dieser Meinung.

[Fischbrötchen]

Zitat von schnittfix

Was vermag ein Schiedsrichter zu erkennen, der seitlich sitzt und dessen Sicht A) nicht den gleichen Blickwinkel hat wie ein Spieler und B) dessen Sicht vom Rücken des Aufschlägers verdeckt wird?

Sicher, das ist Teil des Problems, aber wenn wie im Spiel von Timo Boll die Aufschlagausführung mitunter krass regelwidrig ist, und gleichzeitig dort zwei sehr gut ausgebildete Schiedsrichter am Tisch sitzen, erwarte ich schon, dass man das sieht und handelt.

[schnittfix]

Bolls Aufschläge waren doch in Ordnung im Gegensatz zu Treglers. Und wie schon erwähnt, da kann man ausgebildet sein, wie man will ... der Standpunkt entscheidet über die Bewertung einer Situation.

Ein paar Seiten zurück konnte man das im Spiel Baum/Aruna ja auch deutlich verfolgen, dass Baums Aufschläge auf der einen Tischseite nie beanstandet wurden, auf der anderen jedoch mehrmals.

Was also sieht ein gut ausgebildeter Schiri wirklich?

Wenn man sich ernsthaft auf das Regelwerk stützen möchte muss man auch dafür sorgen, dass es von keinem Standpunkt aus Interpretationsspielräume geben kann. Dafür wären zusäztliche "Aufschlagsrichter" und/oder ein Videobeweis von Nöten.

Wo kein Richter, auch kein Henker.

[Snape]

Zitat von schnittfix

Was also sieht ein gut ausgebildeter Schiri wirklich?

Was ein Schiedsrichter wahrnimmt, hängt von der individuellen Ausbildung, Erfahrung und Wahrnehmung ab und ist deshalb unterschiedlich.

Zitat von schnittfix

Wenn man sich ernsthaft auf das Regelwerk stützen möchte muss man auch dafür sorgen, dass es von keinem Standpunkt aus Interpretationsspielräume geben kann. Dafür wären zusäztliche "Aufschlagsrichter" und/oder ein Videobeweis von Nöten.

Das bezahlt doch niemand, weil die Schiedsrichterkosten bereits unfassbar hoch sind.

[schnittfix]

Dann dürfen die hübschen Mädchen aber auch nicht weinen