Politik - der Thread für politisch Interessierte (bis Dezember 2021)

[nevada]

Der Großteil der Bevölkerung hat ein Telefon und kann Briefe und e-mails schreiben, ein bis zwei mal im Jahr seine "Wurzeln" besuchen oder sich besuchen lassen. Man muss nicht jeden Samstag in seinem Heimatort aufschlagen, um seine Wurzeln zu pflegen, wenn man denn will. Aber viele sind einfach zu träge und beschweren sich dann über Entfremdung und Einsamkeit.

[User 17544]

Zitat von jimih1981

Klar man hat es immer in der eigenen Hand. Wer in der Schule zu faul war hat es halt schwerer.

Kannst du nicht endlich mal irgendwas mit Substanz von dir geben

...oder warst du in der Schule zu faul, sodass es dir einfach nicht gelingen mag

[Warmbronner]

Zitat von Jaskula

Die "Mit Freunden grillen"-App gibt es bedauerlicherweise immer noch nicht.
Und Oma kann sich die Zuneigung ihrer Enkel auch noch nicht runterladen.

Klar kann man heute in drei Tagen ganz Europa sehen und innerhalb von Stunden Kontinente hinter sich lassen, was das aber mit den Menschen macht sieht man auch. Manche kennen Angehörige von Bergvölkern Südamerikas besser als ihre eigenen. Die Probleme afrikanischer Stämme sind wichtiger als die des Nachbarn, dessen Namen man gar nicht mehr kennt. Vor lauter wichtigen Geschäftsterminen entgeht so manchem alles, was im Umfeld auseinanderbricht.
Jeder ist mit sich beschäftigt oder mit der großen weiten Welt. Das tägliche menschliche Miteinander, das die Grundlage einer Gesellschaft bildet, geht hingegen verloren. Am meisten spüren das die Vereine.
Verpflichtungen - nein!
Engagement - kleine Zeit!

Deshalb landen alle im Fitness-Studio. Kommen und Gehen wann man will, keine Termine - Sport als Dienstleistung. Passend zur Dienstleistungs-Gesellschaft. Wohin führt das ? Was ist der nächste Schritt ?


Bleibt die Frage - ist das positiv ?
Leben wir irgendwann alle als Nomaden, die den wenigen verbliebenen Arbeitsplätzen konkurrierend hinterherziehen ?
Werden die ländlichen Gegenden dann, wenn alle weggezogen sind wenigstens wieder aufgeforstet ?
Wann werden die Metropolen auch in Deutschland von Slums oder Favelas umgeben sein ?

Der beste Beitrag den ich hier seit langer Zeit als interessierter Beobachter des TT-News-Stammtisch gelesen habe!

[jimih1981]

Ich hab darauf hingewiesen das wenn man zufaul war auch selber schuld ist, aber das auch was mit der Ermöglichung einer entsprechenden Lernsituation zutun hat wo das Lernen auch Spaß macht, oder?

Allgemein ist heutzutage Flexibilität gefragt, man arbeitet nicht mehr 40 Jahre in einer Firma und der Traubjob ist vielleicht nicht gerade in dem Dorf wo man wohnt und die Traumwohnung zu nem vernünftigen Preis bekommt man vielleicht nicht in München sondern woanders, aber vielleicht bekommt man ja da nen Job mit dem man sich die Wohnung auch in München leisten kann oder man pendelt so wie es viele machen.

Die Netzwerke großer FIrmen werden i.d.R. nicht mehr von ihnen selbst sondern von Subunternehmen betreut und die bleiben auch nicht immer die gleichen. Das ist heutzutage alles sehr schnelllebig. Das die meisten Mitarbeiter in großen Firmen Externe sind ist aber nicht nur deren Schuld sondern hängt auch mit der gesetzlichen Lage zusammen, aus der das teilweise resultiert.

[Abwehrtitan]

Zitat von Jaskula

Die "Mit Freunden grillen"-App gibt es bedauerlicherweise immer noch nicht.
Und Oma kann sich die Zuneigung ihrer Enkel auch noch nicht runterladen.

Klar kann man heute in drei Tagen ganz Europa sehen und innerhalb von Stunden Kontinente hinter sich lassen, was das aber mit den Menschen macht sieht man auch. Manche kennen Angehörige von Bergvölkern Südamerikas besser als ihre eigenen. Die Probleme afrikanischer Stämme sind wichtiger als die des Nachbarn, dessen Namen man gar nicht mehr kennt. Vor lauter wichtigen Geschäftsterminen entgeht so manchem alles, was im Umfeld auseinanderbricht.
Jeder ist mit sich beschäftigt oder mit der großen weiten Welt. Das tägliche menschliche Miteinander, das die Grundlage einer Gesellschaft bildet, geht hingegen verloren. Am meisten spüren das die Vereine.
Verpflichtungen - nein!
Engagement - kleine Zeit!

Deshalb landen alle im Fitness-Studio. Kommen und Gehen wann man will, keine Termine - Sport als Dienstleistung. Passend zur Dienstleistungs-Gesellschaft. Wohin führt das ? Was ist der nächste Schritt ?


Bleibt die Frage - ist das positiv ?
Leben wir irgendwann alle als Nomaden, die den wenigen verbliebenen Arbeitsplätzen konkurrierend hinterherziehen ?
Werden die ländlichen Gegenden dann, wenn alle weggezogen sind wenigstens wieder aufgeforstet ?
Wann werden die Metropolen auch in Deutschland von Slums oder Favelas umgeben sein ?

Fullquote !!!

Danke Jaski ... zum 100 mal, meine Worte mit Deinen, ich will ein Kind von Dir

[Stefan W.]

Zitat von jimih1981

Klar man hat es immer in der eigenen Hand...

Heißt für mich im Kehrschluss, dass Fächer wie Mathe, Deutsch, Erdkunde usw. völlig egal sind, Hauptsache die Industrie bekommt "Fachidioten"!?

Versteh ich dich da richtig? Wenn ja, absolutes No Go!

[mithardemb]

Zitat von Jaskula

Die "Mit Freunden grillen"-App gibt es bedauerlicherweise immer noch nicht.
Und Oma kann sich die Zuneigung ihrer Enkel auch noch nicht runterladen.

Das stimmt, aber gibt ja Verkehrsmittel die es einem ermöglichen größere Entfernungen in kurzer Zeit zurückzulegen. Wie häufig hat wohl ein Student vor 100 Jahren seine Freunde/Freundin/Familie etc gesehen wenn er sich in eine andere Stadt zum Studium begeben hat. Heute schaffen das viele jedes Wochenende.

Zitat von Jaskula

Vor lauter wichtigen Geschäftsterminen entgeht so manchem alles, was im Umfeld auseinanderbricht.

Ich weiß,heute sind wir alle zeitlich so sehr belastet, dass wir für gar nichts mehr Zeit haben ....

Hier findet sich mal eine Übersicht über die Entwicklung der Wochenareitszeit von 1825 bis 1995: http://de.wikipedia.org/wiki/Wochenarbeitszeit

Ich frage mich was der Arbeiter im Jahr 1825 bei einer Arbeitszeit von 82 Stunden pro Woche wohl so als soziales Umfeld hatte.

Zitat von Jaskula

Am meisten spüren das die Vereine.
Verpflichtungen - nein!
Engagement - kleine Zeit!

Die Gründe hierfür liegen sicher auch an flexibleren Arbeitszeiten, aber natürlich ebenso an einem ausgeweiteten Freizeitverhalten und an immer mehr Alternativen.

Zitat von Jaskula

Deshalb landen alle im Fitness-Studio. Kommen und Gehen wann man will, keine Termine - Sport als Dienstleistung. Passend zur Dienstleistungs-Gesellschaft. Wohin führt das ? Was ist der nächste Schritt ?

Es führt dazu, dass Sport wie vieles andere auch konsumiert wird. Die Gründe dafür sind jetzt weniger in den flexibelen Arbeitszeiten zu sehen, sondern in einem gewissen Wohlstand und der Unmenge an Freizeitmöglichkeiten.

Zitat von Jaskula

Bleibt die Frage - ist das positiv ?
Leben wir irgendwann alle als Nomaden, die den wenigen verbliebenen Arbeitsplätzen konkurrierend hinterherziehen ?
Werden die ländlichen Gegenden dann, wenn alle weggezogen sind wenigstens wieder aufgeforstet ?
Wann werden die Metropolen auch in Deutschland von Slums oder Favelas umgeben sein ?

Dieses Postapokalypische (Arbeits-)weltbild hat wenig mit der momentanen Jobsituation in Deutschland zu tun. In vielen Berufen suchen wir im Moment händeringend nach Nachwuchs und der Grund weshalb die Sozialsysteme im Moment über reichhaltige Mittel verfügen liegt darin, dass es eben sehr viele Arbeitsplätze gibt die auch finanziell gut honoriert werden.

Der Landflucht stellt aber sicher langfristig ein Problem dar. Aber das ist ja nicht nur in Deutschland sondern in fast allen Ländern zu beobachten.

[Rückhandblock]

Zitat von Brett13

@nevada: Es mag auf dich und zum Glück vielleicht auch auf den größten Teil der werten Leserschaft hier zutreffen, dass man noch Vieles selbst in der Hand hat.

Ein Großteil der Bevölkerung genießt dies Glück leider nicht.

@Jaski:

Glück? Das hört sich für mich hier alles zu viel nach Hokus-Pokus an, manche haben Pech, manche haben Glück und keiner kann selbst die Sachen entscheiden so wie er sie haben möchte... Mir ist natürlich klar, dass einige Sachen auf jeden Fall Glück sind aber das Verhältnis hört sich mir etwas komisch an...

@Jaskula: Denkst du nicht man kann beides auf die Reihe bekommen? Kenne zumindest genug gerade auch jüngere Leute (mich eingeschlossen), die dies möchten und auch schaffen. Komischerweise ist gerade vom Engagement der Älteren, in den Vereinen wo ich das bisher als Trainer mitbekommen habe, nicht viel zu sehen...

[Wiesinger]

Zitat von Abwehrtitan

Danke Jaski ... zum 100 mal, meine Worte mit Deinen, ich will ein Kind von Dir

Mir wird schlecht.

[mithardemb]

Zitat von Stefan W.

Heißt für mich im Kehrschluss, dass Fächer wie Mathe, Deutsch, Erdkunde usw. völlig egal sind, Hauptsache die Industrie bekommt "Fachidioten"!?

Versteh ich dich da richtig? Wenn ja, absolutes No Go!

Keine Frage. Es ist sicher nicht die Aufgabe der Schule die Berufsausbildung zu ersetzen. Wenn ich mir allerdings mal so die diversen Lehrpläne ansehe, in die ich im Lauf der Jahre Einsicht gewonnen habe, dann kommen mir doch Zweifel, ob die Schule ihrem eigentlichen Zweck gerecht wird.

Mathe geht für 90% der Abiturienten wohl weit über den Bedarf hinaus. Da wäre es sinnvoll einen großen Teil an die technischen und naturwissenschaftlichen Studiengänge auszulagern.

Deutsch besteht zu einem doch sehr großen Teil in der Auseinandersetzung mit Literatur der verschiedenen Epochen. Dagegen sind erschreckend viele Schüler nicht in der Lage einen längeren Text (sagen wir mal mehr als 20 Seiten) vernünftig zu gliedern. Sie haben das eben in der Schule nicht praktiziert.

Fremdsprachen setzen sich sehr viel mit der Grammatik und sehr wenig mit dem Sprechen dieser Sprachen auseinander. Das führt dazu, dass viele die Sätze in Gedanken auf Deutsch formulieren und dann übersetzten. Das klappt ganz gut für ein paar Sätze, aber eben nicht für ein Gespräch.

Die Wissensvermittlung geschieht sehr stark mit Blick auf die Prüfbarkeit - man will ja später Arbeiten schreiben - eigentständiges Problemlösen kommt zu kurz. Das hat sich aber zugegebenerweise ein wenig verbessert in den letzten Jahren.