Entschuldigung bei Netz- und Kantenbällen gebräuchliche Praxis / Regel die man abschaffen kann?

[kein-Blech-reden]

Zitat von maninblack

...
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr - trifft leider auf Einige zu.

Sorry für das leichte Abschweifen. Aber bei konkret diesem Spruch musste ich an ein Lied denken, auf welches ich hiermit hinweisen möchte.

[Zigeuner]

Zitat von tb177

Ich gehöre zu der Kategorie Spieler, der sich teilweise richtig ärgert, wenn er zu viele faule Bälle in einem Satz hat, besonders wenn es knapp ist. Das ist einfach Dusel und mehr nicht.

Das Gejammer vom Gegner nervt dann halt . Ich entschuldige mich auch immer brav, hinterher kann er für seinen inneren Frieden sein Pech verantwortlich machen, so Ticken nicht wenige beim TT.

[Firedisc]

Generell gehört diese Art von "Pech" oder "Glück" halt zu unserem Spiel dazu und muss auch in die eigene mentale Stärke integriert werden.


Ich persönlich halte es so:
1) bei Punktgewinn aufgrund eines "Nassen" insbesondere bei niemals zu erreichenden Kantenbällen eine kurze Entschuldigung per Handzeichen. Das gehört einfach zu unserem Sport dazu.

2) Ich erwarte von meinem Gegner gar nix. Wenn er das nicht so macht, dann liegt es an mir, dass ich mich darüber nicht ärger und mental stark bleibe. Ergo interessiert es mich auch nicht. Umso mehr ärgert es sogar den Gegner, wenn es seine Masche sein sollte und den Gegner das kalt lässt. Ich bin hoffentlich viel zu fokussiert um mich über sowas aufzuregen.

2a) Ich ärgere mich innerlich halt nur, wenn ein Spiel fast unmöglich zu gewinnen ist, weil Gegner 6-7 "Nasse" pro Satz macht. Aber auch mein Problem


3) Zuschauer - Juckt mich am aller wenigsten, ob die bei "Nassen" klatschen. Ob es für den Zuschauer nicht zu sehende dünne Netzbälle waren oder heftige Kantentreffer, völligst egal.


Zusammenfassung: Mir egal was der Gegner oder Zuschauer machen, ich entscheide nur was ich mache und das ist höflich kurz Sorry per Handzeichen und fertig. Ob das jetzt ehrlich ist oder nicht sei mal dahin gestellt.

[spintakki]

Zitat von kein-Blech-reden

Sorry für das leichte Abschweifen. Aber bei konkret diesem Spruch musste ich an ein Lied denken, auf welches ich hiermit hinweisen möchte.

Danke für das Lied!!!!


Kinder sind von sich aus ja sehr offen und entwickeln in einer Gruppe ihre eigenen Regeln.
Von daher wäre es interessant in einer TT - Anfängergruppe mal keine "Verhaltensregeln" zum Entschuldigen vorzugeben, sondern Spielzüge mit "Glücksmomenten" wie Netzbällen
zusammen mit den Kindern
zu reflektieren und die Kinder selbst entscheiden zu lassen, wie sie damit umgehen möchten.
Vllt entstünde daraus eine ganz andere, ehrlichere Umgehensweise mit Netzbällen & Co.

[Fastest115]

jep da kann alles mögliche passieren. Vieleicht einigen die sich drauf jeden Ball der Netz oder Kante ist wie einen Netzaufschlag zu wiederholen. Oder sie diskutieren dann und sagen Netz oder Kante ist wie im Netz oder vorbei. Oder sie führen dann Diskussionen ob der Kante war und wiederholt werden muss oder doch ganz normal auf dem Tisch.
Oder es kommen dann böse Sprüche um den anderen zu ärgern.

Im schlimmsten Fall hauen die dem anderen eine rein, weil der so ein Glück hat immer.

Interessanter Versuch . Sollte man mal machen. Könnte man für viele andere Regeln oder Etiketten auch gleich machen.

Bin mal gespannt was da für Extreme Reaktionen bei raus kommen und wie man die Kinder dann später wieder einfangen will.

Ich hab mal Tischtennis /Sport AG in einer OGS Grundschule für ein paar Monate geleitet in einem "sozialen Brennpunkt" Man glaubt garnicht was dabei raus kommt wenn man wenig regeln vorgibt oder die vorgegebenen nicht konsequent durchsetzt.

[Chris21272]

Spintakki schrieb ja *zusammen mit den Kindern reflektieren" also war da auch kein Ausufern ohne Regeln gemeint denke ich. Das wäre bestimmt interessant anzusehen, aber ich bin mir sicher, dass auch dabei verschiedene Ansichten rauskommen würden. Auch junge Menschen sind schon durch unterschiedliche Erziehung (wertfrei gemeint ) und unterschiedliche Erfahrungen geprägt. Außerdem haben wir alle verschiedene Persönlichkeiten. Ein Timo Boll zeigt einen Schirifehler an, obwohl er damit das Spiel verliert, weil sich ein Sieg sonst einfach nicht richtig anfühlen würde! In seinem Buch berichtet er:

Als ich angefangen habe, gegen die Chinesen zu spielen, hat man sich nicht angekuckt, nie die Hand gegeben. Im Spiel waren sie teilweise wirklich unfair. Haben sich bei Netzbällen angefeuert, Kantenbälle nicht zugegeben, strittige Situationen nicht zugegeben. Ich habe immer versucht, trotzdem fair zu bleiben, meinen Weg zu gehen und ein bisschen auch als Vorbild zu agieren. Und im Laufe der Jahre hat sich das total geändert.

Vielleicht ändert es sich in 20 Jahren wieder, vielleicht bleibt es so, vielleicht wird es auch individueller: Einer sagt was, der andere nicht.

Mein Fazit hierzu: Ich hatte immer ein bisschen damit zu kämpfen, dass das Entschuldigen als heuchlerisch hingestellt wird, weil es von mir wirklich nicht so gemeint ist! Ich ärgere mich über meine "faulen" Bälle meist ebenso wie mein Gegenüber, weil sie bei mir weniger Zeichen von genauem Spiel als vielmehr Zeichen schlechter Technik sind und weil ich aus eigener Erfahrung weiß, dass es für schwächere Spieler (ich spiele in der Kreisklasse) oft im Verhältnis viel schwieriger ist, einen anders antizipierten Ball zu bekommen.

Umgekehrt hat sich mir nun auch erschlossen, dass eine fehlende Entschuldigung nicht unbedingt unhöflich gemeint sein muss, derjenige hat vielleicht einfach nur eine andere Einstellung dazu als ich.

Die höchste Form des Wissens ist Empathie.

[appelgrenfan]

Ich finde, das ist eine sehr interessante Diskussion geworden. Das Wort "heuchlerisch" zu benutzen, war übertrieben von mir. Wie ich weiter oben schon schrieb, träfe es "oberflächlich" (oder "gedankenlos") wohl besser.

Ich ärgere mich über mein "faulen" Bälle meist ebenso wie mein Gegenüber, weil sie bei mir weniger Zeichen von genauem Spiel als vielmehr Zeichen schlechter Technik sind

Das kenne ich nur zu gut und das sind die Fälle, wo auch mir meine Netzroller besonders peinlich sind. Letztlich bedeutet meine Entschuldigung in diesem Fall aber: Sorry, ich kann's halt nicht besser. Ob das die Botschaft ist, die beim Gegner ankommt?

[Chris21272]

Zitat von appelgrenfan

Ich finde, das ist eine sehr interessante Diskussion geworden. Das Wort "heuchlerisch" zu benutzen, war übertrieben von mir. Wie ich weiter oben schon schrieb, träfe es "oberflächlich" (oder "gedankenlos") wohl besser.


Das kenne ich nur zu gut und das sind die Fälle, wo auch mir meine Netzroller besonders peinlich sind. Letztlich bedeutet meine Entschuldigung in diesem Fall aber: Sorry, ich kann's halt nicht besser. Ob das die Botschaft ist, die beim Gegner ankommt?

Ich denke - und hoffe mal - die Antwort, die beim Gegner ankommt ist diese: So wollte ich den Punkt nicht machen! Und das ist ja auch das einzig Logische: Ich entschuldige mich ja nicht dafür, überhaupt den Punkt gemacht zu haben. Ich unterstelle mal, dass das jeder möchte. Und ich versuche hohe Bälle zu vermeiden und greife oft mit Schuss an - beides führt ab und an zu Netzrollern. Dann ärgere ich mich wie gesagt nur über meine mangelhafte Technik oder mein schlechtes Stehen zum Ball oder mein schlechtes Timing oder was auch immer dazu geführt hat, dass dieser Ball eben nicht sauber gespielt wurde. Es kann aber genauso gut sein, dass ich - oder im umgekehrten Fall mein Gegner - den Punkt auch ohne Netz- oder Kantenball gemacht hätte. Beim vorletzten Turnier habe ich es gegen einen viel stärkeren Spieler in den 5. Satz geschafft und leider 11:9 verloren. Sein letzter Punkt war ein Kantenball, der versprungen ist. Dafür bekam ich von vielen Seiten "Beileid" ausgedrückt. Ich habe allen erzählt, dass ich es ohne zig Netzroller wahrscheinlich gar nicht in den 5. Satz geschafft hätte! Und letztendlich ist der 11. Punkt ja auch nur einer von 11....wenn man den Sack vorher zumacht, kommt es gar nicht dazu. Ich finds immer nur nett, wenn man eben die Hand hebt und damit zeigt "ich habe registriert, dass dieser Ball nicht sauber kam und ich hätte den Punkt lieber anders gemacht" - ich denke mal, dass die meisten das auch so empfinden also wäre es in dem Sinne ja nicht gedankenlos oder oberflächlich. Jeder von uns würde ja lieber mit gut platzierten schnellen Topspins den Sack zumachen, oder?

Zu den Zuschauern, die sich meist aus Mannschaftsmitgliedern des gerade nicht spielenden Paarkreuzes und vielleicht noch Vereinskameraden der Heimmannschaft zusammen setzen: Gerne Klatschen und Anfeuern und wenn der Punkt mit offensichtlichen Glücksbällen gemacht wird, einfach mal kurz Aussetzen. Aber nur weil ganz zu Beginn des Ballwechsels mal eine mimimale Netzberührung war, kann man ein gewonnenes Topspinduell trotzdem beklatschen. Wichtig ist immer, wie es rüberkommt. Und da ich im Punktspiel keine ausufernden Kommentare abgeben will (die müsst ihr nur hier ertragen), mache ich es da meist kurz und bündig mit Handheben oder Sorry und damit ist die Sache dann abgehakt.

Ich finde auch, dass es noch eine interessante Diskussion geworden ist und ich war doch überrascht, wie oft mir das Thema, wenn ich darüber nachdenke, in meinem Tischtennis-Alltag in vielen Formen begegnet.

Habe jetzt aber beim Durchlesen nicht festgestellt, dass sich gerade Ältere schwer tun, andere Meinungen zu akzeptieren. Da gibts in jeder Altersgruppe solche und solche.