Die Entwicklung der Energiepreise und was sie mit unserer Wirtschaft machen könnte.

[Schrottkopf]

Zitat von Frei statt Bayern

Der neue Präsident des Chemieverbands VCI, Markus Steilemann (52), warnt den Wirtschaftsminister vor dem Kollaps des Industriestandorts Deutschland. Es drohe gigantischer Strommangel, da der geplante Ausbau der Windkraft nicht zu stemmen sei.

Konkret warnt Steilemann: Um Habecks Energieziele bis 2030 zu erreichen, bräuchte man *jeden Tag zehn Windkraftanlagen. Eine davon braucht 4000 Tonnen Stahl; das ist ein halber Eiffelturm. Das heißt: fünf Eiffeltürme jeden Tag. Und das für die nächsten 8 Jahre.*

Steilemann knallhart: *Das möchte ich mal sehen, wie wir das auf den Weg kriegen.* Deutschland drohe der Absturz *vom Industrieland zum Industriemuseum*.

Tja, nachdem ich einige Komponenten von Windkraftanlagen relativ genau kenne und erst letzte Woche auf der Messe WindEnergy in Hamburg war, hat mich diese Aussage jetzt doch ein wenig irritiert und ich habe mir mal die Mühe gemacht, das zu hinterfragen

Es mag ja sein, dass Herr Steilemann ein ausgewiesener Chemieexperte ist, Windradexperte ist er auf jeden Fall nicht... Egal, welche Quellen ich heranziehe, komme ich für moderne Großwindräder auf ein gesamtes Anlagengewicht von nicht wesentlich mehr als 2000to inkl Fundamente. Ist natürlich immer noch viel, aber das ist nicht alles Stahl sondern auch erhebliche Mengen Beton (an diesem Beispiel zB 1750to Beton zu ca 350to Stahl und Gusseisen. Klar gibt es in der Zwischenzeit auch neue Megawindräder mit 10MW Leistung aber ich denke nicht, dass irgendjemand davon in absehbarer Zeit 10St pro Tag bauen möchte geschweige denn den Platz dafür hat.

Zitat von Frei statt Bayern

RUMMS!

So berichtet heute die BILD!

Solche Hochrechnungen in der Bild rauszuplautzen ist in meinen Augen somit ein klarer Fall von Industriepolitik und massive Stimmungsmache... man könnte fast Absicht unterstellen und von Fake News sprechen

Aber gut, unterstellen wir mal, dass Herr Steilemann es ja nur gut meint und dafür sorgen möchte, dass sein Chemieverband möglichst günstig mit Strom versorgt werden wird... was aber ist deine Motivation dafür, in das gleiche Horn zu blasen?

Kann es sein, dass dich bei aller Wurschtigkeit gegenüber Corona, eine gewisse Lust an der Panik übermannt hat, was das Thema Energie und Insolvenzgefahr angeht?

[Frei statt Bayern]

Was ich mir erwartet habe kann ich dir gerne sagen!
Dass einer ein Gegenargument hier rein wirft.
Ob ich dir jetzt oder jemanden anderen dann vertraue, ist zweitrangig.
Wichtig war mir, ist mir eigentlich auch immer, dass wenn "du" dich hier z.B. als Fachmann für Windräder outest, dass ich eine Gegenmeinung habe. Nur dann mache ich mir ein eigenes Bild. Aber welche Menge Stahl auch immer gebraucht wird für eine Windkraftanlage ... die Öfen müssen brennen, damit da überhaupt was geliefert werden kann, und es muss auch noch Werke mit Arbeitern geben, die das produzieren können. Vielleicht verstehst du jetzt etwas besser meinen Ansatz.

Es gibt Sachen, da haue ich natürlich sehr bewusst einen raus, hat dann aber damit zu tun, wenn ich weiß, dass ich "sicher" mehr Ahnung als mein Gegenüber in einem bestimmten Segment habe. Soll es geben, kannst du mir glauben. Bei Windräder hast du sicher bemerkt, dass ich das nicht tue. Was nach dem Stahl Beton kommt, wie es ab dort weitergeht, da kann ich mitreden, keine Sorge

Ok, da ich gestern auf der light & building war, haben wir dennoch auch über Windkraftanlagen gesprochen und vor allem über ein Gas, über das man dort auch nicht sonderlich gerne spricht. Was weißt du denn über SF6? Das Treibhausgas, was man auch gerne Klimakiller nennt?

Eine Frage habe ich da noch zum Thema Stimmungsmache? Wenn du das nicht auf mich bezogen hast, dann ignoriere den Rest, ist ja auch nur eine Frage!
Meinst du nicht, du übertreibst hier etwas?
Bei 10 mitlesenden verwirrten Köpfen (inkl. meiner Wenigkeit ... ich denke mit uns allen stimmt etwas nicht, wenn man hier täglich rein schaut hahahahaha), die hier was von sich geben, oder nennen wir es bestenfalls austauschen?
Stimmungsmache ... da sind die Lauterbachs, Baerbocks, Harbecks dafür zuständig, ich glaube unser kleines Forum hier ... geht Millionen von Menschen ... richtig am Bobbo vorbei ;-)

[Frei statt Bayern]

Zitat von Schrottkopf

bei aller Wurschtigkeit gegenüber Corona

Dies weise ich allerdings entschieden zurück, nur wer sich mit dem Thema überhaupt nicht auseinandersetzt, ist Corona und sein Folgen egal. Für euch waren es halt die gesundheitlichen Dinge, die euch wichtiger waren, für mich eben die wirtschaftlichen Auswirkungen. So hat halt jeder seinen Schwerpunkt.

[Matousek]

Zitat von Schrottkopf

... man könnte fast Absicht unterstellen und von Fake News sprechen

Meinst es aber gut mit der BILD

[Frei statt Bayern]

Zitat von Matousek

Meinst es aber gut mit der BILD

Bezeichnest du Herrn Steilemann somit als Hochstapler und zweifelst seine Meinung an? Oder die Bild hat hier einfach was erfunden?

[Schrottkopf]

Zitat von Frei statt Bayern

Ok, da ich gestern auf der light & building war, haben wir dennoch auch über Windkraftanlagen gesprochen und vor allem über ein Gas, über das man dort auch nicht sonderlich gerne spricht. Was weißt du denn über SF6? Das Treibhausgas, was man auch gerne Klimakiller nennt?

Nun ja, ich weiß darüber so viel, dass es als Isolator in Schaltanlagen eingesetzt wird und dass alternative Konzepte wie so oft aus wirtschaftlichen Gründen nicht gerne genutzt werden - und Lobbyarbeit gibt es halt überall, warum soll es in der Windenergie anders sein?

Zitat von Frei statt Bayern

Eine Frage habe ich da noch zum Thema Stimmungsmache? Wenn du das nicht auf mich bezogen hast, dann ignoriere den Rest, ist ja auch nur eine Frage!
Meinst du nicht, du übertreibst hier etwas?

Die hochgerechnete Zahl von ca 10 Windrädern der 3,5MW-Klasse pro Werktag zur Erreichnung der aktuellen Ausbauziele an Land kommt in etwa hin.

In Deutschland werden pro (Werk-)Tag wenn man Statista vertraut über 500.000to Beton produziert sowie ca 240.000to Stahl verarbeitet. Das sind natürlich Zahlen unter 'Normalbedingungen' ohne Energiekrise - aber sie zeigen, dass die Regierung jetzt keine völligen Hirngespinste zusammenfabuliert, wenn man es Deutschland zutraut, pro Tag 17.500to Beton und 3.500to Stahl für den Einsatz in Windrädern aufzubringen.

Insofern ja - aus diesen Rohstoffmengen den Absturz von der Industrienation zum Industriemuseum herbeizureden halte ich für ganz klare Stimmungsmache, das so zu bezeichnen empfinde ich nicht als übertrieben!

Zitat von Frei statt Bayern

Stimmungsmache ... da sind die Lauterbachs, Baerbocks, Harbecks dafür zuständig, ich glaube unser kleines Forum hier ... geht Millionen von Menschen ... richtig am Bobbo vorbei ;-)

Für Stimmungsmache sind noch viel mehr sämtliche Industrie- und Lobbyverbände zuständig (Windenergieverband dabei absolut nicht ausgenommen) - und die Blöd ist da auch absolut vorne mit dabei

[Frei statt Bayern]

Zitat von Schrottkopf

In Deutschland werden pro (Werk-)Tag wenn man Statista vertraut über 500.000to Beton produziert sowie ca 240.000to Stahl verarbeitet. Das sind natürlich Zahlen unter 'Normalbedingungen' ohne Energiekrise - aber sie zeigen, dass die Regierung jetzt keine völligen Hirngespinste zusammenfabuliert, wenn man es Deutschland zutraut, pro Tag 17.500to Beton und 3.500to Stahl für den Einsatz in Windrädern aufzubringen.

Immerhin, du traust dieser Regierung sogar zu, dass sie sowas mal nachgerechnet hat. Verzeih mir, ich glaube das nicht. Danke dennoch für deine ausführliche Antwort.

Aber jetzt wieder ein Ausschnitt aus pleiteticker von heute:

Der Vorsitzender der Geschäftsführung des Berliner Klinikkonzerns Vivantes schlägt Alarm: Kliniken im ganzen Land werden schließen müssen, wenn die Politik nicht reagiert. „Die flächendeckende Versorgung in Deutschland steht auf dem Spiel. Greift die Politik nicht ein, müssen viele Kliniken ihre Türen schließen“, warnt Johannes Danckert bei t-online. „Es wird dann Landstriche in Deutschland geben, in denen Kranke nicht mehr versorgt, nicht einmal mehr Notfälle behandelt werden können.“

Die Kappus Seifen GmbH stellt seit 175 Jahren edelste Seifen und Körperpflege-Produkte her und macht so vielen Deutschen das Duschen und Baden schöner. Jetzt hat das traditionsreiche Unternehmen aus Offenbach die Insolvenz anmelden müssen. Auch das Werk im sächsischen Riesa ist betroffen.
Als Ursache für die Insolvenz nennt das Unternehmen gestiegene Kosten für Material, Personal und Logistik sowie Versorgungsengpässe. Die Auftragslage sei gut gewesen, so Grub weiter. Trotzdem könne man die enorm gestiegenen Kosten nicht einfach auf die Produkte umwälzen. "Hinzu kamen die vor allem seit dem Sommer nochmals massiv gestiegenen Kosten für Rohstoffe und Energie, die nur teilweise und zeitversetzt an die Kunden weitergereicht werden konnten“, sagte der Generalbevollmächtigte Phillip Grub der „Badischen Zeitung“.

Und weitere 67 Insolvenzen seit gestern, nachzulesen im pleiteticker.de

[Noppenzar]

Kappus GmbH:

Bilanz und G+V 2020:

Jahresüberschuß 67.000 Euro
Verbindlichkeiten etwa 10 Mio
Zinsaufwand etwa 300k.

Allerdings verfügt man über eine Kapitalrücklage von 2.5 Mio.

Normalerweise müsste die Kapitalrücklage ein Durchhalten möglich machen, wobei auch dies wieder so ein Laden ist, wo im Grunde schon vor der Krise kein Geld verdient wurde. Direkte Insolvenzgefahr sehe ich aber nicht, es sei denn sie müssten größere Forderungsausfälle verkraften oder die Banken kappen die Kreditlinien.

[Noppenzar]

Vivantes GmbH:

Bilanz 2020:

Umsatz 1,5 Mrd
Kapitalrücklage ca. 670 Mio
Verlustvortrag ca. 85 Mio
Jahresfehlbetrag 36 Mio
Verbindlichkeiten ca. 470 Mio
Konzernbilanzverlust: ca. 120 Mio

Auch hier wieder ein Kandidat, der schon vorher alles andere als profitabel war und lediglich mittels FK hohe Umsätze gepusht hat.

Allerdings sehe ich auch hier aufgrund der Kapitalrücklage keine akute Insolvenzgefahr.

Je mehr ich nachforsche, desto stärker fällt mir auf, dass inbesondere die Kandidaten, deren Geschäftsmodell schon vorher nicht allzu ergiebig war aktuell die Energiekarte spielen.

Mein Hilfsvorschlag dort: einen Staarsfonds gründen, die Anteile übernehmen, dafür den Betrieb sichern. Bedeutet für die Kapitalgeber zwar den Totalverlust, aber mMn. spekuliert man da doch sehr auf geschenktes Geld. Oder halt auf "Insolvenz in Eigenverwaltung", um dann entschuldet weiterzumachen. "Chapter 11" hat man ja aus den USA abgekupfert und mit kaum etwas anderem wird soviel Schindluder getrieben.

[Frei statt Bayern]

Alles gut möglich Noppe. Wie es dann wirklich kommen wird, wird die Zeit zeigen, wie bei C19 auch (da hat man auch mit vielen Fehlinformationen gearbeitet, die Leute angelogen, falsche "Tatsachen" vorgespiegelt). Ob sie jetzt eine Energiekarte ziehen oder nicht hilft den Arbeitnehmern allerdings dann nicht, wenn sie zu Hause sitzen und dann das Geld schon gleich gar nicht mehr reicht, um wenigstens die eigene Bude heizen zu können.

Gehst du nicht davon aus, dass die Möglichkeit besteht, dass Firmen, die "ins Profil passen (Stahlwerke etc.pp.)" auch verstaatlicht werden? Anfangsbeispiele gibt es nach meiner Meinung ja schon ...

Dann müsste ich aber meine Slogan ändern von:
Armes Deutschland zu Willkommen in der DDR