LIEBHERR Weltmeisterschaften 2012 (25.03. - 01.04.2012, Dortmund, GER)

[FTurner]

Zitat von Zerschmetterling

boll muss sich am ende eben immer gerade mit den chinesen messen, die zu diesem zeitpunkt am besten drauf sind. als ziel für boll bei olympia würde ich ausgeben, einen der beiden chinesen zu schlagen. sprich wenn er im hf gegen einen gewinnen und im finale gegen den anderen verlieren sollte wäre das ein riesen erfolg, im hf gegen einen der beiden auszuscheiden aber natürlich auch keine schande, hoffen wir erstmal, dass er es überhaupt so weit schafft.

Was ich bei Boll seit längerer Zeit - gerade in den wichtigen Spielen (z. B. auch gegen Ryu Seung-min im verlorenen WM Viertelfinale), auch gestern - auffällig finde: Der Mann hat echt ein Aufschlag-Problem! Gegen die Europäer ist das nicht so gravierend, da er aus dem Spiel heraus viel besser ist. Aber gegen die besten rächst sich dann, dass er nicht wirklich die Kontrolle über Platzierung und Höhe in seinen Aufschlägen hat, immer wieder zu hohe bzw. zu lange Aufschläge passieren. Ganz fürchterlich wird es, wenn er von dem Zweite-Phase- auf den Erste-Phase-Aufschlag wechseln muss. Insgesamt ist er damit deutlich zu unvariabel.

Dies hat nichts mit evtl. mangelnder Athletik zu tun, und lässt sich bei jemanden seines Talents eigentlich nur mit zu wenig Aufschlagtraining erklären. Gerade dieser Punkt müsste doch für Boll eher mal abzustellen sein, auch ohne das Verletzungsrisiko deutlich zu erhöhen. Aber ich kann seit Jahren keinen Fortschritt feststellen, auch wenn man natürlich von außen gerade beim Aufschlag nicht alles sieht.

[Warmbronner]

noch mal ne andere Frage, vllt wurde sie in dem ellenlangen Thread gestern schon diskutiert:

Nach dem Baum-Spiel wäre doch Boll - Ma Long gekommen, oder?

Und während sich Ma Long warmgemacht hat, sitzt Boll die gesamte Partie auf der Bank.

Irgendwie komisch?

Zumal das ja auch ein Signal an Baum ist: Das kannste eh nicht gewinnen, ich komm nicht mehr dran..."

Eventuell hab ich ja irgendwie was übersehen, aber das hat mich gewundert

[Rockprophet]

Naja, Boll war eigentlich oft zu einem großen Teil in der Box (oft auch nicht auf der Bank, aber trotzdem noch in unmittelbarer Nähe). Er scheint das gar nicht so sehr zu brauchen? Das fiel mir vorher schon immer auf. Baum und Süß sind immer zusammen bei dem Anfang des 2. Einzels gegangen um sich warm zu machen und Ovtcharov war auch immer schon recht früh weg - Boll aber eigentlich nie so früh und wenn, dann nicht mega lang.

[Tomjug]

Ich hätte da mal eine Frage, konnte man eigentlich aufstellen wie man will oder musste man nach Rangliste gehen.
Wenn man Frei aufstellen hätte können, wäre ich als Bundestrainer mit Risiko in die Aufstellung gegangen 1. Baum, 2. Boll, 3. Ovtscharov.
Ich glaube einfach, dass Boll gegen Ma-Long eher ne Chance hat und Dima gegen Wang Hao auch gewinnen kann, wenn alles Super läuft, dann steht es 2:2 und es kommt zum Showdown zwischen Boll und Zhang und ob vielleicht dem Chinesen nicht etwas die Muffe geht.
Aber hätte wenn und aber hilft halt nichts so wars wie immer Boll kann hinschnuppern der Rest eher nicht.

[Sk91]

Ich hätte da mal eine Frage, konnte man eigentlich aufstellen wie man will oder musste man nach Rangliste gehen.
Wenn man Frei aufstellen hätte können, wäre ich als Bundestrainer mit Risiko in die Aufstellung gegangen 1. Baum, 2. Boll, 3. Ovtscharov.
Ich glaube einfach, dass Boll gegen Ma-Long eher ne Chance hat und Dima gegen Wang Hao auch gewinnen kann, wenn alles Super läuft, dann steht es 2:2 und es kommt zum Showdown zwischen Boll und Zhang und ob vielleicht dem Chinesen nicht etwas die Muffe geht.
Aber hätte wenn und aber hilft halt nichts so wars wie immer Boll kann hinschnuppern der Rest eher nicht.

Das war auch mein erster Gedanke, wäre es vielleicht anders gelaufen mit anderer Aufstellung???

Sicht darüber den Kopf zerbrechen ist denke ich sinnlos.
DIe Chinesen sind einfach auf allen 3 Positionen Überbesetzt.
Timo hätte auch nicht gegen Ma Long gewonnen.
Er hat eine Tolle Leistung gezeigt und auch seine Chancen gehabt. Aber die Chinesen sind gerade in Druck Situationen immer besser. Das hat man finde ich im Endspiel sehr deutlich gesehen.

Den einzigen Sieg hätte ich Timo gegen Wang Hao zugetraut, da ich ihn nicht alt so stark bei dieser WM eingeschätzt habe.

Naja, wir werden es nie wissen!

[ai31411]

Die Aufstellung des Gegners ist im Vorhinein nicht bekannt. Es hätte genauso gut sein können, dass China mit 1. Zhang Jike, 2. Wang Hao und 3. Ma Long spielt. Dann wäre Eure Überlegung hinfällig...

Des Weiteren bin ich der Meinung, dass in diesem Spiel jeder der Chinesen an jeder Position hätte spielen können und das Spiel wäre immernoch 3:0 für China ausgegangen....

[Obachecka]

Zitat von Der Gesperrte

Da geb ich Dir völlig recht. Ich hoffe ich löse jetzt keinen Sturm der Empörung aus und bitte versteht mich nicht falsch, ich bin auch Boll Anhänger, aber seine gestrige Ankündigung, er wäre bei Olympia besser vorbereitet fand ich seltsam. .

Das gesamte Interview von Boll nach dem Spiel (im WDR) war ein wenig merkwürdig.
Boll wirkte zwar ein wenig enttäuscht ob der Finalniederlage, aber irgendwie hatte man das Gefühl, dass das für ihn eben der Lauf der Dinge ist.
War so zu erwarten, ist so gekommen; that's it.
Zumindest auf sein Einzel bezogen finde ich diese Einstellung für einen, der die Chinesen ernsthaft gefährden will, nicht ganz nachvollziehbar.

[HSV]

Hab' mir nicht die Mühe gemacht, gefühlte 712 Seiten dieses Threads durchzulesen. Überschneidungen mit bereits kundgetanen Äußerungen möge man mir nicht übelnehmen...

Alllllllso, hier mein Senf (nicht nur) bezogen auf's Finale:

Boll und Ovtcharov in schlagtechnisch recht guter Verfassung. Allerdings nicht in taktischer. FTurner hat's bereits erwähnt; was da in sehr wichtigen Situationen für Aufschäge fabriziert wurden, tat weh. Gerade dann, wenn man mitgelitten hat. Das taktische 1 x 1 wurde phasenweise ignoriert. Halblange Aufschläge waren alles andere als 'ne Seltenheit. GEGEN CHINESEN! ALLES, was nicht offensiv mit 300 km/h und max. Spin gegen die Jungs auf deren Tischhälfte aufkommt, wird von denen gnadenlos attackiert. Mit 'ner Erfolgsquote, die in Richtung 90% geht. Und was passierte Boll ab und an und Ovtcharov sogar recht häufig? Und zwar in spielstandtechnisch verdammt wichtigen Situationen? Halblange Aufschläge bzw., im weiteren Verlauf der Ballwechsel, langweilige Blockbälle. So kann man gegen die Jungs nicht bestehen. Höheres Risiko hätte bei eigenen Bällen gegangen werden müssen. Und das IMMER mit max. Spin und, dem Winkel der jeweiligen Spiel-Situation angemessen, max. Tempo. Spielt man anders, kann man nicht gewinnen. Gegen den Rest der Welt schon. Aber eben nicht gegen die Chinesen.

Guckt Euch doch mal an, was bspw. Ovtcharov ab dem 9:4 im 2. Satz gespielt hat. Und vergleicht das mit dem, was er im 2. bis 9:4 gespielt hat. Aufschlag bei 9:5 = lang. Und zwar nicht überraschend in die tiefe Rückhand. Rückhand Top Spin bei 9:6 = wech (kann natürlich passieren) = unmittelbare Reaktion = hängende Schulter, Blick nach unten. Was nichts anderes heißt, als = oh scheiße, ich führe zwar 9:7, glaub' aber im Leben nicht an den Satzgewinn. Dann Fehler zum 9:8, frustrierte Gang nach hinten. An nix glaubend. Fehler zum 9:9, Körpersprache wird immer lethargischer. Schlechter Return bei 9:9 von Ma Long (viel zu hoch und weit), aber Ovtcharov steht viel zu tischmittig und kann dann zum Rückhandball nur schlecht stehen. Geht kaum anders. Hätte er sich nach seinem Aufschlag weiter in die Rückhand gestellt, hätte er die Rückhand vor'm Körper spielen können. So aber war der Ball viel zu weit links von ihm. Anschl. Reaktion = hadern mit sich unter der Welt. Bei 9:10! Gegen einen Chinesen! Heißt nix anderes als = Haken! Beim anschl. Ballwechsel dann Ma Long mit dem Selbstvertrauen eines Akteurs, der aus einem 4:9 ein 10:9 gemacht hat. Aber warum hat er das machen können? Hatte AUCH WAS mit eigener Stärker zu tun. Aber vor allem mit Ovtcharovs Schwäche, die Ma Long einfach nur gnadenlos ausgenutzt hat. Hab' beim gesamten Turnier kaum mal einen Chinesen gesehen, der sich über einen eigenen Fehler offensichtlich geärgert hat. Aber nach guten Punkten haben sie sich permanent gefreut. Warum machen die das wohl so?

Hab' das mal 'n büschen ausführlicher gemacht, weil's dann imho offensichtlicher und auch objektiver wird.

Was Ovtcharov dann im 3. teilweise für Aufschläge gemacht hat, war eine Beleidigung. Was er dann aber wieder gespielt hat, als das Ding schon fast wech war, war teilweise großartig.

Das ganze Endspiel lief fast durchgehend unter der Überschrift: "Was machen die Deutschen da in engen Spielsituationen?" Warum machen sie nicht das, was sie zuvor wirklich phasenweise toll gemacht haben? Gerade im taktischen Bereich haben sie in engen Spielsituationen versagt. Das fiel aber nur auf, weil sie in weniger engen Momenten wirklich klasse gespielt haben und es nur deshalb zu diesen engen Situationen gekommen ist. Aber wie häufig waren Boll und Ovtcharov dann der Meinung, dass ein langer Aufschlag in die Vorhand jetzt wohl genau das Richtige wäre?

Die Chinesen schlagen übrigens auch recht häufig lang auf. Das können sie allerdings aus taktischen Gründen auch. Dann wird's für die einfacher, in den eigenen Angriff zu kommen. Denn die (leider nur die...) sind derart schnell und technisch ausgereift, dass sie auf nahezu jede Reaktion auf einen langen Aufschlag selbst angreifen können. Und nicht denken, dass ein Blockball jetzt wohl genau das Richtige wäre. Denn wer kurz aufschlägt, provoziert einen kurzen Return. Wenn man aber schnell genug ist, auf alles Lange aggressiv zu reagieren, muss man keinen kurzen Return provozieren. Aber eben nur dann.

So, genug geärgert...

Ach ja, noch was: in der ARD-Sportschau ging es um Bayern München und deren Verhalten in den letzten Wochen. Und da meinte Gerhard Delling nur: "So geht Mannschaft". Recht hat er! Denn die Chinesen haben auch gezeigt, "wie Mannschaft geht". Keine Auszeit irgendeines Chinesen, in der nicht alle Chinesen aufgestanden sind und dem Akteur das Gefühl gegeben hätten, sie stünden hinter ihm. Zumindest in den Auszeiten, die ich gesehen habe. Ein Ma Lin hat sich hier besonders ausgezeichnet. Hier geht's nicht ums Inhaltliche. Hier geht's um Zeichen setzen.

Und bei den Deutschen? Boll hat sich gefühlt noch 3 Std. auf der Bank sitzend über seine Niederlage geärgert. Ovtcharov hat von Baums Spiel gefühlt überhaupt nix mitbekommen. Denn der hat sich gefühlte 9,5 Std. über sein Match geärgert.

SO geht MANNSCHAFT auf jeden Fall NICHT!

Die Chinesen waren nach außen hin auch noch das bessere TEAM. Und das hatte NIX mit Technik und Taktik zu tun. Das hatte etwas mit einem GEMEINSAMEN Ziel zu tun.

Das Schöne ist, dass das alles Punkte sind, die man innerhalb von 5 Minuten abstellen könnte. Da bedarf es keiner einzigen Trainingseinheit. Zumindest nicht am Tisch. Bin mir sicher, dass Rossi es machen wird.

Und deshalb wird Deutschland Olympiasieger! DAMIT DAS KLAR IST!

[Janus]

Zitat von ai31411

Die Aufstellung des Gegners ist im Vorhinein nicht bekannt. Es hätte genauso gut sein können, dass China mit 1. Zhang Jike, 2. Wang Hao und 3. Ma Long spielt. Dann wäre Eure Überlegung hinfällig...

Des Weiteren bin ich der Meinung, dass in diesem Spiel jeder der Chinesen an jeder Position hätte spielen können und das Spiel wäre immernoch 3:0 für China ausgegangen....

Die deutsche Aufstellung mit Boll, Ovtcharov und irgendwem an 3 war doch abzusehen. Liu Guoliang kann sich doch aussuchen, wer zuerst gegen Boll spielt.

Hätte Rossi Boll zumindest an 2 gebracht, hätte das womöglich einen nicht zu unterschätzenden Überraschungseffekt gehabt. Ma Long/Zhang Jike hätten sich dann auf den Spielern, auf den man ev. nicht vorbereitet war, umstellen müssen. Natürlich bedeutet dieser Umstand nicht gleichzeitig den Sieg gegen einen Topchinesen, ich hätte gerne gesehen, wie Ma und Zhang auf dieses unererwartete Duell reagieren.

Ich denke dieses Risiko hätte Rossi ruhig eingehen dürfen. Zumal dieses Pokerspiel bei Olympia wegfällt.

@HSV
Grundlegend gute Analyse des Teamverhaltens. Hast du mal im Finale gesehen, wie sich Steger verhalten hat? Ich hatte den Eindruck, der drückt nicht mal Baum die Daumen. Süss saß auch eher leblos in der Box.
Die Chinesen das absolute Gegenteil. Besonders Ma Lin, der muss wirklich ein Teamplayer vor dem Herrn sein, den Eindruck habe ich schon, seitdem er mit Boll Superleague gespielt hat.

[TT-Prof]

@ HSV

gute Analyse
genau mein Empfinden.