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#331
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AW: Vereinssterben - Risikofaktoren und Gegenmaßnahmen
Es ist schon so wie Ernö schreibt. Funktionierende Jugendarbeit bei kleineren Vereinen läuft, wenn sich eine Person über das normale Maß hinaus mega engagiert. und das über viele Jahre. Da finden sich dann auch mal Helfer, die kommen und gehen. Durch die eine Person wird es auch aufgefangen, wenn die Helfer gehen. Wenn dieser Macher auch gegen Rückschläge immun ist (schlechte Jahre mit weniger Kids), kann die Jugendarbeit am Laufen gehalten werden.
Problem: So eine Aufopferung mit Auswirkungen auch aufs Privatleben nehmen die Wenigsten hin. Ich würde es auch nicht machen. Das kann man eigentlich auch von keinem verlangen. Nicht für Geld oder für den Applaus einmal im Jahr auf der JHV. Aber keine Frage - es gibt solche Leute. Kleinere Vereine dafür mit Geldstrafen zu belegen bringt da auch nichts. Bei großen Vereinen? Wo fängt "groß" an? Schwierig. Meine Erfahrung aus vielen Jahren TT zu Späteinsteigern: WEniger als 50% bleiben langfristig. Sie landen entweder in der untersten Mannschaft oder gehen vorher weil kaum einer mit ihnen trainiert. Gibt auch andere Beispiele aber das ist eher die Nadel im Heuhaufen. Aber besonders in leistungsorientierten Vereinen versauern solche Spieler auf der Bank, bis sie irgendwann zuHause bleiben. Im Vergleich zu Jugendspielern ist ihre Zahl auch zu gering, um dafür ein spezielles Konzept aufzustellen. |
#332
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AW: Vereinssterben - Risikofaktoren und Gegenmaßnahmen
Bezüglich Engagement in den Vereinen haben wir doch deutliche Veränderungen in der Einstellung der Jugendlichen im Verlauf der Jahre im Bereich Hilfs- und Arbeitsbereitschaft bei Veranstaltungen festgestellt. Als heute älteres Semester "U50" war es für uns im Alter von 16 Jahren selbstverständlich, z.B. beim Auf- und Abbau von Veranstaltungen, der jährlichen Dorfkirmes, Bedienung im und außerhalb des Getränkestandes mitzuhelfen. Das Geld kam dem Verein zugute, es wurden Trikots, Tische etc. gekauft, das gemeinsame Zeltlager an Pfingsten finanziert und es gab nach Abschluss der Veranstaltung meist ein Helferfest am Grillplatz. 2 Jahrzehnte später war die mehrtägige Kirmes kaum mehr durchführbar. Jugendliche gab es genügend, doch die hatten keine Lust, Theken- oder Helferdienste bei Bedienung, Kaffee und Kuchen oder Cocktailbar zu machen. Während wir uns noch einen Spaß daraus machten und gemeinsam mit den Teamkollegen Dienste schoben, liefen die Kids lieber mit ihren Freunden auf der Kirmes herum. Motivationsargumente, dass Helfer für die Anschaffung neuer Trikots einen geringeren Eigenanteil zu zahlen hätten, interessierte sie nicht. Die paar Euro juckten sie nicht und sie hatten einfach keinen Bock, etwas für den Verein zu tun. 1 oder 2 Schichten von 2-3 Stunden am Wochenende waren dann zu viel verlangt...
Das ging dann noch einige Jahre gut, weil sich unter den Erwachsenen Bereitwillige fanden und aus Altersgründen Zeit hatten, den Kirmesstand personell zu bestücken. Dann wurden aber auch diese sauer und sahen es nicht mehr ein, für die faulen Kids die Arbeit mitzumachen und beteiligten sich auch nicht mehr. Seit einigen Jahren lehnte der Verein das Angebot der Gemeinde für den Betrieb des Kirmesstandes ab. Personell nicht mehr zu stemmen. Es gibt noch einen Organisationsausschuss, der Ranglisten und Turniere durchführt. Immer die gleichen meist älteren Damen führen in der Halle die Bewirtung durch. Insofern gibt es dadurch Einnahmen, die aber nicht mit den Kirmeseinnahmen vergleichbar sind. Der Verein schränkt die Extras ein, bezahlt aber Trainer und kommt über die Runden. Da er auch kleiner geworden ist, hat sich auch die Kostenstruktur verändert. Die "großen Jahre" sind aber vorbei und der ehemalige Förderverein aufgelöst. Nachwuchs fehlt und die Altersstruktur zeigt viele 65+ an. Insofern ist das ein schleichender "Erosionsprozess" Der Vorstand versuchte, den Prozess aufzuhalten. Doch die Freizeitangebote wurden nicht angenommen. Zeltlager lockte keine Jugendlichen mehr hinter dem Ofen hervor. Mittlerweile würden auch die Betreuer und Begleitpersonen fehlen. Vereinsfahrten werden spärlich besucht und werden wegen mangelnder Masse abgesagt, da die Kosten pro Kopf zur Finanzierung des Reisebusses ansonsten zu hoch wären. Vieles ist auch nicht mehr von Interesse, weil die Mitglieder die Events schon kennen. Kölsch-Wanderweg, Draisinen, Karnevalssitzung. Außer Grillen mit Essen und Trinken macht fast nichts mehr Sinn und auch die Weihnachtsfeier wurde früher besser besucht. Heute undenkbar, bis 3-5 Uhr morgens zu feiern. Dafür können die Jugendlichen sicherlich nichts und die "alten Zeiten" sind nicht mehr zurück zu holen. Doch wenn das jugendliche Fundament nicht bei Zeiten neu aufgelegt und gepflegt wird und dann noch die alte Basis bröckelt oder wegbricht, ist der Tod eines Vereins nur eine Frage der biologischen Zeit. Bis zu einem gewissen Punkt kann dies vielleicht noch aufgehalten werden. Sind aber mehr als 60% der Mitglieder Ü65+ erscheint mir ein Wiederaufbau kaum noch machbar. Bitte schaut doch mal in euren Vereinen auf die Altersstruktur in den Mannschaften und rechnet einfach mal als Test 10 Jahre hinzu. Wer wäre dann bei normalem Altersverlauf (ohne unvorhersehbare Krankheiten, Verletzungen) noch "spielfähig"? Und ein Verein der auf dem absterbenden Ast ist, finanzielle Stärke verliert und nicht mehr die Leistungsträger hat, wird auch für Neuzugänge unattraktiv. Neuzugezogene suchen sich dann eine attraktiveren Nachbarverein, der besser ausgestattet ist und einen breiteren Leistungslevel anbietet. Das ist dann eine Abwärtsspirale. Mobilität ist meist vorhanden und 10-15 km mit dem Auto sind überbrückbar. Geändert von Red Devil (16.04.2021 um 12:31 Uhr) |
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AW: Vereinssterben - Risikofaktoren und Gegenmaßnahmen
Ein Beitrag, kann ich absolut bestätigen.
Inzwischen gibt es bei uns weder Weinhnachtsfeier, noch Vereinsturnier... noch sonst irgendwas. Alles eingeschlafen mangels Interesse. Und durch Corona wird das in Zukunft nicht einfacher. Wir schätzen das mindestens 25% der Älteren nicht wieder kommen wird. |
#334
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AW: Vereinssterben - Risikofaktoren und Gegenmaßnahmen
Ich denke es ist ein allgemeines Problem, dass heute mehr "konsumiert" wird. Die Angebote sind reichlich und Geld ist oftmals nicht das Problem, also kann man sich die Rosinen raus picken.
Bezogen aufs TT bedeutet das, dass viele Vereinsmitglieder parallel auch andere Aktivitäten betreiben und möglichst flexibel sein wollen was sie tun. Feste Verpflichtungen sind konträr zu dieser Flexibilität. Bei der Durchführung einer Veranstaltung brauche ich langfristige verbindliche Kommittents. Wenn viele Vereinsmitglieder nur "vielleicht" Zeit und Lust haben, dann kann ich sie nicht mehr durchführen.
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SHA256: 6246c120f8d58fc617fbc53159dc 5c7864eb31f2f5ef5e8488f557ff08972dc4 |
#335
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AW: Vereinssterben - Risikofaktoren und Gegenmaßnahmen
Auch richtig. Wenn wir nachfragen ob jemand bei einer Veranstaltung helfen könnte... fast alle sagen... generell schon, ich weiss aber nicht ob ich Zeit habe.
Früher hat man sich den Termin freigehalten, heute entscheidet man 2-3 Tage vorher. Prioritäten haben sich verschoben, nicht nur bei den Kindern/Jugendlichen. Auch wenn viele das in Zusammenhang mit der 4er/6er Mannschaftsdiskussion bez. Zeitaufwand nicht wahr haben wollen. |
#336
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AW: Vereinssterben - Risikofaktoren und Gegenmaßnahmen
Zitat:
Ich würde mal die These, dass es leichter ist dauerhaft eine Hobbygruppe für Erwachsene aufzubauen, als eine Nachwuchsgruppe. Kinder/Jugendliche probieren verschiedene Dinge aus und ihre Interessen verändern sich stark im Laufe der Jahre. Dazu ist auch ein großes zeitliches Engagement von Erwachsenen notwendig (Trainer, Betreuer,...). Und was ja auch einige hier schon geschrieben haben: teilweise kann durch das Wegbrachen einer einzelnen Person die komplette Nachwuchsgruppe wieder zusammenbrechen. Bei einer Hobbygruppe (habe noch nie eine geleitet, daher mag es sein, dass ich hier teilweise daneben liege) mag der erste Aufbau auch nicht einfach sein, aber wenn so eine Gruppe erstmal funktioniert, ist der Fortbestand wesentlich stärker ein Selbstläufer, als bei einer Nachwuchsgruppe. Die Gruppe kann sich irgendwann weitgehend selbst organisieren, was bei einer Nachwuchsgruppe nicht geht. Anders ist das, die Erfahrung kennt wohl fast jeder, wenn "Hobby"spieler/Quereinsteiger in das normale Vereinstraining kommen. Erkundigt sich ein sehr guter Spieler nach Trainingszeiten und kündigt ein Probetraining an, wird schon mal versucht die "Elite" des Vereins zu dem Training zu bringen, um einen möglichst positiven Eindruck zu hinterlassen. Bei einem "Hobby"spieler gibt es selten ein "da kommt heute ein Neuer, kümmert euch mal nett um den" im Vorfeld und wie es dann im Training oft abläuft weiß jeder...würde so jemand dagegen mal testweise bei einer Hobbygruppe vorbeischauen, würde das wohl anders aussehen... |
#337
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AW: Vereinssterben - Risikofaktoren und Gegenmaßnahmen
Das vermute ich auch, die Frage ist allerdings ob ein Verein an einer reinen Hobbygruppe interessiert ist oder ob es ihm primär darum geht am Wettkampfsport teilzunehmen.
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#338
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AW: Vereinssterben - Risikofaktoren und Gegenmaßnahmen
Auch für Hobbyspieler gibt es in vielen Verbänden Punktspielrunden. Ich betreue seit 20 Jahren eine solche Hobbysparte. Die besten Quereinsteiger erreichten TTR-Werte zwischen 1500 und 1550 und einige wenige sogar deutlich mehr. Man muss sich von der Vorstellung lösen, dass erwachsene Einsteiger das Spielen nie richtig erlernen werden. Wenn sich aber niemand um die Leute kümmert, kommt es zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung.
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#339
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AW: Vereinssterben - Risikofaktoren und Gegenmaßnahmen
Was unterscheidet dann deine Hobbyspieler vom normalen Spielbetrieb? Ist das eine geschlossene Klasse bei der niemand aufsteigen kann?
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AW: Vereinssterben - Risikofaktoren und Gegenmaßnahmen
https://ttvr.click-tt.de/cgi-bin/Web...0S/B/F%2020/21
Schau mal hier. Hobbyspielbetrieb wird auch als "alternativer Spielbetrieb" bezeichnet, da ja außer den Profis eigentlich alle "zum Hobby" spielen. Es gibt eine genaue Ligenstruktur. Im Prinzip entstanden sie aus Betriebssportgruppen und Aktiven, die unter der Woche spielen wollten und nicht mehr am Wochenende. Das ist mittlerweile in Spielklassen unterhalb der Bezirksklasse auch möglich, war aber früher nicht so. Zeitweise ist es einfacher, diese Ligen mit Teams zu füllen als die offiziellen Spielklassen im Meisterschaftsbetrieb von Kreisliga bis 3.KK. Oftmals haben diese Ligen auch geringere Anfahrtswege, da viele Vereine in der Nähe sind. |
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Breitensport, Leistungssport, Vereinssterben |
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