Politik - der Thread für politisch Interessierte (bis Dezember 2021)

[Jaskula]

Zitat von Carstens_Brüderchen

Noch mal kurz die Frage an Jaskula, bevor sie gänzlich untergeht: Welche Zahl von 'systemimmanenten Kollateralschäden' innerhalb eines 'eigentlich funktionierenden Systems' wäre für Dich 'vertretbar'? Ausgehend von 82 Millionen Einwohnern in Deutschland, wieviele "könnte sich die Gesellschaft dann so als 'Bodensatz' leisten"?

Da ich leider nicht 24 Stunden im Forum verbringe, hier meine verspätete Antwort.

Du willst jetzt nicht wirklich eine Zahl hören, oder ?

Offensichtlich ist es doch so, dass wir, wenn auch mit Krachen im Gebälk, einige Millionen Menschen, die keine Arbeit haben, mittragen können.

Wieviel davon dann unwillig sind und auch bei entsprechendem Angebot nicht bereit wären zu arbeiten spielt doch so lange keine Rolle, bis diese Zahl in die Nähe der Gesamtzahl der Betroffenen kommt. Das wird aber in absehbarer Zeit nicht der Fall sein. Trotz Geburtenrückgangs werden wir auch zukünftig nicht genug Arbeit für alle haben.

Mal ganz im Ernst, da ich nicht 2,20 m groß bin und glücklicherweise auch keine 140 kg wiege, versuche ich durch Argumente zu überzeugen. Mir wäre es an dieser Stelle wirklich wichtig, dass (von mir aus auch "daß", aber nicht "das") Du diesen Gedanken nachvollziehen kannst.
Mir ist schon klar, dass Du auf die Faulen (die es unbestreitbar gibt) gerne Druck ausüben möchtest, weil es Dir stinkt, dass die auf Deine / unsere Kosten leben. Ich kann das auch verstehen und mir kommt auch die Galle hoch, wenn solche Typen dann noch damit prahlen.
Was man meiner Meinung nach aber einfach sehen muss, ist, dass diesen Druck auch diejenigen abbekommen, die tatsächlich nichts dafür können. Und da bin ich der Überzeugung, dass die den Druck viel stärker spüren (den wirklichen Schmarotzern geht das nämlich auch am Arsch vorbei) und dadurch dann auch in die Situation gedrängt werden, dass sie, von der Gesellschaft enttäuscht, perspektivlos, die Zahl der Unwilligen erhöhen. Und dabei ist das Ganze ohnehin zum Scheitern verurteilt, da die Arbeitsplätze um die diese Leute sich unbedingt bemühen sollen ja gar nicht vorhanden sind.
Es drängt sich dann das Gefühl auf (und das sehen die Betroffenen sicher noch stärker so), dass man diese Opfer dann auch noch zu Schuldigen macht und bestraft und stigmatisiert, wodurch eine Rückkehr ins normale Leben noch weiter erschwert wird.

Es wird die Reise nach Jerusalem gespielt, wobei fast alle Stühle schon bei Spielbeginn besetzt sind und die Zahl der freien Stühle viel zu gering ist. Das führt zu Frust, nicht zu Motivation.

Und dann kommst Du und andere und setzt noch einen oben drauf. Einkaufen und Kinder kriegen sollte man in diesen Kreisen besser steuern, da die Betroffenen selbst nicht dazu in der Lage sind. Wie muss so etwas in den Ohren eines seit Jahren arbeitslosen Akademikers klingen ?
Sieh Dir nicht nur die Asozialen an, sondern auch diejenigen, die einfach Pech hatten - und das sind genug.
Aus dem Grund bin ich für positive Kollateralschäden, also Menschen, die unberechtigt profitieren, um anderen wenigstens die Chance auf ein menschenwürdiges Leben zu geben. Negative Kollateralschäden, dass also viele Menschen schuldlos mitbestraft werden, finde ich hier unverantwortlich und menschenverachtend. Zumal es Möglichkeiten gibt, diese Gruppen zu unterscheiden, wenn man etwas anzubieten hat und individuell prüft.

[Jaskula]

Zitat von Carstens_Brüderchen

Zusatz: Auf meine Frage nach den 'völlig Unqualifizierten' bist Du nicht wirklich eingegangen oder zählst Du die zum 'unwilligen Bodensatz', den man 'abschreiben' kann...? Haben diese Leute in Deinen Augen dann gar keine Perspektiven mehr...? Wie geht das 'Gesellschaftliche Gewissen' damit um, Menschen in seinen Reihen zu wissen, denen absolut keine Perspektive geboten werden kann, obwohl sie körperlich gesund und geistig zumindest 'ausreichend' ausgestattet sind...?

Natürlich bin ich darauf eingegangen.

Wenn die Lohnspirale nach unten gestoppt und die Ausrichtung der Unternehmensziele von kurzfristigem Profit und steigendem Börsenkurs hin zu nachhaltiger Unternehmenssicherung erreicht werden könnten, dann gäbe es mehr Arbeitsplätze und diese wären auch noch besser bezahlt. Dann hätten die höher Qualifizierten wieder die Chance, einen Ihnen angemessenen Job zu finden und würden die durchaus vorhandenen einfachen Arbeiten wieder denen überlassen, die eben nur diese machen können.

Solange aber schon Akademiker Gartenanlagen vom Unkraut befreien und Mechatroniker Fenster putzen, klappt das natürlich nicht.

[Jaskula]

Hierzu wollte ich gerne auch noch mal etwas sagen:

Zitat von Carstens_Brüderchen

Mal was Anderes am Rande...was sagt Ihr zu dieser Heroisierung Steinmeiers, weil er seiner Frau eine Niere spenden will und sich deswegen 'vorübergehend' aus der Politik zurückzieht?

...

Meine Meinung: Wenn ich zwei gesunde Nieren habe und meine Frau keine, dann ist es nichts weiter als eine pure Selbstverständlichkeit, dass ich ihr eine abgebe. Wie kann man das so aufbauschen...?

Da Du ja die SPD neben den Sozialschmarotzern als zweites Feindbild hier immer wieder angreifst, passt das ja super in Dein Bild.

Leider ist das was Du hier schreibst hanebüchener Unsinn und nur damit zu erklären, dass Du nicht eine Sekunde darüber nachgedacht hast, sondern das sicher nur mal so rausgehauen hast, um eine Diskussion anzustoßen. Empathie ist halt Deine Stärke.

Es ist nicht im Geringsten eine Selbstverständlichkeit, sondern eine schwere Entscheidung in einer schicksalhaften Situation. Hast Du Dir mal überlegt, dass es sich hier um eine schwere Operation handelt, die große Risiken für beide Beteiligte birgt. Obwohl er selbst gesund ist, geht er das Risiko einer OP ein, bei der er am Ende beim Bestatter landen kann, sofern sich einer findet. Und selbst wenn er die OP gut übersteht, was ist, wenn seine verbliebene Niere dann irgendwann Probleme macht. Normalerweise übernimmt das dann die andere mit, bei ihm nicht mehr, für ihn wars das dann.
Ich muß ganz ehrlich sagen, ich müsste selbst für Angehörige genau überlegen, denn jeder hat nur das eine Leben und ich habe Hochachtung vor Menschen, die eine solche Entscheidung treffen.
Organspende vor dem Tod ist etwas völlig anderes als die Spende posthum.

Ich kann nicht begreifen, wie Du solche Dinge von Dir geben kannst.

[Peter Igel]

Zitat von Jaskula

Grund: Fehler korrigiert, bevor es Peter sieht ;-)

a) sieht Peter alles
und b) denk' bitte an die Kommata!

Dann hätten die höher Qualifizierten wieder die Chance, einen Ihnen angemessenen Job zu finden

ist der Graben zwischen Euch (dir und Olaf) jetzt schon so tief, dass Ihr Euch siezt?

[Jaskula]

Zitat von Peter Igel

An nem "realen" Stammtsich ginge es völlig anders zu.
Da fänden sich derlei unterschiedliche Charaktere, wie man sie hier antrifft, niemals zusammen.
Und wenn, dann nur für sehr kurze Zeit, denn spätestens nach 10 Minuten würden Einige, u.U. aus Angst vor körperlichen Sanktionen, die Rechnung verlangen und das Weite suchen, um zu Hause weiter zu trinken.

Hier wird zwar zum Teil auch auf "gegnerische" Argumente eingegangen, aber letzten Endes geht's nur um's "Recht haben wollen".

Ist die Frage, wie man Stammtisch definiert.
Wenn wir Freitags nach dem Training in der Stammkneipe zusammensitzen, finden sich dort sicherlich ähnlich unterschiedliche Charaktere wie hier. Die meinungen gehen in vielen Themen ähnlich weit auseinander und trotzdem kommt es üblicherweise nicht zu körperlichen Auseinandersetzungen.
Gleiches gilt auch hier im Forum, oder gab es doch schon Hausbesuche ?

Ich finde schon, dass es ähnlich zugeht, es gibt manchmal Entrüstung, wenn mal einer etwas provokant war, es gibt auch Themen, da sind sich fast alle einig, manchmal babbelt man einfach nur Scheiß.

Ich sehe aber auch große Unterschiede:

- hier kann man ausreden ohne unterbrochen zu werden - was nicht immer ein Vorteil ist
- hier kann man dem anderen schwarz auf weiß unter die Nase reiben, was er von sich gegeben hat
- hier hat man Zeit, sich etwas zurechtzulegen und auszuformulieren, was man in der kurzen Zeit eines realen Gesprächs nie so rausgebracht hätte
- hier kann man Unwissen kaschieren, indem man eben mal schnell googelt, um verstehen zu können was der andere geschrieben hat (was war denn nochmal Pleonasmus ?)

Nur Peter wäre dann überflüssig, weil bei der Kommunikation am realen Stammtisch keine Rechtschreibprüfung erforderlich ist und die BLÖD ohnehin irgendwo rumliegt.

[Fozzi]

Zitat von Jaskula

...
Nur Peter wäre dann überflüssig, weil bei der Kommunikation am realen Stammtisch keine Rechtschreibprüfung erforderlich ist ...

Wobei es am realen Stammtisch genauso dämlich rüberkommt, wenn jemand meint, in ner Stammtischdiskussion andere auf grammatikalische Feinheiten aufmerksam machen zu müssen, wenn einem inhaltlich nix mehr einfällt.

Oh, hoffentlich sind alle Komata richtig *zweifel*

[Nullinger]

Zitat von Fozzi

Wobei es am realen Stammtisch genauso dämlich rüberkommt, wenn jemand meint, in ner Stammtischdiskussion andere auf grammatikalische Feinheiten aufmerksam machen zu müssen, wenn einem inhaltlich nix mehr einfällt.

Und so "Reinquassler" gibt's da auch meistens...kann echt nervig sein.

Zitat von Fozzi

Oh, hoffentlich sind alle Komata richtig *zweifel*

Wieso baust Du hier eine Sollbruchstelle ein? Willst Du, dass Peter wieder aufspringt? Du Provokateur!

[Peter Igel]

Zitat von Jaskula

...

naja, ganz so "harmonisch" scheint's an Eurem Stammtisch ja in der Vergangenheit auch nicht immer zugegangen zu sein, gelle?
...wenn ich hier mal so lese...

@Fozzi
stimm' dir vollkommen zu.
Ist "Komata" ne Sollbruchstelle oder liegst du noch in selbigem?


@Nulli
schon passiert;-)

[Fozzi]

Zitat von Jaskula

Das ist ja eine Frage der Ausgestaltung. Meine Schwester war vor langer zeit in BaWü auf einer Schule, bei der die 5. und 6. Klasse eine sogenannte Orientierungsstufe war. Da gab es A, B und C-Kurse. Man konnte also in Mathe im C-Kurs sein und in Deutsch im A-Kurs.
Das Systemtraining findet dann also innerhalb der Kurse statt. Ähnlich wie in der Oberstufe, da gibt es ja auch nur noch Kurse und keine Klassen. GK und LK lernt da auch getrennt.
Es gibt ja hier kaum Gesamtschulen, deshalb kenne ich die genauen Abläufe auch nicht, aber so wie geschildert finde ich es eine bessere Lösung, als ein Kind mit Matheschwäche auf die Hauptschule zu schicken oder ähnliches.

Mir geht es leider ähnlich. Theoretisch finde ich das Konzept eigentlich auch nicht schlecht, aber was ich so höre, sind zB die A-Kurse nicht unbedingt Gymnasialniveau. Aber was ich höre ist eigentlich fast nur aus einer Schule (Fürth) und daher nicht repräsentativ.

Ich befürchte allerdings, dass sich jemand in einem Fach, dass ihm nicht liegt, eher mal hängen läßt als sich durchzubeißen. Ob das allerdings den damit verbundenen Streß rechtfertigt ...

[Fozzi]

Zitat von Nullinger

...
Wieso baust Du hier eine Sollbruchstelle ein? Willst Du, dass Peter wieder aufspringt? Du Provokateur!

Ist halt ein komischer Humor, was soll ich machen?