GAC GROUP Weltmeisterschaften 2011 (08.05. - 15.05.2011, Rotterdam, NED)

[TTopSpin]

Mein Fazit bezieht sich nur auf den letzten Tag, denn ich war persönlich vor Ort.
Insgesamt war es ein spannender Tag mit dem besten Tischtennis, was ich je gesehen habe. Daumen hoch.
Um zehn war ich in der Arena, Tickets gab es noch genüge und so habe ich mir ein 30 Euro Ticket gegönnt, was sich am Ende auch ausgezahlt hat, weil die Perspektive nicht besser hätte sein können. Die Halle ist groß, etwas kleiner als die Oh-Zwei Arena in Hamburg, wohl für Tischtennis zu groß, weil nie die ganze Halle ausverkauft war, beim Finale waren ca. 60 % der Plätze besetzt.
Es waren ein paar Timo Fans dabei, die Mehrheit hat einen der chinesischen Spieler angefeuert.
Das Nebenprogramm war sehr stark, zwischen den HF und den F bin ich etwas durch die Hallen geschlendert.
In der Competition Hall fand die Dutch Open der Menschen mit Behinderung statt. Wie stark die Teilnehmer mit einer Behinderung Tischtennis spielen können, war sehr beeindruckend, absolute Weltklasse. Ganz stark war der VHTS eines ehrgeizigen Chinesen der Rollstuhlklasse drei, der kann locker in unserem Verband in der Landesliga spielen. Ein Finale habe ich noch gesehen zwischen einem Franzosen und Ägypter, super spannend.
In einer weiteren Halle waren ca. 50 Tische für die Zuschauer aufgebaut, ein paar Funtische und viele normale Platten. In der Mitte war ein Showtisch aufgebaut, dort versuchten sich die Nationalspieler der Niederlande und gaben ein paar Techniktipps an Laien. In Rotterdam hat man vom Nachwuchsproblem nichts gemerkt. Die Halle war absolut voll und es spielten sehr viele Kinder, was ja ein gutes Zeichen für den an ADS leidenden Sport ist.
Am besten war die Halle der Ausrüster besucht.
Anwesend waren: Stiga, Donic, Joola, DHS, Butterfly, Yasaka, DynamiTT und Tibhar. Alle Hersteller, ohne Ausnahme, haben ihre Waren verscherbelt. Wenn man bedenkt, welche Preise im Einzelhandel verlangt werden und die Hersteller im VK für ihre Waren fordern, dann sind das Welten.
Trikots gingen für 5 Euro raus, die im Laden 35 Euro kosten. Schuhe für 15 statt 70 Euro. Hölzer für 70 statt 130 Euro. Einerseits freut man sich hier günstig zu kaufen, auf der anderen Seite fragt man sich, warum im EH so ein hoher Aufpreis verlangt wird. Die Probleme hat Jorgen Persson bestimmt nicht, der war übrigens auch kurz shoppen.
Gespielt wurde auch, in der Haupthalle. Der Haupttisch stand in der Mitte, rundherum schwirrten ein paar Fotojournalisten rum. Zwei große Leinwände übertrugen das internationale Signal und zeigten auch die Wiederholungen.
Zum Glück hat die ITTF, was die Übertragung von TT-Spielen betrifft, dazugelernt. Der technische Aufwand, der betrieben wurde, war sehr groß. Es standen insgesamt zehn stationäre und mobile Kameras zur Verfügung, das chinesische Fernsehen hat noch vier Kameras für das eigene Signal zusätzlich hingestellt. Zum Vergleich: in der 1. Fußball-Bundesliga gibt es insgesamt zwölf Kameras.
Aber wie beim Fußball ist es auch beim Tischtennis, live ist es viel besser.
Taktisch und spielerisch lässt sich sehr viel mehr erkennen als auf dem Bildschirm.
Das Doppelfinale war sehr stark, trotz der Einseitigkeit. Kein Zweifel: Li machte am Ende den weltmeisterlichen Unterschied aus, da kann kommen, was will, sie haut den Ball zurück auf die Platte.
Die beiden HF waren ebenfalls hochklassig, Ma Longs Dynamik und Wang Haos Fähigkeiten sind ein wahrere Augenschmaus. Wang Hao sieht mit eigenen Augen übrigens überhaupt nicht dick, sondern ganz im Gegenteil sehr, sehr fit aus. Ich habe dort kein Gramm Übergewicht feststellen können. Auch seine perfekte RH ist ein wahrer Traum. Sehr variabel, sehr druckvoll. Wie er Ma Longs BombenTS mit seiner RH beantwortet hat, da drehst du in der Halle durch. Er wirkte im Vergleich etwas steifer, das kann aber auch den Rückenbeschwerden liegen. Und kurz-kurz mag er überhaupt nicht.
Ich war bisher kein Fan von Wang Hao, das hat sich gestern geändert. Er ist bis in die Haarspitzen auf Erfolg getrimmt, beherrscht das komplette Tischtennisrepertoire und hat für mich die beste RPB aller Zeiten, was der da auspackt, ist der absolute Wahnsinn.
Warum Hao die Nr. 1 ist, konnte man sehr gut erkennen. Warum Jike der neue Weltmeister ist, konnte man aber auch gut sehen. Taktische Modifikation und Variation im Spiel sind seine großen Stärken. Wenn der Meistertrainer an der Seite fehlt, dann verliert der eine oder andere Chinese eine wesentliche Stellschraube für den Erfolg. Siehe Xu Xin und Ma Long. Jike kann mit oder ohne sein Spiel erfolgreich anpassen. Boll hat er erfolgreich auf der VH angegriffen und Wang mit kurzen Schlägen vor unlösbare Probleme gestellt.
Am Ende des Turniers hat sicherlich ein verdienter Jike den Titel geholt, stellt sich mir nur die Frage, warum die beste niederländische Tischtennisspielerin des 20. Jahrhunderts bei der chinesischen Nationalhymne mitsingt. ;D

[User 17544]

Zitat von Obachecka

Die Chinesen scheinen ja nun bereits in jungen Jahren gedrillt zu werden, das muss man auch nicht gut finden.

Meinst du, dass das Leben eines Timo Boll, oder das eines beliebigen anderen Profisportler ein Zuckerschlecken ist

Mag sein, dass das in China noch extremer ist, aber auch hier haben Profisportler nicht viel zu lachen. Das ist knallharte Arbeit und kein Spaziergang.

[Erik87]

Zitat von Brett13

Meinst du, dass das Leben eines Timo Boll, oder das eines beliebigen anderen Profisportler ein Zuckerschlecken ist

Mag sein, dass das in China noch extremer ist, aber auch hier haben Profisportler nicht viel zu lachen. Das ist knallharte Arbeit und kein Spaziergang.

Die haben genug Grund zur Freude (Geld, Popularität..). Natürlich ist das mit Strapazen verbunden. Aber es gibt so einige härtere Jobs. Meistens sind das die Jobs, die dann auch noch am schlechtesten bezahlt werden.
Guck dir die Jungs im Bergwerk an.. Wer sich als Profisportler beschwert hat den Schuss nich gehört.

[User 17544]

Zitat von TTopSpin

Um zehn war ich in der Arena, Tickets gab es noch genüge und so habe ich mir ein 30 Euro Ticket gegönnt[...]

Mist, hätte ich das gewusst, hätte ich mich um 7 Uhr ins Auto gesetzt und wäre sicher auch locker um 10 in Rotterdam gewesen

[Mulder]

Timo hätte schon lange in China trainieren und voll in der Superleague spielen müssen, zumindest wenn WM/Olympia ganz oben uaf der Prioritätenliste stehen würden. Hier in Europa hat er nicht wirklich Trainingspartner. So als wenn man nur mit Spieler trainieren würde, die ein oder zwei Ligen unter einem spielen.

[david93]

Zitat von Mulder

Timo hätte schon lange in China trainieren und voll in der Superleague spielen müssen, zumindest wenn WM/Olympia ganz oben uaf der Prioritätenliste stehen würden. Hier in Europa hat er nicht wirklich Trainingspartner. So als wenn man nur mit Spieler trainieren würde, die ein oder zwei Ligen unter einem spielen.

Aber du hast schon mitbekommen, was das chinesische Training mit Timo gemacht hat?

[User 17544]

Zitat von Erik87

Die haben genug Grund zur Freude (Geld, Popularität..). Natürlich ist das mit Strapazen verbunden. Aber es gibt so einige härtere Jobs. Meistens sind das die Jobs, die dann auch noch am schlechtesten bezahlt werden.
Guck dir die Jungs im Bergwerk an.. Wer sich als Profisportler beschwert hat den Schuss nich gehört.

Ja ja, die Profisportler haben es gut und sind alles Millionäre

Welche Jungs, in welchen Bergwerken Viele gibt es da nicht mehr...

Sorry, ich bin im Ruhrgebiet aufgewachsen. Der Bergbau spielt hier schon lange keine Rolle mehr und mit den Bergwerken sind die zahllosen Kneipen, in denen die Bergleute nach Feierabend ihre Bierchen getrunken haben auch gleich mitverschwunden. Keine Frage, dass das ein Knochenjob ist, aber selbst solche Knochenjobs (gibt auch noch ein paar andere) sind mit dem was Profisportler leisten müssen einfach nicht vergleichbar.

Um als Profisportler bestehen zu können - wenn die Leistung nicht mehr stimmt, bist du die längste Zeit Profi gewesen - musst du dein ganzes Leben dem Sport unterordnen und wirklich reich, so dass es auch für das Leben nach der Sportlerlaufbahn reicht, werden ganz sicher auch nicht alle. Selbst beim König Fußball nicht...

Ausnahmekönner ala Timo Boll gibt es im Profisport auch nicht all zu viele. Der Druck unter dem ein Christian Süß augenblicklich steht, den möchte ich nicht haben wollen. Eine Sportlerkarriere kann ganz schnell vorbei sein. Neid will da bei mir einfach nicht aufkommen...

[oliver]

Zitat von Brett13

Um als Profisportler bestehen zu können - wenn die Leistung nicht mehr stimmt, bist du die längste Zeit Profi gewesen - musst du dein ganzes Leben dem Sport unterordnen und wirklich reich, so dass es auch für das Leben nach der Sportlerlaufbahn reicht, werden ganz sicher auch nicht alle. Selbst beim König Fußball nicht...

wenn du einen verantwortungsvollen job (zb eine führungsfunktion in einem größeren unternehmen) hast, dann gehts dir nicht anders!
du stehst im direkten duell mit leuten, die nichts lieber wollen, als an deinem stuhl zu sägen - ich seg da wenig unterschied

wenn du dort deine leistung nicht bringst, bist du auch einfach von heute auf morgen ausgetauscht

[Max]

Lasst uns hoffen, dass die Generation um Yan An sich nicht so schnell entwickelt, ich will Ma Lin und WLQ in 2 Jahren nochmal sehen!

[SchwarzeWolke]

Zitat von Turboblock

mein unbestechliches wm-fazit:

ohne mich selbst loben zu wollen aber im grunde gingen doch fast all meine antizipationen auf.

Zitat von Turboblock

finaltipp:

wang hao-zhang jike 4:2

Ergebnis: Wang Hao : Zhang Jike 2:4

Zitat von Turboblock

meine prognosen fürs halbfinale:

ma long-wang hao 4:3

muss man wohl nicht lang um den heißen brei rumreden dass das die 2 besten spieler der wm sind und der ausgang völlig offen erscheint.

Ergebnis: Ma Long : Wang Hao 2:4
(Und jetzt kommt mir nicht mit so einer Kacke wie "Stallregie"!)

Zitat von Turboblock

zhang jike-boll 4:2

sicherlich ist jike der leichte favorit und ich denke er wird es(leider)auch machen.timo ist auch in guter form und wird sicherlich ein recht enges spiel liefern können für den sieg müsste er sich allerdings in ein rausch spielen.ich glaub nicht dran...

Zhang Jike : Timo Boll 4:1 und alles andere als ein recht enges Spiel