Coronavirus allgemein (Covid-19, Virologen, Politik, aktuelle Lage, Impfung usw.)

[markx]

An verzweifelnden Familien lässt es sich bestimmt auch ganz gut verdienen (Suchtmittel, Computerspiele etc.)...

[Ravenna]

Zitat von Glücksball

Oder müssen wir einfach damit leben, weil die Kosten für Schul- und KiTa-Schließungen gesellschaftlich, aber auch ökonomisch, zu hoch sind?

Ich denke mittlerweile Ja. Aus diesen und weiteren Gründen müssen wir eine gewisse Übersterblichkeit in Kauf nehmen (die sich an anderer Stelle bzw. perspektivisch vielleicht sogar wieder relativiert). Wie hoch diese sein darf (siehe z.B. eine fünfmal höhere Corona-Sterberate in Schweden als in Deutschland), ist natürlich eine ganz schwierige gesellschaftliche Diskussion, die aber geführt und entschieden werden muss, z.B. durch eine Art Nationalen Rat mit Politik, Ethikern, Medizinern, Wirtschaftsvertretern, Bildung, Soziologen.

Wir nehmen ja auch eine bestimmte Sterblichkeit durch Adipositas, Rauchen etc. in Kauf (obwohl man gegen diese Dinge weit mehr machen könnte als gegen Corona). Auch das ist eigentlich eine Übersterblichkeit, das geht nur mittlerweile in die Normalsterblichkeit ein.

[markx]

Zitat von Ravenna

Adipositas, Rauchen etc.

Da haben das die Betroffenen aber in der Regel selbst in der Hand.
Ich würde Corona eher mit dem Straßenverkehr vergleichen. Man kann das Risiko durch eigene Vorsichtsmaßnahmen vermindern, aber ganz ausschließen kann man nicht, dass man abgeschossen bzw. angesteckt wird - außer man greift zu sehr drastischen Maßnahmen (Lockdown bzw. zu Hause bleiben).

[mithardemb]

Das Problem bei der Corona Krise ist doch, dass niemand weiß wie lange sie noch gehen wird. Ob es eine Impfung gibt, wie wirksam diese im positiven Fall ist, ob sie für ältere Menschen einen signifikanten Schutz bringt (das ist z.B. bei der Grippe Impfung nur eingeschränkt der Fall), ob sie bei den anderen Risikopatienten überhaupt eingesetzt werden kann (Problem des schwachen Immunsystems), ob sie die Infektion verhindert oder die Erkrankung nur abschwächt usw.... das kann im Moment niemand mit Sicherheit sagen.

Wenn man sich jetzt dafür entscheidet die Schulen zu schließen, weiß man also nicht, wie lange man das durchhalten müsste. Das wäre also selbst bei deutlich höheren Infektionszahlen keine kalkulierbare Alternative.

Was die Übersterblichkeit in diesem Jahr angeht, war das ARD Extra vor wenigen Minuten sehr aufschlussreich.

[mithardemb]

Zitat von markx

Da haben das die Betroffenen aber in der Regel selbst in der Hand.

Das liegt daran, dass das die Risikofaktoren und nicht die Erkrankungen sind. Übergewicht ist ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rauchen für Krebs und mangelnde Distanz für Covid-19.

[Rudi Endres]

Die Sache ist hoch komplex:
Quarks: Forschende nehmen an, dass das Virus viel mehr Menschen infiziert hat und dass diese ohne Nachweis des Coronavirus gestorben sind.

In Norditalien beispielsweise gab es Berichte, dass es zwischenzeitlich nicht mehr genügend Rettungswagen gab, um die Menschen mit Atemnot ins Krankenhaus zu bringen. Diese starben dann zu Hause, ohne getestet worden zu sein.

Auch das RKI geht davon aus, dass es noch weit mehr Covid-Tote gibt, die allerdings nicht als solche erkannt werden.

Und: Es gibt auch gegensätzliche Effekte. In Berlin, NRW und Schleswig-Holstein gab es zu Beginn der Pandemie sogar weniger Tote als sonst. Experten vermuten, dass durch Einschränkungen des öffentlichen Lebens weniger Menschen durch Verkehrsunfälle, Morde und Gewaltverbrechen ums Leben gekommen sind. Außerdem könnten Kontakteinschränkungen und Hygienemaßnahmen die Ansteckungen mit anderen Infektionskrankheiten wie der Grippe reduziert haben.

Der Stadt-/Land-Faktor
Vergleicht man die Daten zur Übersterblichkeit in Stadt und Land, zeigen sich starke Unterschiede. Denn so wie Italien oder Spanien nicht gleich stark betroffen waren, zeigt sich vor allem, dass Städte wie Madrid oder New York teilweise das 1,5- oder 3-Fache der üblichen Todesfälle verzeichnen. In Madrid war die Übersterblichkeit dreimal höher als im Rest Spaniens.

[mithardemb]

Zitat von Rudi Endres

Die Sache ist hoch komplex:
Quarks: Forschende nehmen an, dass das Virus viel mehr Menschen infiziert hat und dass diese ohne Nachweis des Coronavirus gestorben sind.

In Norditalien beispielsweise gab es Berichte, dass es zwischenzeitlich nicht mehr genügend Rettungswagen gab, um die Menschen mit Atemnot ins Krankenhaus zu bringen. Diese starben dann zu Hause, ohne getestet worden zu sein.

Du hast Recht. In der Phase der erste Infektionswelle waren die Krankenhäuser in Italien überlastet und man geht auch davon aus, dass es schon Todesfälle 2019 gab - bevor mal also die Krankheit überhaupt kannte. Allerdings war die Situation in Deutschland zu einen eine andere und zum anderen ist die Testdichte in Europa heute extrem hoch. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass eine schwer verlaufenden Infektion im Moment noch unentdeckt bleibt.

Zitat von Rudi Endres

Und: Es gibt auch gegensätzliche Effekte. In Berlin, NRW und Schleswig-Holstein gab es zu Beginn der Pandemie sogar weniger Tote als sonst. Experten vermuten, dass durch Einschränkungen des öffentlichen Lebens weniger Menschen durch Verkehrsunfälle, Morde und Gewaltverbrechen ums Leben gekommen sind.

Die gehen statistisch in den Schwankungen der Gesamtverstorbenen unter (2019: ca. 940.000). 2019 hatten wir 245 Mordopfer und ca. 3000 Verkehrsopfer.

Die großen Killer sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen (345.000), Krebs (230.000) und Atemwegserkrankungen (71.000).

Zitat von Rudi Endres

Der Stadt-/Land-Faktor
Vergleicht man die Daten zur Übersterblichkeit in Stadt und Land, zeigen sich starke Unterschiede. Denn so wie Italien oder Spanien nicht gleich stark betroffen waren, zeigt sich vor allem, dass Städte wie Madrid oder New York teilweise das 1,5- oder 3-Fache der üblichen Todesfälle verzeichnen. In Madrid war die Übersterblichkeit dreimal höher als im Rest Spaniens.

Der Beitrag von ARD Extra bezog sich auf Deutschland. In New York (oder gar Manaus / Brasilien) ist die Situation eine deutlich andere.

[Rudi Endres]

Ja, wir kommen bisher mit einem blauen Auge durch die Pandemie. Im französischen Fernsehen vermutete ein Fachmann, dass ab einer bestimmten Infektionsdichte die Virenlast zu stark ansteigt und dadurch schwere Verläufe begünstigt. Das würde die hohe Übersterblichkeit in einigen Großstädten erklären. Die Dosis macht das Gift. Aber diese Erklärung passt nicht überall, was beweist, dass es weitere maßgebliche Faktoren gibt.

Viele Vermutungen und wenig gesichertes.

[BlinderBarmer]

Zitat von Ravenna

Ich denke mittlerweile Ja. Aus diesen und weiteren Gründen müssen wir eine gewisse Übersterblichkeit in Kauf nehmen (die sich an anderer Stelle bzw. perspektivisch vielleicht sogar wieder relativiert).

Ich denke mal nicht, dass du das so gemeint hast, aber wenn ein Elternteil zur Risiko-Gruppe gehört oder noch ältere zum Haushalt gehören ist es relativ viel verlangt, dass Kind zur Schule zu schicken.

Ich fand im übrigen den Drosten-podcast mal wieder sehr erhellend, gerade über die Studien zur Sterblichkeit, die wohl sehr altersabhängig zu sein scheint, und die wahrscheinlich nicht vorhandene Grundimmunität gegen Corona.

[mithardemb]

Zitat von BlinderBarmer

Ich denke mal nicht, dass du das so gemeint hast, aber wenn ein Elternteil zur Risiko-Gruppe gehört oder noch ältere zum Haushalt gehören ist es relativ viel verlangt, dass Kind zur Schule zu schicken.

Das Problem ist, dass du im Moment überhaupt nicht absehen kannst, wie lange denn das Kind nicht zur Schule gehen und darüber hinaus dann auch keine Schulfreunde treffen dürfte.

Es ist eine Abwägung zwischen dem Schutz der Risiko-Patienten und den Entwicklungschancen der Kinder und das bei sehr unsicheren Randbedingungen.