Coronavirus - Wann glaubt ihr, geht's wieder an die Tische?

[alba]

Eine Diskussion mit Leuten, die irrationale Ängste haben, ist praktisch unmöglich. Es soll ja auch Leute geben, die sich nicht mehr in ein Auto setzen, weil ein Geisterfahrer entgegenkommen könnte.

[m47]

Zitat von ReneTT

Ihr nehmt euch alle ziemlich wichtig und vor allem habt ihr alle Recht,

[Noppenzar]

Zitat von alba

Was lernen wir aus der Geschichte? Direkt nach der spanischenGrippe begannen die goldenen 20-er.

Das ist historisch so nicht korrekt. Erstmal kam es zu der Hyperinflation und daraufhin zu einer massiven Umverteilung in der Gesellschaft. Die "bürgerliche Mitte", die über wenig Sachwerte verfügte wurde faktisch enteignet. Nach der Währungsreform begann ein Aufschwung, der in etwa mit dem der letzten 10 Jahre vergleichbar war. Es gab zwar Arbeit, aber das Großkapital hat weit überproportional profitiert. "Babylon Berlin" galt für die kleine Oberschicht, die Masse lebte in Mietskasernen mit Flurklo und vielen Kindern auf engstem Raum. Seuchen wie Diphterie, Tuberkulose, Masern oder Mumps waren, mangels verfügbaren Impfungen und Hygiene, an der Tagesordnung. Nach der Krise ab 1929 verfiel die Mittelschicht, die kaum Reserven hatte, in flächendeckende Arbeitslosigkeit. Danach kam Hitler, der durch massivste Staatsverschuldung und Aufrüstung, zwar einen gewissen Wohlstand brachte (und nebenbei die Superreichen noch reicher machte), Deutschland 1939 aber faktisch vor der Staatspleite stand. Der eigentlich für 1940/41 geplante Krieg wurde auch deswegen von ihm vorgezogen. Ähnliches galt für Japan 1941, die durch das Ölembargo der USA faktisch vor dem Ruin standen.

Soviel mal zur Geschichte, wobei das Szenario "Entschuldung durch Krieg" seit der Erfindung der Atombonbe (wer zuerst schießt stirbt als Zweiter) nahezu ausgeschlossen ist.

Man hat insofern aus der Geschichte gelernt, dass im Grunde immer der Weg eines "New Deals" gewählt wird, wie ihn die USA nach der großen Depression gegangen sind. Heute heißt das "Konjunkturpaket".

Ob das diesmal so funktioniert wie in den letzten Krisen weiss noch niemand. Da man fast sämtliche Konjunkturhebel schon in der letzten Krise "verbraucht" hat, fängt man jetzt an mehr oder minder ungezügelt Geld zu drucken. Das wird nicht in eine Situation wie Anfang der 20er führen als sämtliche Barvermögen vernichtet wurden, allerdings wird es nach mathematischer Logik durch die Erhöhung der Geldmenge und durch die Verknappung mancher Güter (globale Lieferketten, Insolvenzen) zu einer merkbaren Inflation bei Alltagsgütern kommen, Luxusgüter werden zunächst eher deflationär sein, da sie weniger nachgefragt sind (Ausnahme Gold).

Mittelfristig erwarte ich einen erheblichen inflationären Wertzuwachs bei stabilen Assets durch eine Marktbereinigubg, steigende Abgaben und Steuern für die breite "Mitte" bei stagnierenden Löhnen und Renten.

Insofern werden wir eine weitere Spaltung der Gesellschaft erleben. Wer die Krise übersteht und ein knappes Gut anbietet, was zum Beispiel auch für Messebauer gilt, die in der Krise nicht insolvent gehen oder Restaurants, die überleben, wird sich eine goldene Nase verdienen. Wer bei einem Autozulieferer arbeitet wird sich aber auf mehrere "Nullrunden" bei stark steigenden Preisen des täglichen Lebebs einstellen müssen. Schon im Februar/März sind die Preise für Obst/Fleisch in Deutschland um knapp 9% angezogen. Ich bin mir auch recht sicher, dass die TT-Händler, nach anfänglichen Angeboten, um erstmal Cash zu generieren, die Preise auf Sicht nochmal deutlich anziehen werden. Gleiches wird bei anderen Sportmarken passieren, die sich zur Zeit über Kredite weiterfinanzieren. Siehe Adidas und der Staatskredit. 2008/2009 hat man die Krise die unteren 10% der Bevölkerung zahlen lassen. In fast allen westlichen Staaten. Das wird diesmal so nicht funktionieren. Also wird man es über Inflation lösen. Um Unruhen zu vermeiden wird man die Grundrente umsetzen und, wie die SPD schon angekündigt hat, den Mindestlohn etwas draufsetzen, wahrscheinlich auf 12 Euro oder ähnlich. Der Rest wird über Inflation gelöst werden. Die Höhe kann man ausrechnen. Nehmen die Staatsschulden um 30% zu, was bei einer Steigerung von 60% auf 80% des BIP der Fall wäre, dann entschuldet man sich, indem man eine Inflation von 30% erzeugt. Je nachdem wie der Dollar und die USA sich entwickeln vielleicht auch ein Teil über Abwertung des Euro.
Ergo zahlt es diesmal die breite Mitte, sofern diese nicht selbst etwas ausgleicht indem sie Aktien oder andere Sachwerte hält.

Sorry für den langen Text, aber hier von einem Anfang einer goldenen Zeit zu sprechen und das ganze noch historisch falsch zu begründen halte ich für äußerst fragwürdig.

[alba]

@Noppenzar
Meine Bemerkung war nur eine Replik auf die hier teilweise gemalten langfristigen Horrorszenarien. Dass die spanische Grippe nicht Auslöser der goldenen Zwanziger war, ist mir genauso bewusst wie die Tatsache, dass mit der Weltwirtschaftskrise das Ende gekommen war. Und in jeder Veränderung gibt es Gewinner und Verlierer. Aber danke für Deine fundierten Ausführungen.

[Noppenzar]

O.k., dann hatte ich das etwas mißinterpretiert. Horrorszenarien halte ich auch für unangebracht. Auch im Sport. Der wirtschaftliche Faktor von Hobbysport ist viel zu groß, als dass man jetzt über Jahre Restriktionen hätte. Kollateralschäden wird man in kauf nehmen, das persönliche Risiko muss jeder für sich selbst abschätzen..

Ich gehe aber davon aus, dass sich viele ältere und/oder vorerkrankte womöglich längerfristig vom TT verabschieden und dann vielleicht auch gar nicht wieder anfangen, wenn sich Teams dann neu zusammengesetzt haben.

Jeder halbwegs klar denkende Mensch weiss doch, dass Abstandsregeln und Hygiene faktisch weder beim Training noch beim Spiel umzusetzen wären. Selbst bei guter Absicht wird das praktisch nicht funktionieren. Vielleicht noch in Kleinstgruppen oder im Profibereich, aber niemals im normalen Hobbysport.

Letztendlich muss dann jeder für sich selbst entscheiden. Nur sehe ich wenig Sinn darin am Tag am Arbeitsplatz Maske zu tragen und 2m Abstand zu halten, im Auto maximal zu 2 Mann zu fahren, im ÖPNV zig Richtlinien zu beachten, nur um dann beim Training kreuz und quer zu laufen und das auf engem Raum.

Die Entscheidung kann auch keinem der Verband abnehmen. Da muss man selber abwägen.

[mithardemb]

Zitat von Noppenzar

..., das persönliche Risiko muss jeder für sich selbst abschätzen..

Das eigentliche Problem bei einer Pandemie ist doch, dass es eben nicht nur um das persönliche Risiko geht.

[alba]

Zitat von Noppenzar

Jeder halbwegs klar denkende Mensch weiss doch, dass Abstandsregeln und Hygiene faktisch weder beim Training noch beim Spiel umzusetzen wären. Selbst bei guter Absicht wird das praktisch nicht funktionieren. Vielleicht noch in Kleinstgruppen oder im Profibereich, aber niemals im normalen Hobbysport.

Die Entscheidung kann auch keinem der Verband abnehmen. Da muss man selber abwägen.

Sorry, da bin ich anderer Meinung. Sportarten wie Ringen, Judo, Boxen, Handball, Fußball, Basketball, selbst Volleyball, dürften sich da viel weniger Hoffnung machen. Dort ist der Abstand schon in der Aktion nicht möglich, beim Tischtennis mit etwas Disziplin durchaus. Außerdem: Es sind nur wenige Tage, wo man zwar infektiös ist, aber selbst davon nichts bemerkt. Jemand mit Symptomen wird kaum spielen. Und noch was: Gestern an der Supermarktkasse, die Kassiererin ohne Mundschutz, bedient hunderte von Kunden am Tag. Hier akzeptiert man ein ungleich höheres Risiko!
P.S: Ich selbst bin 62, hatte letztes Jahre einen leichten Herzinfarkt und seitdem einen Stent.

[alba]

Zitat von mithardemb

Das eigentliche Problem bei einer Pandemie ist doch, dass es eben nicht nur um das persönliche Risiko geht.

Richtig, aber alle großen Ausbrüche sind durch große Menschenaufläufe verursacht:,Fußballstadion, Karneval, Starkbierfest! Wenn Hochzeitsfeiern bald wieder erlaubt sind (laut Bayerns Innenminister Herrmann), wo die Leute stundenlang zusammensitzen, wo auch was getrunken wird, getanzt, dann muss Tischtennis auch möglich sein.

[mithardemb]

Zitat von alba

Und noch was: Gestern an der Supermarktkasse, die Kassiererin ohne Mundschutz, bedient hunderte von Kunden am Tag. Hier akzeptiert man ein ungleich höheres Risiko!

Da hast du durchaus Recht. Noch höher ist das Risiko wenn du ins Krankenhaus gehst. Aber manche Dinge sind eben schwerer zu vermeiden als andere und die Risiken summieren sich.

Aber unterm Strich gehts ja eigentlich weniger darum, ob die TT Spieler sich trauen zu trainieren. Die Frage ist doch eher ob Politik und öffentliche Verwaltung sie in die Hallen lässt.

[mithardemb]

Zitat von alba

Richtig, aber alle großen Ausbrüche sind durch große Menschenaufläufe verursacht:,Fußballstadion, Karneval, Starkbierfest!

Stimmt. Deshalb sind Großveranstaltungen ja auch bereits jetzt bis zum 31.8 untersagt.

Zitat von alba

Wenn Hochzeitsfeiern bald wieder erlaubt sind (laut Bayerns Innenminister Herrmann), wo die Leute stundenlang zusammensitzen, wo auch was getrunken wird, getanzt, dann muss Tischtennis auch möglich sein.

Das denke ich auch. Wenn man normale Hochzeitsfeierlichkeiten ohne große Einschränkungen wieder zulässt, wird man auch den Sport wieder freigeben.