Politik - der Thread für politisch Interessierte (bis Dezember 2021)

[Fozzi]

Zitat von Chris Kratzenstein

...
Das ist genau die Sache, die aktuell am meisten kritisiere. Es wird jetzt alles auf Elektro gesetzt. ...

Glaube ich nicht, sonst würden die Anbieter und die Politik viel aggresiver auftreten. Und die Entwicklungen gehen ja, sollte die Brennstoffzelle einen E-Motor antreiben, in eine ähnliche Richtung.

[Chris Kratzenstein]

Dann erkläre mal wieso eine Förderung für Elektrobus bei 320.000 € liegt und für Biomethanbus bei 10.000 €?
Schau Dir die Fördergelder an in welche Richtung die momentan gehen?

[Fozzi]

Zitat von Chris Kratzenstein

Dann erkläre mal wieso eine Förderung für Elektrobus bei 320.000 € liegt und für Biomethanbus bei 10.000 €?
Schau Dir die Fördergelder an in welche Richtung die momentan gehen?

Ich habe den persönlichen Eindruck, dass es auf einen Mix hinausläuft und Stadtwerke tatsächlich auf diese Zwischenlösung setzen. Ein Bekannter von mir arbeitet bei EVO und der berichtet mir, dass die aktuellen Elektro-Anstrengungen von Mercedes im Gegensatz zB zu der damaligen Adblue-Offensive auffällig gering sind und er auch etwas "Neues" aus der Schublade erwartet.
Auch ist mMn im LKW- und PKW-Bereich bisher keine große Offensive zu sehen, eher ein Hinterherhinken der großen deutschen Hersteller, nicht mal auf der IAA. Klar war E-Auto ein Thema, aber eher selbstfahrende Autos. Auf mich wirkt das alles seltsam zögerlich und der Erfolg von Tesla ist ja auch überschaubar, obwohl wesentliches Knowhow auch schon aus Deutschland kommt. Wieso baut eine Uni das Postauto? Das macht doch auf den ersten Blick gar keinen Sinn.

Ist natürlich nur ein persönlicher Eindruck und Kaffeesatzlesen, aber wenn man, wie Du schreibst, "alles auf Elektro" setzen würde, sähe das mMn anders aus.

[Chris Kratzenstein]

Das ist die Reaktion der Wirtschaft. Da bin ich bei Dir. Die setzen nicht nur auf Elektro (auch wenn VW gerade das Gegenteil sagt), weil sie wissen, dass es so nicht gehen wird.
Aber die Aussendarstellugn der Politik (egal welche Partei) ist aktuell einfach voll auf Elektro. Und entsprechend werden die Anreize mit Förderungen gesetzt. Und dann kann die Wirtschaft teilweise gar nicht anders um auch ja an die Förderung zu kommen.

[Noppenzar]

Zitat von Armendariz

Der Unterschied ist, dass ich z.B. die Grünen nicht wähle, weil ich die Farbe mag oder aus irgendeinem Treuegefühl. Es gibt einfach Sachthemen, die sie als einzige der größeren Parteien ansprechen, und da sind die Kamellen von anno dazumal kein Hindernis.

Die Grünen sind seit 14 Jahren in der Opposition und bedienen Träume der Gutmenschen. In einer Regierung könnten sie maximal 20%, eher weniger umsetzen.

Das machen sie dann wie in NRW oder Hessen. Man schreit laut dagegen, aber im stillen Kämmerlein beschließt man Kohleabbau und Ausbau des Flughafens. Die Schuld schiebt man dann auf den "großen" Koalitionspartner und jammert öffentlichkeitswirksam rum, siehe Bärbel Höhn.

Die Grünen liegen europaweit, inklusive des abnornalen deutschen Ergebnisses, bei etwa 9-10% Stimmenanteil. In Süd- und Osteuropa, sowie GB und Frankreich haben sie kaum Stimmen, in Österreich auch nicht und in Schweden haben sie massiv verloren.

In Deutschland projiziert man alles Ungemach von 1998-2005 auf Schröder und die SPD. In den Ländern wird auch die SPD vom Wähler abgestraft.

Ich wünsche es mir nicht, aber für einige Wähler wäre ein Kanzler Habeck mal eine heilsame Erfahrung. Wenn die Leute dann endlich merken, dass da eine Luftpumpe an der Macht ist, dann wachen sie vielleicht mal auf. Ich wäre mal gespannt, was er für Lösungen bei einer weltweiten Rezession hätte...

[Noppenzar]

Zitat von Armendariz

In meinem Bekanntenkreis fahren fast alle, die offen grün gewählt haben, mit dem Fahrrad oder mit den Öffentlichen zur Arbeit oder zur Uni. Beliebt ist auch: Fahrrad zum Bahnhof, dort im Abstelllager lassen und dann weiter mit dem Zug, am Zielbahnhof dann mit dem Zweitfahrrad weiter.

Ist aber nicht repräsentativ; relativ jung und Stadtbewohner.

und keine Kohle für ein Auto...

Spätestens wenn sie Familie haben steht der Pampersbomber vor der Tür. Das war vor 20 Jahren bei uns in der Uni auch nicht anders. Als Student hast du sowieso das günstige Ticket und Parkplätze an den Unis sind sowieso oft Mangelware.

[Noppenzar]

Zitat von Armendariz

Das war bei den letzten Kohorten noch so.
Generation Y und die Millenials sind da tendenziell anders gestrickt. Entschleunigung ist das neue Zauberwort. In vielen Ländern reagieren Firmen darauf, indem Mitarbeitern viel mehr Möglichkeiten zur Entspannung oder eben zur flexiblen Arbeitszeit zur Verfügung stehen.

Für die weniger sportlichen Innenstadtpendler sind E-Bikes eine echte Option. Die werden häufig auch von Land oder Bund gefördert.

Mal ein anderes Thema:
SPD-Nachfolge.

Die Sozen haben ja jetzt nichts mehr zu verlieren. Wie wäre es mit Diaby für einen linken Aufbruch?

Ist eine Marke, Ostdeutscher, Schrebergärtner und Geoökologe.
#MitKarambaAnDieParteispitze

Auch die Generation Millenium wird merken, dass man für sein Geld etwas tun muss. Und wenn sie dann mal 40 Stunden arbeiten müssen, ins Fitnesstudio gehen, Familie haben und eventuell noch eine Führungsposition, dann ist der Tag auch nicht mehr so lang wie in der Schule oder im Studium.

Dann wird Zeitmanagement auf einmal ganz wichtig.

[Noppenzar]

Zitat von mithardemb

Du kennst evtl. die Bedürfnispyramide von Maslow bei der Physiologische Grundbedürfnisse ganz unten, Sicherheit und soziale Bedürfnisse in der Mitte und das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung ganz oben steht. Die These hinter dem 1943 aufgestellten Modell ist, dass weiter oben liegende Bedürfnisse erst dann an Bedeutung gewinnen, wenn die weiter unten liegenden befriedigt sind.

1943 war der Klimaschutz noch kein Thema, aber versuchen wir doch mal den Klimaschutz einzuordnen. Für ein paar Regionen auf dieser Welt gehört er zu den absoluten Grundbedürfnissen, da die Lebensgrundlage entzogen wird (Inseln und Küstenstriche die überflutet werden, Gebieten in denen die Hitze für den Menschen so langsam nicht mehr betätigbar wird, etc.). Für den Rest der Welt (inkl. Europa) ist der Klimawandel eher weit oben angeordnet. Das Problem ist sichtbar und es gibt erste unangenehme Auswirkungen, aber im Moment kann man es noch aushalten. Wenn andere Probleme auftauchen (Verlust der Arbeit oder des Wohlstandes), dann rückt die Bedeutung nach hinten.

Wenn man jetzt mit radikalen Maßnahmen versucht den Klimawandel zu stoppen, wird man vermutlich sehr schnell den Rückhalt in weiten Kreisen der Bevölkerung verlieren. Für die meisten Menschen ist das Hemd doch näher als die Hose und ein Schreckensszenario für 2050 ist weiter weg als ein aktuelles.

Na ja, in vielem Ländern, z. B. Thailand, leben Menschen seit Jahrhunderten gut angepasst in klimatischen Verhältnissen, die hier als Schreckenszenario der Zukunft dargestellt werden. Das ganze Jahr Hitze, nie unter 26 Grad, wenn Regen, dann Starkregen, wie man ihn sich hier kaum vorstellen kann, Luftfeuchtigkeit über 90%. Die Einheimischen haben damit auch überhaupt kein Problem. Genauso lebt man in Sibirien das 3/4 Jahr mit extremen Minustemperaturen. Die Niederländer haben dem Meer Landfläche abgetrotzt.

Der Mensch war und ist sehr sehr anpassungsfähig. Man zahlt immer einen Preis für Eingriffe in der Natur. Die Alternative wäre wieder zum Jäger und Sammler in der Höhle zu werden.

Das kann aber niemand wollen.

[Fozzi]

Zitat von Chris Kratzenstein

...
Aber die Aussendarstellugn der Politik (egal welche Partei) ist aktuell einfach voll auf Elektro...

Das irritiert mich auch, aber ich spekuliere, das es an der Stelle eher darum geht, Aktionismus zu zeigen und erst dann in die Vollen zu gehen, wenn der Wasserstoff marktreif ist. Aber

[Chris Kratzenstein]

Und genau dieser Aktionismus nervt mich.

Es gibt Gerüchte, dass Daimler ein fertiges Wasserstoffkonzept in der Schublade liegen hat. Gefördert wird aber aktuell Elektro. Wieso sollte man dann Wasserstoff an den Markt bringen. Vor allem wenn einer der Großaktionäre da sicher kein Interesse dran hat?