Sind Booster legal?

[Jean-Luc Picard]

Man kann sich alles irgendwie schönreden

[Omma]

Zitat von pibach

Ansonsten kann eine Regel nicht gängigen Rechtsprinzipien widersprechen, das wäre dann nicht gerichtsfest. "Selber behandeln" kann daher gar nicht verboten sein, wenn "werksbehandeln" erlaubt ist.

Dafür müsste man aber erstmal nachweisen, dass das eigene Tuning dem Werkstuning gleichkommt. Gleiche Mittel, Methoden, etc.

[pibach]

Zitat von JanMove

Das Argument ist aber auch sonst schwach, weil Du damit jegliche Art von Beschiss rechtfertigen kannst. Dann kannst Du auch gleich täglich mit VOC-haltigem Kleb frischkleben, was ja auch noch nicht wirklich ganz ausgestorben ist!

Da bestehen Unterschiede.
Gegen Frischkleben gibt es explizit die Gasdruck-Grenze und dazu Prüfmöglichkeiten.

Zur Erinnerung die aktuellen ITTF Regeln:

2.4.7 The racket covering shall be used without any physical, chemical or other treatment.
2.4.7.1 Slight deviations from continuity of surface or uniformity of colour due to accidental damage or wear may be allowed provided that they do not
significantly change the characteristics of the surface.

"Significantly change the characteristics" ist auch nicht quantitativ festgelegt, das ist Ermessensspielraum des Schiedsrichters. In sofern ließe sich das analog auch mit "Pflegemitteln" handhaben. Ob "Pflegemittel" generell verboten sind, bzw. welche genau nicht erlaubt sind, auch wenn sie die Belageigenschaften nur wiederherstellen, wird aus 2.4.7 nicht ganz klar. Eine sinnvolle Interpretationsmöglichkeit von "treatment" ist, das man einen von den geprüften Eigenschaften abweichenden Effekt erzielt - was ja nicht der Fall ist.
In der vorherigen Fassung der Regeln stand übrigens noch:

2.4.7: The covering material should be used as it has been authorised by the ITTF without any physical, chemical or other treatment, changing or modifying playing properties, friction, outlook, colour, structure, surface, etc.

Das bezieht sich auf Oberflächenbehandlungen. Für den Schwamm ist das eh nicht geregelt.

[JanMove]

Ähm, was ist denn bitte schön an

2.4.7 The racket covering shall be used without any physical, chemical or other treatment.

unklar?
Das "covering" ist der ganze Belag und nicht nur das Obergummi.

Aber es müsste eben genau definiert werden, welche Art von "Treatment" erlaubt ist oder nicht.
Das Staub entfernen auf dem Belag ist auch eine physikalische Behandlung.

[Joe Nail]

Zitat von JanMove

Es zwingt dich ja niemand, einen werksgetunten Belag zu spielen. Du kannst auch einfach einen Klassiker spielen, und das problemlos über mehrere Monate.
Das Argument ist aber auch sonst schwach, weil Du damit jegliche Art von Beschiss rechtfertigen kannst. Dann kannst Du auch gleich täglich mit VOC-haltigem Kleb frischkleben, was ja auch noch nicht wirklich ganz ausgestorben ist!
Wie oben geschrieben bin ich eigentlich für das Freigeben des selber Tunens oder aber für ein konsequetes Verbot auf allen Ebenen (falls überprüfbar). Den Beschiss aber mit fadenscheinigen Argumenten legitimieren zu wollen, finde ich scheinheilig. Dann lieber im stillen Kämmerchen tunen und nichts sagen...

Stimmt, ein Belagklassiker geht natürlich auch und hält definitv länger. Allerdings leben/spielen wir im 21. Jahrhundert und die Entwicklung ist halt einfach ein paar Evolutionsschritte weiter.

Ich kann da auch nichts fadenscheiniges daran finden. Mal ein Beispiel: Vor Kurzem habe ich mal den MX-P getestet und war sehr überrascht wie heftig der Belag nach dem Auspacken stinkt. Woher das nur kommt? Aufgeklebt (mit Latexkleber) und geht ab wie eine Rakete. Dann habe ich den Gummi nach 3 Wochen abgezogen, weil ich noch etwas anderes testen wollte und der MX-P ist in dieser Zeit wirklich um 5 mm geschrumpft. Das merkt man natürlich nicht, wenn der Belag noch auf dem Holz klebt. Das ist sicherlich keine spezielle Eigenschaft des MX-P, sondern betrifft wohl eher alle FKE-Beläge mehr oder weniger.

Booster lässt den Belag einfach aufquellen/wachsen. Ob das jetzt Werkstuning ist oder eben die Nachbehandlung zu einem späteren Zeitpunkt. Faktisch habe ich dem Belag mit gekonnten Tuning einfach wieder auf seine ursprüngliche, werksgtunte Größe und weitestgehend auch auf diese Geschwindigkeit & Spin gebracht. Sicherlich kann man mit mehr Tuner auch noch mehr rauskitzeln, aber da sind wir am Punkt an dem es mir dann doch zu schnell und nicht mehr gut kontrollierbar/spielbar wird.

VG Joe

[Kyuss]

Alles nur Phantasieregeleigeninterpretationen um sich selber was schönzureden !

Warum gibt es wohl Ebenheits- und Dickenmessung , sowie Mini-Rae bei Turnieren ? Um die Schiris zu beschäftigen ?

Wie oft wird denn bei nem Bundesligaspiel ein Schläger wegen >4mm bemängelt ? Ziemlich oft !

Und auf ittf.com gibt es ne Liste mit Spielern , die mit vocs aufgefallen sind, die im Wiederholungsfall dann gesperrt werden !

Aber täglich grüsst das Murmeltier, diese Diskussion gab es schon etliche Male.

https://www.youtube.com/watch?v=TLIppgE45wM

[pibach]

Zitat von JanMove

Ähm, was ist denn bitte schön an

2.4.7 The racket covering shall be used without any physical, chemical or other treatment.

unklar?

Hab ich doch gelistet, was daran unklar ist.

Noch mal genauer:

Wenn Alterungsprozessen entgegengewirkt wird, ist das dann unerlaubtes "treatment"?

Dazu aus dem ITTF Handbook:

3.4.2.2 The racket covering shall be used as it has been authorised by the ITTF without any physical, chemical or other treatment, changing or modifying playing properties, friction, outlook, colour, structure, surface, etc.; in particular, no additives shall be used

Das kann man so lesen, dass Behandlungen, die die Ursprungseigenschaften nicht signifikant verändern (sondern nur Alterungsprozessen entgegenwirken), erlaubt sind. Macht ja auch Sinn.

Das "covering" ist der ganze Belag und nicht nur das Obergummi.

So lange der Schwamm und dessen Eigenschaften nicht in der ITTF Prüfung einbezogen ist, kann eine Behandlung am Schwamm keine Änderung der geprüften Eigenschaften sein.

Es ist jedenfalls erlaubt, den Schwamm auszutauschen. Und das machen auch viele, insbesondere in China ist das üblich.
Theoretisch kannst Du einen separaten Schwamm tunen und dann das Obergummi aufkleben.

[JanMove]

Hab ich ja oben geschrieben, dass die Regel in sich nicht konsistent formuliert ist. Sie spricht vom ganzen Belag, betrachtet für die Zulassung aber nur das Obergummi. Aber schon die Aussage "no additives shall be used" macht ja nur Sinn, wenn der Belag als Ganzes gemeint ist.
Es wäre ja schon besser, wenn nach dem Wort ITTF der kleine Zusatz "and additionally" hinzugefügt werden würde. Denn dann könnte man sagen, dass die Authorisierung des Obergummis eine notwendige aber nicht hinreichend ist, und nachfolgendes zusätzlich erfüllt sein muss.
Demnach wäre dann zwar auch das Anbringen eines anderen Schwamms zwar erlaubt. Dieser müsste dann aber auch vorab werksagetunt sein und selber Tunen wäre nicht erlaubt.

[Butt Stallion]

@pibach:

Du hast vollkommen recht! Der Punkt ist nur, dass die entsprechende Interpretationslücke von der ittf festgelegt wird und nicht von den Spielern. D.h. der ittf definiert eigenständig ohne objektive Instanzen was "treatment" ist und was nicht, dieses muss aber seitens des ittf nicht verschriftlicht festgelegt sein, also sie können eigentlich nicht dazu gezwungen werden, das genau auszuformulieren. Ob dieses Verfahren nun so in Ordnung ist oder nicht sei mal dahin gestellt. Aber wäre schon ein interessantes Verfahren:

Der ittf sperrt Spieler x aufgrund von "treatment", was nach den Regeln der ittf illegal ist. Spieler x klagt aber öffentlich, dass "treatment" in den Regeln nicht genau definiert ist. Wer wird hier wohl gewinnen? Schwer zu sagen ohne objektives Gutachten...

[pibach]

Was legal ist bzw. was nicht entscheiden in einem Rechtsstaat im Zweifel Gerichte.
Regulatorische Instanzen (hier die ITTF) müssen ihre Regeln so formulieren, dass Gerichte darüber entscheiden können (sonst lassen die sich nicht durchsetzen). Das hat das ITTF bisher nicht geschafft. Genau die oben genannten Interpretationsspielräume bestehen.
Das weiß das ITTF aber auch und daher wird innerhalb der Intepretationsspielräume wohl auch nicht gemaßregelt (wüsste da zumindest keinen Fall).
Die Regeln sind seit je her auch eher so gestrickt, das ein Teil lediglich auf Abschreckung ausgerichtet ist, aber nicht in direktem Widerspruch zu dem faktisch Durchsetzbaren steht (weil das dann die Abschreckung aufweichen würde). Das ist im Grunde auch recht geschickt. Naturgemäß entsteht so aber ein Wettlauf des Auslotens der Grenzen versus Nachbesserung der Regeln.

Eine andere Frage ist, ob die ITTF das Tuning tatsächlich verbieten will. Wenn ja, könnten sie die Regeln ja entsprechend klarer formulieren. Wird aber nicht gemacht. Wieso wohl nicht?