Noppen-Image

[Kryptokinetiker]

Unbeliebt ist u.a., wer von vornherein einen Vorteil hat oder zu haben scheint.

Das ist in den unteren Ligen (Kreis, untere Bezirksebene) bei (möglichst ungriffigen) Noppen und Antis der Fall; zum einen, da das Spiel gegen sie ungewohnt ist und daher einer gewissen Erfahrung und Souveränität bedarf, zum anderen, da sie in Zeiten des FKE-Topspinspiel-Wahns tatsächlich bei diesem Hauptschlag den geringeren Arbeitsaufwand durch Hinhalten haben. Daß eine Noppe weit mehr zu bieten hat und auch beherrscht werden will, steht zwar außer Frage, spielt aber gerade auf diesem beschränkten Niveau tendenziell eine sehr geringe Rolle.

Und die Empirie scheint diesem Bild rechtzugeben: eine schnell-abnehmende Materialspielerrate ab dem Niveau, auf dem die Spieler nicht mehr selbst ihre ärgsten Gegner sind (eben ab dem mittleren Bezirksbereich), und der sich unter Noppenspielern selbst deutlich manifestierende Unterschied verschiedener Spielniveaus; oft genug verliert ein NI-Bezirksklassenspieler auf Turnieren gegen einen LN-Kreisspieler, bei LN gegen LN ist das hingegen deutlich seltener der Fall, die Welt ist also noch "in Ordnung".

Eines muss aber klar sein: Beide Punkte sind konkret-struktureller Natur, von einem generellen Vorteil (möglichst) ungriffigen Materials kann schlichtweg nicht die Rede sein, ich möchte eher das Gegenteil behaupten. Wer dem Material die Schuld gibt, scheitert lediglich an seiner allzumenschlichen Menschlichkeit.


PS: Ich selbst bin zwar NI-Spieler, besitze aber einige glatte und griffige Noppen und Antis, die ich regelmäßig mit ins Training schleppe und als Bereicherung des Sports empfinde.

[Stefan77]

Es ging um das Image. Das kommt denke ich von den Zeiten, wo GLN noch erlaubt waren. Diese Spiele haben oft keinen Spass gemacht und sahen furchtbar aus. Heute macht das gegen die meisten LN Spieler Spass und die Spiele sind interessant. Dann gibt es noch die andere Sorte, die dann irgendein behandeltes Zeug spielen, einfach unsportlich. Aber da sind die Vereinskollegen dran schuld, die das wissend tolerieren. Bei uns fliegen die aus den Mannschaften, aus allen. Ansonsten muss man sagen, wer mit LN umhegen kann, Respekt.

[Büffelschnitt]

Zitat von Stefan77

Ansonsten muss man sagen, wer mit LN umhegen kann, Respekt.

Ich liebe meine Noppen und umhege (und pflege) sie daher auch.

[Stefan77]

Ja, da hat die Pisastudie wohl mal wieder Recht. Obwohl ich zu alt dafür bin. War natürlich umgehen gemeint. Aber schön, dass du deine Noppen auch gut pflegst

[Mr. Spock]

Hallo Leute,

also ich habe überlegt, ob ich für mein Anliegen einen neuen Thread eröffnen soll oder ob es vielleicht doch hier gut hineinpasst. Ich denke schon, da sich die Problematik in vielen Beiträgen wieder spiegelt.

Erst mal zur Einleitung!

Ich habe vor ca. 18 Jahren mit dem Tischtennis aufgehört, da ich mich zwischen zwei Sportarten entscheiden musste. Nachdem ich meine Laufbahn in dieser von mir favorisierten Sportart beendet habe, war es klar, dass ich wieder zum Tischtennisschläger greifen würde.
Ich muss dazu sagen, dass ich die Tischtennisszene in all den Jahren nicht groß verfolgt habe. Klar, ich wusste schon, wer Timo Boll ist und das die deutschen Herren inzwischen Europas Chinesen sind. Auch wusste ich, dass man inzwischen nur noch den Satz bis 11 spielt aber das der Ball seit einigen Jahren 40mm Durchmesser hat, war mir völlig entgangen. Ebenso wenig habe ich die Entwicklungsgeschichte der Langnoppenbeläge mitbekommen.
Ich spiele Abwehr, mit einem NI-Belag auf der Vorhand und einem LN-Belag auf der Rückhand - und das seit jeher!
Vor ca. 15 Jahren bin ich aus beruflichen Gründen weggezogen, und zwar ca. 200km von meiner ursprünglichen Heimat entfernt. Ich erwähne dies, weil ich nicht ausschließen kann, dass auch regionale Unterschiede eine gewisse Rolle spielen könnten.

Die Problematik!

Hier im Ort haben wir insgesamt drei Tischtennisvereine, die ich mir natürlich erst mal angesehen habe. Ein paar mal hier trainiert, ein paar mal dort - es muss halt passen, auch von der Chemie untereinander.

Aber was für ein ernüchtender Neubeginn für mich!

Früher war ich ein gern gesehener Trainingspartner, der an keinem der Trainingsabende auch nur fünf Minuten Pause hatte. Kaum war ein Spiel bzw. Training beendet, kam schon der nächste, der mit mir trainieren wollte. Das war mitunter anstrengend aber alle hatten ihren Spaß.

Und heute?
Ich habe Mühe und Not überhaupt einen Trainingspartner zu finden. Oft sitze ich 1/2 Stunde und länger auf der Bank und warte darauf, dass sich jemand erbarmt, ein paar Bälle mit mir zu spielen.
Die Reaktionen der Leute im Verein deckt sich weitestgehend mit den hier bereits erwähnten:
Augenverdrehen, Sprüche wie: "Sowas sollte verboten werden" oder "Spiel mal einen normalen Belag und Du machst gegen mich keine zwei Punkte" oder "Abwehr ist doch zum kotzen" sind an der Tagesordnung.
OK, zuerst dachte ich, es liegt am Verein, die Leute dort haben sie einfach nicht alle - aber Pustekuchen! Ähnliche Aussagen bekam ich auch im zweiten und im dritten Verein zu hören. Und selbstverständlich wollte auch dort niemand so richtig gern mit mir trainieren.
OK, dann liegt es an dieser Stadt oder Region - auch eine Möglichkeit. Vielleicht wird hier ein Tischtennisspieler nur akzeptiert, wenn er besonders schön und vor allen Dingen nur Angriff spielt.
Also fahre ich 25km weiter in die nächstgrößere Stadt. Aha, immerhin etwas besser, man behandelt mich zumindest mit Respekt und lässt mich nicht wie einen dummen Schuljungen auf der Bank schmoren. Es fängt andeutungs- und zeitweise wieder an, etwas Spaß zu machen, obwohl ich mir auch dort immer wieder mal merkwürdige Ausreden und Aussagen zu langen Noppen anhören muss. Besonders von Jugendlichen, die spielen auch dort nur äußerst widerwillig mit mir.

Ich weiß momentan überhaupt nicht, wie es weitergehen soll. Hier im Ort kann ich es wohl völlig vergessen - no chance! 50km zum Training (hin und zurück) sind mir auf Dauer einfach zu weit, aber um überhaupt mal wieder rein zukommen, immerhin eine Alternative.Es gibt hier noch diverse Clubs auf den Dörfern, aber die dürften vermutlich ähnlich eingestellt sein, wie die Leute hier im Ort.

Meine eigene Spielstärke kann ich momentan überhaupt nicht einschätzen. Ich gewinne gegen Leute aus der Bezirksliga, teilweise auch Landesliga, verliere aber auch schon mal locker gegen Leute aus den unteren Klassen (hier Kreisklasse). Ich denke aber, dass ist unter den gegebenen Umständen völlig normal! Seit ich 25km entfernt trainiere (leider nur sporadisch möglich), hat sich mein Spiel schon etwas stabilisiert.

Ich weiß nicht, was in den 18 Jahren so alles passiert ist, dass Langnoppen einen derart schlechten Ruf davongetragen haben. Es muss gravierend gewesen sein, denn nur so lässt sich das zutiefst unsportliche Verhalten der Leute hier in den Vereinen erklären.

Oder ist das tatsächlich nur ein regionales Phänomen?

[jimih1981]

Also ich denke das es wirklich ein Phänomen ist das sich in den jeweiligen Vereinen rausgebildet hat. Also ich hab bisher immer in Vereinen gespielt wo des egal war was man spielt. Müssen schon ganzschöne Holzköpfe bei dir in der Gegend sein.

Gut ich spiel erst seit vier Wochen LN und war bisher auf zwei Turnieren und es gab nicht wirklich extrem negative Reaktionen. Allerdings greif ich damit an und hab auch ne passable Vorhand. Lustigweißer haben auf dem einen Turnier so ca. 50 % mit Material gespielt.

[Ballbeisser]

hi...die leute wirste überall antreffen...und sprüche wie...das es zu anstrengend ist oder so bekommste auch überall...da hilft nur nen dickes fell...ich trainiere mitlerweile in 2 vereinen, habe aber noch keine probleme das keiner mit mir spielen will...vorteil ist das in dem 2ten verein öfters mal leute auch so zum training kommen die auch nicht grade ein angenehmen noppenspiel haben...
glaub da hilft nur durchbeissen und vielleicht die leute etwas besser kennen lernen...dann spielen sie auch wieder....

gruß tore

[jflap]

Faszinierend - ein Verein in dem Noppenspieler ein derartig schlechtes Image haben.

Bei uns im Verein sind wir mittlerweile ca. 20% Noppenspieler (Kurz und Lang) und wir haben nie Probleme Trainingspartner zu finden - wie auch, blieben ja nicht mehr so viele übrig .

Gerade auch die Jüngeren trainieren gerne gegen Noppen. Sie wissen halt, dass man auch das Spiel gegen Noppen trainieren muss wohlwissend, dass einem in den Ligen eh immer wieder Noppenspieler begegnen.

Das zeigt sich übringens auch darin, dass wir im Verein eine absoluten Spezialisten gegen Noppen haben, der gegen NI immer schlecht aussieht aber uns LNer und KNer oft genug alt aussehen läßt.

Aber zurück zum Image. Eine schlechtes Image haben Noppen-Spieler wohl vor allem bei Leuten die einfach nur schlecht verlieren können. Wobei ich finde, dass dieser Typus Mensch leider beim TT öfter zu finden ist als in anderen Sportarten.

[Noppenfritz]

@ Mr. Spock:

Was spielst Du denn für Beläge? Sind die überhaupt noch zugelassen?

[SchwarzeWolke]

@ Mr. Spock:

Wenn du wirklich noch klassische Abwehr mit der Säge weit hinterm Tisch spielst, verstehe ich die Leute nicht.

Genau so einen SUCHEN wir in unserem Verein! Es gibt nichts schöneres, als zwanzig Minuten wie blöde gegen einen richtig guten und sicheren Abwehrer alles aus sich und dem Spielpartner rauszukloppen, was geht. Ich liebe es, gegen Abwehr zu spielen! Wo sonst kann man so gut den Topspin gegen Unterschnitt üben?