Politik - der Thread für politisch Interessierte (bis Dezember 2021)

[Glücksball]

Lacher des Tages: Max Otte (CDU) erklärt RT, wieso die Grünen Scheiße sind.

Da ist ja schon die Prämisse wunderbar, aber passt mal auf, was sein Kernargument ist:

The Green Party is acting contrary to the interests of their own country because they are “an arm of the US internationalist elite,” the CDU politician insisted.

Wenn euch die Punchline nicht direkt klar ist: Wikipedia über Max Otte:

Außerdem ist er Mitglied der Atlantik-Brücke, der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, des American Council on Germany, des German-American Business Club und der Deutschen Gesellschaft für angewandte Typologie.

Warte, und DER wirft ANDEREN vor, sie seien den Amis zu weit in den Arsch gekrochen? Wat?!

Für den Essay „Toward an Open World Order“ aus dem Jahr 1988 erhielt Otte den Preis der Mont Pelerin Society.

Bekannt aus der Tafelnummer der Anstalt!

Update: Hahahaha, ein Leser hat mir gerade noch diesen schlecht gealterten Tweet von Max Otte geschickt:

Endlich: die #BaFin geht gegen das oftmals antideutsche Blatt #FinancialTimes vor. #Wirecard ist ein wichtiges #deutsches Unternehmen in einem Zukunftsmarkt und unsere Behörden sollten es gegen Manipulationen schützen. #Wirtschaftskrieg

https://blog.fefe.de/?ts=9e7eea97



Wenn das ein typischer CDU-Wahlkämpfer ist, dann setzen die aber voll auf die Senilitätskarte bei den Wählern. Wer die Grünen nicht mag, sollte auf fähigere Wahlkampfstrategen hoffen.

[Rudi Endres]

Die Wahl wird sechs Wochen vorher entschieden. Alles andere ist dann längst vergessen.

[Abwehrtitan]

Zitat von Schrottkopf

Dann musst du dich wenigstens nicht darüber ärgern, wenn du auch kein Isoliermaterial mehr bekommst

Mein Dachdecker hat ausreichend eingelagert für dieses Jahr, viele Handwerker sind schlau gewesen und sind in Vorleistung gegangen. Beim Isoliernaterial ist es ein wenig wie beim Klopapier März 2020. Wenn alle auf einmal zugreifen wirds eng.

Holz ist der Brüller, Dachlatten (ordinäres Nadelholz) sind um 60 % im Preis hoch! Heute hatte ich eine Blankstahlbestellung über eine LKW-Ladung, wird in 23 Holzkisten 6000 x 300 x 300 mm verpackt zur Einlagerung, der Betrieb der fertigt hat mir kurz vor Feierabend mitgeteilt das er nicht in Kisten verpacken kann .... Holz .... sold out! Macht nix, schieben wir alles in die Hosentasche, und tragen es zum Verbraucher. (so ne Kiste kostet im Normalfall so 60 - 80 €, steht heute bei 180 €/pc,)

[Schrottkopf]

Zitat von Abwehrtitan

Mein Dachdecker hat ausreichend eingelagert für dieses Jahr, viele Handwerker sind schlau gewesen und sind in Vorleistung gegangen. Beim Isoliernaterial ist es ein wenig wie beim Klopapier März 2020. Wenn alle auf einmal zugreifen wirds eng.

Das hilft dem Dachdecker aber nicht, wenn dem Kellerbauer die Isolierung fehlt... Hatte letzte Woche ein Gespräch mit einem Bauunternehmer, der sagte, er kann noch 2 Keller bauen, danach ist erstmal Schluss, weil kein Nachschub in Sicht ist - da hat der Dachdecker dann vielleicht Material, aber nichts zu decken

Zitat von Abwehrtitan

Holz ist der Brüller, Dachlatten (ordinäres Nadelholz) sind um 60 % im Preis hoch

Preissteigerung ist das eine - Verfügbarkeit das andere... Wir kommen aktuell an 50to Blech nicht dran, die im Ruhrgebiet liegen und bei denen keine Zwischenhölzer aufzutreiben sind, um sie auf den LKW zu laden...

Das einzig positive daran ist, dass der Wert vermutlich um mind 10% gestiegen sein wird, wenn die Verladung noch 2 Wochen dauert

[Glücksball]

Und woran liegt es momentan? Sind das die Nachwirkungen der Kanalblockade neulich, oder sind es allgemeine Logistikprobleme aufgrund von Corona, oder noch etwas Anderes?

[Schrottkopf]

Zitat von Glücksball

Und woran liegt es momentan? Sind das die Nachwirkungen der Kanalblockade neulich, oder sind es allgemeine Logistikprobleme aufgrund von Corona, oder noch etwas Anderes?

Also Holz und Metalle liegt definitiv nicht an der Kanalblockade

Da sind letztes Jahr Kapazitäten reduziert worden und Lager leergefahren worden - und da aktuell der Bedarf erheblich höher ist, als prognostiziert, eskaliert gerade alles ein wenig

Bei Metallen ist es sicher nicht hilfreich, dass viel Eisenerz aus Brasilien kommt, Kohle aus verschiedenen Ländern aber eben nichts mehr heimisches erhältlich ist.

Die internationalen Lieferketten scheinen gerade heillos überfordert damit, zeitnah zu reagieren!

Was mich wundert ist, dass es so flächendeckend kommt, von ganz profanen Dingen wie Holz und Betoneisen bis hin zu Computerchips geht gerade alles aus

[Glücksball]

Danke für die Info.

Ja, ich hoffe, die Politik zieht die Lehre aus der Pandemie, dass internationaler Handel zwar gut und nützlich ist, man aber auch national oder mindestens in der EU Produktion haben sollte. Redundanz erscheint solange überflüssig und teuer, bis man sie braucht. Wenn man alles auf Kante näht, reißt es im Stress.

[Red Devil]

Zitat von Schrottkopf

Das Problem für die Union ist, dass sie aktuell mit aller Macht dafür Sorgen müssen, dass ein sowieso eintretender, massiver Preisanstieg noch bis nach der Wahl hinausgezögert und dann den Grünen in die Schuhe geschoben werden kann...

Aktuell ist jeder, der auch nur irgendwas mit Beschaffung zu tun hat, mit einer Situation konfrontiert, in dem täglich Preiserhöhungsmeldungen über ihn hereinbrechen! Und wir reden hier nicht von 2% bis 5% sondern von 50% bis 100% zB im Bereich Metalle!!!

Der Hauptgrund für diese Lage bei eigentlich fast jedem Grundstoff wie Metall, Holz, Kunststoffgranulate etc ist, dass aktuell so viel Sand im Wirtschafts-Getriebe ist, dass sich manche Räder nur noch sehr langsam drehen... Da kommen reduzierte Erzeugungskapazitäten zu leeren Lagerbeständen, abgerissene internationale Lieferketten zu nicht verfügbaren Leercontainern in Asien etcpp... Wir haben langsam eine Situation, dass nicht mehr das Unternehmen einen Auftrag bekommt, das am günstigsten produzieren kann, sondern das, das noch Material organisiert bekommt

Die Union kann nur hoffen, dass diese Effekte erst nach der Wahl beim Verbraucher ankommen... Wenn schon vorher die Preiserhöhungen durchschlagen, wenn Effekte sichtbar werden, dass keine Häuser gebaut werden können, weil kein Baumaterial mehr vorhanden ist, wenn Regale im Supermarkt leer bleiben weil so profane Dinge wie Konservendosen nicht mehr produziert werden, dann wird es nicht so einfach, das einer zukünftigen Regierung in die Schuhe zu schieben!

Ihr könnt das jetzt gerne für Schwarzmalerei halten (außer AT, der weiß, wovon ich spreche ) - aber ihr könnt gerne mal versuchen, irgendwo in Europa so etwas Profanes wie 3mm Aluminiumblech in nenneswerter Menge aufzutreiben

Das kann ich bestätigen. Versuche mal derzeit einen Container zu bekommen, um eine Warenladung von Deutschland nach Taiwan und China zu bekommen. Kaum Leercontainer, Frachtpreise teils verdreifacht. Unternehmen der Transportlogistik nutzen das aus. LKW Transport eines 40 ft.-Containers von Gotha nach Hamburg Hafen inkl. aller Dokumentes, THC-Tests etc. knapp 1400 Euro. Das wäre normal zwischen 600 - 800 Euro zu bekommen. Begründet wird dies, dass es nicht immer Rückfrachten gibt. Fakt ist aber, dass die Marktführer wie Maersk teils Container zurückhalten. Hohe Nachfrage bei eingeschränktem Angebot erhöht die Preise.

Aber Regierungsentscheidungen haben bereits früher den Standort Deutschland und das Exportgeschäft geschädigt. Die Einführung des Dosenpfands hat dazu geführt, dass viele Hersteller von Getränkedosen aufgegeben haben. Es gibt nur noch 1 oder 2 in Deutschland und vieles wird dann eben in Osteuropa hergestellt. Konsequenz, höhere Preise und lange Wartezeiten. Weiterhin führt das Dosenpfand zu Exportproblemen. Deutsche Dosen mit DPG-Pfandlogo können nicht so einfach ins Ausland exportiert werden, wenn es z.B. eine Nachfrage nach Überbeständen gibt. Die vorbezahlten Pfandkosten muss der Verkäufer on top legen, um sie wieder auszugleichen. Dosen aus Russland kommen kaum zurück. Damit werden die Preise aber für den Export uninteressant. Konsequenz ist, dass extra Exportdosen produziert werden müssen - ohne DPG. Das dauert aber den ausländischen Kunden meist zu lange und sie kaufen aus Ländern ohne Dosenpfand oder über den Parallelmarkt. Und das sind nur kleine Beispiele aus der täglichen Praxis.

Probleme mit den Lieferketten sind aber teils auch hausgemacht. Wer keine große Lagerhaltung mehr haben möchte und alles "just in time" geliefert bekommen möchte, bekommt im Krisenfall ein Problem. Auf der anderen Seite sind aber derzeit im Getränke.- Lebensmittel und Süßwarenbereich viele Sonderangebote wegen drohendem Verfallsdatum erhältlich. Preissteigerungen in den zuvor genannten Branchen gibt es. Das liegt aber teils an den steigenden Rohstoffpreisen, z.B. Zucker, Weizen, aber auch am steigenden Glaspreis für Flaschen. 3-5% versuchen die Hersteller durchzudrücken, was aber von den Einkäufern nicht so durchgewunken wird.

Und wenn der Lieferant nicht mitspielt gibt es immer einen irgendwo, der so unter Absatzdruck steht und das Preisspiel mitmacht. Fällt z.B. jemand im Getränkebereich in Deutschland aus, gehen Aufträge nach Polen, Rumänien, Bulgarien Tschechien, Litauen, Ukraine, Spanien oder die Türkei. Diese Länder sind produktionstechnisch und zunehmend auch im Produktdesign so weit, dass sie gut mithalten können.

Bezüglich Blechen und Stahl ist es im Moment mit Anfragen ruhiger. Doch Angebote zur Fertigung von Produzenten für Stahlbleche, Rohre, Konstruktionsteile nach Zeichnung, Formherstellung, Guss kommen häufiger - nur dann eben aus China und Tschechien. Bei ausländischen Einkaufsanfragen zu Stahl braucht man in Deutschland nicht mehr nachzuhören. Entweder kommt kein Angebot oder die Mitteilung, man sei preislich nicht konkurrenzfähig und ein Angebot mache keinen Sinn. Bei manchen chemischen Produkten ist es kaum anders.

Soweit ein Gruß aus der Praxis.

[Abwehrtitan]

Zitat von Red Devil

Bezüglich Blechen und Stahl ist es im Moment mit Anfragen ruhiger.
Soweit ein Gruß aus der Praxis.

Du hast nicht wirklich mit Stahl zu tun, oder?

[Red Devil]

Doch, kommt manchmal vor. Hast ne PN