Zeit für Wandel im DTTB nach Olympia

[Lousy Defence]

Zitat von Quizard

Um den Anreiz etwas zu erhöhen, gute Jugendarbeit zu machen, könnte man ja auch - wie im Fußball - einführen, dass der neue Verein dann eine Ausbildungsgebühr an den alten Verein zahlen muss.

So habe ich es tatsächlich auch schon beim Tischtennis in NRW kennengelernt, unter bestimmten Bedingungen waren damals (nach Spielklassenzugehörigkeit?) festgelegte "Ablösesummen" zu zahlen. Ist aber ein schwieriges Thema. Am Ende konnte es vorkommen, dass ein(e) Spieler(in) nicht zum Wunschverein (zurück)wechseln durfte, weil dieser das Geld nicht zu zahlen bereit war. Außerdem ist es sehr schwer, eine auch nur halbwegs gerechte Summe zu ermitteln.

[HansWurst123]

Zitat von Quizard

Da muss ein Umdenken statt finden. Es sollte eigentlich das Ziel sein, junge Spieler so auszubilden, dass sie den Sprung zu einem besseren Verein machen können. Letztendlich geht es um das Kind / den Jugendlichen und nicht um den Verein, der dann eventuell eine Liga höher spielen kann.

Um den Anreiz etwas zu erhöhen, gute Jugendarbeit zu machen, könnte man ja auch - wie im Fußball - einführen, dass der neue Verein dann eine Ausbildungsgebühr an den alten Verein zahlen muss.

Was dann bedeuten würde: 1 Trainer macht Individualtraining und der andere kümmert sich um den Rest, der neidisch auf das "Talent" schaut. Im Wissen, dass das Talent dann eh bald weg ist und es sehr viel Unruhe im Verein gibt ("Warum kriegt der mehr als wir /mein Kind"). Sowas klappt ja meistens nur, wenn die Kinder von Papa, Mama, Onkel, Bezugsperson x trainiert werden..oder möglichst früh in irgendeinen Stützpunkt kommen

[Holgi Messer]

Zitat von Quizard

Da muss ein Umdenken statt finden. Es sollte eigentlich das Ziel sein, junge Spieler so auszubilden, dass sie den Sprung zu einem besseren Verein machen können. Letztendlich geht es um das Kind / den Jugendlichen und nicht um den Verein, der dann eventuell eine Liga höher spielen kann.

Um den Anreiz etwas zu erhöhen, gute Jugendarbeit zu machen, könnte man ja auch - wie im Fußball - einführen, dass der neue Verein dann eine Ausbildungsgebühr an den alten Verein zahlen muss.

Mit einem ähnlichen Vorschlag (Vereine ohne Jugendarbeit zahlen zweckgebunden für Jugendarbeit an den Bezirk eine Gebühr) habe ich in dem Bezirk, in dem du auch spielst, ziemlich Gegenwind auf der Bezirksversammlung bekommen. Es ist ein Trauerspiel was manche Vereine abliefern.

[alba]

Bei 99,9 Prozent der Kinder kann ich schon nach dem ersten Training sagen *der neue Lebrun wirst Du nicht*. Und wenn tatsächlich Einer dabei wäre, würde ich sagen, geh am besten noch heute zum Verband und frage nach Förderungsmöglichkeiten. Mein Verein hat weder die Möglichkeiten noch Lust, In Dich zu investieren, ohne Chance, irgendeinen Profit daraus zu ziehen. Welchen Nutzen hat der TSV Höchst, aus dem Boll und Franziska stammen, davon?
Da fördere ich doch lieber mäßig Begabte, die dann vielleicht mal mal meine 3. Mannschaft verstärken (selbst da liegen die Chancen bezogen auf Anfänger in Kindesalter nur im einstelligen Prozentbereich).
Zeit für Wandel wäre meiner Ansicht nach in Bezug auf die Gelder, die an die Verbände fließen. Wenn Gelder je nach iMedaillen höher oder geringer ausfallen, ist es logisch, dass Verbände dahingehend zu optimieren versuchen. Also lieber nur das eine Supertalent ausfindig machen und alles auf diese eine Karte setzen. Oder gleich Spieler der zweiten Reihe aus China holen.

[SpinDevil]

Zitat von Holgi Messer

Mit einem ähnlichen Vorschlag (Vereine ohne Jugendarbeit zahlen zweckgebunden für Jugendarbeit an den Bezirk eine Gebühr) habe ich in dem Bezirk, in dem du auch spielst, ziemlich Gegenwind auf der Bezirksversammlung bekommen. Es ist ein Trauerspiel was manche Vereine abliefern.

Es ist am Ende immer die Frage, wieviel eine Gesellschaft (also WIR) bereit sind in unsere Zukunft zu investieren.

Aktuell würde ich mal sagen NIX. Geht bei der Schule los und hört noch lange nicht beim Sport auf.

Muss bei uns ja alles immer nur eines sein, nämlich billig.

Den blödesten Spruch, den Frau Dr. Merkel je gebracht hat, war der von der schwäbischen Hausfrau.

[Wohlfühlbacher]

Zitat von SpinDevil

Es ist am Ende immer die Frage, wieviel eine Gesellschaft (also WIR) bereit sind in unsere Zukunft zu investieren.

Aktuell würde ich mal sagen NIX. Geht bei der Schule los und hört noch lange nicht beim Sport auf.

Ich stell mal die provokante Frage, würde sich denn in unserem Land etwas ändern, würden die Probleme geringer, wenn wir im Medaillenspiegel mit China und den USA auf Augenhöhe wären?

Ich sage nein. Wir haben bei Kindern und Jugendlichen eine Nichtschwimmerquote, so hoch wie nie zuvor, flankiert von Fettleibigkeit in jungen Jahren und Kinderpsychologen mit vollen Praxen…
Spürbare Investitionen in den Breitensport halte ich persönlich für sehr viel sinnvoller, als Geld in den Drill potentieller Olympiasieger zu stecken.

Auf den Tischtennissport bezogen haben wir phantastische Jahre hinter uns, nun wird die Luft an der Spitze dünner, aber verstecken müssen wir uns noch nicht. Eine transparente Aufarbeitung der Spiele wäre allerdings ratsam.

[appelgrenfan]

Die ganze Diskussion ist spannend, aber bezogen auf den Start des Threads doch recht offtopic geworden. Im Ursprungspost ging's ja darum, was der DTTB nach Olympia im Trainerstab machen sollte, nicht wie wir in 20 Jahren wieder ein Jahrhunderttalent finden.

[SpinDevil]

Zitat von Wohlfühlbacher

Ich stell mal die provokante Frage, würde sich denn in unserem Land etwas ändern, würden die Probleme geringer, wenn wir im Medaillenspiegel mit China und den USA auf Augenhöhe wären?

Ich sage nein. Wir haben bei Kindern und Jugendlichen eine Nichtschwimmerquote, so hoch wie nie zuvor, flankiert von Fettleibigkeit in jungen Jahren und Kinderpsychologen mit vollen Praxen…
Spürbare Investitionen in den Breitensport halte ich persönlich für sehr viel sinnvoller, als Geld in den Drill potentieller Olympiasieger zu stecken.

Mann braucht beides, Spitzen- und Breitensport. Spitze geht nicht ohne eine breite Basis, die Basis wird aber nicht motiviert, wenn es nicht auch Vorbilder und Ziele aus dem Spitzensport gibt. Es gab nach guten Ergebnissen in der Spitze auch immer einen Schub für die Basis.

Die Gelder sollten dann auch vernünftig verteilt werden.
Aber das sind ja nicht die einzigen Probleme. Geldmangel in den Kommunen zwingt zu temporären Hallenschließungen und Renovierungsstaus, das Interesse an Ehrenamtlicher Arbeit geht stark zurück. Das ist ein gesellschaftliches Problem.
Hauptamtliche Trainer in allen Sportarten ausser Fußball erfahren geringe oder keine Wertschätzung in Form von Gehältern und gehen ins Ausland, wo sie sehr erfolgreich wirken. Alles in allem sind es wir als Gesellschaft, die das Ruder rumreissen müssen in Form von persönlichem Engagement und finanzieller Förderung. Ich habe den Eindruck, für viele in der Gesellschaft ist das alles wie Pizzaservice zu betrachten. Ich bestelle also liefert gefälligst! Das kann nicht funktionieren.

[SpinDevil]

Zitat von appelgrenfan

Die ganze Diskussion ist spannend, aber bezogen auf den Start des Threads doch recht offtopic geworden. Im Ursprungspost ging's ja darum, was der DTTB nach Olympia im Trainerstab machen sollte, nicht wie wir in 20 Jahren wieder ein Jahrhunderttalent finden.

Die Diskussion zeigt aber auch, dass die Probleme tiefer sitzen und die Handlungsmöglichkeiten des DTTB offen gesagt beschränkt sind. Sie können nur mit dem bestehendem Personal arbeiten. Von daher bin sehr skeptisch, was eine Revolution hier bewirken sollte. Köpfe austauschen, schön und gut aber was dann?

[appelgrenfan]

Zitat von SpinDevil

Die Diskussion zeigt aber auch, dass die Probleme tiefer sitzen und die Handlungsmöglichkeiten des DTTB offen gesagt beschränkt sind.

Natürlich sitzen die Probleme tiefer, aber ich glaube wir haben hier schon diverse, letztlich ergebnislose Threads dazu. Und egal, ob wir glauben, diese tieferen Probleme lösen zu können oder nicht, bleibt die Frage bestehen, wie der DTTB jetzt sinnvoll mit dem großen personellen Umbruch in beiden Nationalteams umgeht. So habe ich jedenfalls den OP verstanden - daher mein "Ordnungsruf".

Zitat von SpinDevil

Von daher bin sehr skeptisch, was eine Revolution hier bewirken sollte. Köpfe austauschen, schön und gut aber was dann?

Ich möchte ja gar nicht "Köpfe austauschen", jedenfalls nicht als ersten oder gar einzigen Schritt. Ich muss mich deshalb ausnahmsweise mal selbst zitieren:

Zitat von appelgrenfan

Ich verstehe ja, dass es Spaß macht, über Personalien zu reden. Aber wenn Veränderungen nötig sind, muss der Weg sein:
1. eine Bestandsaufnahme zu machen,
2. zu definieren, wo man hin möchte und
3. einen Plan aufzustellen, wie man da hin kommt.

Zitat von appelgrenfan

Die Zeit der Top-Stars ist im deutschen Tischtennis abgelaufen, deshalb muss der DTTB jetzt konsequent von Starbetreuung auf Mannschaftssport umstellen.

Wir haben also durchaus Themen, die die nahe Zukunft der sportlichen Leitung des DTTB betreffen, die wir gut diskutieren können und die auch Einfluss auf die Ergebnisse der nächsten 5 bis 10 Jahre haben dürften.

Längerfristige Fragestellungen zur Förderung von Mixed und Doppel finde ich z.B. spannend. Auf welches Herren-Doppel setzen wir künftig? Soll das Dima/Franz sein oder können wir eine Links-Rechts-Kombi aufbauen, deren zeitliche Perspektive über ein mögliches Karriereende von Ovtcharov hinausreicht? Ähnliche Fragen stellen sich im Mixed. Dang und Nina haben ja nicht wirklich mies gespielt, die helle Begeisterung strahlen sie aber irgendwie auch nicht aus. Wie geht man damit die nächsten vier Jahre um?

Welche Möglichkeiten hat dabei überhaupt die sportliche Leitung des DTTB? Ich kenne mich in diesen Themen (sowohl was die TT-Ausbildung als auch die Strukturen auf Profiebene angeht) viel zu wenig aus, würde hier aber auf Input von Leuten hoffen, die dazu viel mehr wissen als ich.