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allgemeines Tischtennis-Forum Dies ist unser Hauptforum. Hier geht es um Tischtennis allgemein und hier gehört alles rein, was nicht in die Fachforen oder sonstigen Foren passt. |
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Nun "muß" sich hier doch mal ein "Entscheidungsträger" zu Wort melden. Als Abteilungleiter des TSV Kirchrode, der der sich bei den Damen seit ca 20 Jahren im Dunstkreis Oberliga -2. Bundesliga bewegt,verfügt man vielleicht über einige Kenntnisse:
1. Steuer -und Sozialabgaben Ich verweise auf Bernd B. Hinweise, dass außer Entschädigungen für tatsächlichen entstandenen Aufwand alle andere Zahlungen sowohl Lohnsteuer- als auch sozialversicherungspflichtig sind. In Niedersachsen hat der Verein Eintracht Leer (vor drei Jahren u.a. 2. BuLI Nord Herren ) aufgrund von Nachzahlungsforderungen des Finanzamtes für TT-Spielervergütungen Insolvenz angemeldet und seine Auflösung beschlossen ! (Wie sagte doch unser Prüfer von der BfA: "Glauben denn die Vereine, dass Finanzbeamte nicht Zeitung lesen und über Internet verfügen ?) 2. Aufwandsentschädigungen Auch ich halte die von ausmzoo genannten Summen für realistisch - für den Herrenbereich. Im Damenbereich sind die Summen erheblich nieriger bzw manchmal bis in die RL hinein bei Null. Allerdings werden viele TT- Vereine, die ihre "Aufwendungen" nicht ordnungsgemäß verbuchen, in naher Zukunft erhebliche Probleme bekommen ! Übrigens würde ich auch gerne wissen, wie hoch die Aufwandsentschädigungen bei den anderen Vereinen ist ? :confused: 3. Eigenanteile und Trainingskosten Ab Regionalliga sollte der Verein Kadermitgliedern zumindest sämtliche Kosten für Eigenanteile und ähnlichen Abgaben erstatten, da das ja auch unbestritten Aufwendungen sind. Allerdings summiert sich das für einen Verein, bei dem mehrere Jugendliche Kadermitglieder sind, zu erheblichen Beträgen zusammen. 4. Betreuung von Jugendspielern in Erwachsenenmannschaften ! Also hier muß ich zumindest für den Norden Deutschlands widersprechen: Es gibt - wenn auch längst nicht alle - einige Vereine, die sich um ihre Talente kümmern. Und für den TSV Kirchrode kann ich versichern, dass freigeholte Jugendliche weder bei PS noch bei Einzelveranstaltungen ohne Betreuung auskommen müssen. Ab Landesebene werden sie sowieso via Verbandsbetreuer versorgt, wobei hier natürlich manchmal der Vereinsbetreuer gleichzeitig auch Verbandsbetreuer ist. Bei Kadermitgliedern insbesondere bei Bundeskadermitgliedern ist die Integration ins normale Vereinsleben bisweilen schwierig, weil sie halt relativ selten beim Verein sind. Nichtsdestotrotz halte ich es für das Sozialverhalten der Kinder enorm wichtig, dass die Vereine es tun. 5. Prämien ? Siegprämien sind bestimmt keine Aufwandsentschädigungen, also aus Vereinssicht problematisch. Wenn dann nur für Spieler(innen), die definitiv nur wegen "Kohle" spielen ! (Ob solche Spieler auf Dauer sinnvoll für einen Verein sind, wage ich mal zu bezweifeln !) Wenn Jugendilche Siegprämien brauchen, ist irgendetwas verkehrt gelaufen. Im Zweifelsfalls schaden sie sogar, weil die Jugendlichen mit dem Druck nicht klarkommen ("Wenn ich jetzt den Fehler mache, habe ich Summe X verspielt !") 6. Sport oder Schule ?! Hierzu habe ich eine ganz dezidierte Meinung: Schule bzw Schulabschluß geht vor: Ob Abi, Real oder Hauptschulabschluß ist nicht so wichtig. Von TT allein kann man in Deutschland allein kaum leben. Selbst ein Roßkopf und Boll werden nach Karriereende nicht einfach die Füße hochlegen können. Dafür gibt es beim TT einfach zu wenig Geld. Abgesehen davon, dass in den nächsten Jahren erst einmal erheblich weniger Geld aus Sponsoring für TT fließen wird. Als Frau kann man als TT-Spielerin allenfalls ein nettes Zubrot verdienen, aber auf Dauer davon leben ? Absolut unrealistisch ! Trotzdem gibt es Möglichkeiten, in Deutschland professionell TT- zu trainieren: In den Sportinternaten, wo Trainings- und Schulpläne aufeinander abgestimmt werden. Bei Student/innen und Azubis dank der Sporthilfe und einiger weniger Großunternehmungen wie z.B. der Bundeswehr oder Bayer AG ist es auch möglich, Ausbildung/Beruf und Leistungssport zu verbinden. 7. ToSa - ein schlechtes Beispiel ! Herr Haas Senior gründete für seine sehr begabte Kinder Thomas und Sabine eine Invesmentgesellschaft namens ToSa, um die teure Tennisausbildung vorzufinanzieren. Ergebnis: Sabine Haas stieg relativ früh aus dem Leistungssport aus und bevor es sich für die Investoren gelohnt hätte, ist ToSa pleite gegangen (worden?) Für TT halte ich so ein Modell für schlichtweg blödsinnig ! So hoffe, einige Informationen gegeben zu haben. Stehe selbstredend direkten Kontaktaufnahmen positiv gegenüber. Hansi Teille TT-Abteilungsleiter TS www.TSVKirchrode.de P.S: @D.G.: Verfolge übrigens Deine Einträge mit großen Interesse, weil zum einen Deine offenherzge Einträge meine Einstellung zu Eltern immer wieder auf den Prüfstand stellt und zum anderen Deine Informationen über die Veranstaltungen im Jugendbereich eine höchst informative bisweilen ja leider einzige Quelle ist. Absolut lobenswert ! |
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@ Hansi Teille
Dein Beitrag ist wirklich klasse! Er deckt sich mit unserer/meiner Philosophie: Wenn Jugendliche nicht wirkliche Jahrhundert-Talente sind (wie Timo Boll), dann die beste Schul-/Hochschul-/Berufsausbildung dem (TT)Sport vorziehen. Vom Tischtennis kann später (fast) keiner mehr leben. Wenn man als Elternteil also weiß, dass Spieler in der Regionalliga hinten von € 0 bis 5.000.- als Aufwandsentschädigung bekommen, dann nützt einem das erstmal wenig. Denn erstens ist null auch nicht viel und zweitens gelten diese Tarife sicher nicht für Jugendspieler - ich glaube kaum, dass ein Jugendspieler oder gar Schüler in der Regionalliga hinten zwischen € 1.500 und 5.000/anno bekommt. Im Gegenteil: Es gibt Vereine, die lassen die Eltern für Trainerstunden bezahlen und finanzieren so ihre(n) Spitzenspieler als Trainer mit. Im Damen-Tischtennis, lieber Dieter, ist es mit der Emanzipation leider nicht weit her. Hier hinken die Entschädigungen für die Spielerinnen den vergleichbaren Herren noch viel weiter hinterher als in der freien Wirtschaft. Fazit: Eltern talentierter Jugendlicher - vergesst das Geld, investiert erstmal in die Bildung und in die sportliche und persönliche Weiterentwicklung Eurer Kinder, dann kann es sein, dass sie als Studenten/Azubis/Bundeswehrler oder gar Halb-Profis mal etwas (und manchmal ganz ordentlich) dazuverdienen. Ausnahmen bestätigen die Regel. Und noch was: Passt auf, dass Eure Kinder vor lauter "Schielen nach dem Geld" nicht ihre Unbefangenheit verlieren. Denn auch die ist ein Schlüssel zum sportlichen Erfolg. Geändert von Bernd Beringer (09.05.2003 um 14:47 Uhr) |
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Große Leuchten (Sonnen) brennen schnell und sehr hell, aber meist nicht sehr lange (ein paar mio Jahre). Zum Glück bin ich nur ein kleines Licht |
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@Hansi Teille
Dein Beitrag ist sehr ergiebig. Insbesondere Deine Aussage Zitat:
@ Bernd Beringer Deine Befürchtung Zitat:
Irgendwo stoßen aber auch manche Eltern an ihre finanziellen Grenzen und es ist deshalb ihr gutes Recht auszuloten, was machbar ist. Wenn Hansi Teille sagt Zitat:
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Zitat:
aber da bleibe ich doch besser bei meinem Beruf .
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Immer schön eklig spielen ! |
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Zitat:
mir ist eines unklar. Ein Jugendlicher der einen Ferienjob annimmt und Geld verdient ist tüchtig. Ein Jugendlicher der nebenbei arbeitet, sei es Zeitungsaustragen, Botengänge und dergleichen, damit Geld verdient, ist tüchtig. Ein Jugendlicher der TT hochklassig spielt, damit Geld verdient, verliert wegen „Schielen nach dem Geld“ seine Unbefangenheit. Komische Moral. |
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@ D.G., Günter
Vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt. Ich meinte mit "Schielen nach dem Geld" weniger die Kinder, sondern mehr die Eltern. In diesem Thread geht's ja in erster Linie ums Geld. Eltern wollen wissen, wieviel denn ihre Tischtennis spielenden Kinder "wert" sind, was man denn für sie in den jeweiligen Ligen "bezahlt". Abgesehen davon, dass ich persönlich das für einen verkehrten Ansatz in Sachen Persönlichkeitsentwicklung halte, erzeugt das, weil "die Bezahlung" halt das ganze Jahr über geschieht, möglicherweise Stress oder Druck und dient nicht nur - wie bei einer Ferienarbeit - der gelegentlichen Aufbesserung des Taschengeldes. Das ist auch keine Frage der Moral, Günter, sondern eher eine des "richtigen" Weges, um gelassen, zufrieden und glücklich zu werden. Um (erneuten) Missverständnissen vorzubeugen: Das Thema ist spannend und es ist den fragenden (fortune39 meint "naiven") Eltern auch kein Vorwurf zu machen, dass sie das Thema aufgreifen. Im Extrem führt das jedoch zu dem, was Paul zum Thema Tommy Haas geschrieben hat. Die Haas-AG mag - für den Spieler und die Eltern - mehr oder weniger erfolgreich sein, die mögen vielleicht sogar reich geworden sein (was im Tennis immer noch geht, im Tischtennis nicht): Dennoch ist aus dem Ausnahmetalent Tommy Haas keiner geworden, den die breite Öffentlichkeit ins Herz geschlossen hat, nach meinem Dafürhalten auch keiner, der in irgendeiner Weise als "Vorbild" dienen kann, keiner, der im Interview einen zufriedenen, glücklichen Eindruck macht. Ich habe kein Problem damit, dass Hochleistungssport treibende Tischtennisspieler - auch junge - selbst unterhalb des Profisports Unkosten erstattet bekommen. Für die auch sportliche Entwicklung spielt das aber mE eine eher untergeordnete, und wenn der Erfolgsdruck wegen des Geldes zu groß wird (Prämien), sogar eine negative Rolle. |
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@B.B.
Deine Aussage Zitat:
Ich glaube nicht, dass der Großteil der Spieler/innen mit Aussicht auf eine Prämie deshalb schlechter spielt. Bei jedem Privatturnier sind Preise, meist Sachpreise ausgesetzt. So wurde heuer auch bei den Deutschen Schülermeisterschaften den Siegern ein Kuvert mit einem Geldschein überreicht. Im übrigen wurden beispielsweise auch im öffentlichen Dienst Leistungsprämien eingeführt, um die Belegschaft zu besseren Leistungen zu motivieren. ' Wir leben nun einmal in einer Leistungsgesellschaft. Angesichts der für Deutschland negativen PISA-Studie sollen nun auch in den ersten beiden Grundschulklassen die Leistungen mehr zensiert werden und selbst im Kindergarten soll vermehrt schon Leistung wie z.B. Unterrichtung in Fremdsprachen abverlangt werden. Warum sollen also für Leistungssportler ausgesetzte Prämien sich negativ auswirken? Liegen Dir dazu wissenschaftliche Erkenntnisse vor? Glaubst Du wirklich, dass eine ausgesetzte Prämie einen Spieler so unter Druck setzt, dass er schlechter spielt? Geändert von D.G. (10.05.2003 um 08:41 Uhr) |
#59
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ich denke, siegen wollen sollte man primär um des siegens willen, und nicht wegen der prämie.
vgl auch die diskussion in einem österreichischen tischtennisforum über einen verein, der angeblich bis hinab in die unterste spielklasse "prämien" bezahlt.
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Wenn andre klüger sind als wir, das macht uns selten nur Plaisir, doch die Gewissheit, dass sie dümmer, erfreut fast immer. Gedanken sind nicht stets parat, man schreibt auch, wenn man keine hat. (Wilhelm Busch) |
#60
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@difu
das bestreitet auch niemand. Hier ging es um die Beurteilung der Frage, ob sich Prämien negativ auswirken können. |
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