Bälle noch größer?

[Fastest115]

Zitat von Duque

Beim Wechsel von 38 mm auf 40 mm (2000) waren die offiziellen Gründe auch *bessere Sichtbarkeit* und *Verlangsamung für Zuschauerattraktivität*. Der Effekt war in der Praxis weniger dramatisch als befürchtet, aber Spin und Tempo nahmen messbar ab. Beim 45 mm Ball wäre dieser Effekt stärker.

Und gab es nach 2000 mehr Zuschauer in den Hallen und mehr TV Zeiten?

Also ich kann mich an deutlich mehr TV Übertragungen und mehr Zuschauer erinnern vor 2000 zu heute

Kannst ja mal einem nicht TT Spieler und einem TT Spieler die WM Finals von 1989 und heute zeigen (nach den ganzen Regeländerungen die gemacht wurden um es für Zuschauer besser zu machen größerer Ball, aufschläge verdeckt und Beläge nicht geklebt usw) und fragen was schöner anzugucken war...hab ich irgendwann mal gemacht...das Ergebnis war eindeutig...

Und auch in den Hallen. Ich war bei der WM 1989 und 2012 in Dortmund. Da waren während der Mannschaftswettbewerbe 1989 sogar die oberen Ränge besetzt. 2012 waren die komplett geschlossen und auch die unteren außer bei deutschen Spielen relativ leer

Und auch die Anzahl der Jugendmannschaften (zumindest hier in der Gegend) war damals deutlich höher als heute...
KLar kann man jetzt sagen ohne diese Änderungen wäre der Rückgang noch stärker gewesen. ..beweisen kann man weder das eine noch das andere

Dazu was du sagst...ein paar langjährige Spieler haben dann keine Lust mehr...wievile das sind kann man sicher diskutieren, aber bei den rückläufigen Zahlen kann man eigentlich auf keinen verzichten.
Klar kann man jetzt "hoffen" das für 10 alte die deswegen aufhören dann 20 Kids dafür länger beim TT bleiben..aber ob das aufgeht?? wenn nicgt sind die alten auf jeden Fall weg...und wenn es ganz blöd läuft ist der "Alte " der aufhört, derjenige der sich immer um die Jugend gekümmert hat und dann ist mit seinem "Ende" auch die Jugendarbeit in dem Verein evtl beendet weil sich kein anderer findet der da Zeit und Lust für hat...auch das habe ich zuletzt beim P Ball hier in einem kleinen Verein erlebt..

Ist halt das Problem das es keine sichere Verbesserung bei einer Änderung gibt und man damit eigentlich gut gemeint die Lage verbessern wollte und sie am Ende verschlimmert, weil man die positiven Aspekte überschätzt und die negativen unterschätzt hat....und das ist dann leider auch nicht mehr zu reparieren...

[Matousek]

Wenn sich irgend etwas an einem Spielmaterial, hier der Ball, etwas ändert, ändert sich auch was auf einem anderen Materialsektor (Beläge).

[Duque]

Die offiziellen Begründungen für Regeländerungen im Tischtennis seit 2000 (größerer Ball, 11-Punkte-Sätze, Aufschlagregel, Frischklebeverbot, später Plastikball) waren immer „Zuschauerfreundlichkeit“ und „TV-Tauglichkeit“. In der Praxis lässt sich aber, wie du richtig beobachtest, keine nachhaltige Steigerung an TV-Präsenz, Zuschauerzahlen oder Nachwuchsspielern erkennen. Im Gegenteil: viele Zahlen sprechen dafür, dass die Entwicklung eher rückläufig war.

Jede „Attraktivitätsmaßnahme“ seit 2000 hatte das Ziel, Tischtennis für Zuschauer spannender und fürs Fernsehen tauglicher zu machen. Kein Schritt führte zu einem anhaltenden Zuwachs an TV-Zeiten oder Hallenzuschauern. Im Gegenteil: Klassische TV-Präsenz ist heute geringer als in den 80ern/90ern. Die Übertragungen von TT erfolgen fast ausschliesslich über Livestreams auf YouTube oder ITTF Kanälen. Hallen sind bei Großevents oft nur bei Heimspielen voll. Mitgliederzahlen in vielen westlichen Ländern, inkl. Deutschland, sind seit den 2000ern rückläufig.

Risiko für die Basis: Jede große Änderung hat einen Teil der langjährigen Spieler gekostet, und gerade diese sind mit ihrer Erfahrung oft tragende Säulen für Nachwuchsarbeit und Vereinsorganisation.

Wenn man die Historie der Regeländerungen in den letzten Jahrzehnten kennt, wirkt die Einführung eines 45 mm Balls wie ein hohes Risiko mit unklarem Nutzen. Die Vergangenheit zeigt: Kurzfristig wird viel versprochen. Langfristig bleiben die „TV-Gewinne“ aus. Die Basis wird weiter geschwächt.

Also? Stecken wir den Kopf in den Sand? Was ist denn, wenn wir den Fokus auf unsere Jugendlichen und Anfänger lenken? Würde der 45mm Ball den Zugang zum Sport für Jugendliche und Anfänger fördern?

[appelgrenfan]

Der Rückgang des Interesses am Tischtennis ist doch völlig unabhängig von den Regeländerungen. Verändertes Freizeitverhalten und anderer Medienkonsum sind da viel wichtiger als irgendwelche Ballgrößen.

Tischtennis hat es einfach nicht geschafft, sich modern zu präsentieren. Wir haben eine völlig überfrachtete Turnier- und Ligenlandschaft (World Championships, Worldcup, World Finals, Champions League, nationale Ligen, ..), die potenziell globalen Stars (Samsonov, Boll, Zhang Jike, ..) wurden nicht sinnvoll (außerhalb des Sports) promotet und der Sport selbst wurde nach falschen Vorgaben fürs TV zu optimieren versucht.

Letzteres halte ich für den größten Fehler. Durch den Versuch, Leerlauf zu eliminieren, wurde Kommentatoren jegliche Luft genommen, Ballwechsel zu erklären oder Hintergrundgeschichten zu erzählen. Schaut man sich an, welcher Sport im TV funktioniert, haben die alle viele Phasen ohne Aktivität: Skispringer sind keine 2 Sekunden in der Luft, dann gibt es eine Minute Pause. Beim Biathlon passiert zwischen dem Schießen gar nichts, American Football ist eine einzige Aneinanderreihung von Nichts und im Fußball hast du auch Leerlauf ohne Ende.

Wenn du es nicht schaffst, den Sport verständlich und mit Geschichten zu präsentieren, ist es völlig egal wie groß der Ball oder wie hoch das Netz ist.

[Darkgrey]

Das sind doch alles Luftblasen in den Köpfen seniler alter Funktionäre, die meinen mit ständigen Veränderungen das Spiel irgendwie attraktiver machen zu können.
Und warum lassen sich die Spieler das eigentlich gefallen? Wählt weltweit andere Funktionäre in die Positionen oder man gründet einen neuen Tischtennis Verband und geht zurück zum richtigen Tischtennis.

Die meisten Sportarten sind schneller geworden und haben trotzdem mehr Zuschauer, ohne große Veränderungen der Rahmenbedingungen.

Und warum waren früher mehr Zuschauer bei Spielen der TT Bundesliga?
Es gab mehr Einzel und Doppel und mehr Spieler.
Heutzutage ist ja manche Partie nach einer Stunde rum und dafür x Euro zahlen????

[Lexmark]

Zitat von appelgrenfan

Der Rückgang des Interesses am Tischtennis ist doch völlig unabhängig von den Regeländerungen. Verändertes Freizeitverhalten und anderer Medienkonsum sind da viel wichtiger als irgendwelche Ballgrößen.

Tischtennis hat es einfach nicht geschafft, sich modern zu präsentieren. Wir haben eine völlig überfrachtete Turnier- und Ligenlandschaft (World Championships, Worldcup, World Finals, Champions League, nationale Ligen, ..), die potenziell globalen Stars (Samsonov, Boll, Zhang Jike, ..) wurden nicht sinnvoll (außerhalb des Sports) promotet und der Sport selbst wurde nach falschen Vorgaben fürs TV zu optimieren versucht.

Letzteres halte ich für den größten Fehler. Durch den Versuch, Leerlauf zu eliminieren, wurde Kommentatoren jegliche Luft genommen, Ballwechsel zu erklären oder Hintergrundgeschichten zu erzählen. Schaut man sich an, welcher Sport im TV funktioniert, haben die alle viele Phasen ohne Aktivität: Skispringer sind keine 2 Sekunden in der Luft, dann gibt es eine Minute Pause. Beim Biathlon passiert zwischen dem Schießen gar nichts, American Football ist eine einzige Aneinanderreihung von Nichts und im Fußball hast du auch Leerlauf ohne Ende.

Wenn du es nicht schaffst, den Sport verständlich und mit Geschichten zu präsentieren, ist es völlig egal wie groß der Ball oder wie hoch das Netz ist.

Das ist mal ne Erklärung, auf den Punkt!

[Rudi Endres]

„Das Spiel leidet nicht an zu wenig Regeln, sondern an zu wenig Dramaturgie – solange Ballwechsel im Schnitt drei Sekunden dauern, sich alle Stile gleichen und es an Geschichten fehlt, die Zuschauer emotional binden, läuft Tischtennis medial unter seinen Möglichkeiten.“

Dieser ältere Beitrag eines Users hat m. E. immer noch seine Berechtigung.

[Matousek]

Zitat von Darkgrey

Das sind doch alles Luftblasen in den Köpfen seniler alter Funktionäre, die meinen mit ständigen Veränderungen das Spiel irgendwie attraktiver machen zu können.

a) dann trage doch bei, dass sich auf dieser Ebene etwas ändert! Mache den ersten Schritt

Zitat von Darkgrey

Und warum lassen sich die Spieler das eigentlich gefallen? Wählt weltweit andere Funktionäre in die Positionen oder man gründet einen neuen Tischtennis Verband und geht zurück zum richtigen Tischtennis.

b) siehe a)

[Duque]

Für mich ist die Argumentation zum 45mm Ball zu stark auf die Medien ausgerichtet. Mal angenommen, es spielt keine Rolle, welche Änderung man im Regelwerk vornimmt, da jede Änderung nicht zu einer Erhöhung des gewünschtem Medieninteresses führt. Gibt es trotzdem Gründe, den 45mm Ball einzuführen?

Der Vorteil wäre z.B. ein leichteres Spiel für Anfänger und Kinder. Geringere Geschwindigkeit, weniger Rotation, bessere Sichtbarkeit für den Spieler selber könnten den Einstieg vereinfachen. Ein 45 mm Ball hätte im Breitensport klare Vorteile: leichterer Einstieg, längere Ballwechsel, höhere Frustrationstoleranz bei Anfängern. Im Profisport wären die sportlichen Argumente eher dünn, weil der Reiz dort gerade im hohen Tempo, der Präzision und Spinvielfalt liegt. Es gibt weitere Nachteile, die im wesentlichen im technischen Bruch zum bestehenden Spiel und in den Anpassungkosten bestehen.

Man könnte den 45 mm Ball theoretisch als Parallelsystem einführen, und zwar 45 mm Ball im Kinder- und Anfängertraining, Freizeitbereich, Schul-AGs und den 40 mm Ball für ambitionierten und professionellen Wettkampfsport.

Hinsichtlich der Umsetzung müsste es eine Trennung in den Reglements geben sowie eine schrittweise Einführung. Man könnte Jugendspieler bis z.B. U13 mit 45 mm Ball trainieren lassen, und dann einen Wechsel auf 40 mm vornehmen, analog zum Tennis, wo mit druckreduzierten Bällen begonnen wird.

[Miron Keuler]

Meiner Meinung nach ist das Spiel seit den Zeiten des 38mm-Balls durchaus attraktiver geworden. Wenn ich mir alte Videos anschaue (spiele erst seit 2013 oder so) merkt man schon, dass die Ballwechsel einfach in den meisten Fällen schon mit einem direkten Rückschlagfehler oder spätestens mit einem schlechten Rückschlag und dem 3. Ball enden. Das ist mittlerweile ganz anders und viel interessanter anzusehen. Das liegt auch am Umstieg auf 40mm und später auf den Plastikball aber natürlich auch an anderen Änderungen wie dem Verbot, den Aufschlag zu verdecken.

Das die Zuschauerzahlen trotzdem rückläufig sind, liegt doch wohl ganz sicher nicht an Regeländerungen, die das Spiel ganz klar attraktiver gemacht haben sondern an anderen Faktoren wie z.B., dass mittlerweile fast alle Spiele hinter einer Bezahlschranke liegen und im Free TV überhaupt nicht mehr gezeigt werden. Sieht man ja in anderen Sportarten auch. Gibt kurzfristig mehr Geld aber führt langfristig dazu, dass der Markt immer kleiner wird.

Jetzt aber auf 45mm zu gehen halte ich auch für absurd und ich kann mir auch beim besten Willen nicht vorstellen, dass das passiert. Die aktuellen Bälle sind qualitativ so gut wie noch nie und auch inflationsbereinigt deutlich günstiger als die 40mm oder 38mm-Bälle (glaube ich zumindest), von ein paar Premiumbällen wie Nittaku, DJ40+ oder andro Zero mal ausgenommen. Das die Ballwechsel immer noch zu schnell und kurz sind, finde ich jetzt auch nicht und selbst wenn man das anders sieht, sollte man doch vielleicht erstmal über 41 oder 42mm nachdenken und nicht über 45. Sichtbarkeit ist für mich kein Argument, man kann den aktuellen Ball doch prima sehen. Außerdem würden die Bälle teurer werden (da mehr Material), schneller kaputt gehen (da Rundung geringer, lässt sich leichter eindrücken) und die Beläge würden auch nicht so lange halten (da Ball schwerer), wie du ja gesagt hast.

Dass das Spiel dadurch langsamer wird und andere Spielsysteme wieder relevanter werden, halte ich auch für falsch. Die geringere Geschwindigkeit würde durch schnelleres Material einfach ausgeglichen werden, wie es ja beim Umstieg von 38 auf 40 und dann 40+ auch war. Der geringere Spin kann dagegen nicht ausgeglichen werden und dadurch würde das Spiel noch geradliniger und Abwehrspieler, spinorientierte Angreifer und Allrounder und Noppen und Antis noch irrelevanter werden. Bei letzteren könnte man argumentieren, dass das den Sport sogar attraktiver machen würde (ich bin nicht dafür, Materialspielern das Leben schwer zu machen aber man könnte es argumentieren) aber insgesamt wäre das sicher nicht so.

Ein höheres Netz wie von Der Analytiker ins Spiel gebracht fände ich dagegen viel interessanter. Das würde das Spiel langsamer machen, ohne dass dies durch schnelleres Material einfach ausgeglichen werden kann. Gleichzeitig würden die ganzen alternativen Spielsysteme wieder relevanter werden.

Finde es aber immerhin interessant, sich darüber mal Gedanken zu machen, auch, wenn ich eine Umsetzung nicht unterstützen würde.