Wider der medialen Meinungsmache

[Neuanfang]

Manche Journalisten sehen sich sehr dem Auftrag und der Mission verpflichtet, mit Text und / oder Bild und / oder Ton unterhaltend, forschend und aufklärend eine Balance zu halten und im besten Sinne einer " Vierten Gewalt" für die demokratische Gesellschaft tätig zu sein. Manchmal schaffen sie dabei fast schon mit künstlerischer Meisterschaft über den Tag hinaus bestehende und bestaunenswerte Zeitzeugnisse, wie es beispielsweise dem Fotographen Peter Lindbergh gelang, der im aktuellen *Stern* gewürdigt wird.

[alba]

Jetzt wird hier allerdings vieles in einen Topf geworfen, was nicht zusammengehört. Das mag daher kommen, dass manche Medien zwischen Information und Unterhaltung, zwischen Fakten und Kommentaren keine saubere Trennlinie ziehen. Viele Leser sind leider nicht in der Lage, dies zu erkennen. Private Stories von Politikern haben z.B. nichts mit deren politischer Linie zu tun - sie gehören in den Uterhaltungsteil. Dass in einer politischen Redaktion unterschiedliche Meinungen zugelassen werden und sich auch Im Output wiederfinden, gehört für mich unbedingt dazu. Eine ganz wichtige Rolle spielt der Faktor Zeit. Der Erste, der die Meldung herausbringt, ist der Gewinner - schließlich steht man in Konkurrenz zueinander. Mitunter mit üblen Folgen.

[Abwehrtitan]

Zitat von Danielson

Dass Höcke das Interview abgebrochen und dem Journalisten zwischenzeitlich mit Konsequenzen gedroht hat, dokumentiert weiter, wie wenig "bürgerlich" die AfD ist.

Nicht übertreiben bitte, wie bürgerlich sind dann z.B. Nahles oder AKK, die beiden (und noch ausreichend andere Politiker in der Vergangenheit) haben auch schon Intervies abgebrochen. Das ist nichts Neues, lediglich ein beleidigte Leberwurst-Nummer. Gedroht und Konsequenzen ist Polemik, das weisst du, er hat dem Journalisten gesagt das er mit ihm keine Interviews mehr machen wird (auch für Höcke gilt übrigens die Unschuldsvermutung - vllt. war tatsächlich etwas anderes abgesprochen und wurde nicht eingehalten - weisst du das besser?).


Klar ist Höcke ne braune Socke, das wissen wir alle, aber solange man die AfD nicht verbietet ist er Demokrat und darf seine und seiner Wähler Interessen vertreten, oder etwa nicht? Führe du doch die Klage gegen die AfD an, was hindert dich? Hier wirst du nur von Kjuss, Fozzi, Guru, snape, Matousek, und evtl. vom kleenen A. Beifall bekommen.



Immer mit gleichem Maße zu messen ist schwer, aber wichtig, ich kann das auch nicht immer, mir geht es so wenn ich radikale Linke höre gegen die Höcke noch gemäßigt erscheint.



Mach dir besser mal über echte Krisen Gedanken
https://www.bild.de/politik/ausland/...a=de.bild.html
Ruclzuck sind wir morgen schon mitten in einem Krieg, da wird dann Höckes Interview fauxpax ganz schnell nebensächlich ...


... amen!

[Lousy Defence]

Zitat von HSV

(...) würde bedeuten, dass man wohl selig ist. Weil man arm ist. Geistig.

Geistlich. (Das ist wichtig, wenn hier schon die christliche Sichtweise bemüht wird.)

Wenn doch nur geistige Armut zur Seligkeit führen würde!

[crycorner]

Zitat von Noppenzar

Stimmt, aber andererseits ist dieser Promi auch erst prominent geworden, weil es die Medien gibt.

War es nicht in deinem Falle ein DSDS Akteuer, wie du mal geschrieben hast?

Wer da teilnimmt hat halt eine sehr geringe Halbwertzeit, es sei denn er kann tatsächlich singen. Da kann er mit Tingeltangel noch ein paar Jahre halbwegs von Leben.

Wer da oder bei Big Brother oder ähnlichem Trash-TV Verträge unterschreibt sollte vorher wissen, dass er sich, sofern RTL sich für ihn die Rolle des Buhmanns zurechtgelegt hat, damit klarkommen muss.

Hinterher beschweren braucht sich dann niemand.

Ja, genau. Natürlich hat er über die Medien seinen Bekannheitsgrad gesteigert, damit sollte er aber nicht als vogelfrei gelten. Wenn die Leute Mist bauen, und die Medien bekommen es spitz, dann wird´s schlimm, aber selbstverschuldet. Wenn aber für eine größere Dramaturgie etwas konstruiert und an die Medien lanciert wird, ist das was völlig Anderes und jenseits dessen, was sich die Medien erlauben dürfen. Diese TV-Stars sind nicht Frankensteins Monster.

Was so ein Promi verdient, scheint Dir nicht ganz klar zu sein. Glaube mir, das ist zum Einen ein knochenharter Job und zum Anderen nicht wirklich gut bezahlt. Selbst wenn Du jetzt den durchschnittlichen BigBrother oder Dschungelcamp- Teilnehmer anschaust mit vielleicht 25.000 - 30.000 EUR Antrittsprämie. Das ist auf einen Schlag viel Geld. Aber nach Abzug für´s Management und Steuern, usw... ist die Einnahme dann doch nicht mehr so riesig. Und auch nur ein Teil der Jahresgage, die dann mal im entsprechenden Jahr hoch geht. Und da hast Du ja dann auch nicht 260 Termine im Jahr. Und die sind alle normal bezahlt. Du hast dann unter´m Strich 1-2 fette Jahre. Aber das brauchst Du auch, denn es gibt auch viele schlechte Jahre. Und wenn Du bis zur Rente Musiker bleiben willst, musst Du Geld zurücklegen. So viel wie es geht. Unter´m Strich leben die Allermeisten nicht besonders gut mit den Einnahmen. Musst es ja auf das Berufsleben aufteilen. Kurzfristigen Erfolg haben Viele.

[crycorner]

Zitat von Danielson

In Deutschland bieten Journalisten Politikern nicht zwangsläufig eine Bühne zur Selbstinszenierung, sondern sie konfrontieren sie manchmal mit dem, was hinter der Inszenierung steckt.

https://www.zdf.de/politik/berlin-di...aenge-100.html

Dass Höcke das Interview abgebrochen und dem Journalisten zwischenzeitlich mit Konsequenzen gedroht hat, dokumentiert weiter, wie wenig "bürgerlich" die AfD ist.

Der freie Journalismus wird letztlich von denen angegriffen, die ihn abschaffen wollen.

Zwar empfinde ich eine gewisse Schadenfreude für "Bernd", aber der wurde auch 1a in die Falle gelockt. Diese Nummer professionell über sich ergehen zu lassen, kann man nicht erwarten.
Und dass er dann einem einzigen Journalisten / Medium androht, er würde mit ihm nie wieder ein Interview machen, taugt nicht als Skandal. Das haben schon soo viele vor ihm gemacht. Es ist sein gutes Recht, sich seinen Interviewpartner herauszusuchen. Genauso wie es sein gutes Recht ist, bestimmte Medien zukünftig abzulehnen. Soll viele Menschen geben, die das tun. Aus verschiedensten Gründen. Ich glaube, auch der eine oder andere Sportler mag z.B. mit der Sport-Bild nichts mehr zu tun haben.

Für den Journalisten ein echter Coup, keine Frage. Geht auch gerade richtig viral. Aber es bleibt eine Falle. Und von der Person Höcke losgelöst, ist die Reaktion von ihm nachvollziehbar. Wer lässt sich schon gerne in eine Falle locken? Das einzige Druckmittel, das man als öffentlicher Mensch hat, ist halt nunmal, verschiedene Medien zu bojkottieren.

Also: Wer gegen die AfD ist, darf mit mir zusammen die Show gerne genießen, sollte aber eingestehen, dass es unfair war.

[Nullinger]

Zitat von crycorner

Also: Wer gegen die AfD ist, darf mit mir zusammen die Show gerne genießen, sollte aber eingestehen, dass es unfair war.

Woher weißt Du, dass es unfair war.
Der ZDF-Mann sagt, er habe im Vorfeld Fragen zu seiner Sprache und seinem Politikverständnis angekündigt:
"Herr Lachmann, das Interview hatten wir besprochen. Ich hatte gesagt, es geht nicht um Thüringen. Es geht um die bundespolitische Bedeutung von Herrn Höcke. Es geht um seine Sprache und sein Politikverständnis. Und da sind wir gerade dabei."

Der AfD-Mann behauptet das Gegenteil. Wie es wirklich war, können wir nur spekulieren. Ich tendiere eher dazu, dem Journalisten zu glauben, aber ob's wirklich so war, weiß ich natürlich auch nicht.

@Abwehrtitan: Dass er das Interview abbricht, ist sein gutes Recht. Ich finde das zwar auch als "Verhalten wie ne beleidigte Leberwurst", aber das gibt's auch bei anderen.
Aber zu sagen, man möchte das Interview wiederholen (damit man die Fragen besser beantworten kann), finde ich einen unmöglichen Eingriffsversuch in die Pressearbeit. Dann kann die AfD auch einfach eine Werbeschrift ausgeben...
Dass andere Politiker vor solchen Dingen nicht gefeit sind, sieht man an AKK, die auch sehr unglückliche Aussagen zum Thema Meinungsfreiheit damals in Bezug auf YouTube Videos gemacht hat. Sie wurde ja auch zurecht dafür kritisiert. Und ich finde, Höcke wird hier auch zurecht dafür kritisiert.

[crycorner]

Zitat von Nullinger

Woher weißt Du, dass es unfair war.
Der ZDF-Mann sagt, er habe im Vorfeld Fragen zu seiner Sprache und seinem Politikverständnis angekündigt:
"Herr Lachmann, das Interview hatten wir besprochen. Ich hatte gesagt, es geht nicht um Thüringen. Es geht um die bundespolitische Bedeutung von Herrn Höcke. Es geht um seine Sprache und sein Politikverständnis. Und da sind wir gerade dabei."

Der AfD-Mann behauptet das Gegenteil. Wie es wirklich war, können wir nur spekulieren. Ich tendiere eher dazu, dem Journalisten zu glauben, aber ob's wirklich so war, weiß ich natürlich auch nicht.

Ja, es ging mit Sicherheit um die bundespolitische Bedeutung von Herrn Höcke. Ob er damit gerechnet hat, dass man vorab seine Parteigenossen mit dieser Zitate-Fangfrage in die Bredoullie bringt (wie umfangreich war das denn, bis man die verwendbaren Antworten ermittelt hat), glaube ich eher nicht. Da wurde was konstruiert. Geh auf einen AfD-Parteitag oder in die Fußgängerzone und frage lange genug die Leute aus. Du gehst mit Sicherheit mit ein paar verwendbaren Zitaten nach Hause, auch wenn diese statistisch die Minderheit darstellen würden. Weiß aber niemand, da die unbrauchbaren Antworten eh aussortiert wurden.

Nein, diese Hitler-Höcke-Nummer war eine gemeine Falle. Zwar genieße ich es, dass man ihm diese Falle gestellt hat, da er meiner Meinung nach wirklich der braunste Problembär im AfD-Gehege ist. Aber es war eine Falle, die ihn direkt in diesem Interview in eine extrem passive Situation gemacht hat. Der Journalist wollte ihn nicht interviewen, sondern vorführen. Ihn als Nazi entlarven. Da ging es nur nebenbei um seine bundespolitische Bedeutung innerhalb der blau-roten Phallus-Partei.

[crycorner]

Zitat von Nullinger

Aber zu sagen, man möchte das Interview wiederholen (damit man die Fragen besser beantworten kann), finde ich einen unmöglichen Eingriffsversuch in die Pressearbeit.

Damit hast Du vollkommen Recht.

[BlinderBarmer]

Zitat von crycorner

Damit hast Du vollkommen Recht.

Schriftliche Interviews werden doch auch immer autorisiert, sprich vom Interviewten gegengelesen und gekürzt, da finde ich ein 'Lass uns noch einen take machen' gar nicht mal so unvergleichlich.

In den USA ist das übrigens anders, da werden schriftliche Interviews nicht vom Interviewten abgesegnet.