Tischtennis tötet sich selbst - Probleme im Tischtennis

[Rudi Endres]

Das ist das Problem. Es kommen zu wenige ehrenamtliche Funktionäre nach. Daher laufen die Bemühungen die Jugendarbeit mit allerlei Aktionen und besserer Trainerausbildung anzukurbeln weitgehend ins Leere. Man kann nicht den zweiten Schritt vor dem ersten machen. Und in vielen Kommunen gibt es zu viele Sportarten bei zu wenig Interessenten. Dann ist das Image einer Sportart entscheidend.

[markx]

So langsam geht mir ein Licht auf: Man könnte sich ja schon länger wundern, wo denn die ganzen Leute hin sind, die früher in der Gastronomie, im Gesundheitswesen oder in anderen Branchen gearbeitet haben, wo teilweise dramatischer Mangel an gelernten oder ungelernten Arbeitskräften herrscht.
Ganz klar: Die nehmen alle hauptamtliche Stellen in den Vereinen an und halten dort den Sportbetrieb am Laufen!

[Noppenzar]

Zitat von TTFan99

Ja. Es fehlt offensichtllich an einer professionellen Öffentlichkeitsarbeit vom Verband oder den Verbänden her.

Es gibt nur einen einzigen Tischtennisspieler in Deutschland, der wirklich außerhalb der "Blase" oder "Szene" einen gewissen Grad an Bekanntheit besitzt: Timo Boll. Wenigstens über den berichten die großen Medien ab und zu mal. Alle anderen Top-Spieler tauchen in der Öffentlichkeit praktisch gar nicht auf.

Wenn man in einer beliebigen Fußgängerzone in Deutschland Passanten befragen würde, ob die wissen, wer Ovtcharov, Dang Qui, Franziska oder Boll ist: ich gehe jede Wette ein, dass die meisen nur Boll kennen werden.

Zum Glück spielt er noch. Nur wer kommt danach?

Ein ähnliches Problem hat aber auch Tennis, obwohl die glaube 3-4x so viele Mitglieder haben in D.

Boris Becker und Steffi Graf haben seinerzeit einen riesigen Tennisboom ausgelöst, auch weil die großen Turniere noch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen wurden. Vereine hatten großen Zulauf, jeder wollte Boris oder Steffi nacheifern.

Heute wird ein Zverev sicher auch einige Anhänger haben, aber auch dieser Sport ist zum großen Teil in Spartenkanälen verschwunden, und viele Turniere kann man dann nur nach Bezahlung ansehen. Heute: Tennisvereine, insbesondere kleine, haben mitunter deutlichen Mitgliederschwund oder lösen sich auf.

MMn. geht es nur über persönliche Akquise und da über die Kindergärten und Schulen. Und über eine massive Kampagne linear und online nach dem Motto "geht doch mal zum Verein".

Betrifft ja nicht nur TT. Selbst Schützenvereine haben kaum noch Nachwuchs. Faktisch nur Kinder von Mitgliedern.

Die "Bezahlschranke" ist, wie du sagst, auch ein Thema.

Dazu kommt die "Ganztagsschule" und der "Ganztagskindergarten".

Die öffentliche Hand tut nicht viel, im Gegenteil. Energiekosten und damit verbundenes Herunterdrehen von Heizung und Dusche motivieren kaum Vereinssport zu betreiben. Auch die steigenden Fahrtkosten motivieren sicher wenig die Kinder am WE 200 KM rumzufahren.

Politisch macht man damit extrem viel kaputt. Man spricht von Integration, schafft es aber kaum Kinder außerhalb ihrer Migrantenblase von "Türkspor" etc. in die Vereine zu bringen.

Zum Bekanntheitsgrad:

Beim TT in der Blase extrem, außerhalb nur Boll und das liegt auch daran, dass er sich früher bei Raab und Co. für keinen Klamauk zu schade war. Ich erinnere daran, als ihm Raab die Bälle in den Mund gestopft hat.

Roßkopf und Süß kannten/kennen auch noch viele Sportinteressierte.

Zu Darts/Snooker und den Wintersportarten:

Sehr präsent, aber es gibt doch kaum Gelegenheiten das vernünftig (!) zu betreiben. Darts ist und bleibt ein Saufsport, Wettkämpfe finden oft in Kneipen statt, Snooker scheitert an der Investition wenn da ein Verein eine Abteilung aufmacht. Und im Billardsalon steht meist nur ein Tisch und der ist oft auch noch krumm und schief mit altem Tuch.

Biathlon und Co. fallen außerhalb der dünnbesiedelten Wintersportorte weg, alpines Skifahren liegt vom Kostenfaktor über Golf. Ähnliches gilt, selbst hier in der Hochburg, für Eishockey. Da ist es die zweite Eisfläche, die fehlt.

Ergo müssen überall immer weniger Mitglieder immer stärker steigende Kosten finanzieren und das dann noch mit weniger Sponsoren. Städte, Kommunen und Kreise sind auch mehr als kniepig geworden.

Dazu fehlt es an Präsenz.

[Darkgrey]

Das sind aber auch die ÖR daran schuld.
Es wird jede langweilige Wintersportart stundenlang übertragen anstatt mal etwas von der TT WM zu zeigen.

Und beim Fußball wird jeder Trainerwechsel zum Extraspecial gefolgt von einen Interview mit Sanes Friseur.

[mithardemb]

Es ist ja nicht so, dass gar kein Tischtennis bei ARD/ZDF zu sehen wäre: https://www.ardmediathek.de/video/sw...XgvbzExNjE5NDI

[Levinhero]

Man kann hier endlos diskutieren. Ja Image, Industrie, Nerd oder Altensport, wenig Aufmerksamkeit in den Medien, schlechtes Marketing in den Verbänden, Endlosregeln usw.
Aber wie schon einige hier geschrieben haben... alles Marketing und das singen und tanzen drumherum verpufft wenn man keine Ehrenamtler findet die die Kinder catchen, begeistern fordern und fördern.
Allein in meinem verein sind im letzten Jahr sicher 20 neue Kinder gekommen, aber es ist ein kommen und wieder gehen, es gibt nur ein Kern von ca. 8 Kinder die bleibt. Was sagt uns das? Es gibt Kinder/Eltern die machen sich Gedanken, finden TT Cool, googlen Trainingszeiten, raffen sich auf gehen hin und werden anscheinend enttäuscht. Und keiner soll mit dem Finger auf andere Zeigen, es fängt bei mir an, ich spiele TT, habe talentierte Kinder, ich nutze aber meine Freizeit lieber mich vom stressigen Alltag auszuruhen, anstatt ein Leistungstraining für die Kids zu organisieren. Andere sollen es richten, und wenn ich entäuscht bin wehcsel ich den Verein. So sieht meine Realtiät und von vielen anderen aus. Egoismus ist eine Sache, und der Status der Ehrenamtler eine andere, die werden auch noch belächelt, als hätten die außer TT nichts, als wären es die doofen die sich Opfern. Und genau das macht Fußball von A - Z anders.
Erst wenn diese Rahmenbedingungen passen, kann man sich mit Mitgliedergewinnung auseinandersetzen. Wie gesagt alles andere sind Alibiveranstaltungen die nichts bringen, weil keine Nachhaltigkeit.

[JanMove]

Zitat von pepekepski

...

wenn du jemand sgast du spielt TT, denke die an dicke leute die den ball hin und her spielen : pingpong.

...

Na ja, da haben sie doch im Prinzip auch recht!

Ich denke man muss das Problem des Nichtstattfindens von Tischtennis in den Medien trennen vom Problem der Rekrutierung des Nachwuchses. Letzteres hängt ausschliesslich an den Aktivitäten und Angeboten der Vereine. Wir bieten derzeit ein sehr gutes Nachwuchstraining an und unsere Halle ist mehr als voll. D. h., wir haben sogar Wartelisten für Neueinsteiger. Ich würde mal behaupten von diesen Jugendlichen schaut so gut wie keiner Tischtennis im Internet oder besucht Profiturniere.
Was den Profibereich betrifft, muss ich gestehen, dass mir die Team-WM völlig durch die Lappen gegangen ist. Ist aber auch egal, da diese ganzen Team-Wettbewerbe einschliesslich TTBL aus meiner Sicht völlig kaputtreformiert worden sind. Also warum soll man sich das antun?!
Und da die Schweiz dieses unsinnige TTBL-System nun auch übernommen hat, werde ich diese Spiele zkünftihg auch meiden.
Tischtennis bedeutet für mich nur noch selber spielen und den Verein am Laufen zu halten. Und mit dieser Einstellung bin ich bei weitem nicht der einzige.

[Rudi Endres]

Es ist halt alles mit allem verbunden. Eine populäre
Fernseh-Sportart findet eher Ehrenamtliche und mit denen fallen und steigen die Vereinsangebote und Vereinsaktivitäten.

[alba]

@Levinhero: sehr guter Beitrag
@JanMove: geht mir genauso, und zwar schon immer. Die Profis haben mit meiner Realität genau nichts zu tun.

[RH-Topsin]

Was ein Thema, die vermutlich meisten Haushaltsunfälle passieren beim Fußball!

Ansonsten bringt es Heiko auf den Punkt.

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