Ein Plädoyer für korrekte Aufschläge

[Rückhandmonster]

und nach dem ich die Diskussion gelesen habe, glaube ich, dass es am einfachsten ist bei den Jugendlichen anzufangen. Dann haben wir in ein paar Jahren das ganze Problem einfach nicht mehr... mein Appell an alle Trainer, schaut auf diese Diskussion und seht, was ihr anrichtet, wenn Eure Schützlinge keine korrekten Aufschläge können...

[pibach]

Meiner Ansicht nach, ist genau diese Einstellung die Ursache von Problemen. Das kann nur zu Frust führen.

[mithardemb]

... und wenn die Fahrlehrer ihren Schülern beibringen dass sie nicht die zugelassene Geschwindigkeit überschreiten, dann gibts in Zukunft keine Raser mehr. Wenn wir den Kindern beibringen, dass Verbrechen bestraft wird, werden Gefängnisse überflüssig. Wenn die Fußballtrainer ihren Schützlingen sagen, dass man den Gegenspieler nicht treten darf, wirds keine Fouls in dem Sport mehr geben....

[Fastest115]

Ja da ist eines der Hauptprobleme dabei.

Selbst wenn man das als Trainer gezielt vermittelt, dann heißt das noch lange nicht, dass die Schüler das auch annehmen und umsetzen. Irgendwann fangen sie an die Nachteile zu sehen, die sie sich selber machen bzw die Vorteile wenn sie sich nicht dran halten..oder haben einfach keinen Bocjk auf regeln (die Jugend von heute )..(siehe die Beispiele von mithardemb)

Das nächste ist: ZZt achten da vielleicht 10% der Trainer gezielt drauf (aus welchen Gründen auch immer es die 90% nicht machen). denke eher es sind weniger.

Nehmen wir mal an dieses Plädoyer hier erreicht vielem denke ich wird man trotzdem nicht über 20% kommen, weil die anderen 80 noch immer (warum auch immer) das ganze weiter machen wie bisher.

Und dann ist man eben immer noch in der Minderheit und die Mehrheit wird weiter falsche Aufschläge machen. Somit ist der Effekt zu gering....

ich mach es mal an dem Fußballbeispiel fest:
Da spielt eine Mannschaft ohne Fouls bzw mit möglichst wenigen, unbeabsichtigten: Motto: lieber wegbleiben, bevor ich den Ball nicht treffe sondern den Gegner...

1. Man verliert viele Spiele gegen "Gegner" die Robuster einsteigen.
2. Man ist gefrustet, weil man selber fair spielt, aber trotzdem immer auf die Knochen bekommt.
3. Die Scouts der großen Vereine berücksichtigen einen nicht, weil man nicht genug Härte mitbringt und schlechte Zweikampfwerte hat usw.

Ja ich weiß ich seh das ganze zu negativ....mag sein. Ich denke allerdings der Threadersteller sieht das zu sehr durch eine rosarote Brille und sieht nur seine eigene Situation/Sichtweise, und die ist eben die der absoluten Minderheit...

[Rückhandmonster]

Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie viele das Problem sehen, aber sofort ein ABER ... dahinter setzen ohne ein dafür einzutreten, dass der Zustand sich ändert.

Fazit: War nix - hat mich nur bestätigt, dass die Mehrheit keine Lust hat an den eigenen Dingen zu arbeiten. Wenn nur jeder, der hier dagegen votiert bei sich anfangen würde... aber es ist ja viel bequemer dem anderen Dinge zu unterstellen wie "rosarote Brille" oder geht nicht, hab keine Zeit.

Konsequent wäre eigentlich nur die Aufschläge komplett frei zu geben, dann haben wir die Diskussionen nicht mehr. Wenn sich die Mehrheit nicht ändern möchte oder weiß nicht wie, dann sollten die Regeln dahingehend geändert werden, dass beim Aufschlag alles erlaubt ist.

Bis es soweit ist, werde ich als fairer Sportsmann, dem die Regeln in seinem Sport wichtig sind, diese auch weiter vermitteln und selber leben. Zu mindestens im Sport ist mir das wichtiger als ein "Sieg mit illegalen Mitteln".
Und übrigens hoffe ich, dass mich jetzt keiner mehr langweilt mit "fairster Sport ever" und so was... Danke.
Ende der Durchsage .

Tom
PS: Nein, ich bin nicht frustriert, ich halte die Diskussion aber an dieser Stelle für fruchtlos, da es keine Mehrheit für das Einhalten der Regeln gibt.

[klugscheisser]

Zitat von Rückhandmonster

PS: Nein, ich bin nicht frustriert, ich halte die Diskussion aber an dieser Stelle für fruchtlos, da es keine Mehrheit für das Einhalten der Regeln gibt.

wie kommst du auf diese Schnapsidee?
Natürlich lehre ich (wie sicherlich die meisten Trainer hier) den Kindern (ab 5) korrekte Aufschläge; ich beginne aber, je nach koordinativem Entwicklungsstand, zunächst mit "Hilfsaufschlägen", die in deinem Sinne sicher nicht regelkonform sind. Je weiter die Entwicklung der motorischen und mentalen Fähigkeiten fortschreitet, umso mehr lege ich Wert auf regelgerechte Ausführung aller Schläge, nicht nur der Aufschläge.

Hast du eine Vorstellung, wie lange sich ein 5-8jähriges Kind auf eine einzige Aufgabe (korrekten Aufschlag lernen) durchgehend konzentrieren kann? 2 Stunden? 1 Stunde? 10 MInuten?

Wenn ich so konsequent, wie du es forderst, mit Anfängern nur den Aufschlag trainieren würde, kämen die meisten kein zweites Mal in die Halle.

Und noch eine ganz neue Erkenntnis: Kinder, vor allem Jungen , wollen Wettkämpfe. Nur Regelkunde, viele können in dem Alter noch nicht einmal lesen *) oder gar das Gelesene verstehen, machen die nicht lange mit. Deswegen baue ich ein Regelquiz ins Training ein, bei dem die zuschauenden Kinder mir (und nur mir, sie sollen keine "Klugscheisser" werden) sagen sollen, wenn sie einen Verstoß zu entdecken glauben.


*) Ich hatte mal einen sensationellen 5jährigen, der ohne besonderes Training in 12 Minuten mühelos 2400 Meter rannte. Ich konnte ihn aber in keiner LA-Abteilung unterbringen, weil er noch nicht lesen konnte. Forderung:Er muss zumindest seinen Namen und seine Startnummer lesen können. Als er das dann konnte mit 7, schaffte er nur noch 1600 Meter und hatte alle Lust am "Dauerlauf" verloren. Bei allen anderen Sportarten, auch TT, war er längst nicht so gut.

[Javaguru]

Zitat von Rückhandmonster

Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie viele das Problem sehen, aber sofort ein ABER ... dahinter setzen ohne ein dafür einzutreten, dass der Zustand sich ändert.

(Zu viele) Bedenkenträger gibt es leider in vielen Bereichen. Zugegeben - manchmal zu Recht, hier aber m.E. nicht.

Zitat von Rückhandmonster

Fazit: War nix - hat mich nur bestätigt, dass die Mehrheit keine Lust hat an den eigenen Dingen zu arbeiten.

Mehrheit? Mehrheit der Schreiber hier, ja. Aber ist das repräsentativ?

Zitat von Rückhandmonster

Konsequent wäre eigentlich nur die Aufschläge komplett frei zu geben, dann haben wir die Diskussionen nicht mehr.

Stimmt. Aber dann bekommen wir wieder einen Zustand, den es vor Jahren berechtigterweise zu korrigieren galt und der wird unserem Sport, insbesondere was die Öffentlichkeitswirksamkeit angeht, reichtlich schaden. Es ist für die Zuschauer nicht besonders reizvoll zu sehen, wenn es haufenweise Rückschlagfehler gibt oder der Rückschlag direkt versenkt wird.

Zitat von Rückhandmonster

Bis es soweit ist, werde ich als fairer Sportsmann, dem die Regeln in seinem Sport wichtig sind, diese auch weiter vermitteln und selber leben. Zu mindestens im Sport ist mir das wichtiger als ein "Sieg mit illegalen Mitteln".

Ehrenwert, aber weil zu viele das anders sehen und praktizieren, ohne sich einer Schuld bewusst zu sein, stell Dich auf viele Diskussionen, Streitereien und Niederlagen ein. Und wenn Dich auf Dauer der Frust darüber dazu bringt, mit dem Tischtennis aufzuhören (zumindest bzgl. Meisterschaftsspiele und Turniere), würde mich das nicht wundern. Dieser Gedanke kommt mir nämlich aus den gleichen Gründen auch immer wieder in den Sinn.

Zitat von Rückhandmonster

PS: Nein, ich bin nicht frustriert, ich halte die Diskussion aber an dieser Stelle für fruchtlos, da es keine Mehrheit für das Einhalten der Regeln gibt.

Mit der Mehrheit hast Du zwar recht, aber deswegen ist eine Diskussion doch nicht fruchtlos?!

[mithardemb]

Zitat von Rückhandmonster

Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie viele das Problem sehen, aber sofort ein ABER ... dahinter setzen ohne ein dafür einzutreten, dass der Zustand sich ändert.

Bis es soweit ist, werde ich als fairer Sportsmann, dem die Regeln in seinem Sport wichtig sind, diese auch weiter vermitteln und selber leben. Zu mindestens im Sport ist mir das wichtiger als ein "Sieg mit illegalen Mitteln".
Und übrigens hoffe ich, dass mich jetzt keiner mehr langweilt mit "fairster Sport ever" und so was... Danke.
Ende der Durchsage .

Ich glaube du beurteilst die Sachlage falsch. Wir haben beim Tischtennis Aufschlag eine sehr schlechte Regelung (sehr kompliziert, wird nur von wenigen befolgt, ist sehr schwer zu vom Schiedsrichter zu entscheiden, ist unscharf formuliert, wird sehr unterschiedlich durchgesetzt und wenn man sie konsequent durchsetzen würde, hätte man am Anfang eine Farceveranstaltung die wenig mit dem Sport zu tun hat den man ja so gerne nach außen vermitteln würde).

Sollte man nicht nicht lieber eine Regel abändern die sich als Praxis untauglich herausgestellt hat, als sie jetzt versuchen über ebenfalls untaugliche Mittel umzusetzen?

[mithardemb]

Zitat von Javaguru

Stimmt. Aber dann bekommen wir wieder einen Zustand, den es vor Jahren berechtigterweise zu korrigieren galt und der wird unserem Sport, insbesondere was die Öffentlichkeitswirksamkeit angeht, reichtlich schaden. Es ist für die Zuschauer nicht besonders reizvoll zu sehen, wenn es haufenweise Rückschlagfehler gibt oder der Rückschlag direkt versenkt wird.

Die Diskussion hier entstand daher, dass die Regel im Spitzensport eben nicht umgesetzt wird. Damit gäbe es kaum Auswirkungen wenn man sie streichen würde.

Noch schlauer wäre es wohl wenn man gleich über neue Ansätze nachdenken würde die auch praxistauglicher - also gut vom Schiedsrichter zu beurteilen - sind.

[pibach]

Zitat von mithardemb

Die Diskussion hier entstand daher, dass die Regel im Spitzensport eben nicht umgesetzt wird.

Aus meiner Sicht basiert das auf einem Fehlverständnis der Intention der ITTF. Der gegenwärtige Stand der Umsetzung der Regeln scheint ziemlich genau dem zu entsprechen, was die ITTF beabsichtigt. D.h. es ist nie Absicht gewesen, z.B. Regeln wie 6.5. "freien Arm entfernen" in vollem Umfang durchzusetzen. Das entspricht dem Konzept, etwas mehr einzufordern, als man tatsächlich erreichen bzw. durchsetzen möchte. Die Regeln sind dabei genau so formuliert, dass der de jure Status sogar als kongruent zum de facto Status interpretiert werden kann.
Es kommt ja nicht von ungefähr, dass keine trennscharfe Formulierung in den Regeln angewendet wird. Und dass ein ITTF Lehrvideo zum "idealen" Aufschlag sich ganz gezielt im Graubereich der Regeln bewegt (wie hier diskutiert).

Außerdem wurden die Ziele der ITTF erreicht, u.a. ist der vormalige Aufschlagsvorteil so entschärft, dass in etwa Parität zwischen Aufschlag und Annahme besteht. Wobei ein Anteil daran wohl auch dem größeren (und jetzt noch etwas größeren und spinloseren) Ball zuzuschreiben ist.

Diese Sicht deckt sich sogar mit den anderen Regeln. Z.B. Behandlungsverbote - außerhalb von Werkstuning - spülen einerseits Geld in die Kasse der Hersteller (und Sponsoren) andererseits ist (zum Glück) die Regel nicht zu strikt, so dass die Basis nicht wegbricht. Unter dem Gesichtspunkt einer optimalen Abschöpfungsstrategie der Zahlungsbereitschaft durch Differenzierung ist das also ausgesprochen clever.