Auswirkung von Corona auf den Tischtennissport

[Kaybe]

Zitat von Sportrechtler

Ich frage mich, warum die nun veröffentlichte Entscheidung juristisch weniger angreifbar wäre, als wenn z.B. lediglich die Hinrunde gewertet werden würde bzw. Härtefallregelungen vorgesehen worden wären?

Ich gebe zu, ich habe von Jura keine Ahnung, könnte mir aber vorstellen, dass den Verantwortlichen die Annullierung von ausgetragenen Spielen Bauchschmerzen bereitet hat.

[TT-Star]

So zuerst einmal muss man ja froh sein, dass es mal eine Entscheidung gibt. Doch was fangen wir jetzt damit an? Es gab folgende vier Alternativen:

1. Annullierung der Saison
(+) eine nicht zu Ende gespielte Saison wird nicht gewertet, da der tatsächliche Ausgang nicht vorausgesehen werden kann
(-) 2/3 einer Saison die gespielt wurde, wird einfach in die Tonne geklopft
(-) bereits feststehende Meister/Aufsteiger bzw. Absteiger haben Pech bzw. Glück
(-) in vielen Fällen waren die meisten Entscheidungen ziemlich eindeutig und waren nur noch nicht endgültig verkündbar

2. Wertung der Vorrundentabellen
(+) jedes Team hat gleich viele Spiele
(+) jedes Team hat zumindest einmal gegen jeden gespielt
(-) Die in der Rückrunde gespielten Spiele werden aus der Wertung genommen
(-) evtl. Wechsel zur Rückrunde oder Rückkehr von Verletzten/Schwangeren oder der Ausfall von Spielern in der Rückrunde bleiben unberücksichtigt

3. Wertung der aktuellen Tabellen
(+) alle gespielten Spiele werden gewertet
(-) ungleiche Anzahl von Spielen kann Tabellenbild verzerren
(-) glückliche oder unglückliche Ansetzung der bis zum Abbruch gespielten Spiele verzerren das Tabellenbild

4. Wertung der aktuellen Tabelle + Hochrechnung mit den Ergebnissen aus der Vorrunde
(+) alle Mannschaften haben gleich viele Spiele
(+) jede Mannschaft hat gegen jede Mannschaft zwei Spiele in der Wertung
(+) kein tatsächlich gespieltes Spiel wird aus der Wertung genommen
(-) bei hochgerechneten Spiele kann ein schlechter Tag in der Vorrunde doppelt bestraft werden
(-) evtl. Ausfälle in der Vorrunde werden für hochgerechnete Spiele doppelt bestraft


Ich bin der Meinung, wenn sich die Entscheidungsträger Gedanken gemacht hätten, wären sie definitiv zu einer anderen Entscheidung gekommen.
Der Abbruch an sich ist richtig. Wer weiß wann weitergespielt werden kann. Das es bei jeder Entscheidung Härtefälle gibt ist auch klar. Aber man kann doch nicht die Variante aktuelle Tabelle wählen. Zumindest nicht mit gesundem Menschenverstand.

Aber: So war es schon immer im Tischtennis. Planlose Funktionäre entscheiden über unseren tollen Sport und machen so lange alles falsch bis alle aufgegeben haben. Und nachdem ich mitbekommen habe unter welchen Umständen in Ba-Wü für die Variante aktuelle Tabelle abgestimmt wurde, kann man nur mit dem Kopf schütteln. Aber das nur am Rande...

[luertze]

Ganz simple.

Entscheidung ist gefallen, es ist so wie es ist.
Mund abwischen und hoffentlich bald weiter machen.

[h.m]

nach der Hinrunde wären bei uns die 1., 2. und 3. Mannschaft aufgestiegen...jetzt nur die 1.

aber wir werden mit der Entscheidung leben

....zumal die Kiste Hopfenkaltschrole von Peter Igel einiges egalisiert ;-)

[Sportrechtler]

Zitat von Kaybe

Ich gebe zu, ich habe von Jura keine Ahnung, könnte mir aber vorstellen, dass den Verantwortlichen die Annullierung von ausgetragenen Spielen Bauchschmerzen bereitet hat.

Die Entscheidungsträger sind tatsächlich nicht zu beneiden. Inwieweit im Rahmen der Entscheidung sportrechtliche Erwägungen berücksichtigt wurden, kann ich nicht beurteilen. Ich bin tatsächlich über die Begründung gespannt, die im Rahmen des Abwägungsvorganges bei Betrachtung aller Möglichkeiten zu der jetzigen Entscheidung geführt hat.

[Fastest115]

Zitat von Sportrechtler

Ich frage mich, warum die nun veröffentlichte Entscheidung juristisch weniger angreifbar wäre, als wenn z.B. lediglich die Hinrunde gewertet werden würde bzw. Härtefallregelungen vorgesehen worden wären?

Ja auch gegen diese Regelungen hätte.man klagen können.

Prinzipiell entspricht keine Lösung der wo und ist daher angreifbar. Nur geht die wo eben von einem Normalfall aus und den haben wir einfach nicht.

Denke da haben sie sich bei ihren juristischen Beratern eine Einschätzung eingeholt bei welcher Klage der wenigste Erfolg zu erwarten ist.

[Schupfkönig]

Zitat von Petergriffin

This.

Klar, auch da würde vielen die Hinrundentabelle nicht gefallen (mir auch nicht, Dortmundfan), fairer wäre es aber eben doch als der oben genannte Fall.

Mir schleierhaft, wie Leute das nicht begreifen können.

Moment, dann wäre Red Bull Meister....
Das wäre, in welcher Welt auch immer, das Worst Case oder auch Supergau genannt.

[Der springende Punkt]

Zitat von Kaybe

Ich gebe zu, ich habe von Jura keine Ahnung, könnte mir aber vorstellen, dass den Verantwortlichen die Annullierung von ausgetragenen Spielen Bauchschmerzen bereitet hat.

Ich habe bereits in den Beträgen #417 und #488 darauf hingewiesen, dass bei der Entscheidungsfindung im Tischtennis rechtliche Aspekte im Vordergrund standen. Die hinzugezogenen Juristen haben davon abgeraten, irgendwelche "pragmatischen" Ansätze zu wählen, die sich nicht mit der Wettspielordnung decken. Und deshalb gibt es keine Annullierung der gesamten Saison, keine Annullierung einzelner Mannschaftskämpfe, keine Hochrechnung für ausstehende Mannschaftskämpfe, keine Verlängerung der Spielzeit über den 30.06.2020 hinaus, keine Änderung der Wechseltermine und auch keine Änderung der Meldetermine für die nächste Spielzeit.

Andere Sportarten haben andere Ordnungen bzw. stellen die Pragmatik vor die Rechtssicherheit. Es gibt für beides gute Gründe.

Ich behaupte nicht, dass ich persönlich die gefundene Lösung für die beste halte, aber ich möchte hiermit erklären, wie sie zustande gekommen ist. Jede Lösung hätte Vor- und Nachteile gehabt und wäre angreifbar gewesen. Im Tischtennis meinen die Verantwortlichen, dass die hier gefundene Lösung am wenigsten angreifbar ist - und zwar aus rechtlicher Sicht, nicht aus "sportlich-fairer Empfindungssicht".

[Partner]

Jetzt gibt es nur noch Gerangel um die Relegationen.

[Kaybe]

Zitat von Der springende Punkt

Ich behaupte nicht, dass ich persönlich die gefundene Lösung für die beste halte, aber ich möchte hiermit erklären, wie sie zustande gekommen ist. Jede Lösung hätte Vor- und Nachteile gehabt und wäre angreifbar gewesen. Im Tischtennis meinen die Verantwortlichen, dass die hier gefundene Lösung am wenigsten angreifbar ist - und zwar aus rechtlicher Sicht, nicht aus "sportlich-fairer Empfindungssicht".

Schade, denn gerade darum sollte es im Sport doch eigentlich gehen, oder? Aber vielleicht bin ich dafür auch zu naiv.