Schach Weltmeisterschaften

[Neuanfang]

#69/70
- Oh ja, wer hätte wohl schon diese Ergebnis-Entschiedenheit
beider Duellanten erwartet?

Ding Liren hatte heute den schwarzen König im Nordosten
gar zu mächtig bedrohen können - Schwarz kam nicht mehr im Südwesten zum
Gegenangriff....
Das war der erste Konter(sieg) unmittelbar auf eine Niederlage...

[Lousy Defence]

Diese WM verläuft ganz anders, als man es von Schachwettkämpfen, erstrecht auf solchem Top-Level, kennt und erwarten würde.

Nepo beginnt (wie von mir für alle verbleibenden Spiele gemutmaßt) als Anziehender mit 1. e4 – Ding weicht sowohl der sizilianischen Verteidigung [1. ...c5] als auch insbesondere einer eventuell (nach 1. ...e5 2) Sf3 Sc6 3) Lb5) entstehenden spanischen Partie aus und wählt mit 1. ...e6 die französische Verteidigung (sehr solide, jedoch dem Anschein nach weniger ambitioniert). Also mal wieder eine neue Eröffnung. Soviel zum beinahe schon erwartbaren Prozedere.
Der Verlauf der Partie ist dann aber ebenso kurios und unvorhersehbar wie die meisten bisher ausgetragenen Duelle dieses WM-Wettkampfes. Tatsächlich erreicht Ding im Verlaufe des Spiels eine für ihn vorteilhafte Stellung und hätte seinem Rivalen bei vernünftiger Fortsetzung sehr unangenehm zusetzen können... bis er, über einzelne Züge länger nachdenkend, in sich abzeichnender Zeitnot (noch vor dem 40. Zug) einen schwerwiegenden Fehler begeht. Das Spiel dreht sich und Nepomnjaschtschi verwertet zum 4:3.

Sieben Spiele, nur zweimal Remis – das ist für eine Schach-WM beinahe unglaublich.

[Neuanfang]

Danke @Lousy Defence für Deine eröffnungstaktischen Analysen und Spielverlaufsbeobachtungen - ich schnupperte gestern mal kurz rein und hörte, dass es ein sehr intensives und komplexes Spiel der Spieler auf hohem Niveau sei, die Züge beinahe fast wie von Rechenmaschinenhand gezeichnet - beide aber wohl durchaus mit Risiko - und am Ende machte der Chinese einen entscheidenden Fehler...

Beide sind jetzt etwa bei der "Punktehalbzeit" angelangt, Vorteil momentan für Nepo - aber vielleicht wird der Schlagabtausch beim Punkteholen fortgesetzt?

[JanMove]

Interessant sind die Partien schon, allerdings auch ziemlich fehlerbehaftet von beiden Seiten. Beide Spieler scheinen mir sowohl spielerisch als auch mental nicht optimal vorbereitet. Ich denke da sieht man deutlich, dass Carlsen nochmals ein ganz anderes Level spielt und beide Spieler ziemlich deutlich dominieren würde, wenn er denn spielen würde.

[Lousy Defence]

Es wurde auch schon vermutet, dass sowohl Ding als auch Nepomnjaschtschi in einem WM-Match gegen Magnus Carlsen ganz anders agieren würden als bei ihrem jetzigen Aufeinandertreffen. (Es würde sich wohl keiner von beiden zutrauen, Magnus Carlsen zu überspielen und daher gingen sie vorsichtiger zu Werke.)

Nun aber sehen beide eine realistische Chance und gehen daher größere Risiken ein, Partien zu eigenen (Un-)Gunsten zu entscheiden.



In der (unlängst beendeten) achten Partie (Nimzo-Indisch) lässt Ding wirklich eine Riesen-Chance liegen: Er hat genug Zeit, muss praktisch nur zwei Varianten berechnen, die beide mit einem Schachgebot seiner Dame beginnen -- und steht dann sicher auf Gewinn. Stattdessen wählt er nach ca. zwei Minuten einen Läuferzug.
Wenn Ding die gleiche Stellung in irgendeinem anderen Turnier bekäme -- er würde wohl entweder intuitiv den richtigen Zug spielen, z.B. beim Blitzen, oder er würde sich die Zeit nehmen, die konkrete Stellung einmal gründlich anzuschauen und durchzurechnen. Aber die Situation eines WM-Matches scheint einen so großen Druck aufzubauen, dass er hier ein Abspiel übersieht, welches sehr viel schwächere Spieler höchstwahrscheinlich gefunden hätten.

Die Eröffnungen werden übrigens weiterhin munter durchgewechselt.






In der 9. Partie (läuft jetzt gerade) versucht es Ding mit der Berliner Mauer

[Neuanfang]

Danke @JanMove und @LousyDefence für Eure schacheröffnungstechnischen und -taktischen Darlegungen - beide bewegen sich ja ELOmäßig auf etwa gleichem Niveau und "Nepo" hat wohl eine WM-Final-Erfahrung mehr im Kopf (?)
7,5 Punkte können ganz schnell erreicht werden...
Gestern huschte ich mal in die Partie rein, da hätte Weiß nach Experteneinschätzung einen Turm gewonnen...
Hechelt Ding momentan vielleicht ein wenig seinem führenden Gegner hinterher?

P.S. Berliner Mauer hört sich schier undurchdringlich an - für mindestens 28 Jahre...

Momentan stehen sich jeweils ein Turm und ein Springer sowie drei weiße und zwei schwarze Bauern als Königsbegleiter gegenüber...

[Lousy Defence]

Der antikapitalistische Schutzwall führt schließlich zu einer friedlichen Teilung (des umstrittenen Punktes).

Zwischenstand nach 9 Partien: Nepo knapp vorne, 5-4.

[Neuanfang]

#77 - Immerhin führte die gestrige Berliner Mauer auch zur bisher längsten Partie -


("antikapitalistisch" vor dem Schutzwall könnte politisch auf eine chinesisch - russische Einigung hinweisen - anderskapitalistisch träfe es besser als das ursprünglich deklarierte "antifaschistisch"...)

Gönnen wir den beiden Kontrahenten wie uns auch ihren heutigen Ruhetag!

[Lousy Defence]

Du hast recht. Ich dachte an den antiimperialistischen Schutzwall und habe das versehentlich mit antikapitalistisch gleichgesetzt. Ich komme durcheinander.

Wird Zeit, dass mal Skandinavische Verteidigung gespielt wird. (Aber das ist leider sehr unwahrscheinlich).

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#79 - Verteidigung wäre jetzt eher was für Nepo - um die Führung zu halten?
Aber entspricht das auch seinem Temperament?