Lohnt Jugendarbeit?

[Rudi Endres]

Doch, der Rückgang an Jugendmannschaften ist enorm. Dem Mitgliederzuwachs steht ein Einbruch bei den Jugendmannschaften gegenüber. Letztes Jahr hatte jemand die Zahlen gepostet. Es waren mehrere Tausend. Wenn auch von einem hohen Niveau ausgehend.

Fußball ist halt eine Zuschauersportart. Das überdeckt alles.

Ich schätze, dass ein Großteil der Tischtennis-Vereine nach und nach verschwinden wird. Man schaue sich die Altersstrukturen an.

Die Fußballvereine werden überleben.

[alba]

Es gibt ja auch Prognosen, dass das Vereinswesen (in dieser Form ein typisch deutsche Phänomen) sowieso aussterben wird, egal ob im Sport, Musik oder anderswo. Wo die Generationen vor uns noch Wert auf Gemeinschaftssinn legten, stehen heute Selbstoptimierung, Bindungsangst und Egoismus im Mittelpunkt. Wer möchte heute schon noch ehrenamtlich tätig sein, wo es außer Frust nicht viel zu verdienen gibt? Steigende Bürokratische Hemmnisse (z.B. Poliz. Führungszeugnis für Trainer erforderlich, Hygieneverordnung bei Festen u.v.m) machen es auch nicht gerade einfacher.

[Matousek]

Da ist einiges richtig!

[neisseblocker]

Also Kopf in den Sand und es hat ja sowieso alles keinen Sinn?

Die Kinder, die zum Training kommen, interessieren Prognosen und Weissagungen wenig bis gar nicht ...

[Matousek]

Ich weiß schon von was ich spreche. Mein Verein bzw meine Abteilung wurde 1980 gegründet. Seitdem haben wir, bis auf ein Jahr, immer Nachwuchsteam im Spielbetrieb gemeldet (derzeit 4). War im Großen und Ganzen auch auf einem guten Niveau (Bayern-, Oberbayernliga etc). Im Turniersport immer wieder mal Jugendliche die auf bayerischer Ebene, sogar auf DTTB Ebene, dabei waren.
Trotzdem muss man befürchten, dass von diesen Jugendlichen wenige in den Erwachsenensport übernommen werden können. Wir hatten letzte Saison 9 Herrenteams von OL über LL, Bez-ligen (3 Teams) u. Kreisligen (1. 2. 4. KL, 4 Teams). Ein großer Teil unserer Finanzen wird für den Nachwuchs ausgegeben, auch auf Seiten von Man/Womenpauer setzen wir einges ein. Der ein o. andere Jugendlichen verändert sich örtlich aus Studiengründen. Der ein oder andere schafft nicht auf Anhieb den Sprung zu den Erwachsenenteams. Die Gründe sind z.T. auch an der Materialvielfalt zu finden, der vor allem in den unteren Ligen vorzufinden ist. Der Frust der Jugendlichen ist dann einfach zu groß, obwohl wir dies in der "Ausbildung" (z.B. durch erwachsene Sparringspartner) aufzufangen versuchen.

[chokdee]

Hat sich das denn grundlegend zu früher geändert? Haben nicht auch früher viele Jugendliche aufgehört, wenn Mädchen/Jungs Ausbildung oder Studium dazukamen?

[Fastest115]

Doch das gab es auch.

Heute kommen aber viele andere Dinge zusätzlich dazu. Ua die die Alba genannt hat. Die führen eben dazu, das man aus Vereinsarbeit im Jugendbereich eben viel weniger Spieler für später über behält.

Vor 30 Jahren hab ich als Jugendwart vor der Hinrunde einen Plan auf Papier (ja Internet war noch nicht) an meine 4 Jugend und Schülertemas verteilt.
Mit Spieltermin, Uhrzeit, Treffpunkt, Hallenanschfrift und eingeteiltem Fahrer (Eltern)

Damit war das ganze organisatorische für den Spielbetrieb bis zur RR zu 99% erledigt. Mal ein Spieler der ne Klassenfahrt hatte oder ein Elternteil konnte mal nicht fahren und hat dann getauscht.

Heute muss man 80% der Spieler vor jedem Spiel DO oder FR anrufen ob sie denn auch am SA spielen!!! Macht man das nicht steht man jeden zweiten Spieltag plötzlich mit einer Mannschaft zu dritt da.

Und dann hört man oft noch so Sachen wie: Ne geht nicht da geh ich mit meinem Kumpel skaten oder ach das Spiel ist SA ich dachte Freitag. Samstag kann ich nicht.
HIghlights sind dann: Angebliche wichtige Familienfeiern und beim nächsten Training hört man dann nebenbei, das sie ne Lan Parrty gemacht haben das ganze WE (also für nicht Insider: Mit Kumpels PC/Videospiele gespielt).

[alba]

Genau diese Beobachtungen mache ich auch. Und wenn man dann noch sieht, dass die, die die meisten Probleme machen, auch die ersten sind, die ganz wegbleiben (in der Regel ohne Abmeldung, versteht sich), stellt sich die Frage, ob man überhaupt noch Zeit in diese investieren soll.

[Rudi Endres]

Es nützt nichts den guten alten Zeiten nachzutrauern. Man muss als niederklassiger Verein in die Breite investieren und sollte nicht zu sehr auf Leistung trainieren. Und man muss von vorneherein genügend Ersatzspieler einkalkulieren und diese auch einsetzen. Selbst wenn dadurch der erhoffte Tabellenplatz nicht erreicht wird.
Denn es geht um das Fortbestehen der Vereine.

[Yuzhaan]

Viele richtige Sachen die hier geschrieben werden und die ich auch bei uns in der Region bestätigen kann.
Hab jetzt aber nur mal die letzten Seiten durchgelesen: das sind ja immer 2 Seiten einer Münze -> wieviele der ehemaligen Jugendspieler, die ausbildungstechnisch oder studiumstechnisch aufgehört haben/ Verein gewechselt haben, sind denn wieder zurückgekommen. Oder wieviele Spieler wechseln denn arbeitsbedingt zum eigenen Verein? Prinzipiell wohl eher eine Landflucht hin zur Großstadt/ Ballungsräumen.

Ich selbst habe in der Jugend gespielt und danach mehrere Jahre (ca. 9 ) Pause gemacht, bin aber aufgrund meiner Erfahrungen in der Jugend zurück zum TT gekommen und auch zum alten Verein (Landesklasse/ Bezirks-irgendwas).

Quote ist sicherlich gering aber prinzipiell bestimmt keine Seltenheit.

MfG Yuzhaan