TT im TV - Warum so wenig Tischtennis im Fernsehen? Gegenmaßnahmen? Chancen?

[mithardemb]

Zitat von Vintage

Die TTBL geht hier den einzig richtigen Weg. Das Internet als Chance verstehen. In der Welt von morgen diktieren Clickzahlen - hier anzusetzen medial Spiele nach Asien zu übertragen, Werbung in neuen Medien, Jugendliche abholen da wo sie sind - das ist der einzige Weg.

Das ist ein Milchmädchenrechnung. Tischtennis wird aktuell deshalb im Internet gestreamt, weil sich nur wenige Menschen dafür interessieren. Egal in welchem Medium in Zukunft Sport konsumiert wird - Geld lässt sich durch Werbung nur dann verdienen, wenn die Anzahl der Zuschauer groß genug ist.

Fußball ist sicher eine andere Größenordnung, aber Tischtennis rangiert in der Fernsehgunst aktuell hinter sehr großen Anzahl von Sportarten.

[Vintage]

Dann habe ich mich falsch artikuliert bzw wir haben aneinander vorbeigeschoben.

Das zu wenig mediales TV Interesse besteht ist mir sicher bewusst ;-)

Ich wollte damit erläutern das es nur über das Internet und wie Du selbst schreibst über Clickzahlen gehen wird. Dies ist allein die Zukunft, nicht mehr das Fernsehen um das die Sportart vergeblich in der Vergangenheit gekämpft hat.

Im Jetzt ist dies ein reines Zuschußgeschäft, ich habe in keinem Wort erklärt die Clickzahlen seien aktuell passabel. Dies als 1 Punkt sollte ein Denkanstoß sein : Wie kriegen wir Clickzahlen in den nächsten Jahren ? Kann man das Produkt global vermarkten (um an Clicks z.B. aus Asien zu kommen), wie erreiche ich die Youtube / Streming Welt von morgen ? Wie werbe ich wo richtig ? und und und

Daher habe ich das geschrieben, das Produkt ist im Netz zugänglich. Das ist der erste Schritt eines langen Weges - aber des einzigen medialen Weges. Wie kriegen wir Clicks lautet die Frage auf Jahre - nicht mehr wie kriegen wir 2 Min 40 Sec in der Sportschau. ;-)

[sinnethcsiT]

Zitat von Fastest115

Dazu mal ein Beispiel:

ich bin Jugendtrainer in einem TT Verein.
Ich habe jetzt ca 4 mal die Jugendlichen(meist so 15-20 beim Training) angesprochen (in der Trinkpause sitzen wir immer in großer Runde) das in 1,5 km Entfernung ein TT verein ist wo die erste Mannschaft 2. Liga spielt und die 2. in der OL mit einem sehr guten Schülerspieler und man sich da die Spiele (OL sogar kostenlos) angucken kann. Habe denen auch die nächsten Termine genannt.

Resonanz meines Wissens Null. Da hat sich nicht einer mal nen Spiel angeguckt.

Oh nein...Lass Jugendliche zum Trinken nicht sitzen. Das geht nicht gut

Aber ernsthaft. Genau solch eine Erfahrung haben wir auch gemacht. Wir haben den ein oder anderen zu seinem Glück gezwungen und sie einfach eingesackt wenn es mal ein Event in der Nähe gab. Aber das geht auf Dauer auch nicht. Es fehlt das Interesse.

Wie gesagt erwische ich mich selbst dabei, dass ich eher auf youtube Szenen schaue, als ein ganzes Spiel zu sehen. Das ist halt auch anders als bei einem Fußball-Großereignis. Da weiß ich vorher dass alle 3-4 Tage ein Spiel von Deutschland (oder ein andere Hochkaräter )kommt und dann plan ich meine Tage. Bei einer TT-WM sind Spiele über den Tag verteilt. Jeden Tag/zweiten Tag gibt es Spiele und dann fehlt einfach auch die Zeit. Und wenn ich ein Spiel verpasse, dann werden halt nur die Highlights geschaut.

[mithardemb]

Zitat von Vintage

Daher habe ich das geschrieben, das Produkt ist im Netz zugänglich. Das ist der erste Schritt eines langen Weges - aber des einzigen medialen Weges. Wie kriegen wir Clicks lautet die Frage auf Jahre - nicht mehr wie kriegen wir 2 Min 40 Sec in der Sportschau. ;-)

Vielleicht habe ich mich auch nicht ganz klar ausgedrückt. Tischtennis produziert fast gar kein öffentliches Interesse (ein Promillsatz von aktiven Spielern interessiert sich dafür und bei Nicht-TT-Spielern sind wir da schon sehr nahe an der Null). Egal ob du jetzt den Vertriebsweg - Fernsehen, Inet Streaming, Livezuschauer - misst. Aus diesem Grund wird es immer schwieriger Sponsoren zu finden. Es wurde ja erst unlängst beklagt, dass die Preisgelder bei den ProTour Turnieren stark rückläufig sind. Das kommt daher, dass niemand bereit ist für das Produkt "Werbung im TT" viel Geld auf den Tisch zu legen.

Der gordischen Knoten ist die Frage wie man das TT populärer macht. Damit kommen dann Clickzahlen, Einschaltquoten oder Besucherzahlen automatisch.

[Rudi Endres]

Zitat von mithardemb

Der gordischen Knoten ist die Frage wie man das TT populärer macht. Damit kommen dann Clickzahlen, Einschaltquoten oder Besucherzahlen automatisch.

Das sehe ich auch so.

Die YouTube-Videos haben leider mit dem Alltagsprofitischtennis nicht viel zu tun. Wären die gezeigten spektakulären Ballwechsel die Regel,bräuchten wir diese Diskussion nicht zu führen. Tischtennis ist als Zuschauersport langweilig. Man benötigt einiges an Vorwissen und praktischer Spielerfahrung, um die Abläufe am Tisch (scheinbar leichte Fehler, Spiel auf den 3. Ball => viel zu kurze Ballwechsel...) einordnen zu können. Ein nachvollziehbarer,sich entwickelnder Spielaufbau ist nicht gegeben. Sekunden nach dem Aufschlag ist alles vorbei.
Selbst in China hat die Superliga desolate Einschaltquoten im Promillebereich und konkurriert mit Brettspielen.
Schauveranstaltungen hingegen ziehen die Leute an und sind oft schon Wochen vorher ausverkauft. Das zeigt, was die Zuschauer sehen wollen.

Bereits 1997 erörterte Michel Gadal das Problem in seinem Buch "Der Weg zum Erfolg".

"Wenn wir uns mit Showmanship und dem Anlocken eines breiten Publikums befassen, müssen wir als erstes das anzubietende Produkt definieren und uns sicher sein, dass es auch die Grundeigenschaften eines Showprodukts besitzt:
- es macht Spaß beim Zuschauen
- es kann leicht verstanden werden
- es ist lebhaft
- es ruft Enthusiasmus hervor
Wir müssen uns zwischen Veranstaltungen entscheiden, die als Shows mit Eintrittspreisen und umfassender Berichterstattung der Medien präsentiert werden, und denjenigen Veranstaltungen, die mehr in den internen Bereich des Tischtennis gehören.
......Sie (die Zuschauer) erwarten von den Spitzenspielern ein bisschen mehr als "dumme" Fehler."

Hat sich in den letzten 20 Jahren was geändert, außer dass die Ballwechsel noch kürzer geworden sind?

[ezzo]

Zitat von mithardemb

Der gordischen Knoten ist die Frage wie man das TT populärer macht. Damit kommen dann Clickzahlen, Einschaltquoten oder Besucherzahlen automatisch.

zB das Match Chuang gegen Saive.
Das Video hab ich damals bestimmt ne Woche jeden Tag auf Facebook gesehen, weil es von sehr vielen nicht-TT Seiten geteilt wurde. Selbst meine Freunde haben mich gefragt, ob ich denn dieses Match kenne, und die interessieren sich null für Tischtennis.

[mithardemb]

Zitat von Rudi Endres

Bereits 1997 erörterte Michel Gadal das Problem in seinem Buch "Der Weg zum Erfolg".

"Wenn wir uns mit Showmanship und dem Anlocken eines breiten Publikums befassen, müssen wir als erstes das anzubietende Produkt definieren und uns sicher sein, dass es auch die Grundeigenschaften eines Showprodukts besitzt:
- es macht Spaß beim Zuschauen
- es kann leicht verstanden werden
- es ist lebhaft
- es ruft Enthusiasmus hervor

Wenn du diese Metrik vielen Sportarten anlegst bezweifele ich dass du als Ergebnis die erfolgreichsten identifizieren kannst. Abgesehen davon sind sie sehr subjektiv.

Zitat von Rudi Endres

......Sie (die Zuschauer) erwarten von den Spitzenspielern ein bisschen mehr als "dumme" Fehler."

Beim Fußball gab es vor Jahren (damals wurde defensiver gespielt) mal die Logik, dass in den ersten 80 Minuten oftmals sehr wenig passiert, weil die Mannschaften keine Fehler machen. Erst wenn die Kondition nachließ ergaben sich die Lücke die das Spiel attraktiv machten.

Sobald bei einer Sportübertragung ein Moderator dabei ist, wird den Zuschauern erklärt welcher Fehler "dumm" und welcher aufgrund von der Qualität des Gegners verursacht ist.

Hat sich in den letzten 20 Jahren was geändert, außer dass die Ballwechsel noch kürzer geworden sind?

- Bälle
- Man spielt nur noch bis 11, dafür aber mehr Sätze
- Mannschaftsstärke
- Doppel sind verschwunden
- Materialzulassungen
- Technische Weiterentwicklungen in der Rückhand
- Spieler sind körperlich wesentlich austrainierter


... ist außer der Plattengröße und der Netzhöhe etwas gleich geblieben.

[Matousek]

Zitat von Rudi Endres

Hat sich in den letzten 20 Jahren was geändert, außer dass die Ballwechsel noch kürzer geworden sind?

In den Zeiten der verdeckten Aufschläge waren die Ballwechsel tw noch kürzer als jetzt z.B. mit dem P-Ball. Habe mir einige Videos von WM`s u. Olympia, z.b Wldner gg. Liu Lou Geliang. Da gab es viele direkte Aufschlagspunkte.

[TT-Player2608]

Möchte mich auch mal zum Thema äußern:
Gerade in der letzten Zeit habe ich von vielen jüngeren und älteren Aktiven gehört, wie sie die ständigen Regeländerungen nerven. Das betrifft sowohl die Änderungen für alle (Ballgröße, etc.) als auch die Spielsysteme der oberen Spielklassen (Langeweile durch Center-Court).
Ich komme zum Schluss, dass wir mit den Regeländerungen bis heute kein gesteigertes TV- oder Internet-Interesse haben und zugleich unsere Basis vergraulen.

Meiner Meinung nach sollten wir bzw. die Verbände als erstes an der Basis und für die Basis arbeiten - wie der Begriff schon sagt, ist sie der Grundstein für unsere Sportart und letztlich für höhere mediale Aufmerksamkeit.
Größere Basis → Größeres Intersse für die Sportart

Für die Basis arbeiten bedeutet für mich, dass ständige Regeländerungen aufhören, Spielsysteme nicht ständig verändert werden (betrifft Bundesligen aber auch Jugendklassen). Aber vor allem sollte die Zeit und das Geld in die Basis bzw. ihre Vergrößerung gesteckt werden.

Beispiel:
Mein Verein hat 10 Jugendmannschaften, andere Vereine in meinem Kreis haben 8 oder gar 11 Jugendteams → ganz ohne Tischtennis im Fernsehen!

Für mich zeigt das, dass Mitgliedergewinnung nicht oder nicht nur von medialem Intersse abhängt, sondern in EXTREM hohen Maß vom ehrenamtlichen Engagement der Vereine, Trainer und Übungsleiter. Denn nur dadurch und unter teils ungünstigen Hallen-/Bedingungen haben diese oben genannten und ich denke auch die Mehrheit der anderen Vereine in Deutschland ihre Mitglieder- bzw. Mannschaftszahl erreicht.

Maßnahmen:

1. Ehrenamtliches Engagement fördern

• Vereine auffordern Übungsleiter / Trainer auszubilden
• Vereine dahingehend unterstützen (Informationen, Zuschüsse, etc.)
• Jugendspieler frühzeitig in die Jugendarbeit einbinden
• Jugendspieler als Übungsleiter ausbilden

2. Basis unterstützen

• Keine weiteren tiefgreifenden Regeländerungen
• Klarheit bei Spielsystemen (1. bis 3. BL 4er, Rest 6er)
• Kommunikation mit / Information für Basis (z.B. Thema Plastikball)

3. Basis vergrößern

• Greifen die Maßnahmen (1. und 2.) sollte dies - mit etwas Geduld - "von alleine" passieren
• Tischtennis als Gesundheitssport, etc. eventuell als weitere Möglichkeiten

4. Folgen:

• Mitgliederzahl wächst
• Klickzahlen wachsen
• Sportart gewinnt an "Gewicht"
• Intersse an Bundesligaspielen wächst
• mehr Mitglieder → mehr Talente → neue Stars
• weitere und womöglich größere Erfolge
  
• Tischtennis überholt Fußball

Ich hoffe, meine Gedanken sind halbwegs verständlich formuliert und finden beim einen oder anderen Zustimmung.
Mir ist klar, dass - gerade wenn man sich die Entwicklung in China anschaut - eine große Basis nicht zu dauerhaft hohen Zuschauerzahlen führt. Es mag Regeländerungen geben, die den Tischtennissport für die Aktiven UND das breite Publikum attraktiver machen.
Außerdem ist mir klar, dass sich das alles leicht schreiben lässt und die Umsetzung kein Zuckerschlecken ist, aber es erscheint mir einfacher und deutlich sinnvoller als alles was bisher versucht wurde!

[User 765]

Zitat von Fastest115

Dazu mal ein Beispiel:

ich bin Jugendtrainer in einem TT Verein.
Ich habe jetzt ca 4 mal die Jugendlichen(meist so 15-20 beim Training) angesprochen (in der Trinkpause sitzen wir immer in großer Runde) das in 1,5 km Entfernung ein TT verein ist wo die erste Mannschaft 2. Liga spielt und die 2. in der OL mit einem sehr guten Schülerspieler und man sich da die Spiele (OL sogar kostenlos) angucken kann. Habe denen auch die nächsten Termine genannt.

Resonanz meines Wissens Null. Da hat sich nicht einer mal nen Spiel angeguckt.

Das ist normal, ich würde schätzen, 95% der Tischtennisspieler interessieren sich außerhalb ihrer eigenen Spiele überhaupt nicht für Tischtennis - weder live noch im Fernsehen.