Nachwuchsarbeit in Deutschland und Europa, Probleme im Trainerbereich und allgemein

[Tauberspieler]

Unstrittig ist m.E.: es muss (vermehrt, intensiver und zielgerichteter) gesichtet werden!

Wo muss gesichtet werden?
a) in den TT-Vereinen, b) in den Schulen, c) per öffentlich ausgeschriebener Sichtung-Events (z.B.: TT-Talent-Casting in Tauberfranken)

Wer sichtet? a) die TT-Vereine (meist in den Schulen), b) die TT-Verbände (in den Vereinen, hier müssten neue und nachhaltige Konzepte erarbeitet werden), c) ein dritter Weg: private TT-Schulen (in den Vereinen, regionale Sichtung-Events)

Private TT-Schulen haben den großen Vorteil, dass sie TT-Talente UNABHÄNGIG von deren Vereinszugehörigkeit ausbilden und dennoch motiviert miteinander kooperieren. Die TrainerInnen der TT-Schulen kümmern sich um „ihre“ Talente etwa wie „TT-Eltern“ um ihre TT-spielenden Kinder. Die Kosten für die TT-Schule werden von den Eltern getragen (siehe Musikschulen). Ziel müsste es meiner SUBJEKTIVEN Meinung nach sein, ein flächendeckendes Angebot von privaten TT-Schulen aufzubauen. Finanzielle Zuschüsse (vom DTTB bzw. von den TT-Verbänden) müssten in Abhängigkeit der Erfolge gegeben werden.

Neuer Thread? Der dritte Weg: private TT-Schulen

[Armendariz]

Dann gibt es aber noch ein anderes Problem.

Wird die Leistung dann nicht von der Kohle der Eltern abhängig?

Vielleicht sollten TT-Schulen oder Vereine mit Leistungsschwerpunkt sich dann als "TT-Stiftungen" verstehen, die Stipendien (Beitragserlass an talentierte, aber sozioökonomisch benachteiligte Kinder) gewähren.

[Majestät]

Die Wahrscheinlichkeit "Top-Spieler" hervorzubringen steigt, wenn Kinder sehr früh sehr gut/qualifiziert gefördert werden. Als Verband 10jährige Kinder für ihre Kader zu sichten und zu hoffen, dass diese im Verein gut (im Sinne von Grundlagen schaffen für Hochleitungssport) ausgebildet wurden funktioniert kaum (ist auch nicht Aufgabe der Vereine denke ich).

Der TTVN geht einen recht interessanten Weg mit dem Miniathleten-Projekt. Kindergartenkinder werden durch ausgebildete Trainer an TT herangeführt und dann teilweise frühzeitig leistungsorientierter ausgebildet. So kommen die Kinder früh zum TT und werden von Anfang an qualifiziert trainiert. Ob es dann in der Praxis klappt genügend "Masse" anzusprechen um damit systematisch für den Nachschub im Leistungssport zu sorgen wird sich zeigen.

Es wäre sicher auch hilfreich mögliche "Top-Spieler" "bestmöglich" zu fördern. Hierfür ist es mMn notwendig, dass sich ein Trainer nur um sehr wenige Spieler kümmert (evtl den Fokus nur auf genau 1 Kind legt). Dies gibt es in der Praxis meist nur, wenn der z.B. der Vater der Trainer ist. Verbände können dies kaum leisten.

Kleiner Nachtrag:

Zitat von Armendariz

Dann gibt es aber noch ein anderes Problem.

Wird die Leistung dann nicht von der Kohle der Eltern abhängig?

Ist das denn nicht jetzt auch schon so (wenn auch nicht nur auf Geld bezogen). "Talent ist, wenn die Eltern fahren" ist sicher nicht ganz verkehrt (wenn auch nicht nur aufs Fahren bezogen). Auch jetzt schon können Nicht-TT-Eltern doch viel Geld in einen Privattrainer (als Ersatz für TT-Eltern) investieren, auch wenn das im TT noch sehr unüblich ist.

[Tauberspieler]

Zitat von Armendariz

Dann gibt es aber noch ein anderes Problem.

Wird die Leistung dann nicht von der Kohle der Eltern abhängig?

Vielleicht sollten TT-Schulen oder Vereine mit Leistungsschwerpunkt sich dann als "TT-Stiftungen" verstehen, die Stipendien (Beitragserlass an talentierte, aber sozioökonomisch benachteiligte Kinder) gewähren.

Wir werden hier wohl keine Lösung finden, die nicht irgendein neues Problem(chen) schafft :-( Aber sollen wir resignieren und alles beim Alten belassen?

[mithardemb]

Zitat von Armendariz

Dann gibt es aber noch ein anderes Problem.

Wird die Leistung dann nicht von der Kohle der Eltern abhängig?

Ich fürchte es ist schon jetzt davon abhängig, dass Eltern die Kinder zum entsprechenden Stützpunktraining bringen. Das kostet, Geld und Zeit. Wer stark beruflich eingespannt ist oder viele Kinder hat, wird da auch bei guten finanziellen Verhältnissen eher zurückhaltend sein.

Zitat von Armendariz

Vielleicht sollten TT-Schulen oder Vereine mit Leistungsschwerpunkt sich dann als "TT-Stiftungen" verstehen, die Stipendien (Beitragserlass an talentierte, aber sozioökonomisch benachteiligte Kinder) gewähren.

Das Problem ist, dass man damit auch gleich wieder für neue Benachteiligung sorgt. Derjenige der knapp unter der Förderungsgrenze steht, ist dann der neue Benachteiligte.

[Rudi Endres]

Ja, pädagogisch geschulte Profitrainer in den Stützpunkt würden die Grundausbildung der fünf- bis achtjährigen Kinder übernehmen. Und es würden Sparringspartner gestellt.

Derzeit treten Kinder zwischen acht und elf in einen Verein ein und laufen dort zuerst mal eine Zeitlang mit. Irgendwann kristallisieren sich Bewegungstalente heraus und werden etwas mehr gefördert. Aus Vereinssicht reicht das. Für eine Profikarriere ist es meist zu spät.

[mithardemb]

Zitat von Rudi Endres

Ja, pädagogisch geschulte Profitrainer in den Stützpunkt würden die Grundausbildung der fünf- bis achtjährigen Kinder übernehmen. Und es würden Sparringspartner gestellt.

Das bedeutet, dass der Stützpunkt Kinder aufnimmt, von denen man nicht weiß, ob sie Talent für den Sport haben oder nicht. Das Konzept ist relativ teuer und die Frage wie das finanziert wird, seht dann im Vordergrund.

- Der Verband kann es wohl nur leisten, wenn man die Vereine finanziell sehr viel stärker belastet.

- Eltern die ihre Kinder im Alter von 5-6 Jahren für den Leistungsport anmelden ohne zu wissen, ob ihre Kinder Talent haben oder nicht sind rar. Diese Kinder werden zwar besser gefördert, aber dafür hat man nur einen Bruchteil der Kinder überhaupt im Focus.

Apropos. Laut DOSB 2017 Statistik sind gerade mal 2500 Jungs und 2100 Mädchen im Alter von bis zu 6 Jahren aktiv. Davon ist vermutlich nur ein kleiner Prozentsatz bereit sich auf ein solches Modell einzulassen.

[Tauberspieler]

Vielleicht sollte man die Sichtung von Bewegungstalenten zunächst einmal LOSGELÖST von einzelnen Sportarten angehen.
Die Idee: ein Landessportverband schreibt ein eintägiges Talent Casting Event in einer Region aus. Interessierte Fachverbände (die Zusammensetzung kann sich von Region zu Region ändern) unterstützen dieses Event und führen es ggf. auch durch. Hier könnten speziell entwickelte Test-Parcours zum Einsatz kommen, die es heute schon reichlich gibt. Nach der Auswertung der Sichtung, geben die beteiligten Landestrainer an die Eltern ein schriftliches GEMEINSAMES Statement ab. Die Eltern werden zudem ausführlich über die regionalen Möglichkeiten der Talentförderung in den relevanten Sportarten unterrichtet. Danach werden sich die Eltern ggf. für eine Sportart entscheiden. Im Nachgang (und das sollte ein Bestandteil dieses Konzepts sein) bleiben die beteiligten Landestrainer bezüglich der Entwicklung der Talente in Kontakt, um zu einem späteren Zeitpunkt ggf. den Wechsel des Talents in eine andere Sportart in den Raum zu stellen.

[franzi19]

Meiner Meinung nach hat der DTTB genug "Talente", die aber einfach viel mehr und vor allem früher international spielen müssen. Im Moment spielen Stumper und Meng in Hong Kong (auf eigene Kosten natürlich!) Solche Vergleiche brauchen unsere Jugendlichen und nicht immer nur das Training mit denselben Trainingspartnern. Ein Moregard, Pletea oder Jha z.B. spielen auf allen Kontinenten. Davon können unsere "Talente" doch nur träumen.

[Rudi Endres]

Zitat von mithardemb

Das bedeutet, dass der Stützpunkt Kinder aufnimmt, von denen man nicht weiß, ob sie Talent für den Sport haben oder nicht. Das Konzept ist relativ teuer und die Frage wie das finanziert wird, seht dann im Vordergrund.

- Der Verband kann es wohl nur leisten, wenn man die Vereine finanziell sehr viel stärker belastet.

- Eltern die ihre Kinder im Alter von 5-6 Jahren für den Leistungsport anmelden ohne zu wissen, ob ihre Kinder Talent haben oder nicht sind rar. Diese Kinder werden zwar besser gefördert, aber dafür hat man nur einen Bruchteil der Kinder überhaupt im Focus.

Apropos. Laut DOSB 2017 Statistik sind gerade mal 2500 Jungs und 2100 Mädchen im Alter von bis zu 6 Jahren aktiv. Davon ist vermutlich nur ein kleiner Prozentsatz bereit sich auf ein solches Modell einzulassen.

Du hast recht. Die Voraussetzungen sind in Deutschland zwar nicht rosig.
Geschieht jedoch nichts, verschwindet das deutsche Profitischtennis in der Zweitklassigkeit.
Man benötigt Sponsoren. Die Vereine dürfen nicht belastet werden.
Die Asiaten geben den Takt vor.
In Japan z.B. arbeiten die Schulen dem Sport zu (siehe Artikel in "Tischtennis"). Bei uns läuft der Sport in den Schulen nebenbei mit. Die Schulen fallen daher als Ausbildungsstätte aus.
Und mit unserem "behäbigen" Vereinssystem haben wir erst recht keine Chance. Es ist nicht für den Leistungssport ausgelegt.


Man kann auch den Leistungssport generell in Frage stellen. Boll und Ovtcharov erscheinen als große Vorbilder. Doch über die vielen, die es nicht geschafft haben, redet niemand.
Abgesehen davon müssten wir die kleinen Vereine stärker unterstützen, denn uns bricht die Basis weg.