Aufschläge von Timo Boll

[Blue Curacao]

Hey Leute!!!

Ich habe mir zum größten Teil die Spiele von Timo Boll bei der Tischtennis-EM angesehen. Dabei habe ich festgestellt, dass er doch recht viele Punkte mit seinen Aufschlägen macht (leider konnte man nicht so genau sehen wie er die Aufschläge gemacht hat...)!!!

Weiß zufällig jemand von euch genau, welche Aufschläge er macht (was für einen Schnitt; ob mehr lange oder kurze Aufschläge; ob schnelle oder langsame; wo der Balltreffpunkt ist/mehr vom Tisch entfernt oder so dass der Ball schon fast wieder auf den Tisch runtergefallen ist; ob der Aufschlag mehr aus dem Arm ist oder der letzte "Schliff" doch mehr mit dem Handgelenk gemacht wird usw.)?!

Kann jemand auch einen Aufschlag ganz genau beschreiben, so dass man ihn vielleicht selber lernen kann und was bei dem Aufschlagtraining zu beachten wäre?!

Ich freue mich schon auf viele Antworten (hoffentlich)!!!

Bis dahin
Blue Curacao

[spinny player]

na,würd mich auch interessieren,was is da eigentlich drin?

gruss,Alex

[Stiwi]

Er macht diese Wischer-Aufschläge, das heißt seine Rückhandseite beschreibt einen Halbkreis (nach unten gewölbt) von rechts nach links (weil er Linkshänder ist! umdenken!) Trifft er den Ball früh während dieser Bewegung ist Seit-Unterschnitt drin. Trifft er den Ball während er den Schläger wieder nach oben zieht, ist Seit-Überschnitt drin. Trifft er den Ball in der Mitte dieser Bewegung, ist nur Seitschnitt vorhanden.
Da man durch diese Technik dem Ball sehr viel Rotation verleihen kann und der Gegner es sehr schwer hat auszumachen, in welchem Moment der Ball getroffen wurde (und so die Rotation nicht kennt), kann er den Ball schlecht retournieren.

Ich selber habe auch diese Aufschläge bei mir zu Hause an der Platte geübt, und kann ohne übertreibung behaupten, dass ich mit den Dingern oft die Hälfte der Punkte in einem Satz mache..

[Max]

Timo macht definitiv (wie eigentlich jeder Spieler) den Spin im Ball mit dem Handgelenk. Seine Aufschläge scheinen relativ gut zu sein. Dass die Chinesen so gut damit klar kommen liegt an ihrer Analyse von Bolls Spiel. Weiterhin hängt das aber auch vom Spieler ab. Ich meine, dass ein Ma Lin besser als ein Wang Liqin mit den Aufschlägen klar kommt. Das ist meine Sicht der Dinge, lasse mich aber gerne korrigieren.

[wholetter]

Hi, Timo macht seine Aufschläge nach dem Scheibenwischer und dem Umkehrprinzip. Das heisst entweder er macht eine bogenartige Bewegung und er trifft den Ball am Anfang, in der Mitte oder am Ende des Bogens. Die verschiedenen Treffpunkt haben verschiedene Rotationen zur Folge. Das Umkehrprinzip ist schwer zu beschriben.
Beim Aufschläg greift er den Schläger natürlich ganz anders als normal.
Den letzten Schliff muss er mit dem Handgelenk bringen, ansonsten wären solche Rotationen so gut wie nicht möglich. Die Aufschläge sind meist kurz und er trifft die mit der Schlägerspitze, weil von ihr die meiste Rotation ausgeht.

Ich hoffe das hilft dir ein wenig weiter ;-)

[martinspin]

Hi Curacao

Die beiden wichtigsten Prinzipien (Scheiberwischer und 2-Phasen) sind schon erwähnt worden. Solche Dinge sind relativ schnell erklärt in der Theorie. Werner Schlager hat mal erzählt, dass am Anfang des Aufschlagtrainings noch nicht so viel Spin drin ist. Mit der Zeit werden die spezifischen Muskelgruppen trainiert und es kann immer besser im Ball/Schläger-Kontakt beschleunigt werden.

Wichtige Voraussetzunge für einen guten Aufschlag:

1. Ohne regelmässiges Aufschlagtraining werden die Aufschläge nicht sonderlich viel besser. Ein Sinn des AS-Trainings ist es, im entscheidenden Moment z.B. eines 5-Satz-Spiel bei 10:10 einen AS aus der Trickkiste zu holen, den der Gegner noch nicht kennt und in so optimal zu spielen wie nur möglich. Ohne regelmässiges AS-Training ist es schwierig im Ernstfall noch wirklich gute AS zu bringen.

2. Die Griffhaltung muss bei der Shakehand-Haltung so verändert werden, dass die Mehrzahl der Finger auf der RH-Seite zu liegen kommmen, damit die Bewegungsfreiheit im Handgelenk grösser ist. Die grosse Beweglichkeit im Handgelenk ist darum wichtig, weil möglichst viel Energie in Rotation umgewandelt werden soll und nicht in Energie nach vorne. Je mehr der ganze Arm am Schlag beteiligt ist, umso wengier Rotation hat der Ball und um so länger werden die "Dinger".

3. Der Schläger/Ball-Treffpunkt muss umbedingt am äusseren Rand erfolgen, wenn der Ball am meisten Rotation erhalten soll. Schläger/Ball-Treffpunkt zur Mitte brauchte es für die kurzen AS ohne Rotation, die meist zu lang returniert und sofort angegriffen werden können.

4. Das Handgelenk muss unbedingt super locker bleiben, damit möglichst viel Energie in Rotation umgewandelt werden kann.

5. Ich bewundere nicht so sehr die Aufschläge von Timo wie die AS der Asiaten. Ein J.O Waldner, der wirklich ein Goldhändchen hat, konnt an der Olympiade nichts mit den AS von Ryu anfangen und hat sehr schlecht returniert. Auch Ma Lin hat extreme AS, die jeder Gegner fürchtet. (Zum Glück macht Ma Lin selbst auch öfters Returnfehler ) Der Unterschied der Aufschläger der Asiaten liegt meiner Meinung nach nicht in der Penholder-Haltung sondern in der grösseren Beschleunigung, die sie dem Ball erteilen. Der schlimmste Spin hat der AS, der am tangetialsten und mit der grössten Beschleunigung getroffen wird.

6. Selbst wenn man nicht die super mega geilen Aufschläge hat, kann schon viel erreicht werden mit den diversen Variation von Länge, Platzierung, Höhe, Geschwindigkeit und Platzierung.

Gruss
Martin

[Speedy_Gonzales]

Timo macht eigentlich meistens den Standardaufschlag, den von den Profis alle beherrschen. Das wichtige ist das, was mein Vorredner schon gesagt hat, daß man nämlich beim Aufschlag den "Aufschlaggriff" benutzt, wobei der Griff nicht umfaßt wird, und nicht den sogenannten "Neutral- Vorhand- oder Rückhandgriff". Die Profis machen das, weil sonst der Griff beim Handgelenkeinsatz im Wege ist. Man muß also nach dem Aufschlag umgreifen. Hier mal ein Bild zur Veranschaulichung des Aufschlaggriffes. Nicht, daß ihr denkt, Timo wäre zum Rechtshänder mutiert, das Bild wurde natürlich von mir gespiegelt.

[Abwehrnewbie]

Bei dem Austrian Open hat Schlager ja ein Spiel von Boll kommentiert. Er meinte, daß Bolls Aufschläge deshalb so gut wären, weil selbst wenn Schlager direkt hinter Boll stehen würde, würde er nicht erkennen können, was Boll genau für einen AS macht - also welchen Spin er nun drin hat. Also die perfekte Tarnung ist das Besondere an Bolls AS.

[Lempira]

Zitat von Abwehrnewbie

Bei dem Austrian Open hat Schlager ja ein Spiel von Boll kommentiert. Er meinte, daß Bolls Aufschläge deshalb so gut wären, weil selbst wenn Schlager direkt hinter Boll stehen würde, würde er nicht erkennen können, was Boll genau für einen AS macht - also welchen Spin er nun drin hat.

Des Genaueren meinte Schlager, dass er nicht genau erkennen koenne, ob Boll dem Ball SeitenOBER- oder SeitenUNTERschnitt verleihe.


Gruss

Doerk

[Bow]

Zitat von Blue Curacao

Weiß zufällig jemand von euch genau, welche Aufschläge er macht (was für einen Schnitt; ob mehr lange oder kurze Aufschläge; ob schnelle oder langsame; wo der Balltreffpunkt ist/mehr vom Tisch entfernt oder so dass der Ball schon fast wieder auf den Tisch runtergefallen ist; ob der Aufschlag mehr aus dem Arm ist oder der letzte "Schliff" doch mehr mit dem Handgelenk gemacht wird usw.)?!

Also auch wenn es nicht leicht, oder vielleicht sogar laut W. Schlager kaum möglich ist, die Rotation in seinen AS zu erkennen, so kann ich die Fragestellung nicht ganz nachvollziehen, denn ob seine AS eher lang oder kurz, oder schnell oder langsam sind, kann man, mit Verlaub, schon erkennen.
Ansonsten ist der AS, der mit der VH mit der "weg-vom-Bauch"-Bewegung gespielt wird, gar nicht so schwer, wie man glaubt. Wenn man sich denn hin und wieder mal etwas Zeit für ein AS-Training nimmt, hat man den schnell raus, wenn vielleicht auch nicht mit der Perfektion eines Boll.
Also einfach mal paar Sessions einlegen.
Wenn es um AS-Training geht, beneide ich die Leute, die nen ollen Tisch im Keller haben.
Gruß