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Boxen und Kampfsport Vitali und Wladimir Klitschko, Historische Boxkämpfe, Boxen allgemein, Wrestling, MMA, UFC, Kampfsport allgemein, usw. |
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Themen-Optionen |
#1
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The Long Count - Historische Boxkämpfe
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Nicht nur in Tischtennis-Europa sieht es derzeit - verglichen mit den goldenen Achtziger und Neunziger Jahren - recht mau aus. Auch und gerade in der internationalen Boxszene trauern viele den alten Zeiten nach. Seit gut 30 Jahren wartet die Fachwelt im Schwergewicht auf eine neue Ausnahmeerscheinung. Quer durch alle Verbände hält keiner der Titelträger aus den letzten Jahren einem Vergleich mit den großen Champions der Vergangenheit stand: Ibragimov, Klitschko, Chagayev, Walujew, Briggs, Maskajew, Ljachowitsch, Brewster, Byrd und Co. stehen bereits deutlich hinter einem Lennox Lewis, Evander Holyfield, Mike Tyson, George Foreman, Joe Frazier oder Ken Norton in deren bester Zeit - und wären für echte Jahrhundertfighter wie Ali und Marciano lediglich arme Aufwärmgegner dritter Klasse gewesen. Warum also angesichts dieser müden Mittelmäßigkeit nicht einmal in einem beschaulichen Moment innehalten, und sich aus aktuellem Anlass an einen der größten und spektakulärsten Kämpfe der Boxgeschichte erinnern: In wenigen Tagen, am kommenden Samstag (22. September) vor genau 80 Jahren, stiegen in Chicago Jack Dempsey und Gene Tunney zu ihrem mit Spannung erwarteten zweiten Schlagabtausch in den Ring - vor der historischen und bis heute unerreichten Rekordkulisse von über 104.000 Zuschauern! In der ominösen siebten Runde kam es dann zu jenem vieldiskutierten Ereignis, das als sog. ´The Long Count´ in die Boxgeschichte einging: Brutalo Schläger Dempsey - dessen Punching Power nur knapp hinter der von Marciano und höher als die eines Foreman und Tyson eingestuft wird - hatte den Supertechniker und Disziplinboxer Tunney am Boden, ging aber (in sträflicher Unkenntnis einer wenige Wochen zuvor eingeführten neuen Regel) nicht sofort nach dem Niederschlag in die neutrale Ecke. So verstrichen wertvolle Sekunden, der Ringrichter fing erst später an zu zählen und Tunney hatte insgesamt gut 14 Sekunden Zeit, sich zu erholen und dem Kampf in den folgenden Runden noch eine rasante Wende zu geben. Dempsey-Fan Al Capone saß damals übrigens in der ersten Reihe. Der berühmt berüchtigte Gangsterboss soll Unsummen auf seinen Favoriten gesetzt haben - und wollte im Anschluß an die letzte Runde der Überlieferung nach wutentbrannt mit seinen Bodygards auf den Referee losgehen, konnte von anderen Zuschauern und Freunden nur mit äußerster Mühe beruhigt und zurück gehalten werden... Zur Chronologie der Ereignisse: http://www.en.wikipedia.org/wiki/The_Long_Count_Fight ´
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´ Alle Wege münden in schwarze Verwesung.... .. (Georg Trakl) Geändert von Rieslingrübe (16.09.2007 um 15:03 Uhr) |
#2
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Heute in Düsseldorf also Chagaev gegen Skelton.
Ob der Kampf über die volle Distanz gegen wird? Beide gelten zumindest auf dem Papier als harte Schläger mit 'ner beeindruckenden K.o.-Quote. Auch wenn dies in unserer heutigen Fallobstzeit freilich nicht allzuviel zu bedeuten hat. Na ja, schaun mer mal.... Zumindest der erste Schwergewichts-Fight seit längerer Zeit, der mich am Samstagabend mal wieder vor die Glotze lockt...
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´ Alle Wege münden in schwarze Verwesung.... .. (Georg Trakl) |
#3
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Fallobst-Fight
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Zitat:
Eine echte Fehlentscheidung, den Fernseher einzuschalten. Dass der Kampf nicht viel für Technik-Fans und Ästheten hergeben würde, war von vornherein klar. Aber wo steckte denn die ach so gefürchtete und vollmundig angekündigte Schlagkraft dieser Helden? Obwohl 'ne ganze Reihe Haken, Schwinger und Geraden im Laufe der Runden auf beiden Seiten ins Ziel gingen, zeigten die Treffer kaum Wirkung. Da sieht man mal wieder, dass Statistiken* aktuell aktiver Akteure im Ring (Chagaev 23:0:1 ; Skelton mit einer Ko.-Quote von fast 90 Prozent!) in einer derartig sauren Gurken Zeit mit handverlesenen Fallobstgegnern ohne Ende, wie sie der Internationale Boxsport seit Jahren durchmacht, nichts, aber auch gar nichts zu bedeuten haben Wirklich traurig. Und eine Beleidigung für all jene hoffnungsvollen Boxer vergangener Dekaden, die in ihren Glanzzeiten niemals den Titel erobern konnten - weil stets irgendein Über-Champion die jeweilige Ära dominierte. Roland LaStarza und William Stribling haben sich vergangene Nacht mit Sicherheit im Grabe rumgedreht. Und ein Harry Wills hätte die beiden spätestens in der fünften Runde in den Ringstaub geschickt. * Dies war freilich nicht immer so. Ein kurzer Rückblick auf wesentlich stärkere Zeiten - in denen ´Punching Power´ und ´Knockout Ratio´noch echte Aussagekraft besaßen: www.boxingpress.de/records/MARCIANO.HTM http://www.geocities.com/Colosseum/A...47//Rock3.html http://www.geocities.com/Colosseum/A...47//Rock4.html http://www.geocities.com/Colosseum/A...47//Rock9.html |
#4
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AW: The Long Count - Historische Kämpfe
Volle Zustimmung!
Ein grausames Gewühle über die ganze Distanz, welches aber auch die Schwächen und (wenigen) Stärken beider Kontrahenten offenbarte. Ach, selig gedenk ich der Zeiten, als wenigstens noch ein Lennox Lewis solche Pfeifen in den Ringstaub schickte
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Holz: Nittaku Barwell Fleet FL, VH: DHS Skyline 3-60 2,1 schwarz, RH: Victas V>01 Stiff 2,0 rot |
#5
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Nicht umsonst stieg der Kampf ja auch in Düsseldorf. Vor einem nicht gerade verwöhnten und wohl auch wenig fachkundigen Publikum.
In Atlantic City, New York, Las Vegas oder Chicago hätt's jedenfalls jetzt schon die Ostereier gegeben. |
#6
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Zitat:
Klar hatte der gute Lennox noch deutlich mehr Power in den Fäusten als diverse russische Biester oder Box-Doktoren aus der Ukraine. Allerdings war selbst seine Schlagkraft nicht mit zum Beispiel der eines George Foreman (in dessen allerbester Zeit, Mitte der 70er) zu vergleichen. Und was den seligen Rocky von all den andern gefürchteten Brutalo-Schlägern der Vergangenheit unterscheidet: er verfügte neben überragenden Nehmerqualitäten über eine legendäre Büffel-Kondition und war dadurch in der Lage, seine Gegner auch noch in der 13. Runde auszuknocken. Hatte man gegen Dempsey, Foreman oder Tyson mal die ersten fünf Runden überstanden, war das ja meist die halbe Miete. Bei Marciano ging's dagegen immer munter weiter. Hier ein paar spektakuläre Knockouts von 'The Rock' : http://www.youtube.com/watch?v=sncQC...eature=related |
#7
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AW: The Long Count - Historische Kämpfe
Zitat:
Tysons Schwächen traten auf, als er sich von seinem alten Trainerstab getrennt hatte. Er ist nicht im Ring sondern im Leben gescheitert. Physisch hätte er wohl alle Boxer in den Schatten stellen können, aber es gehört eben auch der Kopf dazu. |
#8
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Zitat:
Klar war der Tyson der Prä-Knast Ära nicht mehr mit dem psychischen Wrack, dem verzweifelten Ohrenbeißer der 90er Jahre zu vergleichen. Gleichwohl rangiert Iron Mike in der ewigen Bestenliste weit hinter Marciano, Ali, Joe Louis, Foreman und einigen anderen. Konnte Tyson in seinen Glanzzeiten in der Härte der Schläge zwar noch annähernd mithalten, so war er in allen anderen wesentlichen Belangen dem ´Brockton Blockbuster´ deutlich unterlegen: Kondition, Nehmerqualitäten, Kämpferherz... Und mit dieser Meinung stehe ich, ein ahnungsloser, unbedeutender Forenschreiberling, Bezirksklassenwühler und Schmusesport-Anhänger nun keinesfalls alleine da. Nein. Diese Einschätzung vertritt eine deutliche Mehrheit unter den Heerscharen sogenannter Experten bis heute: ehemalige und aktive Profis, Trainer, Promoter, Manager, Journalisten... * Es gibt und gab zu allen Zeiten übrigens eine ganze Reihe von Schwergewichtsboxern, die immer wieder mal auf irgendwelchen Hochglanzphotos und Filmausschnitten eine blendende Figur abgaben, mitunter noch deutlich austrainierter und 'gefährlicher' als die amtierenden Champions wirk(t)en. Nur leider wurden diese großen Hoffnungen - bevor es überhaupt zu einem Titelkampf kam - im Ring häufig von unscheinbaren, bierbäuchigen Wabbelärschen auseinandergenommen. Zitat:
* So zum Beispiel Umfragen , Analysen, Rankings anerkannter Fachzeitschriften - allen voran das ehrwürdige Ring Magazin ("The Bible Of Boxing Since 1922") ´ Geändert von Rieslingrübe (20.01.2008 um 23:58 Uhr) |
#9
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AW: The Long Count - Historische Kämpfe
Ich behaupte ein Marciano hätte seine liebe Mühe mit Cassius Clay gehabt. Reine brutale Gewalt gegen perfekte Antizipationsfähigkeit, überragende Reflexe, einen flüssigen Bewegungsablauf, kombiniert mit einem sensationellen Blick für den richtigen Augenblick, da ist auch ein Kämpferherz schnell am Ende seines Lateins, steter Tropfen höhlt den Stein, ich weiß nicht ob er ihn von den Beinen gebracht hätte, aber einen klaren Punktsieg hätte es wohl gegeben.
Ich sehe ihn noch heute durch den Ring "schweben", nach wie vor das nonplusultra im Schwergewichtsboxen. Die Pappkameraden die derzeit durch den Ring taumeln, lassen mich die traumwandlerische Sicherheit, die Eleganz eines Ali vermissen. Einen Tyson hätte er solange mürbe gemacht bis er die Nerven verloren hätte, was gegen einen Boxer der "Ali - Klasse" stets der sichere Untergang ist. Geändert von Abwehrtitan (20.01.2008 um 20:43 Uhr) |
#10
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Der fiktive Fight Ali-Marciano wurde und wird bis heute unter allerlei Experten viel diskutiert. Es gab sogar mal, im Jahre 1969, ein inoffizilles Aufeinandertreffen der beiden unter weitgehendem Ausschluß der Öffentlichkeit - anläßlich eines Dokumentar- und Werbefilmes.
Zudem sind immer wieder Computersimulationen über diesen Kampf des Jahrhunderts gefahren worden, auch vom oben angeführten ´Ring Magazine´. Ergebnis nach Auswertung aller verfügbaren Daten: Rocky knockt Ali in der 13. Runde aus. Auch Alis ehemaliger Trainer Angelo Dundee stützt übrigens diese Prognose. Seine Begründung: Ali hatte immer große Probleme mit Joe Frazier - und Marciano konnte alles etwas besser als Frazier: er schlug härter, konnte mehr einstecken und war noch konditionsstärker. Dies ja wie gesagt der Unterschied zu allen anderen gefürchteten Schlägern aller Dekaden: Marciano hatte ein extrem unempfindliches Kinn - und gilt bis heute als der am besten trainierte Schwergewichtler aller Zeiten. Keiner konnte derart lange Vollgas geben und auch noch in den Schlußrunden ein Feuerwerk abbrennen... Hier nochmal 'n Link zu Rocky-Ali , Rocky-Tyson etc. : ´ Geändert von Rieslingrübe (20.01.2008 um 21:26 Uhr) |
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