Wiedereinsteiger: Schlägerempfehlung

[Buerto]

Hallo liebe Tischtennisfreunde,

vor kurzem habe ich wieder mit Tischtennis begonnen. Früher habe ich schon einmal gespielt (Jungen Bezirksliga). Zum Studium bin ich weggezogen und hatte im Anschluss andere Prioritäten (Frau, Kinder, Job). Inzwischen sind wir wieder in der Heimat und ich hatte direkt wieder Lust mit meinen alten Freunden Tischtennis zu spielen und nun auch wieder mehr Zeit.

Ich trainiere 2-mal die Woche mit Balleimer, Roboter und freies Spiel.
Meine Vereinskollegen schätzen meinen jetzigen TTR auf 1300-1350 Punkte. Daher soll ich kommende Saison in der 1.Bezirksklasse einsteigen.

Nun zu meiner Frage. Ich habe noch keinen Schläger und leihe mir aktuell nur immer einen. Ich habe sehr viel Material zum Testen bekommen, was ich für einen schmalen Taler erwerben könnte. Leider ist es so viel, dass ich wahrscheinlich ein Jahr bräuchte, um alles auszuprobieren. Natürlich kann ich auch darüber hinaus etwas kaufen, wobei ich auch da von der Masse erschlagen bin. Der nächste Shop ist knapp 100km entfernt, daher wahrscheinlich eher online.

Wäre jemand so nett und könnte mir eine Empfehlung geben?

Zu meiner Spielweise:
Mit der Rückhand bin ich ziemlich sicher und versuche den Gegner zu Fehlern oder zur weichen Spieleröffnung zu bewegen, die ich dann mit der Vorhand Kontern kann. Wenn der Gegner passiv spielt, eröffne ich mit der Rückhand und gehe dann mit der Vorhand nach.

Stärken:
Rückhand: Unterschnitt, Block, Eröffnungstopspin
Vorhand: Angaben, Schuss, Gegentopspin

Schwächen:
Rückhand: Endschlag
Vorhand: Aufschlagannahme, Schupf, Eröffnungstopspin

PS: Über Trainings- und Taktiktipps freue ich mich ebenso.

Testmaterialien:

Hölzer:
- Tibhar Felix Lebrun OFF-
- Butterfly ALC.S
- Donic True Carbon Inner
- Cornilleau Hinotec OFF
- Sauer und Tröger Unicorn
- TSP SWAT
- Andro Super Core CELL ALL+

Beläge:
- Tibhar Hybrid MK schwarz und blau (max), rot und schwarz (2,0)
- Butterfly Tenergy 05 schwarz (max)
- Butterfly Glayzer 09C rot (max)
- Gewo Nexxus Super Select 45 grün (max)
- Sunflex Zeno schwarz (2,0)
- DHS Hurricane 3 schwarz (max)
- Nittaku Fastarc G-1 rot und schwarz (1,8mm)
- SL Marder 2 rot (1,8) und schwarz (1,5)
- SL Degu rot (1,5)
- Kokutaku 119 schwarz (1,8)
- Materialspezialist Firestorm rot (1,8)

Vielen Dank im Voraus

[Zod]

Welchen Schläger hast Du Dir denn bisher immer geliehen? Welches Holz und welche Beläge sind das? Und wie bist Du damit zufrieden.
Ist Dir das eher zu langsam oder zu schnell, zu katapultig, zu weich oder zu hart? Kannst Du das grob einschätzen?

Wie lange spielst Du schon wieder?

Die Spielweise sagt relativ wenig über Materialvorlieben. Leider.

[Power-Seven]

Zod hat die richtigen Fragen gestellt.
Unabhängig davon versuche ich mich mal an einer generellen Einordnung der Testmaterialien.

=>Es gibt viele Threads von Wiedereinsteigern mit diversen "typischen" Material-Empfehlungen, darauf möchte ich mal angesichts des Angebots verzichten, schmales Geld ist ein Argument ;-)

Zitat von Buerto

Cornilleau Hinotec OFF
TSP SWAT

Als Vollhölzer für den Wiedereinstieg sicher keine schlechte Wahl.

Zitat von Buerto

Butterfly ALC.S
Donic True Carbon Inner
Tibhar Felix Lebrun OFF-

"Gemäßigte" Carbon-/Kunstfaserhölzer.
Ich würde mich von der Kunstfaser erstmal nicht abschrecken lassen, manche Carbon-Hölzer sind kontrollierter zu spielen als manche Vollhölzer.

Schau mal, was dir am besten in der Hand liegt und vom Gewicht passt, dann grenzt sich das weiter ein.

Zitat von Buerto

SL Marder 2 rot (1,8) und schwarz (1,5)
SL Degu rot (1,5)
Kokutaku 119 schwarz (1,8)
Materialspezialist Firestorm rot
DHS Hurricane 3 schwarz (max)
Sunflex Zeno schwarz (2,0)
Butterfly Glayzer 09C rot (max)

Das geht ein bisschen durcheinander zwischen Noppen innen und kurzen Noppen.
Die Noppen innen Beläge sind ziemlich China-typisch oder "Hybrid" (sehr griffiges oder klebriges Obergummi mit "lebendigem" Schwamm). Da musst du schauen, ob dir sowas liegt.

Der HYBRID MK ist auch sowas, aber nicht sehr klebrig und auch nicht ganz so katapultreduziert.

Zitat von Buerto

Butterfly Tenergy 05 schwarz (max)
Gewo Nexxus Super Select 45 grün (max)

Obwohl eher weich würde ich den Super Select wie den tenergy zu den Hochleistungsbelägen zählen und für den Moment aussortieren.

Zitat von Buerto

-
Nittaku Fastarc G-1 rot und schwarz (1,8mm)

Guter Belag in "vernünftiger" Schwammstärke. Aus deiner Auswahl die Empfehlung.

[Wolfric]

Also da hast du ja eine ordentlich Ansammlung an Testmaterial.
Viele der Hölzer sind vom Namen her bekannt. Ich würd vermutlich instinktiv zum Donic Holz greifen, aber kann für dich nicht entscheiden was sich gut anfühlt. Vielleicht taugt dir ja das Sauer und Tröger Unicorn gerade zum Start besser.

Du mußt auch sehen/entscheiden ob du VH Topspins spielst oder wie wesentlich der RH Unterschnitt ist. Dann die Grundsatzentscheidung ob du den Firestorm probierst.
Denn: Wenn du mit der VH keine Spins hinterm Tisch spielst und eher Konterst/hart nachgehst, könnte dir das helfen. Nur für den Aufschlag vielleicht nicht. RH Seitig weiß ich nicht so richtig, aber kann im Schuß, Block und Flip auch helfen. (Ich selbst nutze auf der VH eine KN. Den Razka PO in max. Ich würde den auch nicht dünner spielen, denn das hilft mir ungemein in der Halbdistanz oder zum Eröffnen/Gegenangriff hinterm Tisch. )

Ansonsten lass mal die Noppen. Der Hybrid MK scheint ja recht gehypt. Könntest probieren. Aber kann auch zu hart sein für dich. Unter 2.0 würd ich nur nutzen wenn du das gewohnt oder sehr defensiv bist. Bei 1300+ (falls die Einschätzung stimmt) sollte das klappen und bietet viel Luft nach oben.
Also mein Versuch wäre der MK einmal 2.0 und Max auf dem Donic (oder wenn gemäßigt Unicorn). Wenn du keine Angst hast for mehr Tempo eins der Carbon / off Hölzer.
Die Butterfly Beläge sind natürlich auch gute Bekannte zum Testen, aber vielleich zu anspruchsvoll. Aber Testeritis bringt eher nix. Du mußt dich mit einem Set einspielen.
Zum Training würde ich schauen dass du mit verschiedenen Leuten spielst. Sehr wichtig im Match ist die Eröffnung auf den Aufschlag. Das geht mit Balleimer und Kollegen sicher gut da mal die VH zu trainieren.

[Buerto]

Vielen Dank für die schnellen Antworten.

Ich komme gerade vom Training, daher mit frischen Eindrücken und weiterem Material

Dazugekommen sind:
- Andro Rasanter C45 rot (2,0)
- Donic Akkadi Taichi schwarz (1,8)

@Zod
Ich spiele jetzt knapp 3 Monate wieder. Die ersten Wochen waren mit einem TSP Balsa 6.5 und zwei DHS Skyline 2 (2,0?). Das ging gar nicht. Abgesehen von den Aufschlägen und Schupfbällen, die echt gut waren, sind die Bälle sonst wo hingeflogen. Ein ganz komisches Spielgefühl, weich flummihaft und unberechenbar.

Seit einigen Wochen spiele ich mit dem Donic True Carbon Inner und dem Tibhar Hybrid MK (max) auf der Vorhand und dem Butterfly Glayzer 09C (max) auf der Rückhand.

Das Holz hat eine gute Geschwindigkeit, auch wenn es bei geraden Schlägen manchmal zu viel ist. Es spielt sich sehr präzise. Jedoch ist es mir zu hart und zu direkt. Ich habe das Gefühl, dass ich den Ball kaum berühre und er dann schon wieder wegfliegt. Die Flugkurve ist ziemlich flach. Etwas mehr Katapult wäre dann wohl nicht schlecht.

Der Hybrid MK spielt sich sehr gut, sogar Schupf gelingt mir damit recht flach. Lediglich bei Notschlägen oder wenn ich falsch stehe merke ich, wie mir die Bälle herunterfallen. Einerseits ist das gut, weil ich dann merke, das ich was falsch gemacht habe, andererseits wäre ein bisschen mehr Dynamik fehlerverzeihender.

Der Glayzer 09C geht gar nicht. Er entwickelt zwar viel Spin, aber er ist mir einfach viel zu hart und zu schnell. Ich spüre den Ball kaum. Für Block ist er super, aber ansonsten wohl nicht meins.

Ich hoffe ich habe nichts vergessen, sonst bitte noch einmal fragen.

@Power-Seven
Allein von der Haptik gefallen mir das Butterfly ALC.S und das Cornilleau Hinotec OFF am besten.
Was ist denn der Vorteil/Nachteil von solchen Hybriden? Meine naive Vorstellung geht aktuell davon aus: „Klebriges Obergummi = viel Spin“

Die Empfehlung habe ich notiert 😉

@Wolfric
Danke für den Trainingstipp. Für heute zu spät gesehen, aber dann versuche ich das nächste Woche mal.


Über weitere Tipps und ergänzende Empfehlungen freue ich mich sehr 😊

[M3rlin]

Wenn dir das True Carbon inner noch zu direkt ist.
Wäre ich da ganz klar beim Hinotec mit G1 auf der RH.
Da das Holz etwas gemässigter ist, müsste der MK auf der VH sich da deutlich kontrollierter und trotzdem noch druckvoll genug spielen.

[Zod]

Ich würde das wie M3rlin angehen.
Teste als erstes mal das Hinotec mit Hybrid MK auf der Vorhand und G1 auf der Rückhand.
Dann hast Du ein etwas weicheres Holz, das trotzdem recht schnell sein sollte mit einem vertrauten Vorhandbelag, so dass Du Unterschiede vom Holz abschätzen kannst.

Auch testen würde ich das ALC.S, wenn es Dir ebenfalls gut in der Hand liegt, mit Hybrid MK und G1. Das ist einen Tick weicher und langsamer als das True Carbon Inner. Kannst Du ja auch beide etwas parallel testen.

Der C45 ist vielleicht auch irgendwann mal nen Test wert, aber erstmal würde ich das andere testen. Es sind quasi nur eher härtere Beläge dabei und nichts wirklich weicheres. Ob das sogar irgendwo eine Alternative wäre, kannst Du aktuell nicht testen. Klingt bei Deinen Beschreibungen von Stärken und Schwächen zwar auch nicht wirklich so, aber ich wollte es kurz angesprochen haben.

[Power-Seven]

Zitat von Buerto

„Klebriges Obergummi = viel Spin“

Ja, und das ist typisch für viele China-Beläge. Da ein klebriges Obergummi aber auch ein wenig bremst und zumeist dann noch eher harte, nicht sehr dynamische Schwämme verwendet werden, sind diese Beläge in Europa nicht besonders beliebt.

Jetzt versucht man, mit den Hybrid-Belägen den Vorteil der "chinesischen Klebrigkeit" mit der "europäischen/japanischen Dynamik" zu kombinieren, was mal mehr und mal weniger gut gelingt.

Hybrid MK ist aus meiner Sicht eins der Beispiele für eine gelungene Abstimmung. Und dennoch:

Zitat von Buerto

Einerseits ist das gut, weil ich dann merke, das ich was falsch gemacht habe, andererseits wäre ein bisschen mehr Dynamik fehlerverzeihender.

Das ist eine Folge des etwas reduzierten Katapult-Effektes. Für den Moment ist es zum Vergleich der Hölzer aber sinnvoll, den Hybrid MK weiter zu spielen, zumal er sich auf dem Hinotec und dem ALC.S auch schon so anders verhalten kann, dass es dir passt.

Zitat von Zod

Teste als erstes mal das Hinotec mit Hybrid MK auf der Vorhand und G1 auf der Rückhand.

...

Auch testen würde ich das ALC.S, wenn es Dir ebenfalls gut in der Hand liegt, mit Hybrid MK und G1.

... beide etwas parallel testen.

Würde ich nach den geschilderten Eindrücken auch exakt so machen.

Ein Vollholz, ein nicht so krasses Carbon-Holz, beide mit den gleichen Belägen, davon einer bereits bekannt - das sollte relativ schnell zielführend sein, mindestens für die Holz-Auswahl.

[TTThilo]

Hallo Buerto,

das klingt so, als gehen wir gerade einen ähnlichen Weg.

Ich habe im Oktober letzten Jahres beim "Dorfturnier" des örtlichen TTCs mitgemacht. Intensiv Tischtennis gespielt hatte ich bis zum Teenageralter vor mehr als 30 Jahren, auch in einer Mannschaft, bin dann aber zu Tennis gewechselt.

Beim "Dorfturnier" bin ich ziemlich stark re-infiziert worden mit dem Tischtennis-Virus, da es zu meinem Erstaunen ziemlich gut klappte und irgendwie irrsinnig viel Spaß gemacht hat.

Habe dann erstmal einige Trainings besucht und zum Spaß mitgespielt, bin aber bald wieder in den Verein eingetreten. Man wollte mich gerne schon zur Rückrunde in einer Mannschaft aufstellen können.

Trainiere seit dem regelmäßig im Verein, mit Balleimer, Trainer und Roboter.

Mit dem Thema Material habe ich seit dem auch befaßt und angefangen, ein wenig zu testen.

Meinen alten Schläger aus der Jugend, ein Donic Appelgren Allplay Holz, was es sogar heute noch zu kaufen gibt, hatte ich 2008/2009 mit neuen Butterfly Sriver S-Belägen versehen lassen (Schwammstärke * keine Ahnung), aber praktisch nie gespielt.

Fürs Dorfturnier war dieser Schläger sehr gut, weil (bei heutigen Plastikbällen) relativ langsam und gut kontrollierbar.

Habe mir dann zwei neue Schläger bestellt und ausprobiert, von denen ich dachte, sie seien eine gute Kombination:

Andro Gauzy BL7 Holz und 2x Rasanter R47 2,0.
Donic Persson PowerAR Holz und 2x VEGA X, einer 2,0, einer (aus Neugier 2,3 MAX).

Ich kam mit beiden Schlägern ziemlich gut zurecht. Was nicht so gut war, war die Kontrolle. Dafür waren diese Beläge am Anfang etwas zu schnell.

Bin dann auf eine dritte Kombination gestoßen: Butterfly Petr Korbel Holz und 2x Rozena 2,1.

Rein subjektiv finde ich den Rozena gar nicht viel langsamer als die anderen beiden (fast logisch: Schwammhärte nicht sehr weit auseinander), aber plötzlich kommen viele Topspins, die vorher gerne etwas zu lang geraten sind, auf die Platte. Mit der Kombination trainiere ich jetzt, stabilisiere und baue meine Technik damit aus.

Ein Vereinskollege hat mir vor kurzem ein Donic Waldner Senso Carbon in die Hand gedrückt, mit Donic Desto F3 2,0 und F3 Bigslam 2,3 MAX. Ein superleichter Schläger, Schwämme sehr weich. Auch interessant, sehr gefühlvoll, kontrolliert und gut Spin entwickelnd, aber langsmer als meine Korbel-Rozena-Kombination.

Das habe ich zum Anlaß genommen, mir das WSC-Holz zu bestellen, um es mit dem Rozena zu bekleben. Mal sehen, wie sich die Kombination im Vergleich zu Korbel-Rozena verhält.

Ich bin davon überzeugt, dass das Training und "Üben" viel wichtiger ist als das Material, wenn das nicht völlig daneben ist.

Und ich glaube auch, dass man nicht umhin kommt, selbst einiges auszuprobieren. Mir haben als erstem Anhaltspunkt die Materialtabellen der einschlägigen Händler und Hersteller weitergeholfen, um eine grobe Richtung zu haben.

Bei den Hölzern bin ich bis jetzt bewußt "langsamer" geblieben, da das Holz mehr als 50% der Spieleigenschaften ausmacht. Wenn man berücksichtigt, dass viele Beläge aus demselben Werk kommen, reduziert sich da die Auswahl merklich. Die allerfeinsten Unterschiede sind sowieso sehr schwierig herauszufinden, weil auch noch unsere Psyche mitspielt.

Bin gespannt, welches Material hier noch so empfohlen bzw. von dir ausprobiert wird.

Frohes trainieren....

[Buerto]

Vielen Dank für die ausführlichen Rückmeldungen und Empfehlungen.

Heute hatten wir ein internes kleines Turnier und ich war schon etwas früher in der Halle, um die empfohlenen Kombis zu testen. Folgend meine Eindrücke.

Hinotec mit MK und G1:
Alle Schläge waren gut, sicher und sehr spinig zu spielen. Das Anschlagsgefühl gefällt mir sehr gut. Betrachtet man das Tempo, habe ich den Eindruck, dass nur schnell oder schneller geht. Die gespielten Bälle haben eine ziemlich hohe Flugkurve, was bei zu passiven Schlägen zu Türmen führt. Schupfbälle und Angaben gerieten immer zu lang.

ALC.S mit MK und G1:
Auch hier konnte ich die Schläge gut, sicher und spinig spielen. Hier hatte ich den Eindruck mehr Gänge spielen zu können. Dementsprechend viel mir das Kurzlegen wesentlich einfacher. Die Bälle kamen erheblich flacher, was bei dem Eröffnungstopspin zu mehreren Fehlern führte. Das Spielgefühl ist gut, aber nicht so wie das Hinotec.