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  #1  
Alt 29.02.2004, 11:02
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Mentaler Erfolgsfaktor "Konzentration"

Das Thema zum Handgelenkeinsatz hat sich überraschenderweise in eine ganz andere Richtung verändert. Die Diskussion dreht sich momentan nicht um technische Belange sondern um mentale Stärke und Lockerheit in den Matches.
Meine These lautet:

Konzentrieren können wir uns erfolgreich während einer gewissen Zeit immer nur auf ein Thema. Also die gedankliche Auseinandersetzung auf ein Thema, dessen Umsetzen im Training und die Anwendung im Ernstfall "Match" sollten aus einem Guss sein.

Themen können aus allen Bereichen des TT-Sports kommen: Stellungsspiel, Beinarbeit, Laufarbeit, Einsatz des Rumpfes, Schlagbewegung, Plazierung, Tempo, Rotation, Taktik usw. Diese Konzentration führt dann auch zu einer Entspannung auf allen anderen Ebenen.

Bitte nicht falsch verstehen: Die Konzentration auf ein Thema ist von beschränkter Dauer, einfach so lange, bis das Thema genügend verinnerlicht ist.

Frage an euch:
Wie geht ihr selbst mit dem Thema Konzentration um, begonnen bei der Vorbereitung bis zum Match?
Was haltet ihr von meiner These?
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Geändert von martinspin (29.02.2004 um 13:18 Uhr)
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  #2  
Alt 29.02.2004, 11:25
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Re: Mentaler Erfolgsfaktor "Konzentration"

Ich denke auch, dass die Konzentration wohl eine der wichtigsten Faktoren beim TT ist.

Allerdings, finde ich zumindest, kann man nicht sagen, dass ein Spieler sich nur auf eine "TT-Ausführung" (Platzierung, Beinarbeit, usw.) konzentrieren kann. Der Unterschied zu höherklassigen Spielern ist einfach, dass die sich nicht auf 10 verschiedene Sachen konzentrieren müssen, sondern das meiste wohl in langjährigem Training verinnerlicht haben und eben diese Bewegungsabläufe automatisiert haben.

Ich glaube jedoch auch, dass es auf jeden Fall gut ist, sich auf einen bestimmten Punkt zu konzentrieren, um sein Spiel zu verbessern und diesen Punkt irgendwann soweit zu automatisieren, um sich später auf andere Sachen konzentrieren kann und sich darauf aufbauen lässt.
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  #3  
Alt 29.02.2004, 18:35
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Re: Mentaler Erfolgsfaktor "Konzentration"

Habe eingentlich noch in Unkenntnis dieser nun so ausformulierten These eine Teilantwort im Handgelenkthread hinterlassen.

Ich denke, die Konzentration auf möglichst weniges oder sogar nur eins in verschiedenen Trainingsphasen sollte natürlich aufbauend bei verschiedenen Aspekten liegen. Beinarbeit (irgend eine bestimmte Variante davon) oder Schlagausführung u.ä. gehören ins Technik-Sicherheitstraining. Im Match sollte man sich auf die Analyse des Gegners und Taktik konzentrieren können, das andere muss wirklich automatisiert sein (Habe heute zwei älteren Herren zugeschaut, die mit einem Junioren abwechslungsweise Doppel gespielt haben und ihm immer wieder taktische Anweisungen gegeben haben. War natürlich völlig falsch, der arme Kerl war noch so mit der einigermassen korrekten Schlagausführung inklusive Laufen/Erkennen des gegnerischen Balles beschäftigt, dass er sowas unmöglich verarbeiten konnte). Man muss ja beim Klavierspielen auch erst mal Tonleitern und Fingerwechsel in den Griff bekommen, bevor man sich an gewisse Stücke wagen kann, die das einfach voraussetzen. Ich bin sogar der Meinung, dass echte Wettkämpfe vor einer gewissen technischen Reife nicht sinnvoll sind (ausser natürlich mit den Kumpels im Juniorentraining, etc., aber sicher keine Meisterschafts- oder Turniereinsätze), genausowenig wie Klavierkonzerte nach wenigen Uebungsstunden.
Beim Coaching spreche ich daher nie und nimmer über Schlagtechnik oder Beinarbeit (höchstens mal generell, z.B. i.S. von "Spiel nicht so pommadig-überheblich"...). Das gehört woanders hin, hier geht es darum, mit dem aktuellen Können des Schützlings taktische Mittel zu finden, um den Gegnern Schwierigkeiten bereiten zu können. Techniktrainingsthemen können natürlich dabei generell integriert auftauchen, z.B. "spiel den ersten TS mit mehr Rotation". Wenn ich sowas sage, setze ich aber schon voraus, dass der Spieler überhaupt dazu in der Lage ist.

Insgesamt bin ich aber mit der Konzentrationsthese einigermassen einverstanden!

Grüsse
Taugenichts
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  #4  
Alt 01.03.2004, 09:14
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Re: Mentaler Erfolgsfaktor "Konzentration"

@Taugenichts
Dieses Thema könnte noch schwierig werden, aber wer weiss, vielleicht bringt dir die Auseinandersetzung auch so viel wie mir.
Ich arbeite nach wie vor an der Einheit meines aktuellen Themas (Beinarbeit) auf allen Ebenen von der Reflexion, über das Training bis zum Match.
Aus meiner Sicht spaltest du das Technik-Sicherheitstraining ab von taktischen Überlegungen im Match. Ich strebe eher Einheit an und habe auf längere Sicht hinaus immer mehr Mühe mit gespaltenen Situationen. Ich muss heutzutags einfach wissen, worauf ich mich Konzentrieren muss und möchte das Durchziehen.
Wenn du schon das Klavierspielen als Vergleich heranziehst, kann ich dir als Klavierlehrer von meinen eigenen Erfahrungen erzählen. Spiele schon seit über dreissig Jahren Klavier. Nach dem Musikstudium wollte ich so schnell wie möglich Konzertliteratur bewältigen lernen. Das war vor über 15 Jahren. Bin heute immer noch dran und übe jeden Tag. Mein persönliches Ziel, das zugegebenermassen perfekt sein soll, habe ich noch nicht erreicht. Was ich auf jeden Fall gelernt habe ist, dass Themen, die nicht vollständig verarbeitet wurden, ein gewisse Zeit später wieder auftauchen. d.h. Vieles habe ich ausprobiert und umgesetzt, aber einiges zu wenig vertieft. In der letzten Zeit habe ich dank konsequenter Vertiefung und Umsetzung doch noch wichtige Fortschritte erzielen können. Bin guten Mutes, dass ich meine Vorstellungen von Klavierspielen, doch noch eines Tages erreichen werden.
Auf Grund der geschilderten Erfahrungen, habe ich nicht die Zeit und nicht die Lust beim Tischtennis nochmals 20 Jahre lang immer wieder an den gleichen und immer wiederkehrenden Themen zu scheitern. Kann es mir einfach nicht mehr leisten, nicht konsequent zu sein.
Du schreibst im letzten Post, dass du es nicht sinnvoll findest, echte Wettkämpfe zu bestreiten, bevor nicht eine gewisse technische Reife vorhanden ist. Was ist eigentlich "eine gewisse technische Reife"?
Kann mir vorstellen, dass du das Vorhandensein von klaren Grobformen meinst. Das heisst alle Grundschläge sind von der Ausführung her soweit korrekt. Da bin ich auch deiner Meinung, dass ohne dieses Beherrschen der Grobformen, eine Meisterschaft oder sogar Turniere nicht viel Sinn machen.
Mein Fragezeichen an dich geht jedoch viel mehr in die Richtung, dass es für einen eher unerfahreneren Spieler trotz vorhandener Grobform schwierig sein dürfte, konsequent taktische Überlegungen im Match umzusetzen, ausser er hat in letzter Zeit im Training an solchen taktischen Situationen gearbeitet.
Hat er seit ein paar Wochen am TS gearbeitet, um die Rotation zu steigern, macht es aus meiner Sicht schon Sinn, sich im Match auch auf diesen Punkt zu konzentrieren. Mit den übrigbleibenden Energien, kann es aber immer noch taktische Mittel anwenden.
Bei näherer Betrachtungsweise gibt es mindestens bei den europäischen Spielern, vom Anfänger bis zum Profi, diese Spaltung von Training und Match. Das ist derart offensichtlich, dass es einem wundern muss, dass dieses Thema, das ich für zentral halte, nicht näher betrachtet, ja sogar verdrängt wird. Ein deutliches Beispiel auf Profiebene ist Vladi Samsonov. Der hat nun letztes Jahr wirklich viel getan im Training, um kräftiger, explosiver und initiativer spielen zu können. Hat an der EM 03 gegen Boll wunderbar funktioniert. An der WM 03 jedoch ist er gegen Kreanga echt untergegangen im entscheidenden siebten Match und hat aus seinem forcierten Training einfach zu wenig Nutzen ziehen können.
Dein Anspruch auf Automatisation der Schlagausführung als Voraussetzung für das taktische Vorgehen im Match finde ich vom Ansatz her richtig. Schwachpunkt ist doch einfach da, wo halt im Match diese Automatisation an ihre Grenzen stösst und sich Fehler einschleichen. Kann mir gut vorstellen, dass in einem solchen Moment auf Taktik umgestellt wird, um die Schwäche zu verdecken. Die Unsicherheit bei der Ausführung wird jeoch im Ernstfall bestehen bleiben. Aus diesem Grunde finde ich es schon wichtig, das im Training erarbeitete Thema im Match anzuwenden und sich auch darauf zu konzentrieren, so im Stile "ganzheitlicher Sichtweise". Erst wenn, dass Erlernte im Match bestehen kann, wird es Zeit, ein neues Thema anzugehen. Mit dieser Vorgehensweise würde auch schon ein rechter Teil der Spaltung zwischen Training und Match wegfallen und wir wären wieder einen Schritt weiter in Richtung "Rückeroberung der Einheit", aus der wir Menschen erst einmal "vertrieben" wurden. Merke, dass mir dieser "philosphische" Aspekt schon auch sehr wichtig ist.
Gruss
martinspin
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  #5  
Alt 01.03.2004, 12:26
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Re: Mentaler Erfolgsfaktor "Konzentration"

@martinspin
Grossartig, dass Du eine musische Ausbildung bewältigt hast! Ich bin nie weiter gekommen als bis zur Jugendmusikschule, habe allerdings damals auch nicht recht begriffen, was ein Instrument auch ohne professionelle Absichten persönlich bedeuten kann.
Das Klavierbeispiel zeigt aber auch, dass man natürlich nicht alle Aspekte einer Tätigkeit bildhaft auf eine andere übertragen kann, jedes Modell hinkt irgendwo. Beim TT endet der Vergleich dort, wo der Wettkampf, respektive vor allem der Gegner ins Rennen kommt (habe ausser bei Komödianten noch nie davon gehört, dass beim Klavierkonzert jemand im Kasten sitzt und den Pianisten mit Störaktionen ärgert...). Du schreibst, dass die perfekte Schlagausführung eventuell plötzlich nicht mehr gelingt im Match, und man dann zu taktischen Mitteln zurückgreifen muss. Ich sehe das quasi genau von der anderen Seite her, charakteristisch für TT ist ja, dass es ein Rückschlagspiel und keine Zielsportart wie Speerwerfen oder Kunstturnen ist. D.h. es steht einem jemand gegenüber, der die eigene perfekte Schlagausführung unter allen Umständen verhindern will. So gesehen, könnte man auch das Schachmodell als Vorbild sehen, d.h. es steht ein intelligenter Mensch gegenüber, der auch gewinnen will. Häufig scheitert dementsprechend die saubere Technik gerade an der Taktik und am Können des Gegners. Wenn ich beim Servicereturn nicht immer denselben Noppenschupfball spiele, sondern auch mal einen sogenannten Druckschupfball oder sogar einen Noppenheber einstreue, liegt die höhere Fehlerquote des Gegners bei der Eröfnung ja auch ein Stück weit an diesen taktischen, variierten Bällen (das gleiche gilt für US-Verteidigung: Hacker versus "Fakes"). Wenn ich einen perfekten Topspin unklug platziere, werde ich ausgeblockt, wenn ich den Ball taktisch gut platziere, mache ich den Punkt oder kann ohne gross dem Ball hinterherrennen zu müssen einfach weiterspielen, etc. Ich muss mich beim TT also dauernd mit dem vielleicht recht cleveren Spiel des Gegners beschäftigen und auch ein bischen Schach mit Ihm spielen (ich denke, Samsonov hat gegen Kreanga auch die falsche Strategie gewählt an besagtem Tag, und als es klar war, konnte er nicht mehr erfolgreich genug umstellen). Ich sehe taktisches Spiel in jeder Situation also als Notwendigkeit und Stärke, keinesfalls als Notlösung wenn's nicht klappt.

Was Du zur Spaltung zwischen Training und Matchsituation sagst, ist tatsächlich fatal, da bin ich völlig einverstanden. Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass man eben irgendwie vom Spiel ausgehen sollte. Wenn die Grundschläge in der Grobform einigermassen sitzen (o.k., einverstanden, der Topspin sitzt ja nicht mal bei den Profis wirklich gut, aber irgendwo muss man mal einen Punkt machen...) und sich beim Spieler Präferenzen für eine Spielweise zeigen, kann man von einem Spielsystem ausgehen und mal schauen, was denn dabei so für typische Matchsituationen auftreten. Diese können dann schwerpunktmässig integral technisch und taktisch trainiert werden (z.B. ist bei mir der Gegentopspin aus der Halbdistanz sicher viel wichtiger als bei den meisten anderen Spielern meiner Spielstärke, was sowohl technisch als auch taktisch im Training direkt Beachtung finden muss). Damit ergibt sich automatisch ein sehr spielnahes Training mit regelmässigen, halbregelmässigen und unregelmässigen Uebungen, ohne Spaltung von Taktik und Technik. Ueberhaupt wird bei uns teils zuviel Gewicht auf den einzelnen Schlag gelegt und z.B. zuwenig auf die Wechselsituationen (VH-RH, RH-VH, Service-Eröffnung-TS auf Block, Langsam-Schnell, viel Spin-wenig Spin...). Du kennst doch sicher auch die Einspiel-Konterkönige, die dann im Match kaum zwei Bälle hintereinander kontern können wegen der dauernden Wechselsituationen.

Wahrscheinlich lässt es sich nicht vermeiden, dass immer wieder dieselben Themen in verschiedenen Stadien des Könnens wiederkehren. Das kann natürlich daran liegen, dass man sie nie richtig bewältigt hat, es kann aber auch sein, dass dieselbe Problematik auf höherem Level etwas anders in Erscheinung tritt. Ich denke, dass mein RH-Abwehrball recht sicher ist, aber wenn ich mit deutlich stärkeren Spielern trainiere, stimmt plötzlich einiges an der Schlagausführung wieder nicht mehr, die Beinarbeit ist lausig, kein Abdrehen der Schultern, kein richtiges Reinhacken, etc... Das liegt aber zuerst mal daran, dass die Kerle einfach viel schneller spielen als die Gegner in einem D-Turnier, meine Antizipation ist zu langsam, etc.. Irgendwann gewöhne ich mich an diese Anforderungen und mein Schlag wird in allen Aspekten besser (vorausgesetzt meine Rohform von vorhin hat gestimmt...).

Man kann also das TT-Pferd von der technischen oder der spielerisch-taktischen Seite her aufzäumen. Wahrscheinlich sind unsere Vorstellungen gar nicht so unglaublich verschieden, wir kommen aber irgendwie von zwei verschiedenen Seiten an die Sache ran.

Grüsse
Taugenichts
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  #6  
Alt 01.03.2004, 14:44
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Re: Mentaler Erfolgsfaktor "Konzentration"

@Taugenichts
Schön, dass wir nach wie vor motiviert sind, ein Thema gründlich zu durchleuchten. Irgendwie ist ja schon klar, dass du als ehemals reiner Defensivspieler und ich als eher Offensivspieler von einer anderen Position aus gehen. Das macht es aber auch interessant. Ich bemühe mich heute mehr als früher, den Ball im Spiel zu halten und nicht so sehr riskant zu spielen. Bei dir scheint es ja eher umgekehrt. Du suchst heute mit deinem Allroundspiel auf der VH früher die Initiative zu ergreifen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet. Das passive Spiel fördert auch eher das Taktisch-Mental (Samsonov) und das aktive Spiel fördert eher das Technisch-Konditionelle (Boll). Ganz allgemein sind die Spieler dann eher übergewichtig auf der einen Seite (Rechte oder Linke Hirnhälfte). Vermute mal, dass der defensive Typ mehr mit der rechten Hirnhälfte spielt und ein offensiver Typ eher mit der linken Hirnhälfte. Habe diesbezüglich schon interessante Artikel gelesen über den Unterschied von Links- und Rechtshändern. Ähh... du bist nicht zufällig Linkshänder?
Als offensiver Typ setze ich natürlich starke Akzente auf alles Technisch-Konditionelle. Für mich ist eine saubere Technik die Voraussetzung, um überhaupt taktisch-mental erfolgreich spielen zu können. Deinem Beispiel mit dem plazierten TS stimme ich 100%ig zu. Als aktiver Typ gehe ich halt so strukturiert vor wie nur möglich: Erst einmal eine einwandfrei Beinarbeit inkl. Gewichtsverlagerung und Rumpfdrehung. Dann erst kommen die differenzierten Bewegungen des Schlagarms dazu mit den Schnittvariationen. In einer letzten Etappe möchte ich dann noch mehr die Wahrnehmung (visuell und auditiv) vertiefen. Nochmals zusammengefasst mein 4-Stufen-Plan:

Stufe 1: Gute Ausgangsstellungen zum Ball mit Plazierungsvariationen
Stufe 2: Bein- und Rumpfarbeit mit Tempovariationen
Stufe 3: Schlagarmtechniken mit Spinvariationen
Stufe 4: Wahrnehmung und Stellungsspielvariationen.

Stufe 1 und 4 fördern eher die taktisch-mentalen Fähigkeiten und Stufe 2 und 3 eher die technisch-konditionellen Fähigkeiten.

Aus meiner Sicht stehe ich ganz klar bei Stufe 1 mit der Absicht mich an die Stufe 2 heranzuwagen.

Was hälts du als du von diesem Modell? Könnte doch klappen oder nicht? (Aber wahrscheinlich nur für den linkslastigen Typ, der immer ein System braucht)

Wie sähe ein Modell für den rechtslastigen Typ aus?
Gruss
martinspin
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Geändert von martinspin (01.03.2004 um 17:56 Uhr)
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  #7  
Alt 01.03.2004, 16:40
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Re: Mentaler Erfolgsfaktor "Konzentration"

Hallo martinspin

Leider bin ich nicht Linkshänder, schön wär's! Bringt nur Vorteile in einer Rückschlagsportart, abgesehen davon, dass man leicht ein beliebter Doppelpartner werden kann.
Bezüglich der Einflüsse der Hemisphären-Lateralisierung auf die Persönlichkeit kenne ich den derzeitigen stand des Irrtums der Neurobiologie nicht, aber ich glaube, man darf das nicht zu absolut sehen. Bin im analytischen Denken eher ein visueller Typ, das räumliche Vorstellungsvermögen wird aber der weniger analytisch-sequenziellen linken Hemisphäre zugeschrieben. Zudem bin ich denkerisch irgendwie doch linkshemisphärenlastig trotz der taktisch-mentalen Ausrichtung. Die spielerische Entwicklung ist auch irgendwie durchzogen, nach längerer Zeit mit Unterschnittabwehr habe ich kurzzeitig auf totale Offensive gesetzt (mit entsprechender radikaler Materialumstellung). Ich hätte genausogut eine neue Sportart erlernen können, so verschieden sind die Welten! Jetzt bin ich an einer Synthese und habe dazu ja sogar international erfolgreiche Vorbilder (Joo Se Hyuk, Chen Weixing, Ding Song). Das entspricht mir irgendwie am besten und bietet auch spielerisch viele interessante Facetten, so wird's mir nie langweilig. Mit dieser Entwicklung bin ich auf der VH-Seite allerdings kein taktischer Allroundspieler sondern schon nach vorne orientiert.

Ich denke, die taktische Seite sollte beim technisch-konditionell orientierten Vollblutangreifer schon auch entwickelt werden, da z.B. clevere starke Blockspieler sonst immer wieder dafür sorgen werden, dass sich der Angreifer quasi selber ausspielt. Ausserdem gerät man gegen stärkere Gegner sowieso selber immer wieder in defensive Situationen, die auch irgendwie gemeistert werden wollen. Genauso muss ein guter Abwehrer selbstverständlich technisch-konditionell auf der Höhe sein, sonst geht er nämlich immer nur zum Bälle auflesen nach hinten und nicht um giftige Extremalunterschnittbälle flach übers Netz in die Rückhandecke des Angreifers zu spedieren. Kann aus eigener Erfahrung sagen, dass das ganz schön frustrierende Erlebnisse sind. Vielleicht ist das beim guten Blocker etwas anders, der braucht aber eine sehr gute Anizipation und gute Reflexe (die Schlagtechniken an sich sind recht einfach, aber das ist quasi das unwesentlichste Detail der Blocktechnik insgesamt...).

Als eventuell doch irgendwie linkslastiger Typ würde ich in Deinem Trainingsmodell Synthesen vornehmen. Punkte 2 und 3 betreffen ja eigentlich die Schlagtechnik an sich, wie Du das auch selber mit der Bemerkung zum technisch-konditionellen erwähnst (ähnlich wie man einen Diskus- oder Speerwurf vielleicht trainieren würde, kann das aber nicht so genau sagen, da ich keine sportpädagogische Ausbildung habe). Wahrscheinlich lassen sich die
Elemente nicht so ohne weiteres gesondert trainieren, häufig ist es ja so, dass beim konkreten Spieler irgendein Schlüsselproblem behoben werden muss und damit dann der ganze Rest schon automatisch erheblich viel besser aussieht. Das herauszufinden braucht schon einige Erfahrung als Trainer, denke ich. Die Punkte 1 und 4 gehören richtigerweise auch irgendwie zusammen und stellen ganz ganz grosse Schwierigkeiten dar! Wenn Du es schaffst, zu jedem Ball praktisch automatisch eine gute Ausgangsstellung einzunehmen, bist Du schon mit einem Fuss im WM-Final. Das braucht nämlich bereits Punkt 4, eine gute Wahrnehmng/Antizipation des Schlages des Trainingspartners und der Ballflugkurve. Ich bin gerade desshalb z.B. häufig am falschen Ort beim Gegentopspinversuch von hinten (Ball hat mehr Rotation als ich gemeint habe und ist langsamer, schon fast in meinen Füssen, etc...), meine Trainingspartner machen Fehler beim TS auf Unterschnitt (die Flugkurve wird falsch eingeschätzt, also trifft man den Ball zu früh, zu spät, zu weit links oder rechts, zu tief unten, etc... und die ganze Rotation wirkt sich aus, der Ball landet sogar unter der Platte).

Ich schlage Dir vor, die Punkte 1 und 4 zusammenzufassen und parallel zur Technik (die man wahrscheinlich je nach Uebungsschwerpunkt ruhig in Kompartimente zerlegen kann) zu verbessern (d.h. versuch z.B. mal, den TS eines viel stärkeren Clubkollegen aus der Halbdistanz einfach locker zurückzulegen, so schulst du die Antizipation und das Stellungsspiel ohne dich mit der Schlagausführung eines Gegenspins zusätzlich zu überfordern). Ist mir klar, dass das auch eine Frage des möglichen Trainingsumfanges ist (und der zur Verfügung stehenden Trainingspartner).

So, das wär's erstmal, muss noch was kochen und ans Meisterschaftsspiel!
Grüsse nach St. Gallen
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