So, mal ein ausführlicheres Statement zu den Möglichkeiten des Akkadi L2 bzw. allgemein zu den Möglichkeiten in den Zeiten der verbotenen Glattnoppen. Ich habe dazu ja auch in TTL schon einiges geschrieben (siehe
www.vdtt.de - übrigens neue Website, sehenswert).
Die Taktik des sogenannten Störspiels ist ja im Prinzip die Nutzung besonderer Effekte. Diese sind besonders wirkungsvoll, wenn der Gegner im Spiel (um-)denken muß und somit seine "Automatismen" nicht wie gewohnt funktionieren.
Dieses Grundprinzip kann man nun optimieren indem man:
a) den Effekt maximiert (Stichwort glatte Noppen, durch die Regeln begrenzt)
b) die Zeit für den Gegner minimiert
c) das Spiel kompliziert durch mehr Varianten
d) selbstverständlich die Kombination der genannten Varianten einsetzt
Wenn ich nun hier im Forum die üblichen Threads lese, beschäftigen sich 9x% der ex-GLN-Spieler mit a) und vergessen b) und c) völlig obwohl sie mindestens genauso, wenn nicht noch wirkungsvoller sind. Außerdem wird bei a) ausschließlich auf das Material gesetzt, aber man kann den Effekt auch durch Technik verbessern. Ganz nebenbei haben b) und c) den zusätzlichen Vorteil das der häufiger zu beobachtende "Gewöhnungseffekt" des Gegners im Spiel deutlich erschwert wird. Im Gegenteil durch Zeitdruck und Komplexität des Spiels ermüden die Gegner eher und deren Fehler werden mehr statt weniger.
Zu einem "kompletten" Spiel mit LN am Tisch gehört daher m.M. nach:
- die Schnittumkehr einsetzen und durch die eigene Technik kontrollieren und maximieren => ungewohnte Effekte maximieren (a)
- Bälle früh nehmen, Gegner unter Druck setzen (auch durch Platzierung) => Zeitdruck aufbauen (b)
- sowie mit den Noppen möglichst verschiedene Varianten beherrschen (aktiv, passiv, gedrückt - geschoben, gekickt - gehoben, usw.) => Spiel komplizieren (c)
und damit dann auch d) einsetzen, die Kombination der klassischen Waffen des "Störspielers" am Tisch.
a) erreicht man bspw. beim Blocken durch Handgelenkseinsatz (nicht ganz einfach, aber möglich), grundsätzlich durch Beschleunigung des Schlägers. Ich werde noch ein Video nachliefern, auf dem man dann auch sieht, daß die Blocks von Jane mit dem Akkadi ziemlich Unterschnitt haben (wenn man sie "auslaufen" lässt, rollen sie deutlichst zurück). Das Nachziehen ist schwer, ähnlich der GLN.
b) erreicht man, durch frühen Balltreffpunkt, durch geschickte Platzierung. Dies ist schlicht Ergebnis von Training. Bei Jane ist zu sehen, daß sie die Bälle nach Möglichkeit im Aufsteigen nimmt und nahe am Tisch agiert.
c) erreicht man durch die Kombination des klassischen Schupf-Blockspiels mit der Noppe mit Angriffsschlägen. Wir nennen den entsprechenden Ball "Kick". Er ist auf dem Video mehrfach auch in Zeitlupe gezeigt. Gespielt wird er aus dem Handgelenk mit großer Beschleunigung. Gespielt wird nach Möglichkeit Block bis der Gegner schupft, dann wird gekickt. Alternative - im ersten (alten) Video zu sehen - ist der Schupf mit der Langnoppe. Und (bei Jane NOCH nicht) der Druckschupf als Angriffsball. Auf den Ball mit US hat der Noppenspieler dann zwei bis drei Möglichkeiten (auf OS übrigens auch, siehe TTL 03/2008).
Setzt man mit der grLN diese Möglichkeiten ein (alle oder zumindest mehrere) dann ergeben sich mehr Möglichkeiten als mit GLN und das Spiel wird gefährlicher. Ein Gewinn an Spielstärke ist dann möglich (wie auch bei Jane deutlich zu beobachten).
Das allgemein zum "Störspiel" am Tisch. Nun konkret zum Akkadi L2:
Die große Stärke des Akkadi L2 sind seine großen Möglichkeiten in allen Bereichen. Mit allen mir bekannten Noppen ist mindestens eine Schlagtechnik auf ankommende Bälle problematisch. Das ist beim Akkadi L2 nicht so. Er lässt alles zu.
- Block auf Topspin: er ermöglicht einen sehr sicheren, kontrollierten Block. Er erlaubt durch gute Technik starken Unterschnitt. Er ist trotz guten Effektes sehr fehlerverzeihend.
- Schupf/Kick aus US: er ermöglicht aggressive Druckschupfs mit gutem Überschnitt, man kann auf Grund seiner Griffigkeit auch mit Schnitt schupfen und für den Kick ist er quasi optimal. Der Angriffsschlag ist je nach Technik leer möglich oder mit Rotation um eine sicherere Flugkurve zu bekommen.
Meines Erachtens ist der Akkadi L2 für jeden Noppenspieler am Tisch eine sehr gute Alternative. Denn er eignet sich für jede Ausprägung und erlaubt die Weiterentwicklung des Spiels. Alle anderen mir bekannten Noppen schränken den Spieler hier mehr oder weniger deutlich ein.
Als OX ist er für den Spieler, der Schwerpunkt auf Sicherheit legt, in 1.0mm für den, der Schwerpunkt auf Aggressivität legt. 0.6mm ist der Mittelweg.
Zur Holzwahl: Sicher eine relativ individuelle Sache, aber grundsätzlich denke ich persönlich, daß die meisten "Störspieler" am Tisch tendenziell zu weiche, zu katapultige, zu leichte und/oder zu langsame Hölzer spielen. Für die genannten Grundsätze halte ich folgendes für wichtig:
- ein tendenziell hartes Holz, denn für eine gute Technik ist es wichtig den Balltreffpunkt perfekt und schwingungsfrei zu spüren (wichtiger als bei NI)
- ein schnelles aber kontrolliertes Holz mit geringerem Katapult, da schnell notwendig ist um den Zeitdruck zu ermöglichen (langsame Abwehrhölzer ermöglichen kein druckvolles Spiel am Tisch). Die Kontrolle ist wichtig, speziell für den Block, den der ist durchaus anspruchsvoll, wenn auch nicht anspruchsvoller als ein guter Topspin. Aber genau dafür darf das Holz auch nicht zu viel Katapult haben. Der Katapult ist übrigens auch beim Kick hinderlich, da er die Fehlerquote erhöht.
- die gern gespielten ganz leichten Hölzer sind m.M. ebenfalls hinderlich, da sie die Ballrückmeldung erschweren, ebenso ist speziell für den Kick das geringere Gewicht ein Nachteil (weniger Druck).
Wir haben uns für das Waldner Senso Carbon entschieden. Es eignet sich optimal für das Spiel von Jane am Tisch, da es alle Anforderungen erfüllt und auch für das offensive Spiel mit Vorhand (DONIC Sonex JP Gold) ein Top-Holz ist.
Insgesamt hat Jane seit Anfang 2008 ihr Spiel wie folgt umgestellt:
Ausgangsposition: Dr. Neubauer Barricade DEF, RH: Superblock OX und VH: Pistol 2.0 (kurze Noppe)
durch das Verbot dann (auch in Peking bei den Paralympics):
Dr. Neubauer Gladiator, RH: TT-Master Swingback IF OX und VH: Pistol 2.0 (kurze Noppe)
seit Ende 2008: Waldner Senso Carbon, RH: Akkadi L2 OX und VH: Sonex JP Gold 2.0.
Sie spielt jetzt aktiver und hat mehr Möglichkeiten.