Vivien Scholz (LUX/GER)

[Lady Diana]

Schön, dass es hier nicht nur Berichte aus dem Damenbereich gibt, sondern auch über unbekanntere jüngere Spielerinnen berichtet wird.

https://www.tt-news.de/2020/12/24/es...vivien-scholz/

Ich muss eingestehen, dass ich sie bis jetzt gar nicht kannte und habe das Interview sehr interessiert gelesen.

[Angus]

Sie gehört schon seit Längerem zur "erweiterten" (Nachwuchs)Spitze und war als Schülerin und Jugendliche national eigentlich immer beim Top48/Top24 Turnier und bei deutschen Meisterschaften dabei, ohne im Jugendbereich wirklich durchgestartet zu sein. Ich erinnere mich nur an einen nationalen, großen Auftritt. Da hat sie mal eines der Ranglistenturniere (Top 48 oder Top 24) der Jugend gewonnen. Damals habe ich auch das erste mal von ihr gehört. Ist aber bestimmt schon 5-6 Jahre her, wenn nicht länger.

Aber sie ist dran geblieben und hat sich trotz der "wenigen" nationalen Erfolge immer irgendwie durchgebissen. Beharrlichkeit und die Fähigkeit nach Niederlagen wieder aufzustehen, gehören eben auch zum Talentdasein dazu.

Mir gefällt ihr Spiel mittlerweile sehr gut und sie arbeitet sehr hart an ihrer Technik, auch heute noch. Das sieht man sehr deutlich, denn immer wenn ich sie spielen sehe wird ihre Technik runder und flüssiger. Früher hatte sie eine doch recht unorthodox bzw. nicht lehrbuchhaft wirkende Technik, die eher "hakelig" daher kam. (mag auch an ihrer Größe gelegen haben)
Am Wochenende sah das doch schon sehr gut aus und wirkte nochmals verbessert zur Deutschen Meisterschaft in Chemnitz (da konnte ich sie live sehen). Wobei sie dort ein super Mixed-Doppel gespielt hat, einige Außenseitersiege mit ihrem Partner einfahren konnte, nur ganz knapp am Finale scheiterte (nach 2:0 Führung) und am Ende einen hervorragenden 3. Platz belegte.

Ich finde den Weg, den sie geht super und durchaus vorbildhaft für unseren Nachwuchs. Wenn wir mehr solcher Spielertypen hätten, könnte aus dieser breiteren Leistungssportbasis auch eine noch bessere Spitze entspringen.
Leider geben aber zu viele, sehr talentierte Spielerinnen zu früh auf bzw. werden nicht ausreichend unterstützt.

[TT-Hannes]

Das Thema an sich ist hier auf jeden Fall falsch platziert.
Vivien müsste eher in Spieler aus dem Profibereich verschoben werden.
Denn mit 23 ist sie schon lange kein Nachwuchsspielerin mehr.

Zu Vivien könnte ich viel erzählen, kenne sie als Brandenburger ja schon aus ihren frühesten Nachwuchszeiten ganz gut und habe mit ihr immer noch regelmäßig kontakt.

Das besondere an Vivien ist das sie sich alles hart erarbeitet hat. Sie war nie im DTTB-Kader, doch hatte natürlich das Glück das ihre Eltern das Geld für ihre Internatbesuche aufbrachten, damit sie ihren kindlichen Traum Weltmeisterin zu werden, nachgehen konnte. In Brandenburg wäre es unmöglich die Spielstärke zu erreichen die sie mittlerweile hat.
So ging sie erst in jungen Jahren auf das Internat in Dresden und mit 14 Jahren dann auf das DTTZ in Düsseldorf.
Durch ihre fehlende Technik und das nicht besonders große Talent, wurde sie zwar von den DTTB-Trainern aufgrund des hohen Trainingsehrgeizes geschätzt, aber nie in den DTTB-Kader berufen.
Vivien blieb auch nach ihrem Abitur in Düsseldorf wohnen und fing an zu studieren. Ihr Schwerpunkt lag auch während des Studiums die meiste Zeit auf Tischtennis und so hat sie nun nach ihrem im letzten Jahr abgeschlossenen Studium, erstmal alles auf die Karte Tischtennis gesetzt.
Nun lebt sie in Luxemburg und trainiert dort in der Trainingsgruppe von Peter Engel. Sie hat natürlich das Glück das sie von ihren Eltern weiterhin finanziell unterstützt wird, ansonsten könnte sie als Nummer 5 einer Damenbundesligamannschaft natürlich nicht wirklich vom Tischtennis leben.
Sie ist allerdings auch sowieso sehr bescheiden und ist glücklich so lange sie jeden Tag dem weißen runden Ball hinterherjagen kann.

Sie hat in den letzten Jahren das ein oder andere World-Tour-Turnier spielen können, dies aber natürlich aus eigener Tasche bezahlen müssen.
Die Chancen stehen nicht schlecht das man sie in Zukunft öfters international sieht. Denn evtl. steht ein Verbandswechsel an.

Auf jeden Fall finde ich es stark was Vivien macht, denn ohne Kaderförderung es soweit zu schaffen, setzt schon enormen Willen und TT-Verrückt voraus.
Ich hoffe das sie ihre starken Ergebnisse der letzten Monate bestätigen kann und sich ihr hartes Training auch in den nächsten Jahren weiter auszahlen wird.

Sie hat übrigens BWL studiert und den Traum irgendwann mit einer eigenen TT-Schule ihr Geld zu verdienen.
Ich denke das dieser Traum, anders als ihr Kindheitstraum, auf jeden Fall erreichbar ist und hoffe das sie es wirklich umsetzen kann.

[JSCH]

Respekt vor soviel Ehrgeiz und TT Leidenschaft. Hat auch zigmal den Verein und Landesverband (wie oft ?) gewechselt.

[TT-Hannes]

Zitat von JSCH

Respekt vor soviel Ehrgeiz und TT Leidenschaft. Hat auch zigmal den Verein und Landesverband (wie oft ?) gewechselt.

Tatsächlich hat sie sehr oft den Verein und Verband gewechselt, war aber trotzdem bei allen Vereinen sehr beliebt. Ist also kein typischer Söldner, sondern meist ist sie gewechselt aufgrund ihrer wachsenden Spielstärke.
Nach zwei Stationen in Brandenburg war sie dann mit 11 in Pirna spielberechtigt, da sie ja in Sachsen auf die Sportschule ging.
Mit 13 kam sie für zwei Jahre zurück nach Brandenburg um Oberliga zu spielen.
Anschließend ging es nach Berlin in die Regionalliga für zwei Jahre, dann für ein Jahr nach Poppenbüttel in die 3. Liga, anschließend nach Schwarzenbek in die 2. Bundesliga für 2 Jahre und nach deren Rückzug ging es in der gleichen Klasse für Tostedt eine Saison auf Punktejagd.
Seit 2018 spielt sie nun für Weil, zwei Jahre 2. Liga und nun erstmal in der 1. Liga.
In den 6 der 7 Bundesländer in denen sie gespielt hat, konnte sie mindestens einen Landesmeistertitel gewinnen nur in Bawü blieb dieser ihr noch verwehrt.

[JSCH]

War da nicht auch für diese Saison was mit Eastside, and dann irgendwie doch nicht ?

[TT-Hannes]

Zitat von JSCH

War da nicht auch für diese Saison was mit Eastside, and dann irgendwie doch nicht ?

Ja das ist richtig. Sie hatte mündlich schon zugesagt. Denn nach ihrem Studium wollte sie bei Peter Engel, bei dessen Trainingsgruppe in Berlin sie vorher auch schon oft mittrainiert hat trainieren. Dies hätte ja auch wunderbar gepasst da sie ja aus dem Speckgürtel von Berlin kommt und dort dann im Elternhaus gewohnt hätte.
Leider hat sich nach ihrer mündlichen Zusage, eastside berlin von Peter Engel getrennt, der dann mit seiner Trainingsgruppe nach Luxemburg gezogen ist.
Vivien hat sich dann ebenfalls für Luxemburg entschieden und gleichzeitig gegen ein Engagement bei eastside. U.a. weil sie dort wohl zumindest in der Bundesliga viele Einsätze gehabt hätte und sich erstmal ohne großen Reisestress voll auf das erste Trainingsjahr als "richtiger" Profi konzentrieren wollte. In Weil hat sie dann ihren Verbleib als Nummer 5 zugesagt.
Das sie jetzt mehr spielen muss als gedacht liegt natürlich auch an Corona, da nicht alle ausländische Spielerinnen immer nach Deutschland reisen können. In Weil trainiert sie allerdings auch oft wochenweise mit der Mannschaft was ihr dort sehr gut gefällt und ein absoluter Pluspunkt gegenüber anderen Mannschaften ist.

[Duisbergsch]

Liebe Moderatoren,

bitte ändert ihre Staatsbürgerschaft von GER auf LUX um und wahrscheinlich wäre sie jetzt unter "Profis" besser einsortiert.

[Piccobelli]

Warum spielt sie denn nicht in und für Luxemburg,bei den anderen großen wie Sarah de Nutte und Ni Xia Lian. In Luxemburg wird jeder Sport finanziell gut unterstützt und dort wird auch professionell trainiert.

[Frawie]

Diese Frage wird in einem beim TTVB veröffentlichtem Interview mit Vivien Scholz beantwortet (Stichwort Warteperiode nach Länderwechsel).
Das Interview ist auch ansonsten sehr lesenswert:
https://www.ttvb.de/interview-mit-vivien-scholz-2023