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Stiga-Hölzer im Wandel der Zeit
Nachdem nicht nur hier bei TT-News sondern auch in anderen Internet-Foren, Spielerkreisen ja sogar auf der ein oder anderen Homepage selbsternannter Materialexperten sowie bei einigen ahnungslosen Herstellern u. Händlern in verschiedenen Analysen über Qualitätsunterschiede , Modellvielfalt und Erscheinungsdaten alter STIGA Hölzer oft hanebüchene Fehlinformationen verbreitet werden u. wurden, eröffne ich nun nach langem Zögern diesen Thread.
Einige der nachfolgenden Infos habe ich hier im Matrialforum an verschiedenen Stellen in den letzten Monaten schon zum besten gegeben - nicht zuletzt aus Enttäuschung u. als Antwort auf die vielen Halbwahrheiten u. Verwechslungen die sich dort häufig (weiter-) verbreiten. Vorausschicken möchte ich noch , daß ich, was Qualität und Spieleigenschaften alter STIGA-Hölzer angeht, unmöglich objektiv sein kann. Durch den ständigen Dialog mit vielen Spielern, Sammlern und auch Mitarbeitern verschiedener TT-Firmen weltweit, seit Ende der siebziger Jahre bis heute, maße ich mir jedoch ein einigermassen fundiertes Urteil an. Gesammelt habe ich selber nie, sondern war stets ´nur´ material- und testsüchtig: insbesondere in den wilden 80er Jahren habe ich deutschlandweit hunderte, ja tausende von älteren Spielern (meist Senioren zwischen 50 bis 80) überall (am Telefon, auf Turnieren, ja sogar beim Frisör..) bedrängt und belästigt und mit ihnen gemeinsam oder alleine dutzende von Kellern u. Dachböden auf der Suche nach den alten Schätzen durchforstet. Mit dem Ergebnis, dass mir nach und nach insgesamt weit über hundert alte Stiga-Hölzer in die Hände fielen: viele sehr gut erhalten, einige weniger gut und manche auch kaum noch als TT-Schläger zu erkennen... Die ältesten davon waren Ehrlich- und Hagenauer- Modelle von Mitte/Ende der vierziger Jahre (Stiga gibt's seit 1938) : diese sind auch bei gutem Erhaltungszustand mehr für Sammler und weniger für Spieler interessant: oft riesengroß und schwer (110 Gramm und mehr) sowie aus einem eigentümlichen dunklen Furnier. Ab Mitte der fünfziger Jahre wandelte sich dann die Holzqualität: erstmals wurde - anfänglich beim Ehrlich und Flisan, später (ab ca. 1958) auch bei den neu aufgelegten Larsson, Harangozo und Mellis Modellen - in der klassischen fünffachen Limba-Abachi Furnierkombination gefertigt. Allerdings bis Anfang/Mitte der sechziger Jahre häufig noch in einer stärkeren Dicke (5,6 bis 6,0 mm) als später. Diese Hölzer waren noch nicht ganz so gefühlvoll und häufig etwas härter (Gewicht oft 95 bis 105 Gramm). In den frühen Sechzigern wurde das Flisan dann nicht mehr hergestellt. Ehrlich und Mellis gab's noch bis Ende des Jahrzehnts, allerdings änderten sich Größe und Proportionen der Schlagfläche sowie Dicke und Länge der Griffe. Neben dem Flisan sind aus dieser klassischen Epoche die Harangozo und Larsson Modelle (ersteres mehr von Sammlern, die andern beiden von Sammlern u. Spielern) die seltensten und gesuchtesten: sie wurden in wesentlich kleineren Serien und nur einige Jahre lang aufgelegt, im Gegensatz zu Mellis und Ehrlich. Beide mit großer (etwas ´rechteckiger´) Schlagfläche: Harangozo mit geradem, weissem Griff und (zumeist ) gelbem Aufkleber; Larsson mit einem dünnen konischen Griff (aus rötlichem Mahagoni Holz) war quasi ein Vorläufer vom späteren Johansson. Ab 1962/63 kamen dann auch die ersten Alser Modelle auf den Markt: in den ersten Jahren mit einem breiten u. sehr flachen Griff und einer grossen ´schaufelartig-eckigen´ Fläche. Auch die frühen Johanson Hölzer (1964/65) hatten - neben einem recht dünnen konischen Griff - solch eine eigentümlich eckige Schlagfläche. Interessant übrigens auch , daß bis ca. Anfang/Mitte 1966 die Farbe der Bilder auf dem Griff beim Alser blau u. beim Johansson rot war - danach genau umgekehrt. Das Jahr 1966 markiert auch das Aufkommen des ´Three Crown Stickers` am Ende des Griffes , vorher war dort ein kleiner gelber Aufkleber (in Deutschland mit den Worten `STIGA, garantiert verzugsfrei) . Ebenfalls ab 1966/1967 wurden dann die Griffschalen bei den meisten Stigahölzern mit zwei kleinen Nägeln versehen, die Formen geringfügig verkleinert (vom eckigen zum runden), die Griffe dicker und die Limba-Abachi Furnierkombination dünner (zwischen 5,3 bis 5,7 mm) ; die Hölzer fielen nun etwas leichter (90 bis 95 Gramm) und gefühlvoller - aber auch ein wenig bruchempfindlicher aus. Anfang der Siebziger wurde dann die Mellis-Produktion ganz eingestellt und das Bengtsson-Modell (ebenfalls mit geradem Griff) kam auf den Markt. Diese drei - Bengstsson, Alser und Johansson ( später noch das Stiga 2000 mit anatomischem Griff) - wurden dann noch bis 1974/1975 produziert, allerdings mit vielen Variationen was Griff-Stärke und -Länge, Größe u. Form der Schlagfläche sowie die Furnierdicke angeht. Daraus erklärt sich auch der häufig anzutreffende Gewichtsunterschied bei Stiga Hölzern dieser Dekade: zwischen 80 und knapp 100 Gramm je nach Serie... Ab 1975/76 verschwanden dann die Nägel, die Griffschalen wurden meist etwas höher angesetzt und die Schlagflächen weiter verkleinert. Gleichzeitig stand oben ´Allround Wood´ drauf (es gab - mit anderer Furnierkombination - auch `Offensive Wood`und `Defensive Wood`) und auf der Seite des Griffes wurden Seriennummern eingestanzt. Ende der Siebziger liefen dann die bunten Bilder auf den Griffen aus und die Plastik-Linsen hielten Einzug. Spätestens ab diesem Zeitpunkt nahm die Qualität der Furniere noch mehr ab; die Hölzer waren nicht mehr so gefühlvoll wie ihre Vorgänger, wenngleich den Jubiläumshölzern, die ab 1988 (zum 50-jährigen Firmenjubiläum) in den Handel kamen, immer noch deutlich überlegen. Zu diesen Jubiläumshölzern lässt sich sagen, dass die Hölzer ab der C-Serie aufwärts - und nur diese kamen jemals offiziell in den Handel - entgegen der offiziellen Stiga-Werbung zu keiner Zeit auch nur annähernd in der Furnier- und Fertigungsqualität der legendären Hölzer aus den Sechzigern hergestellt wurden. Ganz im Gegensatz zu den Jubiläumshölzern aus den Serien A und B : diese wurden seinerzeit nur in einer exklusiven Kleinserie aufgelegt und ausschliesslich an Stiga- Vertragsspieler verteilt. - Sie kamen einem alten Alser, Mellis, Larsson oder Johansson von 1966/1967/68 in ihren Spieleigenschaften schon deutlich näher....
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´ Alle Wege münden in schwarze Verwesung.... .. (Georg Trakl) Geändert von Rieslingrübe (15.09.2006 um 13:34 Uhr) |
#2
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AW: STIGA Hölzer im Wandel der Zeiten...
Wann wurden eigentlich aus den braunen Bengtsson Modellen so langsam hellere Modelle, sowohl was die Versionen mit Bildern und die mit doppel Linsen betrifft?
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- [S] Stiga S. Bengtsson/Ulf "Tickan" Carlsson/Lindh/Johansson Offensive - [S] Stiga Pro (konisch) Offensive Classic - [S] Avalox BT555 (gerade & 86g +/-1g) - [S] Donic Dicon (gerade & 86g + xg) |
#3
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AW: STIGA Hölzer im Wandel der Zeiten...
Zitat:
In der Regel (es gibt auch Ausnahmen) war dieses leicht gelbliche Limba-Deckfurnier von höherer Qualität - härter und schwerer als das in späteren Jahren verwendete...
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´ Alle Wege münden in schwarze Verwesung.... .. (Georg Trakl) |
#4
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AW: STIGA Hölzer im Wandel der Zeiten...
Wo ich doch grad so neugierig bin vielleicht kannst Du auch was zu den Junior Modellen erzählen, soweit ich das überblicken kann haben die meistens die Stiga * Beläge drauf und sind für Anfänger konzipiert, das blöde ist manchmal handelt es sich beim Holz um ein richtiges Wettkampf und manchmal nur um ein typisches Kaufhausholz, wann würden die den jeweils hergestellt?
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#5
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AW: STIGA Hölzer im Wandel der Zeiten...
Es gab auch bereits in den Sechzigern schon Stiga-Billigserien für Kaufhäuser etc. - allerdings sehr selten mit Cobra- (oder später Mark V-) Belägen.
In ganz wenigen Ausnahmefällen hat Stiga ab u. an auch die Limba/Abachi-Furnierkombination bei Billigschlägern verwendet; dies lässt sich aber kaum an einzelnen Jahren festmachen und wurde eher nach Lust und Laune (immer wenn mal irgendwo in der Werkstatt Material übrig war ?) gehandhabt... Man kann diese Billigfurnier-Kombi aber leicht vom klassischen Limba/Abachi Aufbau unterscheiden...
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´ Alle Wege münden in schwarze Verwesung.... .. (Georg Trakl) |
#6
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AW: STIGA Hölzer im Wandel der Zeiten...
Irgendwie fällt mir immer wieder ne neue Frage ein.
1.) Es gibt ja Modelle wo nur eine Seite Bilder hat und welche wo beide Seiten Bilder haben, kannst Du dies Zeitlich mal einordnen? 2.) Es gibt ja auch verschiedene Bilder von jeden Spieler, wie viele unterschiedliche hat den jeder Spieler und wann wurden die jeweils produziert? 3.) Das mit den unterschiedlich Furnierdicken und Blattgrößen und Grifflängen dicken find ich am interessantesten, kannst Du ungefähr sagen wie viele Versionen es für jeden Spieler gibt, in wie fern die sich genau unterscheiden und wann die hergestellt wurden sind?
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#7
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AW: STIGA Hölzer im Wandel der Zeiten...
Es ist nahezu unmöglich, eine auch nur halbwegs vollständige Übersicht über die verschiedenen Furnierdicken, Blattgrössen, Griffvarianten etc. der verschiedenen Serien und Modelle über die Jahre zu erstellen. Selbst wenn man alle noch lebenden ehemaligen Stiga-Mitarbeiter sowie alle grossen Sammler diese Welt befragen würde, wäre das Ergebnis immer noch lückenhaft.
Da diese Infos auch wesentliche Auswahlkriterien bei der Beurteilung der Qualität eines alten Stiga Holzes sind (in der Tat gibt es auch ein paar schwächere alte Serien, selbst aus den 60er Jahren) möchte ich hier mit meinem (geringen) Insiderwissen nicht weiter ins Detail gehen; schliesslich kaufe auch ich heute ab u. an immer mal wieder etwas ein und will die Konkurrenz nicht noch mehr vergrössern, als ich es mit der Eröffnung dieses Threads hier ja eh' schon tue... Zu den Bildern: auch hier herrschte eine grosse Vielfalt, die - vor allem aus Zeitgründen - nicht im Detail wiedergegeben werden kann. Am Beispiel des Alser-Modelles ein paar spärliche Infos dazu aus dem Gedächtnis: die ersten Bilder (1962/63) waren etwas grösser, in Blautönen gehalten, das Gesicht des Spielers fleischfarben (wie bei einem echtem Colorfoto) . Später änderte sich die Gesichtsfarbe und der Buchstabe A wurde etwas anders dargestellt. Ab ca. 1966 war die vorherschende Farbkombination beim Alser dann rot/schwarz und das Gesicht weiss. Der Tatsache, daß der gute Hans schon in jungen Jahren zum Haarausfall neigte, wurde dadurch Rechnung getragen, dass die Stirn ab ca. 68/69 höher gelegt und auf den Fotos/Bildern in den siebziger Jahren Alsers Glatze mehr oder weniger unverblümt dargestellt wurde. Bei den Hölzern ab ca. 1967 mit Cobra Belägen stand unter dem Bild meist noch `Backside Top Spin`, es gab aber auch die Kombination mit Noppen Aussen/Noppen innen, da stand dann `Combi Wood `drauf; auf den Schlägern die komplett mit Noppen-Aussen belegt waren, fehlte solch ein Zusatz. Bei den späteren mit Mark V belegten Modellen stand dann unten halt ´Mark V`drauf. Zuweilen (nicht immer) wurden für die komplett mit Noppen aussen belegten Hölzer entweder extra harte Limba Furnierqualitäten rausselektiert oder die Furnierdicke fiel etwas höher aus (5,6 mm aufwärts) - diese Modelle gehören häufig zu den schnelleren, härteren und schwereren Schlägern ...
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´ Alle Wege münden in schwarze Verwesung.... .. (Georg Trakl) Geändert von Rieslingrübe (15.09.2006 um 18:46 Uhr) |
#8
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AW: STIGA Hölzer im Wandel der Zeiten...
Ich hoffe diese banale Frage sei gestattet:
Inwiefern unterscheiden sich diese guten Stiga Hölzer von den heutigen Stiga Classic Modellen? |
#9
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AW: STIGA Hölzer im Wandel der Zeiten...
1.) Die Qualität der Limba Deckfurniere
2.) Die Verleimung der einzelnen Schichten wurde etwas anders durchgeführt 3.) Die Griffschalen wurden mit mehr Sorgfalt, geringerem Anpressdruck und tieferem Ansatzpunkt montiert (all dies hat positiven Einfluss auf die Unterdrückung unangenehmer Schwingungen) 4.) Viele der schnelleren Hölzer hatten etwas dickere Limba-Sperrfurniere und geringfügig dünnere Aussenfurniere als heute. 5) Die Furniere wurden vor der Verarbeitung schonender u. länger getrocknet bzw. abgelagert 6.) grössere Schlagflächen 7.) plus 8. ) Betriebsgeheimnis Es gibt anscheinend in der Tat zwei, drei Punkte bei der Herstellung und der Verarbeitung, die in irgendeiner alten Schreinergeneration bei Stiga irgendwann Ende der sechziger Jahre verloren gegangen sind oder zumindest nicht mehr 1:1 überliefert wurden: ähnlich wie bei den alten Geigenbauern im 17. und 18. Jahrhundert (Stradivari u.Co.) . Wenn man aber zumindest all die andern oben angeführten Punkte beherzigen u. die Produktion dahingehend umstellen würde, so käme man meiner Meinung nach schon zu circa 80 bis 90 Prozent* an die besten alten Stigas heran. Die längere Fertigungsdauer und die starke Selektion bei den Furnierqualitäten hätte - wollte man als Hersteller u. Händler bei den (grossen) Gewinnspannen keine Einbussen in Kauf nehmen - dann natürlich schon seinen Preis: 150 Euro aufwärts dürfte solch ein Holz in meinen Augen locker kosten... * siehe die Jubiläumshölzer der Serien A und B aus dem Jahre 1988, die seinerzeit aber nie in den Handel kamen sondern ausschliesslich an Stiga-Vertragsspieler verteilt wurden: besonders die Modelle der A-Serie waren schon recht nah' an den Top-Qualitäten der 60er Jahre dran...
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´ Alle Wege münden in schwarze Verwesung.... .. (Georg Trakl) Geändert von Rieslingrübe (15.09.2006 um 18:50 Uhr) |
#10
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AW: STIGA Hölzer im Wandel der Zeiten...
Zitat:
* Gewicht ca. zwischen 88 und 96 Gramm (je nach Blattgrösse und Furnierdicke)
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´ Alle Wege münden in schwarze Verwesung.... .. (Georg Trakl) |
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stiga, stipancic, Unbekanntes STIGA |
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