Jugendarbeit in euren Vereinen (Erfahrungen, Berichte etc.)

[rasant1900]

Guten Tag,

zu allererst möchte ich mich entschuldigen, falls dieses Thread im falschen Bereich von mir erstellt wird, aber ich finde, dass die ein wichtiges Thema ist und ein erheblicher Grund, warum die Spielerzahlen zurückgegangen ist.

Der Rückgang der Nachwuchsabteilungen lässt sich leider nicht nur im Tischtennis beobachten, aber in unserem Sport, der sowieso eine Randsportart hält die Jugendarbeit einige Vereine am Leben (oder eben nicht).

Was hat das zur Folge:
Ich habe mir mal die Mühe gemacht, wie viele Vereine in unserem Kreis eine Jugendmannschaft stellen können:
Im Jahre 2011/2012 konnten bei uns im Kreis immerhin 19 Vereine eine Jugendmannschaft melden, 2015/2016 waren es nur noch 13 Vereine und dieses Jahr konnten nur noch 7 Vereine eine Jugendmannschaft melden.

Woran liegt das?
Bei uns war es öfter so, dass gerade im Jahre 2011/2012 viele Spieler, die heute nicht mehr spielen, die Jugendarbeit gemacht haben und aufgrund beruflichen Stresses/Studium oder weil sie einfach keine Lust mehr haben, mit dem Sport aufgehört haben und es einfach keinen Nachfolger gab, sodass die Jugendarbeit irgendwann eingeschlafen ist.
Darüber hinaus scheint aufgrund der zwischenzeitlichen Umstellung auf das G8-Schulsystem einigen Jugendlichen die Zeit zu fehlen, um mehrere Hobbies etc. auszuprobieren.
Die meisten werden von ihren Eltern beim Fußball angemeldet und haben aufgrund des Stresses keine Zeit andere Sportarten auszuprobieren.

Ein weiterer Grund (das ist aber eine persönliche Erfahrung):
Wir haben bei uns im Verein 2 Jüngere (29 und 28) die Jugendarbeit machen, weil die Vorgänger irgendwann aufgrund ihres höheren Alters das Amt abgegeben haben.
Das Problem ist leider daran, dass bei den 12 Kindern, die sie wöchentlich 2 mal trainieren 1-2 dabei sind, die andere mit Bällen abschießen, die Trainer teilweise beleidigen, etc. und haben dann noch Eltern, die dieses Fehlverhalten verteidigen.
Ich möchte erwähnen, dass dies beim dem Großteil nicht zutrifft, aber die Einzelfälle machen es den Betreuern, etc. nicht leicht, besonders wenn die Eltern dann noch eine pädagogische Ausbildung haben und dann einem noch vorschreiben wollen, wie sie etwas zu machen haben.
Wozu wird das bei uns führen:
Beide möchten das Amt bei der nächsten Sitzung im April abgeben, da sie ihre Zeit nicht für so einen Mist opfern wollen, was ich absolut nachvollziehen kann.
Ich habe solche Fälle auch bei benachbarten Vereinen mitbekommen und das gerade die Älteren, die sich so engagieren, auf so etwas keine Lust haben.

Ein weiterer Punkt, der auch in diesem Thread (ab Seite 73 glaube ich) heiß diskutiert worden ist:

https://forum.tt-news.de/showthread....342242&page=77

Es gibt immer weniger Freiwillige, die sich für Jugendförderung und Arbeit engagieren.
Ein Grund neben den o.g. Gründen ist für mich persönlich der gesellschaftliche Wandel.
Der tertiäre und quartäre Sektor boomen: Viel mehr Menschen studieren und haben aufgrund der Wohnkosten noch Nebenjobs und keine Zeit für ihre Hobbies bzw. um Jugendarbeit in ihrem Verein zu gewährleisten.
Eine oft erwähnte Lösung ist denjenigen eine Vergütung für die Jugendarbeit zu gewähren und die Vereine zu unterstützen.



Das war mein subjektiver Teil zur den Geschehnissen, die ich die letzten Jahre erlebt habe.
Wie sieht es bei euch aus?
Was macht ihr zum Beispiel, um Jugendarbeit zu gewährleisten?
Wie hat es sich bei euch entwickelt?
Teilt ihr meine Erfahrungen oder habt ihr doch eine andere Meinung?
Über eine Diskussion zu diesem Thema würde ich mich freuen, um in unserem Verein Lösungen zu finden, die Jugendarbeit weiter zu verbessern.
Ich wünsche einen guten Rutsch.

[John Milton]

dazu könnte man wieder ganze romane verfassen und das wurde hier im forum auch schon zur genüge getan. trotzdem natürlich ein spannendes und wichtiges thema, aber ich möchte nur auf einen punkt eingehen.
wenn einzelnde kinder dabei sind, die meinen für sie gelten keine regeln, dann macht das die ganze gruppe kaputt. wozu das führt, sieht man in deinem beispiel. bei mir wären die längst rausgeflogen.

[Neuanfang]

Gerade zwischen den Jahren und inmitten der Schulferien ist dieses Thema ein überaus zukunftsträchtiges und für viele Vereine auf mittlere und lange Sicht überlebenswichtig.

Bei uns im Verein sieht es im nachrückenden Nachwuchsbereich recht gut aus - die Vernetzung mit Schule und Elternhäusern gelingt den jungen und junggebliebenen Trainern und Funktionär:innen hervorragend...
Wichtig ist wohl, dass Alle weitestgehend an einem Strang ziehen, dass Regeln gelten und freundlich aber konsequent durchgesetzt werden - dass aber immer wieder auch der Spaß Faktor bleibt...

Kinder und Jugendliche, die rumballernd Andere mit Bällen abschießen - werden in die Roboter-Ecke gestellt oder sind zum Bälle(auf)sammeln verdammt ...oder sollten besser zu einem Schützenverein wechseln...

[Fastest115]

Da hast du den entscheidenden Punkt für gute Ju*gendarbeit aufgezeigt. Es muss vieles ideal laufen. . Da greift vieles wie ein Zahnrad in das andere.
Und sobald aß eben mal nicht so ist bringt eine kleine Unzucht das ganze zum Zusammenbruch.
Zb wenn Vorstand und Trainer nicht an einem strang ziehen und sich absprechen usw .
Beispiel Störer. Normal geht der Trainer zum Vorstand und man spricht ab wie man den sanktioniert oder ggf los wird.
Nur passiert es oft das der Vorstand dann sagt. Sie zu wie du mit dem fertig wirst dasnist deine Aufgabe als Trainer ...Aber rsuswerfen geht garnicht wir brauchen die Beiträge und wir haben ja auch einen sozialen Auftrag und da muss man auch solche Leute integrieren.

[Neuanfang]

Klar muss es ineinandergreifen - aber in einem altersdurchschnittsjungen Verein kommen wir eine bis zwei Handvoll Alte und Ältere uns manchmal noch ersilberter vor als ohnehin schon ...da hört man sich zu Hause Sprüche an "Du spielst ja mit dem Kindergarten" - wenn die Mannschaftskollegen höchstens halb so alt oder dreißig Jahre jünger sind...

Rauswerfen ist sicher keine Option - aber bei dem Gedränge an den Platten ist es für Grund - und Mittelschüler schon eine Ehre, auf die Warteliste für die Anmeldungen zu kommen...

[Fastest115]

Nochmal. Wenn in einem Verein alles ideal läuft ist das schön für den Verein aber das ist eben nicht die Regel sondern die Ausnahme. Deswegen sind auch so Aussagen über Spieler die sich an den Platten drängeln eher die Ausnahme.ebenso der Verein wo es viele junge Spieler unter 30 gibt und eine handvoll "opas'. Auch da ist meistens eher das Gegenteil der Fall.
Denn wenn 90 % der Vereine so wären mit junger Struktur, überlaufen Hallen und idealen voraussetzungen an Personal Zeit und Geld dann bräuchten wir diese Diskussion hier nicht. Die haben wir weil es eben kur in vielleicht 10% gut bis sehr gut läuft und eher in 50% nicht mal ausreichend.

[Matousek]

Zitat von Fastest115

bringt eine kleine Unzucht das ganze zum Zusammenbruch.

Das wollen wir aber nicht einreißen lassen.

[Matousek]

Zitat von Fastest115

Nochmal. .........

Dann sind die Vereine vordergründigst selber schuld. Da kann man dann auch nicht die Schuld auf den Nachwuchs schieben.

Mein Verein/Abteilung wurde 1980 gegründet, 1981 sind wir mit zwei Nachwuchsteams u. einen Erwachsenenteam in die Verbandsrunde gegangen.
In der gesamten Zeit hatten wir ein Jahr keine Nachwuchsmannschaft gemeldet (Umbruch in der Trainerposition). Hatten aber versucht, die Wenigen weiter zu beschäftigen, die dann auch der Grund waren, dass wieder Jugendlich zu uns gestossen sind.

Natürlich ist in der Zwischenzeit der Erwachsenensport angestiegen, auf derzeit 10 Teams. Die Jugendteams wanderten in dieser Zeit immer zwischen 3 - 5 Teams hin und her. Auch das Niveau schwankte in dieser Zeit. Mal KLdann wieder VL usw.. Was für uns vmtl spricht, dass wir keine Bedenkenträger sind.

[Majestät]

@Matousek

Genau solche Vereine wie bei dir gibt es und das zeigt ja, dass es geht. Nur leider ist das mittlerweile eher die Ausnahme. (Wobei selbst bei euch das eine Jahr ohne Nachwuchsmannschaft ja zeigt, dass es nicht immer einfach ist)


Ich kenne aber auch die Geschichten von "früher". Volle Halle, es musste auf der Bank gewartet werden, bis ein Tisch frei wurde und es war eine Ehre der ersten Mannschaft beim Trainieren zuzuschauen. Dort wurden sich Dinge abgeschaut und die wurden nachgeahmt. "Richtige" Trainer gab es nicht.

Aber genau bei solchen Vereinen, die früher mal Aushängeschilder waren, lief Jahrzehnte später nichts mehr. Weil es so nicht mehr funktionierte.

Es ist halt deutlich anspruchsvoller geworden, die Halle voll zu bekommen und im Idealfall dann auch noch gute Spieler darunter zu haben. Und weil es anspruchsvoller geworden ist, ist es halt auch seltener geworden.


Was braucht es für eine gute Jugendarbeit? In erster Linie mindestens eine engagierte Person, die sich hier stark einsetzt. Das muss nicht mal zwingend ein Trainer/eine Trainerin sein, aber jemand, der einen Überblick hat und sich um die "wichtigen" Dinge kümmert. Was "wichtig" ist, kann unterschiedlich sein...mal muss man Trainer finden, mal diesen den Rücken frei halten (um Eltern "kümmern", Organisation,...), mal einspringen, wenn Not am Mann ist,...

Wenn ich mal so bei mir die letzten 20 Jahre zurück blicke und auf die Vereine schaue, mit/bei denen ich die letzten 20 Jahre zu tun hatte, so gab es (fast) immer nur ganz wenige (oft nur eine) Personen, die entscheidend dafür war, dass eine Nachwuchsabteilung lief. Fiel so eine Person weg, so brach auch die Nachwuchsabteilung oft deutlich und teilweise komplett zusammen.

Wie man flächendeckend wieder Nachwuchsarbeit verbessern/ausweiten kann, das ist sicher keine einfache Frage. Eine Professionalisierung ist in bestimmten Bereichen vielleicht unumgänglich. Ich persönlich denke, dass TT einen enormen Wert und große Vorteile gegenüber vielen anderen Sportarten/Aktivitäten besitzt und es daher möglich sein muss, dem Sport eine dauerhaft große/größere Bedeutung zukommen zu lassen (betrifft aber nicht nur die Nachwuchsarbeit).

[rasant1900]

@Matousek:
Ich finde es immer schön von dir zu lesen und es freut mich, dass es bei euch läuft. Wie sind in deinem Fall die Gegebenheiten? (ist das eher ein Stadtverein oder eher ein Dorfverein?)
In unserem Fall ist es ein Dorfverein und naja es gibt hier wenige Spieler bzw. Spielerinnen, ca. 25 Aktive, mit Jugendlichen 32.
Das Problem ist, unsere Jungs sind engagiert etc., nur vom Vorstand kommt leider zu wenig Unterstützung, gerade bei Problemfällen.