Was machen mit Problemkinder im Jugendtraining?

[TTC Bern]

Hallo Zusammen

Ich bin im unserem Verein Spielleiter und für den Nachwuchs verantwortlich. Heisst ich begleite diese an Turniere, Spiele und stelle die Mannschaften etc. zusammen. Trainieren tu ich diese aber nicht, dafür haben wir eine Jugendtrainerin welche 2x in der Woche das Jugendtraining leitet.

Noch vor einem halben Jahr hatten wir im Schnitt so um die 6-10 Kids im Training, der grösste Teil davon ist lizenziert. Das Training war gepflegt und meistens ordentlich. Danach kamen praktisch auf einen Schlag um die 10-15 neue Kids dazu. Heute ist die Halle im Schnitt mit 20 Jugendspielern prall gefüllt. Das ist natürlich schön, jedoch kann sich die Trainerin nun nicht mehr um alle Kids gleich gut kümmern. Bei den neuen sind 4-5 Jungs (11-13 jährig) dabei die wirklich nur Unfug im Kopf haben und nicht daran denken, auch nur ansatzweise, das zu tun was die Trainerin verlangt. Sie schreien in der Halle herum, bewerfen andere Teilnehmer mit Bällen etc... Unsere Trainerin hat in der Regel ein recht dickes Fell, jedoch hatte sie letzte Woche einmal wirklich die Schnauze voll. Sie hat die Störenfriede alle auf eine Bank gesetzt und zum Zuschauen verdonnert. Leider hatten diese auch auf der Bank nur Sch... im Kopf und haben den anderen Spieler, welche gerade ein Trainingsspiel bestritten Bälle in deren Ballwechsel geworfen. Da wurde es mir zu viel (Habe bis dahin das ganze beobachtet). Zusammen mit der Trainerin habe ich ihnen klip und klar erklärt. dass dies so nicht weitergehen kann und das wir dies im Training nicht dulden. Die Kinder haben aber nicht wirklich zugehört und uns nur doof angegrinst. Wir haben ihnen klar gemacht, wen sie den Spielbetrieb weiter so stören brauchen sie nicht mehr zu kommen.

Was hättet ihr in so einer Situation gemacht? Habt ihr auch mal sowas erlebt?
Habt ihr Tipps?

Zuhause bei den Eltern anrufen bringt nicht wirklich viel, da der grösste Teil der Jugendspieler einen ausländischen Hintergrund haben und die Eltern meistens nicht wirklich gut Deutsch können. Versteht mich in dieser Beziehung nicht falsch wir sind ein richtiger Multikulti-Verein, und finde dies auch gut so.

Noch zu erwähnen ist, das die betroffenen Jugendspieler noch nicht Mitglieder im Verein sind.

Gruess Daniel

[Strategy]

Typisch Pubertät, hat man da einmal schwäche gezeigt ist es schwer die Authorität zurück zu bekommen. Ich würde klipp und klar sagen das sie erstmal 2-3 Wochen vom training ausgeschlossen sind, und sollte es dann immer noch nicht klappen sie komplett ausgeschlossen werden.

Sobald sie zurück sind müsste es schon wesentlich ruhiger sein, kein Kind wird gerne vom training ausgeschlossen und sie realisieren das sie scheiße gebaut haben. Allerdings muss man dann verstärkt ein Machtwort sprechen wenn diese erneut versuchen die Grenzen auszutesten.

[ksg9-sebastian]

Wir haben/hatten auch ein paar Problemfälle in dem Alter.

1. Erkenntnis: Extremes Stören passiert nur wenn 1,2,3 Leute zusammen sind. Alle einzeln machen wenig Probleme - d.h. erstmal versuchen die Spieler räumlich weit zu trennen

2. Erkenntnis: Bei manchen hilft es ihnen ein, zwei, drei mal ins Gewissen zu reden und ihnen die Konsequenzen klar zu machen. Für's erste aber nicht unbedingt drohen sondern über das Thema sprechen, warum sie Quatsch machen, ob sie keine Lust haben, ob sie es selbst in Ordnung finden würden wenn sie ständig gestört werden würden. Auch hier gilt: Die Gruppe trennen. Mit jedem einzeln kann man gut reden, ist die Gruppe zusammen geht das fast gar nicht.

3. Erkenntnis: Manche sind einfach unbelehrbar. Wenn es gar nicht mehr geht dürfen die Störenfriede das Training von der Bank aus beobachten. Wenn es nicht hilft mit den Eltern zu reden handhaben wir es so das wir die Eltern anrufen und sie sofort in die Halle beordern um ihr Kinde abzuholen.

Wenn sich nach angemessener Zeit gar keine Besserung einstellt ziehen wir auch mal die Reißleine und verordnen dem Kinde eine mehrwöchige Trainingspause. Hilft das auch nicht gibt's nur noch eins: Trainingspause auf unbestimmte Zeit.

Ist zwar immer recht drastisch. Was wir aber auch gemerkt haben ist das sich viele Trainingsteilnehmer extrem gestört fühlen und schon nach kurzer Zeit die Lust am Training verlieren.

Damit verlieren wir lieber einen Störenfried als zwei, drei fleißige Jungs/Mädchen.

[Fastest115]

Denke ihr habt da richtig gehandelt. Vielleicht etwas spät aber das ist immer ne schwierige Sache.

Ansonsten würd ich mich Strategy und Sebastian anschließen.

Habe das prinzipiell genauso gehandhabt...

Auf die Bank setzen, Sachlage erklären Regeln klarstellen, ändern sie sich nicht für X Wochen suspendieren , danach ggf komplett entfernen.

Auch sportliche Strafen während des Trainings sind möglich ZB eine Runde um die halle laufen lassen....aber außen. Das kann je nach Örtlichkeit mal locker 1,5 km werden?

Geht aber nur wenn man Hilfe hat.

Weitere Möglichkeiten: Mach nen Video von der Stunde und dann lade mal die Eltern zu nem Filmeabend ein...dann siehst auch wie die reagieren und wie es evtl da zuhause "abgeht"

Alles sehr aufwendig ...da muss man entscheiden ob einem das solche "Störenfriede" wert sind....

Problematisch wird es wenn der Trainer sowas durchziehen will und am Ende jemand endgültig raus haben will zum Schutz der anderen aber die Vereinsführung da nicht hinter steht und unbedingt jeden halten will...Hab ich leider auch schon erlebt...

[prince_charming]

problem kenne ich auch. habe sie rausgeschmissen und fertig

[TTC Bern]

Danke schonmal für die vielen Antworten. Wir haben sie auch darauf angesprochen wieso das sie so handeln. Wirklich wissen tun sie es nicht...

Den Tipp mit der Trainingspause werde ich mir mal vormerken, falls ich wieder etwas höre/sehe.

[Hitzkopf]

Zitat von Fastest115

Auch sportliche Strafen während des Trainings sind möglich ZB eine Runde um die halle laufen lassen....aber außen. Das kann je nach Örtlichkeit mal locker 1,5 km werden?

SOWAS NIE !!!!!!!!!

Bringt zwar den erwünschten Effekt dass Ruhe in der Halle ist, ABER:

Jedem Ehrenamtlichen muss klar sein, dass Kinder die im Training erscheinen, er die komplette Trainingszeit für diese Jugendliche haftet, und zwar (wenn kein Vertrag da ist) voll !!!

Also wenn ein Jugendlicher den ihr rausgeschickt oder heim schickt etwas passiert, ist man voll verantwortlich !!

[Krähe]

Zitat von TTC Bern

Wir haben sie auch darauf angesprochen wieso das sie so handeln. Wirklich wissen tun sie es nicht...

Dabei ist die Antwort recht naheliegend. Im Alter von 11-13 werden Menschen erwachsen, deutlich sichtbar an den biologischen Gegebenheiten. In den sog. "zivilisierten" Gesellschaften wird dieser Umstand jedoch ignoriert, die Jugendlichen (= junge Erwachsene) werden wie Kinder (Kids) behandelt. Das ist vermutlich der Grund warum sie sich dann auch so (übertrieben) benehmen (müssen).

Der Schlüssel zu diesem Problem liegt auf der Hand. Sobald man diesen jungen Erwachsenen mit dem nötigen Respekt entgegentritt und ihnen die Möglichkeit einräumt, auch selbst zu verstehen, daß sie (entgegen eines unlogischen gesellschaftlichen Konsens) keine "Kids" mehr sind, werden sie sich (zumindest im TT-Training) mit innerer Zufriedenheit zunehmend wie, der Kindheit "erwachsen", benehmen.

Unter 10-11 jährige, also Kinder, lassen sich vom Trainer oder Übungsleiter in der Regel noch "führen", wenn hier Schwierigkeiten auftreten, sind das Probleme anderer Natur und meist im persönlichen Umfeld der Kinder lokalisiert.

[Bits&Bobs]

Zitat von prince_charming

problem kenne ich auch. habe sie rausgeschmissen und fertig

Ganz genau. Und da muss man auch nicht den übertollen philantrophen ( schreibt man das so...?) a la Krähe spielen: die Bubis haben sich den gegebenen Gepflogenheiten anzupassen und nicht Vice Versa. Zur not stellst du dich hin und jagst ihnen mal aus einem halben Meter Entfernung mal ein paar Bälle ins Gesicht....mal schauen, ob ihnen das gefällt.

[Sven T.]

Ihr solltet auch mal über dauerhafte Unterstützung der Trainerin nachdenken. Ein Assistenztrainer ist da nie verkehrt.

Ferner muss euch klar sein, dass jede Minute die ihr euch um die 4-5 Störenfriede kümmert, eine Minute weniger ist, in der ihr euch um die anderen kümmern könnt und denen gescheites Training bieten könnt.

Und zuletzt kostet dass nicht nur Zeit sondern auch Nerven und die Trainerin hat dann auch weniger Spaß an der Gruppe und wirft euch im schlimmsten Fall das Handtuch vor die Füsse.

Auf jedenfall mit den Jungs klar die Regeln abstecken, wenn euer Ziel ein gesittetes systematisches Training ist, dann müsst ihr das den Kindern auch offen mitteilen, wenn sie das nicht wollen, sind sie fehl am Platz.

Eltern anrufen ist ein Mittel, was auch häufig bei ausländischen Eltern gut funktioniert, das wollen die Kinder meist noch weniger als die Eltern, denen das auch unangenehm ist. Den Eltern klar machen, dass die Kinder nach Hause geschickt werden, oder abgeholt werden sollen und zwar zügig. Wenn ihr euch nur um die Störenfriede kümmert, vernachlässigt ihr sonst auch eure Aufsichtspflicht bei den anderen Kindern.

Disziplinarstrafen wie Sonderaufgaben, Hocksprünge, Hampelmänner, Banksitzen, funktioniert nur bei Kindern, denen eigentlich auch was am Training liegt.