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allgemeines Tischtennis-Forum Dies ist unser Hauptforum. Hier geht es um Tischtennis allgemein und hier gehört alles rein, was nicht in die Fachforen oder sonstigen Foren passt.

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  #1  
Alt 18.12.2000, 15:11
User 765 User 765 ist offline
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User 765 ist zur Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt (Renommeepunkte ungefähr beim Startwert +20)
Hi Leute!

Gestern ist mir etwas komisches passiert und ich würde gerne mal von euch Tips dazu bekommen.

Wir hatten Landesmeisterschaften und ich habe eine unserer Spielerinnen im Halbfinale betreut. Den erste Satz hat sie gut gespielt und relativ sicher gewonnen, im zweiten führt sie 18:10, plötzlich steht es 18:18 und ich hole 'ne Time-Out.
Ich wollte ihr eigentlich nur ein bisschen gut zureden und ihr ein paar taktische Tips geben. Sie kommt zur Bande und sagt zu mir: ich kann nicht mehr. Ich habe Angst, zu verlieren!
Da musste ich erst mal schlucken, so eine Reaktion hatte ich nicht erwartet. Naja, irgendwie konnte ich sie dann scheinbar beruhigen und sie hat den Satz dann auch noch 24:22 gewonnen.

Meine Frage an euch: wie reagiert ihr in solchen Situationen. Was sagt ihr euren Spielern, wenn sie euch so etwas sagen. Ich musste echt erst mal schlucken, da ich auf so eine Situation gar nicht vorbereitet war! :o
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  #2  
Alt 18.12.2000, 21:14
Benutzerbild von Siegmund Freud
Siegmund Freud Siegmund Freud ist offline
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Siegmund Freud ist zur Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt (Renommeepunkte ungefähr beim Startwert +20)
Es gibt in dieser Situation nur wenige Möglichkeiten.

Du hast mit dem Versuch sie zu beruhigen Erfolg gehabt.
Gut!

Eine andere Möglichkeit: Du musst ihre Konzentration stören!
Sie darf sich nicht mehr auf die unmittelbare Spiel- und Angstsituation konzentrieren.

Ein mir bekannter Trainer hat in so einer Situation seinem Spieler einmal eine Ohrfeige gegeben! (Muss nicht unbedingt nachgeahmt werden!)(Es war übrigens die einzige Ohrfeige, die er je verteilt hat! Der Spieler hat übrigens gewonnen!)

Es gibt ja auch sanftere Methoden:
Wenn Du mir einen Kuss gibst, gewinnst Du! (Die Spielerin sollte allerdings nicht zu jung sein! Auch männliche Spieler sind wahrscheinlich nicht gerade begeistert!)
Aber genau dadurch wird das Ziel erreicht! Der Spieler konzentriert sich NICHT MEHR auf die Angst!

Ich hoffe, Du hast verstanden, worauf ich hinaus will. Du musst in dieser Situation quasi genau das Gegenteil von Deinem normalen Verhalten zeigen. Der Spieler beschäftigt sich dann mit Deinem ungewohnten Verhalten und spielt wieder befreiter auf.
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  #3  
Alt 18.12.2000, 23:40
Downspin Downspin ist offline
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Downspin ist zur Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt (Renommeepunkte ungefähr beim Startwert +20)
Time-Out zu spät

Hi Frank,

kleiner Tip am Rande: Time-Out musst du spätestens beim 18:15 nehmen. Dann ist die Chance, dass deine Spielerin Angst vorm Verlieren hat, auch geringer, weil sie immer noch mit 3 Bällen führt.

Zu deinem Thema an sich: Ich würde wahrscheinlich versuchen ihr klarzumachen, dass ich völliges Vertrauen in ihre Stärke hätte und nicht im Traum an eine Niederlage dächte. Zielt auch aufs Beruhigen. Die Kuss- oder Ohrfeigenvariante finde ich etwas Big-Brother-mäßig (aber das ist ja erfolgreich).

Sollte soetwas nochmal vorkommen (bei der gleichen Spielerin) kannst du ja nun auf dieses Spiel verweisen.

Gruß, Downspin
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  #4  
Alt 19.12.2000, 00:10
User 765 User 765 ist offline
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Foren-Urgestein - Master of discussion ***
 
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Beiträge: 10.295
User 765 ist zur Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt (Renommeepunkte ungefähr beim Startwert +20)
Wenn ich der in der Situation nen Kuss gegeben hätte, hätte ich wahrscheinlich die Ohrfeige bekommen!

Das mit der Time-Out ist so ne Sache Ich finde, dass kanst du pauschal nicht sagen, dass man spätestens bei 18:15 ne Auszeit nehmen muss.
Ich hab mir irgendwie gedacht, wenn du in der Situation jetzt ne Timeout nimmst, zeugt das irgendwie auch nicht gerade von Vertrauen in die Spielerin.

Naja, ich hab ihr halt einfach gesagt, dass die andere den Satz gewinnen muss, sie ihn aber gewinnen kann.
Ich bin mir aber nicht sicher, ob mein Handeln in der Situation richtig war. Okay, sie hat gewonnen, aber dennoch: ich war absolut nicht auf so eine Aussage vorbereitet und stand zunächst ziemlich ratlos da. :o
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  #5  
Alt 19.12.2000, 03:17
Benutzerbild von ML
ML ML ist offline
Matthias Landfried
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Kein Patentrezept!

Also ich hätte vermutlich auch bei 18:15 das Timeout genommen!

Man muß jeden Spieler anders coachen und bei vielen könnte das folgende Beispiel in die Hose gehen!

Meine Spielerin um die ich mich hauptsächlich kümmere hat vollstes Vertrauen zu mir und bislang sind wir wirklich in der glücklichen Situation, daß sie noch nie nach einem Timeout von mir verloren hat. Ich sage dann oft einen kleinen Tip füs Spiel, oft auch einen bestimmten Aufschlag mit einer bestimmten Platzierung, weil meist der Punkt direkt nach dem Timeout vorentscheidend ist und sonst kümmere ich mich meist nur um das seelische Wohl, ich gebe Ihr Getränk und lockere gleich mal auf "He, was schaust Du so verzweifelt!?! Also erstensmal haben wir noch nie ein Spiel nach einem Timeout verloren, das weißt Du, und zweitensmal kannst Du das Spiel gar nicht verlieren weil Du den nächsten Aufschlag mit Unterschnitt halblang in die Mitte spielen wirst und den nächsten Ball sicher in die weite RH mit viel Rotation anziehen wirst, danach wie immer Topspin platziert zum Punktgewinn!"
Das sage ich mit so einer felsenfesten Überzeugung, (auch weil ich weiß daß sie das 100%-ig umsetzen kann) daß meine Spielerin danach vollstes Selbstvertrauen hat und sich nicht einmal aus dem Konzept bringen läßt wenn der nächste Ball ein Fehler wird.

Ich muß dazu sagen daß der einfachste Schlag für meine Spielerin ein Topspin ist, egal ob VH oder RH und auch egal ob gegen US oder offene Bälle, sie zieht durch egal bei welchem Spielstand, sie ist Linkshänderin und hat absolutes Vertrauen zu mir und kann auch alle Anweisungen gut umsetzen, sie glaubt mir einfach, das was ich als Coach sage, das ist einfach so und sie ist sich 100%-ig sicher daß sie damit zum Erfolg kommen wird.

Dieses Rezept kann sicherlich bei einer anderen Spielerin voll in die Hose gehen, man muß seine Spieler/in 100%-ig kennen, denn es wäre auch vorstellbar daß eine Spielerin mit einer anderen Psyche an den Tisch geht, verunsichert nach dem Verlust der hohen Führung, zwar etwas aufgebaut durch das Mutmachen und den/die Tips, aber dann eben wie beschrieben Aufschlag halblang in die Mitte, gerät etwas zu lang, der Gegner zieht direkt durch zum Punktgewinn und so eine Spielerin, für die ist es dann oft gelaufen, denn sowieso schon verunsichert und dann geht auch noch das Rezept des Coaches schief...

Ein Patentrezept gibt es für solche Fälle nicht, denn jeder Spieler reagiert anders.

Bei meiner Spielerin wirkt das jedenfalls immer, da kann ich auch so Sprüche bringen wenn sie im Viertelfinale kurz vor dem Aus steht, wie "He, was ist los!?! Jetzt mach Dir keine Sorgen, Du glaubst doch nicht etwa daß ich heute morgen aufgestanden bin um Dich ins Viertelfinale zu coachen und das war´s dann!? Ich bin mir ganz sicher daß Du ins Finale kommen wirst, das ist doch gar kein Problem, nächster Aufschlag schnell und lang in die weite RH, danach schauen wohin sie sich orientiert, dann such Dir die Ecke aus und ziehe durch, Du schaffst es, auf geht´s und jetzt wieder ran an den Tisch"
Und das krasse ist daß meine Spielerin dann wirklich mit größtem Selbstbewußtsein an den Tisch geht, egal wie es steht und zieht das Ding dann souverän durch.

Der Glaube versetzt Berge!

Ich habe letzte Saison in der Oberliga mal den Dragutin Surbek jun. (jetzt TTC Metabo Frickenhausen II) betreut, der hat im ersten Satz gegen einen wirklich um Klassen schlechteren, deutlich jüngeren Spieler gespielt, wie wenn er von allen guten Geistern verlassen wurde, er war total eisig und fand überhaupt nicht zu seinem Spiel, der andere hatte nichts zu verlieren und lief voll Amok, wahrscheinlich machte der das Spiel seines Lebens und er traf alles, im Gegensatz zu Dado der einfach gar nichts getroffen hat. Den Satz hat Surbek dann mit Mühe und Not, mehr "Glück als Verstand", mit 22:20 gewonnen, er kam aber dann völlig verunsichert zu mir her, haderte 50% auf Englisch und 50% auf Kroatisch mit "Gott und der Welt" und "die Beläge...." und "der Arm...." und "heute Katastrophe...." und "geht gar nichts....".....
Ich lies ihn dann erstmal ausreden, hatte übrigens keinen Plan was ich ihm sagen sollte, denn mit der Leistung des ersten Satzes brachte keine Taktik was, denn nachdem er weder beim Topspin, noch beim Kurz-Kurzspiel Kontrolle hatte und auch sonst überhaupt nichts auf die Reihe bekam, was sollte ich ihm dann mit auf den Weg geben???
Nach dem Motto "der Glaube versetzt Berge" erzählte ich ihm dann im "kroatisch-verständlichen" Englisch "He, what´s the matter!? Dado, no problem, this boy has no chance! Really no chance!! Everytime when you had made your service with much sidespin in the backhand, then everytime YOU made the point. Really everytime!! Why did you bring this service only a few times? Bring this service 3 or 4 times and the short services only a few times! GO!!"
Ich hatte zwar überhaupt keine Ahnung ob er im ersten Satz überhaupt mal Punkte durch den eigenen Aufschlag gemacht hatte, da ich eigentlich die ganze Zeit im ersten Satz meinte meinen Augen nicht zu trauen und keinerlei Spielfluß oder eine Taktik zu erkennen war, aber nachdem der Gegner nicht diiiie Riesenrückhand hatte, erschien mir ein Seitschnitt-Aufschlag in die RH noch am sinnvollsten.
Und tatsächlich, der Dado machte munter seine Seitschnittaufschläge in die weite RH, überraschte immer wieder mit kurz in die VH, lang in die VH, halblang Ellbogen und fand innerhalb kürzester Zeit zu seinem Spiel so daß er am Ende mit 21:10 ganz klar gewann.

Der Spieler muß an sich und den Coach glauben, egal wie man das anstellt!!

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  #6  
Alt 21.12.2000, 10:48
Aufschlaggott (2) Aufschlaggott (2) ist offline
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Die Kunst des Coachen im Time-out

Coaching ist wie ich finde eine kleine Kunst.
Es kommt nämlich bei Schülern darauf an sie erstmal zu beruhigen und sie an ihre Stärke zu erinnern.
Danach noch ein Taktischer Tip und sie dann wieder durch klatschen unterstützen, so dass die Schüler merken, dass man da ist.
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Alle Macht den Noppen !
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  #7  
Alt 21.12.2000, 15:48
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Michael Küppers Michael Küppers ist offline
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Michael Küppers ist zur Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt (Renommeepunkte ungefähr beim Startwert +20)
@ Aufschlaggott (2)

Dem kann ich nur beipflichten. Wichtig ist doch meist für die jungen Leute, daß überhaupt jemand da ist.


@ ALL

Natürlich muß jeder anders gecoacht werden, mit Sicherheit macht man dabei auch Fehler, aber daraus lernt man ja bekanntlich. Ich glaube, ich hätte eher auf diese Situation zu reagieren gewußt, da ich noch nicht solange aus dem Alter raus bin ! (21)

Naja, wichtig ist doch, daß sie gewonnen hat und je öfter sie solche Spiele gewinnt, desto routinierter wird sie wohl werden !

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Mit freundlichen Grüßen

Michael Küppers
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  #8  
Alt 21.12.2000, 16:17
Stingray Stingray ist offline
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Stingray ist zur Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt (Renommeepunkte ungefähr beim Startwert +20)
hi!

also ich finde auch daß das sehr viel mit Routine zu tun hat.

Generell hätte ich auch ein Timeout bei 18:15 oder 18:16 genommen.
Das meine Spielerin oder mein Spieler dadurch noch mehr verunsichert wird ist Blödsinn, weil das ist er/sie eh schon längst.
Es geht darum denjenigen gut zuzureden, ihn aufzubauen, und ein bißchen abzulenenken.

Außerdem wird dadurch der Spielfluß des Gegners gestört!
Glaubt mir wenn derjenige gerade einen Lauf hat wird er bestimmt nicht glücklich über ein Timeout sein.

Aber wie gesagt das kommt mit der Routine.
Wenn sie den 2. Satz verloren hätte, würde der 3. wahrscheinlich auch nichts mehr bringen, den das unterbewußtsein speichert solche Sachen!


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Live long and Prosper !
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  #9  
Alt 21.12.2000, 16:34
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Michael Küppers Michael Küppers ist offline
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Mit Sicherheit hätte man das Timeout früher nehmen müssen, aber das kann man leider so pauschal gar nicht sagen.
Jeder Spieler oder jede Spielerin wird da mit Sicherheit anders drauf reagieren.
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Mit freundlichen Grüßen

Michael Küppers
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  #10  
Alt 25.12.2000, 19:30
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Individuelles Thema

Hier haben wir ein ganz individuell unterschiedliches Thema, da Charaktere und Verhaltensweisen sich sehr unterscheiden.

Es gibt Wege, solche Extremsituationen zu trainieren, aber kein Patentmittel. Was für 70% gut ist, paßt beim Rest gar nicht. Wichtig ist das Fingerspitzengefühl des Coachs und das Vertrauen/Selbstvertrauen des Spielers(in).

Meine Vorredner haben schon gute Beispiele genannt, zu denen man noch verschiedene Varianten ergänzen könnte, die aber wie gesagt individuell verschieden sind.

Der optimale Weg ist, seine(n) Spieler(in) soweit zu haben, daß sie/er selbst den optimalen Zeitpunkt für ein Time Out erkennt und ihn selbst nimmt. Natürlich nehmen viele Spieler das Spiel (leider) nicht so bewußt wahr, sodaß sie auf die äußere Hilfe angewiesen sind. Aber dafür sind wir ja da .
__________________
Nichts bleibt wie es wird!
Mephisto
TSG Oberrad
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