Stagnation: Training, Material oder Psyche?

[TTamSee]

Hallo zusammen,
ich hoffe ich bin hier im richtigen Subforum. Ansonsten bitte verschieben.

Folgendes:
Ich habe mit 13 Jahren begonnen TT zu spielen und 5 Jahre Jugendtraining genossen. Wir haben in der obersten KL (direkt unter BezL bei uns im Bezirk) gespielt. Also denke ich ganz vernünftig. Kein nächster Timo Boll (das war nie der Anspruch) aber auch nicht ganz schlecht.

Während meines Studiums habe ich dann 3,5 Jahre gar kein TT gespielt und danach wieder in meinem Heimatverein angefangen. Klar, TTR-Punkte gingen runter, aber dann auch recht schnell wieder "hoch". Seit etwa 1,5-2 Jahren stagniert meine Entwicklung, bzw. ist jetzt sogar eher rückläufig. Dabei spiele ich schon "nur" im oberen 11xx Bereich (nach TTR-Punkten), also eigentlich für Herren eher schwach. Nach meiner eigenen Einschätzung und der recht vernünftigen Entwicklung in der Jugend, dachte ich, dass es doch eher weiter hoch gehen sollte.

Ein paar (vermeintliche) Probleme habe ich schon ausmachen können.
1.) In unserem Verein ist es wie vermutlich in 98% aller "Hobby"-Vereine (damit sehe ich alle unterhalb Bezirksliga an). Man kommt ins Training, spielt sich ein wenig warm und dann werden Trainingsspiele gespielt. Klar wird da immer wieder was versucht, aber so richtig weiter bringt einen das nicht. Wir haben einen C-Trainer im Verein, der Anfang dieser Saison ein Systemtraining etablieren wollte. Nach anfänglicher Euphorie, macht er nun selbst die Übungen nicht mehr mit, sondern wirft uns halt die einzelnen Trainingsbausteine hin. Dadurch fehlt natürlich auch das Feedback von außen, aber es ist zumindest "etwas". Leider sind auch die besseren Spieler der Ersten nicht sonderlich interessiert am Trainieren mit den "Schwächeren".

2.) Ich habe (teils massive) Probleme gegen Materialspieler. Eigentlich meinte ich das Prinzip verstanden zu haben, bspw. lange Noppe und Anti. Habe mir auch ein System zurechtgelegt. Aufgrund fehlender Trainingsmöglichkeiten ist es mir in Spielen nicht möglich das Geplante umzusetzen. Mittlerweile ertappe ich mich auch selbst, wie ich mich innerlich schon aufrege, wenn ich höre, dass der Gegner Material spielt. Hier ist das Thema Psyche vermutlich ganz groß.

3.) Meine aktuelle Flaute kann ich tatsächlich relativ gut zurückdatieren und hat begonnen, als ich meine Beläge getauscht habe. Normalerweise habe ich bisher nicht viel auf Beläge und Holz geachtet. Meist hatten wir Testschläger da und ich habe genommen, was sich am Besten gespielt hat für mich. Beim letzten Wechsel bin ich aus Kostengründen jedoch beim Holz geblieben und habe nur die Beläge gewechselt. Was sich beim Testen als "gut" angefühlt hat, scheint jetzt gar nicht zu klappen. Vermutlich weil ich dann doch (noch) zu limitiert bin. Mein aktueller Schläger:
Holz - Gewo Sensus Powerfeeling
VH - Andro Rasanter R47 Ultramax
RH - Andro Rasanter R42 2,0

4.) Steht ggfs. ein wenig in Zusammenhang mit Punkt 3. Ich spiele in Punktspielen meist anders (verhaltener, weniger Risikofreudig), als ich zum Beispiel im Training spiele oder vor allem gerne spielen würde. Sobald ich 1-2 Topspins im Spiel nicht treffe, fehlt mir das komplette Selbstvertrauen darin. Das führt zu teils endlosen Schupf-Schlachten, welche ich eher verliere als gewinne. Auch hier ist denke ich das Thema Psyche ein gewisser Teil.

Gerne würde ich aus meiner aktuellen Abwärtstendenz raus und wieder nach oben schauen. Ich würde gerne endlich die 1200 Punkte erreichen. Langfristig strebe ich als ambitionierter Hobbyspieler eigentlich schon 1400-1500 Punkte an. Das müsste doch eigentlich machbar sein oder nicht?

Woran sollte ich als erstes Ansetzen. Ist mein Belag-Verdacht begründet oder nur eine Ausrede? Ich wollte den R42 jetzt mal auf der Vorhand testen, ob mir das im sicheren Offensivspiel mehr bringt und dann für die RH eine Alternative suchen. Oder ist das alles Quatsch? Um Rat wäre ich sehr dankbar.

Vielen Dank bereits im Voraus!

[Bautzemann]

Mein erstes Gefühl beim Lesen deines Beitrages:
Ganz schöne Offensivgranate für jemanden, mit weniger 1200 TTR-Punkten.
Bitte nicht übel nehmen!

[TopspinTechniker]

Komme aus einer vergleichbaren Situation und habe im letzten Jahr nach jahrelanger Stagnation 200 Punkte dazugemacht (<1100 -> 1300) indem ich einfach mit den motivierteren Kameraden regelmäßig Übungen gespielt habe, mir von einem C-Trainer mit 1700 Punkten ab und an Formkorrektur geben ließ und einfach mein Trainingspensum massiv erhöht habe. Bin also einfach zu einem anderen Verein gegangen und habe da mittrainiert, weil ich darin schon einen befreundeten Spieler kannte. Habe natürlich immer noch viel vor mir, 1300 Punkte sind ja immer noch unterdurchschnittlich soweit ich weiß, aber der Sprung im letzten Jahr ist denke ich ganz in Ordnung.

Nicht zu unterschätzen ist auch die körperliche Fitness: Auch wenn du am Ende des Spiels nicht total am Schnaufen bist, beobachte mal ob du im Verlängerungs- oder Entscheidungssatz immer noch schön tief stehst oder ob du pfeilgerade dastehst (und dementsprechend gar keine passable Technik haben kannst.

[vossi39]

Ein paar Gedanken von mir dazu:

Training:
Systemtraining im Verein durchziehen ist für die meisten kleinen Vereine nur in der Spielfreien Zeit wirklich umsetzbar. Dazu ist die Belastung aus Training + Spielen einfach zu hoch.

ABER: Training mit Vereinskollegen ist auch dann sinnvoll, wenn es nicht gleich 2 Stunden sind.
Bspw. kannst Du Falkenberg (Beinarbeit) selbst mit einem 1100/1200 TTR Spieler üben, dafür musst Du keinen aus der 1.Mannschaft bemühen. Das regelmäßig 15 Minuten im Training mit wechselnden Partnern, bringt eine Menge für die Sicherheit, VH/RH Wechsel und die Beinarbeit. Für die Beinarbeit geht das sogar mit Schupf/Kontern. Muss nicht immer gleich TS sein (sollte aber am Ende auch damit funktionieren)

Wenn es aber um VH Topspin mit Nachspielen geht, dann brauchst Du einen guten Partner. Dafür jemand aus der 1. Mannschaft fragen, ob er/sie bereit wäre das 15 Minuten mit Dir zu machen. Sollte eigentlich drin sein. Das nächst mal dann ein anderer.

Heisst also die Trainingsbelastung auf mehrere Leute verteilen und trotzedem einen Plan haben, was einen weiterbringt (hier kann der C-Trainer ja Tips geben und auch ab und an mal draufschauen, ohne selbst beteiligt zu sein).

Der Schläger ist schon ambitioniert (vor allem die VH), aber nehmen wir mal an, dass Deine Technik passt und es vielleicht nur etwas mehr Sicherheit und Beinarbeit braucht, damit das funktioniert. Dann ist das Trainingsziel klar - Sicherheit und Beinarbeit.

Jetzt musst Du aber konsequent sein und den Schläger auch so spielen. D.h. eben auch im Punktspiel eher offensiv agieren. Das ist eben kein Sicherheitsschläger für Schupfduelle. Das ist ein Offensiv Setup, dass Du dann auch spielen musst.
Du solltest dafür im Spiel aufhören nach den TTR Werten und der Entwicklung zu schauen.
Hier heißt das Ziel. Sein Spiel durchbringen. VH lang nicht schupfen, sondern TS ziehen. Ja geht (vor allem am Anfang) mal daneben und Du wirst die Spiele verlieren, aber dann ist es eben wichtig, daran zu arbeiten und von 2 /10 TS-Punkten auf 8 / 10 zu kommen und eben auch den 2. und 3. Ball noch spielen zu können. Das geht nicht innerhalb von 2 Monaten. Das braucht Zeit. Also nicht unter Druck setzen. Wenn es geht, dann kann ja vielleicht Euer Trainer bei einem Heimspiel mal zuschauen und analysieren, was im Spiel nicht klappt und dann mit Dir die nächste Trainingsetappe planen.

Zu Trainingslagern habe ich eine gespaltene Meinung. Es macht Spass und bringt auch Erkenntnisse, für den Trainingsfortschritt ist Regelmäßigkeit viel wichtiger. Also statt 400 EUR für einen Wochenlehrgang, lieber 8 x 1h Einzeltraining buchen und über 4 Wochen verteilen (vielleicht mit anderen zusammen).

[Chris21272]

Nicht aufgeben! Bei mir hat es auch eine Weile gedauert bis ich über die 1200 kam. Allerdings wurde in meinem damaligen Verein kein Systemtraining gemacht. Es wurde immer nur gespielt und mit einem Trainer VH geübt. Da dauert es eben, bis man Fortschritte macht.

Seit ich mit einem Vereinskumpel zu Tischtennisschulen und zum Einzeltraining fahre und wir diese Übungen im Training fortführen, bin ich stärker geworden. Stärkere Spieler fragen, ob man mal ein Einzel spielen kann und Feedback anfordern. Irgendwann stellt man fest, dass man einige Sachen immer wieder hört und weiß dann, wo die größten Baustellen sind. Turniere spielen (da sind meiner Erfahrung nach immer viele Materialspieler). Kontakte knüpfen und andere Leute beim Training besuchen.

Ich bin belagtechnisch kein Experte, denke aber dass deine zu offensiv sind. Da muss die Technik schon stimmen. Wenn man damit mal nur hinhält, geht sicherlich der Ball oft über die Platte. Mir ist es leichter gefallen, Ballgefühl zu entwickeln mit einem fehlerverzeihenden Belag. In dem niedrigen TTR Bereich geht es viel um Sicherheit, gerade auch bei den Materialspielern. Deine Beläge sind eher für offensives Spiel als für Schupfduelle geeignet.

Ich spiele mittlerweile auch etwas offensivere Beläge als am Anfang, habe aber festgestellt, dass ich die Sicherheit, die ich anfangs in Schupfduellen erworben habe, immer noch gut gebrauchen kann!

Wenn man Schläge im Training beherrscht, braucht es immer noch ca 6 Monate, bis es im Punktspiel funktioniert.

[Chris21272]

Ganz vergessen: auch das Holz ist ja offensiv, es gibt hier im Forum viele Tipps zu Allroundhölzern und Allroundbelägen. Vielleicht kannst du diesen Schläger für später beiseite legen. Einfach mal Schläger-Belagkombis von anderen Testen und zwar mit allen Schlägen, nicht nur mit Topspin.

[Zod]

Da waren ja schon sehr gute Tipps dabei.
Genaueres kann man natürlich ohne Video oder Dich zu kennen schwer sagen.
Welche Beläge hast Du denn vorher auf dem Holz gespielt und hast Du Dich damit wohl gefühlt?
Oder was war vorher ein Schläger, den Du gut in Erinnerung hast?
Jedes mal das Holz zu wechseln, ist auf jeden Fall kontraproduktiv.

[TTamSee]

Zitat von Bautzemann

Mein erstes Gefühl beim Lesen deines Beitrages:
Ganz schöne Offensivgranate für jemanden, mit weniger 1200 TTR-Punkten.
Bitte nicht übel nehmen!

Nehme das definitiv nicht übel - dafür bin ich ja hier her gekommen. Deckt sich ja auch mit anderen Aussagen.

Thema Material: das Holz selbst möchte ich nur ungern wechseln, da mir das einfach sehr gut in der Hand liegt und ich rein vom "Handgefühl" gerne damit spiele. Zuvor habe ich das Gewo Zoom Balance gespielt. Das war okay, aber irgendwie fühlte sich das nie "richtig" an. Habe gerade auch mal in der Schublade gesucht und von meiner Jugendzeit noch ein "Donic Ovtcharov Senso V2" gefunden (jetzt heißt es scheinbar nur noch Donic Original Senso).

Das mit der Offensivgranate habe ich jetzt durch stöbern im Voraus meiner Frage und den Antworten hier nun auch erkannt. Wie ursprünglich gesagt, habe ich tatsächlich nie bis selten überhaupt auf Werbetexte und irgendwelche Speed-Kontroll-Effet-Werte geachtet. Scheinbar war das ein Blindflug. Gestern im Training hatte ich zumindest das Gefühl mit dem Rasanter R42 auf VH etwas kontrollierter spielen zu können als mit dem R47.

Nun meine Folgefrage: soll ich lieber mit etwas langsameren Belägen den Donic Senso neu bestücken oder bei meinem Gewo Sensus Powerfeeling erstmal die RH wechseln (oder doch beide). Wäre bspw. der andro GTT 45 (in 1,8) geeignet? Zumindest laut Beschreibung würde er ja für kontrolliertes Block- und Topspinspiel geeignet sein. Gibt es andere Vorschläge? Einzige Voraussetzung: Noppe innen und kein komplett defensiver Belag. Kann die Materialfrage aber auch gerne in einen Extra-Thread verschieben, falls hier unpassend.

Zitat von TopspinTechniker

Nicht zu unterschätzen ist auch die körperliche Fitness: Auch wenn du am Ende des Spiels nicht total am Schnaufen bist, beobachte mal ob du im Verlängerungs- oder Entscheidungssatz immer noch schön tief stehst oder ob du pfeilgerade dastehst (und dementsprechend gar keine passable Technik haben kannst.

Das ist ein weiteres, schon ausgemachtes und hier nicht angesprochenes Thema. Ich stehe jetzt weder schön tief, noch pfeilgerade, aber hier ist definitv Nachholbedarf. Zwecks genereller Fitness, etc. baue ich seit etwa 3 Monaten auch entsprechende Fitness-Übungen zusätzlich zum TT ein. Ich denke, dass sich das die nächsten Monate schon bessern sollte.

Zitat von Chris21272

Nicht aufgeben! Bei mir hat es auch eine Weile gedauert bis ich über die 1200 kam. Allerdings wurde in meinem damaligen Verein kein Systemtraining gemacht. Es wurde immer nur gespielt und mit einem Trainer VH geübt. Da dauert es eben, bis man Fortschritte macht.

Seit ich mit einem Vereinskumpel zu Tischtennisschulen und zum Einzeltraining fahre und wir diese Übungen im Training fortführen, bin ich stärker geworden. Stärkere Spieler fragen, ob man mal ein Einzel spielen kann und Feedback anfordern. Irgendwann stellt man fest, dass man einige Sachen immer wieder hört und weiß dann, wo die größten Baustellen sind. Turniere spielen (da sind meiner Erfahrung nach immer viele Materialspieler). Kontakte knüpfen und andere Leute beim Training besuchen.

Nein, aufgeben werde ich so schnell definitiv nicht, ansonsten hätte ich mich hier gar nicht erst angemeldet und den Beitrag verfasst. Da es noch ein paar andere ambitionierte Wiedereinsteiger und Anfänger bei uns gibt, werde ich mal schauen, was sich hier im Training am Besten anbietet. Ggfs. finden wir ja einen Trainer bei uns in der Region, der sich dann auch die Zeit nimmt, bei den Übungen auf die entsprechenden Fehler einzugehen. Wie findet man solche Trainer denn? Es sieht ja doch eher leergefegt aus.

Auch wenn ich nicht alle Posts hier zitiert habe, so danke ich jedem Einzelnen für seinen Rat! Ich nehme mir diese alle entsprechend zu Herzen und schaue, was sich hiervon umsetzen lässt (und wie gut).

[vossi39]

Mach nicht zu viele Baustellen auf. Behalte das Holz erstmal bei. Bei der Belaghärte würde ich auf der VH nicht unbedingt auf was weicheres wechseln. Härtere Beläge sind eigentlich ein Vorteil. Ein Vega Pro oder Vega Intro sind in der Härte mit dem R47 vergleichbar, aber deutlich gemäßigter. Die gibt es beide in 2.0 und sollten auf der VH schon ein bessere Kontrolle ermöglichen.
Härtere Beläge sind bei der TS Eröffnung anfangs etwas anspruchsvoller, weil dein Armzug schneller werden muss und das Handgelenk auch dazukommen muss, aber wenn man das erstmal gemeistert hat, dann kommt eben auch wesentlich mehr Spin in die Bälle, als mit einem R42.
Lass auch erstmal die RH und konzentrier dich auf die VH.

[Oldschmetterhand07]

Würde auch den Ansatz Vega pro und Intro verfolgen. Du hast für deine Spielstärke ein viel zu schnelles Holz, da du ja nicht über 1200 Punkte kommst . Mein Vorschlag wäre zum jetzigen Holz einen neuen Schläger mit weniger Dampf zu nehmen dazu halt die göningen Beläge, Intro Hexer Duro auf der Rückhand und den Vega Pro auf der Vorhand, wobei selbst da würde noch mit warten. Vor allem aber die Rasanter runter nehmen. Wer auch immer dir da zu geraten hat wenn du die Möglichkeit hast geh ins Geschäft wo du beraten werden kannst, mit dem jetzigen Schläger. Wenn die Möglichkeit besteht ein Bälle damit spielen dann müsste es sichtbar sein, so du ansetzen musst.