Pleiteverein Burgwedel nun als Großburgwedel in der Regionalliga - Kritische Töne

[D.G.]

Als
Unfair und Wettbewerbsverzerrung
sehen es manche an, das der Pleiteverein TTFC Burgwedel nun als TTK Großburgwedel in der Damenregionalliga Nord an den Start geht.

So jedenfalls berichtet die DEWEZET-Landeszeitung vom 26.09.02
Dort steht (Auszug):


Am Sonntag um 10.30 Uhr steht das erste Auswärtsspiel für den TSV Steinbergen in der Regionalliga auf dem Plan. Das Nachbarschaftsduell gegen den TTK Großburgwedel. In der vergangenen Saison war die Mannschaft noch als TTFC Burgwedel in der Regionalliga aktiv, aber finanzielle Verpflichtungen wurden nicht erfüllt, die Schulden konnten nicht mehr bezahlt werden und so meldete der TTFC Konkurs an und löste sich offiziell auf. Der neu gegründete TTK Großburgwedel übernahm sämtliche Spielklassen des TTFC und beginnt ohne Schulden. Einige Spielerinnen und Spieler verließen den Verein zwar, wohl aus Angst wieder kein Geld zu bekommen, doch einige blieben. Das Vereine die Möglichkeit haben teure Spieler einzukaufen und so einen Aufstieg nach dem anderen zu feiern, dann die große Pleite anmelden, um dann als neuer Verein ohne Schulden in der gleichen Spielklasse weiterzumachen, stößt nicht bei allen Sportlern auf Verständnis und ist in manchen Augen unfair und klare Wettbewerbsverzerrung. Für den Tischtennissport und die Vereine die sich auf ehrliche Weise einen Platz in hohen Spielklassen erkämpfen, sind solche Machenschaften sicher kein Gewinn. Am Sonntag wird Großburgwedel mit der Tschechin Marketa Benecova, Mandy Ködel, Margit Jeremias-Thomas und Inna Golbereg antreten. Keine leichte Aufgabe für Steinbergen.

[mh]

Aus der Spielordnung des NTTV

3. Voraussetzungen für die Aufnahme und Spielberechtigung
3.1 Sportliche Qualifikation
Jede Mannschaft muss die in Abschnitt 4 festgelegten sportlichen Qualifikationen erfüllen.
3.2 Verpflichtung der Vereine/Teilnahmezusage
3.2.1 Wenn für Mannschaften bis zum 9. Juni e.J. keine Teilnahmezusage ihres Vereins vorliegt,
verzichten sie auf die Teilnahme am Spielbetrieb in ihrer Regional- bzw. Oberliga.
Mannschaften von Vereinen, die auf die weitere Teilnahme am Spielbetrieb in ihrer
bisherigen Staffel verzichten, werden bis zum 9. Juni e.J. in die erwünschte tiefere
Staffel des NTTV eingegliedert oder gehen in ihren Landesverband zurück.
3.2.2 Der Vereinsvorstand im Sinne von § 26 BGB muss jährlich bis zum 9. Juni für seine
Mannschaft auf dem Formblatt des NTTV eine schriftliche Verpflichtungserklärung zur
Teilnahme am Spielbetrieb der betreffenden Spielklasse des NTTV für die bevorstehende
Spielzeit abgeben. Für spätere Nachrücker aus einer Relegationsrunde muss
diese Erklärung innerhalb von 7 Tagen nach Zugang der verbindlichen Eingliederungsnachricht
abgegeben werden.
3.2.3 Mit dieser Erklärung verpflichtet sich der Verein zur Einhaltung aller für den Spielbetrieb
geltenden Bestimmungen und zur Erfüllung aller aus der Teilnahme seiner Mannschaft
erwachsenden Verpflichtungen. Er erkennt die Satzung des NTTV an und unterwirft
sich dessen Rechtsordnung.

3.2.4 Das Recht auf Klassenzugehörigkeit kann nicht auf eine andere Mannschaft oder einen anderen Verein übertragen werden. Ausnahmen bilden vereinsrechtliche Fusionen.

3.3 Verzicht auf vereinsfremde Einflussnahme
Der Vereinsvorstand muss erklären, dass er keiner vereinsfremden Person oder Institution
eine Einflussnahme auf seine in der Regional-/Oberliga spielenden Mannschaft
einräumt, die Beteiligung an einer Regional-/ Oberliga nur in seiner Vereinssatzung
festgelegten Zielen dient und keine Befugnisse bezüglich dieser Mannschaft abgetreten
werden.

[Cogito]

So etwas ist nicht "im Sinne des Erfinders"; man könnte auch Sauerei sagen.

[hjj]

Werte Sportfreunde,
mein Name ist Hans-Jürgen Junker und ich habe diesen Verein über 15 Jahre nicht nur als Vorstandsmitglied, sondern auch die
überwiegenden Jahre meiner Amtszeit als Hauptsponsor gedient. Wenn nun durch Neuwahlen im TTFC ein neuer Vorstand
( wohlbemerkt von einem Teil Breitensportler des ehemaligen TTFC, die Leistungssportler waren alle im Urlaub ) gewählt wurde, so war das erstmal ein rein demokratischer Ablauf, den jeder in unserem Staat zu akzeptieren hat.
Das dieser neue Vorstand sich dabei toal überschätzt hat steht hier wohl nicht zur Debatte.
Vielmehr solltet ihr darüber doch einfach akzeptieren, dass das TT-Regelwerk und auch das BGB derartige Neustarts von Vereinen zuläßt und das ist eigentlich nur im Sinne der Menschen und der Sportler, die unseren Sport betreiben.
Nur am Rande sei dabei von mir erwähnt, dass ein Verein ja auch keinen sportlichen Vorteil allein daraus vedient, indem er gegen einen "Pleiteverein" oder zurückgezogenen Verein nicht mehr antreten braucht, sie dieser einmal stark oder schwach gewesen.
Dass ich darüber mit der Burgwedeler Lösung, auch nicht einverstanden bin, steht dabei auf einem anderen Blatt.
Aber pfiffig waren sie im Nachgang betrachtet schon die Neuen des TTFC-TTKG, gefährlich pfiffig oder ???
HJJ

[Joachim Voigt]

Hi,

ich sehe das Problem nicht so richtig. Hier hat sich eine Mannschaft sportlich (wie auch immer) für eine Liga qualifiziert. Nun ist (wer eigentlich, wirklich *der* Verein?) der Verein in Konkurs. Es gibt einen Nachfolge-Verein. Dieser übernimmt vieles, aber eben keine Verbindlichkeiten (und einige andere Dinge) und hat damit auch weiterhin ein Anrecht auf die sportlich erspielten Klassen. Das Insolvenzrecht sieht diese Vorgehensweise in D eben ausdrücklich vor und das ist auch oft sinnvoll.
Außerdem stellen sich viele eine Insolvenz als locker und leicht vor. Ganz so ist es aber nicht. Ich möchte keine machen - nicht mal kontrolliert.

Aber nun meine Frage: In wieweit benachteiligt das andere Vereine?

Viele Grüße
Joachim

[Walker]

Original geschrieben von ausmzoo

Aber nun meine Frage: In wieweit benachteiligt das andere Vereine?

Direkt benachteiligt sind die anderen Vereine nicht, da ja für alle das gleiche Recht gilt.
Aber es ist aus meiner Sicht ein Schlag ins Gesicht für die Vereine, die jeden Euro umdrehen müssen und nicht mehr Geld ausgeben, als ihnen zur Verfügung steht.

[Joachim Voigt]

Aber es ist aus meiner Sicht ein Schlag ins Gesicht für die Vereine, die jeden Euro umdrehen müssen und nicht mehr Geld ausgeben, als ihnen zur Verfügung steht.

Auch die machen das doch aus eigenem Interesse. Und *wedel hat jetzt halt ein bißchen Streß mit dem Insolvenzverfahren. Ein seriös wirtschaftender Verein hat das eben nicht (zu befürchten). Insofern entscheidet ja jeder selbst welchen Weg er geht und muß mit den Konsquenzen leben.

Viele Grüße
Joachim

[mh]

Ich sehe das Problem auf einer ganz anderen Ebene:
Nach der Spielordnung des NTTV ist eine Spielklassenübertragung nur bei Fusionen möglich (siehe oben).

Der TTK Großburgwedel ist aber eine Neugründung und hat mit dem TTFC rechtlich nichts zu tun. Wenn der TTK Rechtsnachfolger des TTFC wäre, würde das bedeuten, dass der TTK auch die Verpflichtungen jeglicher Art des TTFC übernimmt. Aber es war ja gerade der Zweck des Verfahrens von den Schulden wegzukommen.

Also ich weiß nicht ob dies so glücklich war, was da läuft.

Und zur sportlichen Benachteiligung: Was ist mit der Mannschaft, die durch den Rückzug des TTFC in die Regionalliga um den sportlichen Aufstieg gebracht wurde?

[hjj]

Aus meiner Sicht ist eigentlich keine Mannschaft und kein Verein durch diese Regelung nachteilig betroffen(bitte korrigiert mich).
Eher sehe ich den Vorteil für Bayer Uerdingen, die durch den Rückzug des TTFC/TTKG in der 1. Bundesliga sicher verbleiben konnten und ich bitte zu bedenken, dass der TTFC neben der 1.Ligamannschaft auch im Vorjahr eine erfolgreich spielende Regionalliga-Damenmannschaft hatte.
Ungerecht wäre es m E. n. gewesen, wenn der Fall des Rückzugs nur in die 2. Bundesliga stattgefunden hätte, denn damit wäre es einem Aufstieg von TTFC 2 gleichgekommen, den sich diese Mannschaft nun wirklich nicht erspielt hat.
Das war einmal zumindest die Ursprungsidee der neuen in Burgwedel.
HJJ

[mh]

HJJ,
Rein sportlich gesehen ist der Platz des TTK in der Regionalliga keine Frage.

Das Problem sehe ich eher darin, dass sich der NTTV über seine eigene Spielordnung hinweggesetzt hat. Wenn die Spielordnung in Ordnung ist, dann muss sie von allen auch den Funktionären akzeptiert werden. Wenn etwas nicht ok ist muss die Spielordnung geändert werden.

Aber sich darüber hinwegsetzen - eine Lex TTK Burgwedel beschliessen - ist der denkbar schlechteste Weg, denn damit schafft man Präzedenzfälle und ist immer wieder angreifbar.