Disqualifikation Deniz Aydın bei den Norddeutschen

[namstar]

Wir haben im Tischtennis immer dieses kontroverse Thema, wie lange sich ein Spieler Zeit für seine Rituale zwischen den Ballwechseln nehmen darf...

Im Halbfinale der Norddeutschen gipfelte es im Halbfinale von einer gelben zu einer roten Karte und daraufhin wohl in einem kleinen Wortgefecht zu einer Disqualifikation eines Spielers für das restliche Turnier...

Was sagt ihr dazu ?

[D. Bahr]

Für mich eine klare Provokation des SRaT durch Aydin. Von daher eine konsequente Bestrafung, zumal A. mehrfach seine "Konzentrationsphase" durch Verändern der Stellung zum Tisch selbst unterbrochen hat.
Vermutlich "mögen" sich die beiden von anderen Spielen/Turnieren...

[D. Bahr]

@namstar: Du machst Dir immer viel Arbeit mit Deinen Berichten: Großes Kompliment

[M3rlin]

Finds auch richtig. Wer nach mehrmaligem Anmahnen sein Verhalten nichtmal versucht zu ändern, dem ist nicht zu helfen. Den Zeitpunkt hat Aydin selber gewählt. er hätte sich die Karte sicher erspart wenn er schon nach 8 sec den Ball hochgeworfen hätte.

[tripplem]

Das Thema find ich schwierig, zumindest ohne Ansehen der Person.
Auf der einen Seite wirken die Entscheidungen regelmäßig willkürlich, wenn man die Masse an Spielen betrachtet, in der unterschiedlich geschiedst wird.
Andererseits ist die verstrichene Zeit in mehreren Fällen tatsächlich "irregulär" lang und mit Sicherheit auch nervig.
Die Frage der Grenzziehung stellt sich regelmäßig und wird meiner Ansicht nach so lange bestehen bleiben, bis man eine Uhr am Tisch hat, die den Spielern die verstrichene Zeit anzeigt. Aber will das irgendwer? Ich persönlich nicht.

Betrachte ich die Entscheidung mit Ansehen der Person,
dann erachte ich die Entscheidungen des SraT als notwendig.
Das Gebaren finde ich provokativ und traue der Person durchaus zu vorsätzlich etwas grenzübertretend zu agieren. Die verbalen Entgleisungen, so sie statt gefunden haben, sind dann letztlich nur noch stereotyp.
Hinterher ist das Geschrei dann halt immer groß. Ist wie bei kleinen Kindern.

Hätte ich als Spieler ihm gegenüber gestanden, dann hätte ich irgendwann durchaus Lust gehabt ihm selber zu sagen, dass es nicht nur seinem Rhytmus entsprechend vonstatten geht. Gemacht hätte ich es aber nicht,
weil er sich dann bestätigt gefühlt hätte.

Ich glaube indes, dass die Bestrafung nicht viel gebracht hat und er zeitnah zu seinem gewohnten Verhalten zurückkehren wird.

Es gibt ausreichend Spieler (auch "Profis"), die auf ihren Moment warten und ihren Rhytmus spielen wollen. Teilweise ist es auch legitim, wenn es nicht ausgereizt wird. Zudem braucht ja jeder auch einmal im Spiel eine unvorhergesehene Pause (Schuh zu machen, Hand abwischen, durch die Box laufen etc.).
Da kann man als Gegner nur Taktiken finden, das zu durchbrechen,
respektive ruhig zu bleiben.
Im Spiel ist in jedem Fall mehr zu machen, als davor.

Insgesamt habe ich solche Probleme nicht mit vielen Spielern.
Die, die das extrem machen, sind entweder alt und dann hab ich ein Verständnis dafür (Fingerspitzengefühl), jedoch merk ich mir Spieler, die ein solches Verhalten zweckgerichtet ausführen. Dann bin ich vorbereitet ;-)

Um es mit Seneca zu sagen:
,,Die Bosheit trinkt die Hälfte ihres eigenen Giftes."

[SchwarzeWolke]

Ich selber brauche auch immer ein wenig mehr Zeit, um mich auf den kommenden Ballwechsel vorzubereiten. Wenn ich mir die Profis anschaue, wirkt auf mich die Zeit, die sich Deniz nimmt, nicht besonders lang.
Ansonsten teile ich Nams Einschätzung: Wenn gelb-rot dann viel früher. Es ist ja zu der Eskalation gekommen, da die Schiedsrichter nicht früh genug konsequent gehandelt haben. Direkt in den ersten Sätzen eine kurze, klare und respektvolle Kommunikation mit Deniz hätte evtl. die gesamte Situation entschärft.

[namstar]

Ich wollte nochmal ein paar Zusatzinfos geben.
Es gab kein Beef zwischen den Beiden. Deniz hat das, was er im Halbfinale gemacht hat, auch schon in den Spielen zuvor gemacht - es ist also "sein Rhythmus". Dort wurde er vielleicht 1-2 mal ermahnt, es gab aber keine gelben Karten.

Im Video sind seine Rituale teilweise gefühlt nicht so lang, wenn man ihn aber das Turnier über beobachtet hat- ist es dann doch etwas langwieriger als bei anderen Spielern.

Die Kritik an der Turnierleitung/Schiedsrichtern bleibt von meiner Seite aber: Wenn Bestrafung, dann schon viel früher und auch schon in vorherigen Spielen.

Dieses Zupfen und Abwischen der Hand an der Hose erinnert mich doch stark an Rafael Nadal ^^. Das ist ja auch Jemand, der ziemlich lange braucht vor dem Aufschlag...

[SchwarzeWolke]

Zitat von namstar

Dieses Zupfen und Abwischen der Hand an der Hose erinnert mich doch stark an Rafael Nadal ^^. Das ist ja auch Jemand, der ziemlich lange braucht vor dem Aufschlag...

Lustig, genau an den musste ich auch die ganze Zeit denken. Das ist aber bei beiden eindeutig ein Ritual und an sich vom mentalen her gesehen vollkommen richtig und dann für die Spieler auch notwendig.
Schaut euch mal Aufnahmen von Zhang Jike an, er wischt immer(!) vor seinem Aufschlag über die Vorhandseite seines Schlägers.

[JanMove]

Ich bin ja normalerweise kein grosser Freund der TT-Schiris, Aber in diesem Fall ich habe ich für diesen Deniz kein Verständnis. Dieses Verzögern wird hier so relativ harmlos als Ritual bezeichnet. Das ist aber an den Grenzen der Legalität und eben manchmal darüber. Ein verdeckter Aufschlag ist im Prinzip auch nichts anderes als ein Ritual. Wenn jetzt die gelbe und gelb-rote Karte zum ersten mal im 7. Satz gezeigt worden wäre, dann könnte man dem Schiedsrichter fehlendes Fingerspitzengefühl vorwerfen. Aber offnebar wurde er ja vorher ermahnt und gelb gab's schon viel früher im 4. Satz. Also weiss er, dass er kurz vor der Klippe steht, und wenn er dann halt erst gegen Ende des 6. Satzes drüberspringt ist das sein Problem. Das war ja noch nicht mal der Entscheidungssatz.Wenn es 3:0 in Sätzen steht, dann ist der 4. Satz auch schon möglicheerweise der Entscheidungssatz. Das ist also sicherlich kein Argument.

Das erinnert mich ein wenig an das Spiel von Gardos gegen Such als der Schiri am Anfang beide Spieler wegen der falschen Aufschläge ermahnte. Gardos hat sich dann umgestellt und hatte keine Probleme mehr mit dem Schiri, während Such konsequent weiter falsch servierte und damit Punkt um Punkt verlor. Wer sich nicht umstellen kann, verliert zurecht, wenn der Schiri wie hier korrekt gemäss Regelwerk handelt. Danach dann noch rumzuheulen zeugt dann zusätzlich von fehlendem Sportsgeist.
Was mich selber betrifft, bin ich auch ein eher zügiger Spieler, und mich nervt das lange Warten zwischen den Ballwechseln schon relativ stark. In dem Video hat man auch gesehen, dass sein Gegner die eigene Konzentrationsphase zwischendurch auch mal abbrechen musste. Insofern bin ich in diesem Fall vollkommen d'accord mit dem Schiri.

[Zigeuner]

Zitat von namstar

Dieses Zupfen und Abwischen der Hand an der Hose erinnert mich doch stark an Rafael Nadal ^^. Das ist ja auch Jemand, der ziemlich lange braucht vor dem Aufschlag...

Und auch der wird ständig ermahnt, trotz Legendenstatus, weswegen man ihm tendenziell noch eher mehr durchgehen lässt.

Wünschenswert wären Schiedsrichter, die selbst zumindest mal auf halbwegs gutem Niveau gespielt haben und so ein besseres Verständnis für die Sichtweise der Sportler haben. Nur dann kann ich auch die Regeln mit Fingerspitzengefühl durchsetzen.
Da dieser Wunsch allerdings unrealistisch ist und die Schiedsrichter Amateure sind, muss ich als Spieler eben einplanen, dass ich im Zweifel kein Fingerspitzengefühl erwarten darf und mich daher mit dem Schiedsrichter arrangieren muss.
Mit dem Kopf durch die Wand nach dem Motto "ich bin im Recht und darum passe ich mich überhaupt nicht an" und dann hinterher rumheulen, wenns gekracht hat, ist einfach nur dumm.