Wann gilt ein Verein als überaltert?

[alba]

Da hier in mehreren threads die Zukunft des Tischtennis als Breitensport Thema ist und das Thema Überalterung eine zentrale Rolle spielt, habe ich mal für einige Vereine meiner Region die Altersstruktur recherchiert (nur Spieler mit Spielberechtigung):
Zahl der Mitglieder, wieviele Jugendliche, Anteil der über Fünfzigjährigen. Die 5o Jahre sind willkürlich gewählt. Meine Begründung: Ab diesem Alter beginnen oft erste gesundheitliche Einschränkungen, so dass die Aussteigerquote allmählich ansteigt.
Wenn wie in einem Verein 90 Prozent der Mitglieder über 50 sind, ist das Ende nicht mehr allzu weit. Aber ab welchem Prozentsatz würdet Ihr von Überalterung sprechen? Oder sollte man andere Kriterien verwenden?

[mithardemb]

Ich glaube es ist schwer da eine genaue Zahl zu nennen. Eine bessere Unterscheidung ist wohl, ob der Verein in der Lage ist Jugendmannschaften zu melden.

[alba]

Jugendmannschaften sind sicher wichtig, aber angesichts der geringen Transferraten in den Erwachsenenbereich auch keine Garantie für eine gute Zukunft. Ein Knackpunkt ist noch der Berufseinstieg: Spielt er/sie danach noch, steigen die Chancen auf langfristigen Verbleib deutlich.

[Lennox Levenach]

Vielleicht könnte man das so definieren:

Ein Verein gilt als überaltert, wenn der Altersdurchschnitt seiner Mitglieder signifikant über dem Durchschnittsalter der Bevölkerung oder der Altersstruktur vergleichbarer Organisationen liegt.

Altersdurchschnitt:

Der Altersdurchschnitt in Deutschland variiert je nach Quelle und Zeitpunkt der Datenerhebung. Im Allgemeinen liegt der Altersdurchschnitt jedoch bei etwa 44 bis 46 Jahren. Dies bedeutet, dass das Durchschnittsalter der deutschen Bevölkerung etwa in der Mitte bis in den mittleren Bereich der 40er Jahre liegt.

Es ist wichtig anzumerken, dass dieser Durchschnitt im Laufe der Zeit aufgrund von demografischen Veränderungen wie Geburtenraten, Migration und Lebenserwartung variieren kann.

Konsequenzen:

Dies kann dazu führen, dass der Verein Schwierigkeiten hat, neue Mitglieder zu gewinnen, und dass die Interessen und Bedürfnisse der Mitglieder nicht mehr angemessen repräsentiert werden.

Wenn die Mitgliederbasis hauptsächlich aus älteren Menschen besteht und es an jüngeren Mitgliedern fehlt, kann dies auch langfristige Auswirkungen auf die Finanzen, die Aktivitäten und die Zukunftsfähigkeit des Vereins haben.

Es ist wichtig für Vereine, ein ausgewogenes Altersspektrum zu fördern und Maßnahmen zu ergreifen, um die Vielfalt der Mitglieder zu erhalten und zu stärken.

Schönen Sonntag noch.

[alba]

@Lennox Levenach:
Am Altersdurchschnitt der Gesamtbevölkerung zu messen, halte ich für schwierig. Insbesondere wegen der steigenden Lebenserwartung. Auch wenn die meisten Menschen heute länger aktiv bleiben als früher und gerade Tischtennis länger als die meisten anderen Sportarten ausgeübt werden kann, ist doch circa um das 80. Lebensjahr Schluss. Was wäre eine Vergleichsgruppe? Sportarten mit ähnlichen Anforderungen sehe ich kaum. Tennis? Kegeln? Laufen? Schießen?
Was die Konsequenzen von Überalterung angeht, bin ich völlig bei Dir. Wenn ein kritischer Punkt überschrittennist, wird es schwer, eine Wende zu erreichen. Der Verein mit Durchschnitt 60 wird kaum junge Menschen für sich begeistern können.

[alba]

Ich habe jetzt in mühevoller Kleinarbeit zwei Dinge für meine Gegend untersucht:
1. Wieviele von den Spielern, die 2013/14 über 50 Jahre alt waren, spielen heute noch aktiv? Dies schwankt von Verein zu Verein relativ stark. Ich habe Werte zwischen 33 und 70 Prozent festgestellt. Die Datenbasis ist hier zugegebenermaßen nicht übermäßig groß, ich habe es für vier größere Vereine, die ich gut kenne, nachvollzogen.
2. wieviele von den Jugendspielern, die 2013/14 in einer Rangliste gemeldet waren, sind 10 Jahre später noch aktiv? Dies konnte ich bei 470 Jugendlichen nachvollziehen. Es waren 22,7 Prozent. Wobei die Quote, wie zu erwarten, um so besser war, je höher die Jugendlichen spielten: Von 12,6 Prozent (3. Kreisliga) bis 55 Prozent ( Bezirksoberliga).
Schwer zu sagen, ob die jetzige Jugendgeneration hier besser oder schlechter abschneiden wird und daher nur eine Gedankenspielerei, aber besser als nichts: anhand der erfassten Daten kann man abschätzen, wieviel ältere Aktive in den nächsten 10 Jahren aufhören werden und wieviele Jugendspieler es braucht, um die Gesamtzahl konstant zu halten. Für jeden ausscheidenden älteren Spieler bräuchte es statistisch demnach 4,4 Jugendspieler zur Kompensation. Beispiel: ein Verein mit 20 Spielern über 50 muss kalkulieren, dass davon in den nächsten 10 Jahren 9 aufhören, also 0,9 pro Jahr. Somit braucht er zur langfristigen Existenzerhaltung jedes Jahr 4 neue Jugendspieler im Spielbetrieb. Dabei ist nicht berücksichtigt, wieviele jüngere Erwachsene neu beginnen oder aufhören. Auch hier ergeben sich natürlich in der Sportart Tischtennis Chancen, wenn etwa die Fußballkarriere zu Ende geht. Und nochmal die Bitte: Dies kann alles nur ein grober Anhaltspunkt sein. Die Zahlen erheben keinen Anspruch auf statistische Genauigkeit.

[Lennox Levenach]

[Fastest115]

4 Kids in jedem jahrgang und mit 4 Jahren Jugend und 4 Jahren Schülern gerechnet müsste dein musterverein also 32 Kids haben die.am spielbetrieb teilnehmen. Da Schüler ja doppelt spielen können würd ich mal sagen so 7 bis 8 4er mannschaften

Wenn ich mir die größeren Vereine hier in der region angucke die auch 20 Spieler über 50 haben....
Dann schafft das maximal 1 von 10.
4 bis 5 Vereine werden so 3 bis 5 nachwuchsteams haben
Und die restlichen 4 bis 5 2 oder weniger

Kleinere Vereine eben proportional ähnliche Ergebnisse
Sprich die 10 grossvereine(20 spieler ü50)
Müssten min 70 jugendteams haben
Es sind aber nur ca 35

[alba]

@fastest:
Es sind etwas weniger Mannschaften, denn in aller Regel werden die Kinder, die die Grundvoraussetzungen wie Aufschlag beherrschen, schon in die Rangliste aufgenommen, ohne fest in einer Mannschaft zu spielen. In der letzten Mannschaft des Vereins stehen so nicht selten 10-15 Kinder. Aber tendenziell hast Du recht: Es sind zu wenig Kinder aktiv, um die altersbedingten Verluste auszugleichen. Jeder Verein kann anhand meines Rechenmodells grob einschätzen, wo er mit den jetzigen Daten in zehn Jahren stehen wird. An zwei Stellschrauben kann man versuchen zu drehen: 1. Die Zahl der Kinder. 2. Die Quote derer, die bis ins Erwachsenenalter treu bleiben, steigern.
Mir erscheint Punkt 2 nachhaltiger. In jedem Kind, das nach ein paar Jahren aufhört, stecken Zeit, Energie und nicht zuletzt Geld, die für den Verein somit verloren sind. Daher wäre es vielleicht sogar sinnvoller, diese Investition nur in die aussichtsreicheren Kinder zu stecken. Mit dem Risiko, am Ende komplett "mit leeren Händen" dazustehen.

[masl83]

Um es mal ganz einfach zu machen:

Das Median Alter der männlichen Bevölkerung liegt aktuell bei knapp unter 45 Jahren (Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung), ist also ganz einfach abrufbar inkl. Prognose.
https://www.bib.bund.de/DE/Fakten/Fa...erechnung.html
In so einem Fall und wenn du über Demographie redest, wird eigentlich immer der Median betrachtet, nicht der Mittelwert.

Insofern könnte man ganz einfach sagen: Im Vergleich zu Bevölkerung in DE ist ein Verein überaltert, wenn der Median über 45 liegt. Das ist natürlich bei einem Verein mit nur wenig Mitgliedern keine aussagefähige Grösse, trotzdem wollte ich es mal so hinschreiben.
Und warum nicht mal mit einem ganz einfachen Wert startet. Wir neigen ja eh dazu, viele Dinge zu "verkomplizieren".