Eingleisige 2. Bundesliga und Einführung 3. Bundesligen

[Fozzi]

Zitat von Brett13

Ich glaube gar nicht das TT in erster Linie bei den Laien als Freizeitsport wahrgenommen wird. TT ist halt eine Sportart die kein besonderes Interesse bei der Allgemeinheit hervorruft. Ein Schicksal das TT nun mal mit vielen Sportarten teilt.

Aus meiner Sicht wird TT nicht anders wahrgenommen als Tennis...

Schöner Vergleich. Welcher aktive Tennis- oder Badmintonspieler hat wohl schon mal ein Bundesligaspiel besucht? Kennen Aktive dieser Sportart die Aufstellungen der Bundesligisten? Liegt das Zuschauerinteresse bei Live-Veranstaltungen bei diesen Sportarten über denen von Tischtennis? Und besuchen sportartfremde Zuschauer diese Events, deren Ballwechsel sicher leichter zu verstehen sind als Tischtennis?

Ich habe ne grobe Idee, was die Antworten betrifft.

[User 17544]

Zitat von Rudi Endres

Aber warten wir erst mal ab. Ich habe mich schon oft geirrt.

Ich prophezeie mal, dass es die wohl erhoffte Aufstiegsbereitschaft in die TTBL nicht sonderlich erhöhen wird. Der Übergang von der 2. Liga in die TTBL wird zwar ein wenig erleichtert, aber ohne Geld für internationale TT-Größen wird man in der TTBL nicht Fuß fassen können. Dafür braucht es Sponsoren. Die gewinnt man nicht durch Strukturänderungen dieser Art.

Ursprünglich hatte man bei dem Dreiersystem sicher auch mal gedacht, dass es den Vereinen leichter fallen wird nur drei Profis finanzieren zu müssen. Heute ist es so, dass man für einen Timo Boll relativ leicht Sponsoren findet, aber für Spieler die ihm das Wasser selten bis gar nicht reichen können eben nicht. Der Sponsor schnallt halt auch schnell, dass das Spielsystem den Haken beinhaltet ohne einen Spieler, der Timo Boll schlagen kann, wird man schwer ein Titel gewinnen können...

BTW: Wasd meint ihr denn, was nun mit der OL passieren soll? Bleibt sie weiter in der Obhut des DTTB und werden nach der Einführung der 3. Ligen weiter OSR in der OL eingesetzt, oder verliert sie an "Wert" und wird wieder an die Verbände abgetreten?

Könnte dann in der OL auch für Sponsoren uninteressant werden. Auch OL-Teams kosten Geld...

[Balian]

Zitat von Brett13

.....Aus meiner Sicht wird TT nicht anders wahrgenommen als Tennis. Tennis ist für die meisten Menschen hier in D auch eine "Freizeitsportart". Das hatte sich mit Boris Becker und Steffi Graf für eine ganze Weile geändert. Aber nur weil es zwei echte Weltklassespieler waren.

TT wandelt sich - wohl mit dem Kalkül auch mal so Größen wie Boris Becker und Steffi Graf hervorbringen zu können - auch zum reinen Einzelsport. Den Versuch Mannschafts-TT weiter am Laufen zu halten gibt es zwar auch, aber sonderlich erfolgreich ist das nun mal nicht. ...

Als Aktiver in beiden Sportarten sind mir die vielen Parallelen aber auch die feinen Unterschiede sehr wohl bewußt. Was unser Thema angeht, sind die beiden wesentlichen Unterschiede die Verdienstquellen der Profis und die Einstufung als Freizeitsport.

Tischtennis findet im Bewußtsein der Öffentlichkeit in erster Linie auf dem Pausenhof, im Freibad und im Partykeller statt. Dass es Vereins-TT gibt ist wohl noch bekannt, hat aber nicht den Stellenwert. Hier wäre TT am ehesten mit Kegeln zu vergleichen, auch das wird nicht als Vereinssportart mit offiziellern Wettkämpfen wahrgenommen. Tennis ist hingegen eine Vereinssportart, die nicht oder kaum im Garten oder auf der Strasse stattfindet.

Tennisprofis - und das gilt auch für die Nummer 1018 der Weltrangliste - verdienen sich ihr Brot in erster Linie durch den Start bei Turnieren. Wenn Sie überhaupt am Mannschaftsspielgeschehen teilnehmen dann hat das sportlich wie finanziell nur einen geringen Stellenwert.

TT-Profis, die nicht gerade Timo Boll heißen, sind hingegen auf die Gelder der Vereine angewiesen, da man von Turniergeldern nicht leben kann. Sie spielen also im Mannschaftsspielbetrieb auch wenn sie dazu wenig Lust verspüren und wenig Sinn sehen. Die etwas älteren und cleveren Exemplare dieser Spezies fragen sich mittlerweile aber selbst, warum die Vereine noch so einen hohen Anteil an der Finanzierung des TT-Profitums übernehmen, wo sie doch so wenig Nutzen davon haben.

[User 17544]

Zitat von Balian

Als Aktiver in beiden Sportarten sind mir die vielen Parallelen aber auch die feinen Unterschiede sehr wohl bewußt.[...]

Klar, da haste sicher recht!

Durch einen Timo Boll dürfte sich die Wahrnehmung des TT-Sports allerdings schon deutlich vom Keller, Garagen und Schulhofgeklicker wegbewegt haben. allerdings auch vom Mannschaftssport weg in Richtung Einzelsport.

Aber das wird wohl auch regional unterschiedlich wahrgenommen werden

[Der springende Punkt]

Zitat von Brett13

BTW: Wasd meint ihr denn, was nun mit der OL passieren soll? Bleibt sie weiter in der Obhut des DTTB und werden nach der Einführung der 3. Ligen weiter OSR in der OL eingesetzt, oder verliert sie an "Wert" und wird wieder an die Verbände abgetreten?

Das steht doch - zumindest für die Verantwortlichen - überhaupt nicht zur Debatte. Natürlich bleiben die in der Obhut des DTTB. Für RL und OL wird sich überhaupt nichts ändern - im Gegenteil, die RL könnte als demnächst höchste Liga mit Sechsermannschaften für einige jetzige Zweitligisten und für Zuschauer sogar sehr attraktiv werden. RL und OL werden jetzt halt für eine Übergangszeit - bis die Reform wieder rückgängig gemacht wird - eine Ebene tiefer sein, na und?

[Waterhouse]

Ne Totgeburt vor dem Herrn. Von der 1. bis zur 3. Liga wird es kaum mehr Lokalderbys geben. Die Auswärtsmannschaften werden keine Zuschauer mitbringen. Immer vorausgesetzt, dass es überhaupt genügend Vereine geben wird, die dieses Wagnis und diesen Aufwand auf sich nehmen wollen.
Im übrigen bleibt im Amateursport dritte Liga dritte Liga und zweite Liga zweite Liga.
Da interessiert es eine potenziellen Sponsor kaum, dass es nur noch 10 Zweitligisten und 20 Drittligisten bundesweit gibt.

Ein Schritt in die umgekehrte Richtung wäre der richtige Weg. 12 Erstligateams mit 4-er Mannschaften und darunter zwei 12-er-Ligen, von mir aus auch mit 4 Mann. Es wäre leichter Sponsoren zu finden und die Handvoll europäischer Spitzenspieler wird sich eh die notwendigen Verschnaufpausen nehmen.
Je mehr Geld für Fahrten, Übernachtungen draufgeht, bei gleichzeitig weniger Zuschauereinnahmen, um so weniger Geld bleibt für Spieler übrig, die dann genau rechnen müssen, ob der zeitliche Aufwand eine parallele Berufsausbildung oder ein Studium zulässt. So werden die jungen deutschen Spieler früh in die Viertklassigkeit getrieben, wo man auch gut spielen kann und nebenher noch ein bißchen das Studium finanziert bekommt.

[User 17544]

Zitat von Der springende Punkt

Das steht doch - zumindest für die Verantwortlichen - überhaupt nicht zur Debatte.

Mit den Verantwortlichen meinst du den DTTB, oder?

Wenn sich nichts ändern soll, dann muss die DTTB-WO in der Form geändert, dass dann die fünft höchsten Ligen den besonderen Bestimmungen unterliegen. Also Wechsel nur ein mal im Jahr und so ein Zeug halt. Sicher nur 'ne Formsache, klar.

Ob dann für die dann fünf Ligen unter der Obhut des DTTB stehenden Ligen genügend Schiedsrichter vorhanden sind wird sich zeigen bzw muss die Zeit bis dahin genutzt werden um noch genügend auszubilden.

Das mit der RL war ein guter Einwand von dir

Schaut man sich dann halt RL-Spiele an

[Zalinho]

Zitat von Bernd Beringer

- dass wohl nicht wenige Vereine die eingleisige 2. Liga wegen kräftig
gestiegener Kosten, Fahrtzeiten und zwingender Übernachtungen trotz
sportlicher Qualifikation nicht annehmen werden, sondern sich aus dem
Hochleistungssport mit der Förderung des Nachwuchses zurückziehen

Wird sich zeigen. Wer es sich nicht leisten kann oder will, soll eben auf regionaler Ebene spielen. Statt diesen Vereinen werden andere kommen und alles wird sich meiner Meinung nach im Lauf der Zeit an- und ausgleichen.

Zitat von Bernd Beringer

- dass die große, vor allem finanzielle Kluft zwischen 1. Liga und 2.
Bundesliga in keiner Weise beseitigt wird, so dass es weiterhin nahezu keine
Aufsteiger in die TTBL geben wird, was ja eines der wichtigten Ziele der
Bundesligareform war

Reine Spekulation. Spätestens in 3 Jahren weiß man mehr. Ich rechne damit, dass es regelmäßig Auf- und Absteiger geben wird. So wie es die letzten 10 (?) oder sogar 15 (?) Jahre gelaufen ist, konnte es nicht weiter gehen. Die Reform war überfällig!

Zitat von Bernd Beringer

- dass die Regionalligen geschwächt und der Weg von der Regionalliga in die
2. Bundesliga noch weiter, schwerer und teurer wird.

Von der Regionalliga geht es ja auch nicht in die 2. Bundesliga, sondern in die 3. Liga und da dürfte der Weg für die Topteams sicherlich kein schwieriges Unterfangen sein. Wer hoch will und kann, der wird es auch problemlos schaffen.

Zitat von Bernd Beringer

Es ist eine Ironie des Schicksals, dass dieser Beschluss zu einer Zeit
gefasst wurde, wo in beiden 2. Bundesligen der Herren fantastischer
Tischtennissport mit vielen Überraschungen und Spannungselementen geboten
wird. Noch nie waren die beiden 2. Bundesligen der Herren so stark und noch
nie waren sie so stabil wie jetzt. Doch gerade jetzt zerschlägt man diese
Struktur und geht ein Wagnis ein, dessen Risiken nicht absehbar sind.

Das ist die Sicht der Zweitligisten. Wie so oft, schwebt eben jeder in seiner eigenen Welt, sowohl die TTBL, als auch die Zweitligisten, als auch die Vereine auf regionaler Ebene.

Es mag sein, dass in den zweiten Ligen alles toll ist. Allerdings ist lediglich die 2. Liga Herren Nord ausgeglichen, während es in den anderen drei 2. Ligen Mannschaften am Tabellenende gibt, die in diesen Ligen scheinbar völlig überfordert sind: 1. FC Saarbrücken TT II und TTC Zugbrücke Grenzau II in der 2. Liga Herren Süd, TTF Frankenthal und SV Darmstadt (zurückgezogen) in der 2. Liga Damen Süd, Kaltenkirchener TS und TV Kupferdreh in der 2. Liga Damen Nord.

Die Kluft zwischen TTBL und 2. Liga ist riesen groß, das ist keine persönliche Einschätzung, sondern klar belegt durch die Aufstiegsverzichte der letzten 10-15 Jahre.

Die Reform war meiner Meinung nach goldrichtig. Die Zweitligisten haben sich dadurch unter großen Kompromissen, mindestens einem weinenden Auge und viel Bauchweh der TTBL angenähert und dadurch zu der seit Jahren katastrophalen Situation insgesamt, mit einer schmerzhaften aber sehr positiven Änderung, positiv entgegen gewirkt.
Jetzt ist es an der TTBL, Vernunft und Kompromissbereitschaft zu zeigen, auf die EINDEUTIGE MEINUNG der Basis zu hören, die mit einer riesigen Mehrheit 3-er Teams nicht akzeptieren, und ihren Teil zu der insgesamt schlechten Situation beizutragen und schnellstmöglich auf 4-er Teams umzustellen, so dass (mindestens) die obersten 3 Spielklassen alle in einem einheitlichen System mit einheitlicher Mannschaftsstärke spielen.

Zitat von Bernd Beringer

Man darf gespannt sein, welche Folgen dieses Abenteuer im Mannschaftssport
Tischtennis hat.

Ich halte es für kein Abenteuer, sondern eine richtige und wichtige Reform, bei der jetzt noch der letzte nötige Schritt der TTBL fehlt: Rückkehr zu 4-er Teams mit dem Bundessystem mit 2 Doppeln und Spielende bei 6 Punkten, mit der Möglichkeit von 5:5 Unentschieden.

Es gibt eindeutig zwei Lager: Die einen (TTBL und einige wenige Unterstützer) will mit 3 Spielern bis 3 Punkte an einem Tisch spielen, die anderen (Teile der 2. Bundesliga und viele Fans) wollen mit 6 Spielern bis 9 Punkte an zwei Tischen spielen.
Der Kompromiss liegt in der Mitte: 4 Spieler bis 6 Punkte an zwei Tischen. Meiner Meinung nach kann damit letztendlich jeder leben. Jetzt liegt er Ball bei der TTBL und im Sinne des Sportes im Spitzenbereich muss auch die TTBL bereit sein, ihren Teil zum Kompromiss beizutragen.

Alles weitere, Eingleisigkeit der 2. Liga und eine zweigeteilte 3. Liga ist die logische Konsequenz, um mittel- und langfristig die extreme Kluft zwischen TTBL aktuell und den 2. Ligen Nord und Süd aktuell zu reduzieren.
Irgendwo habe ich das bereits gelesen: Es ist Kopfsache! Einfach vorstellen, die 2. Liga Nord und Süd wird jetzt zur 3. Liga Nord und Süd und zwischen die TTBL und die aktuellen und neuen Nord/Süd-Ligen wird eine neue eingleisige 2. Liga reingeschoben: Genau die Liga die momentan fehlt! Mit dieser Liga wird diese Lücke, die Kluft, geschlossen.
Klar, es wird bei jedem Kompromiss Reibungsverluste geben und der eine oder andere Verein wird gehen, dafür andere kommen und vielleicht gibt es in den ersten beiden Jahren Übergangsprobleme. Aber meine Meinung ist:

JA! zur Reform!
Jetzt aber bitte die TTBL nachziehen!

[Rainer Murks]

Bin einfach nicht gewillt, auf den ganzen Sermon einzugehen. Allerdings habe ich nicht ein einziges nachvollziehbares Argument für die "Reform" ausmachen können.
(Und das liegt nicht an mir.)

Wieso war sie "überfällig"?

Die Zweitligisten, die bisher nicht aufsteigen wollten (weil sie nicht komplett gestört sind), werden das auch künftig nicht tun.

Sofern kein Eigeninteresse vorliegt, kann man den Befürwortern nur jeglichen Sachverstand absprechen.
Sicher wird dieses Reförmchen genauso toll einschlagen, wie die großartigen anderen Veränderungen zuvor...

Damit du nicht auf die Startseite scrollen/clicken mußt, hier nochmal der entscheidende Satz:

Herr, laß es Hirn regnen!

[RaSchmidt]

Es ist wirklich interessant was alle so zu deisem Thema sagen. Ich denke auch, keiner weiß 100%ig wo das ganze hinführen wird.
Ich will hier auch nicht auf alle Argumente für und wider eingehen. Aber bitte ein paar kleine Anmerkungen möchte ich sagen. Wo bitteschön ist denn die Annäherung an die TTBL gegeben, wenn ich aus zwei Zweitligen einn mache???

Spielersch gesheen wir die 2. liga stärke, aber nicht weil jetzt bessere Leute dort spielen, sondern weil man mit der Streichung von Punkt 5 und 6 die jeweils Schwächsten einer Mannschaft gestrichen hat.

Wenn ich mir jetzt alle Mannschaften der beiden 2. Ligen ansehe, müsste jede Mannschaft mindestens drei neue Spieler für einen Aufstieg in die TTBL verpflichten, will man konkurrenzfähig sein. Also ändert sich doch hier gar nix!

Eine Annähung findet zunächst finanziell statt, da bin ich mir sicher, was aber auch Spekulation ist. Die Kosten werden steigen. Insbesondere wird der DTTB auch das Startgeld für die eingleisige 2. Liga schön erhöhen, weil man will sich ja annähern......!

Ich habe nun einfach die Schnautze gestrichen voll, weil darüber hinaus von der TTBL keine Bewegung zu erwarten ist, obwohl doch auch klar ist, das Centre Court Prinzip ist gescheitert. Die Zuschauerzahlen sind sehr schwankend und im Fernsehen sehe ich nach wie vor kein TT.

Achja, zu guter letzt ist und belibt es für mich höchst professionell, wenn es in einer Sportart drei und mehr Spielsysteme gibt, angefangen von der Bundsesliga bis ganz nach unten.

VG aus Weinheim