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Jancsi 15.02.2004 18:32

Eine kleine Geschichte aus dem Leben eines Oberschiedsrichters
 
Anläßlich des Oberligaspiels zwischen Erdingen und Paulanerstadt betritt Oberschiedsrichter Anton von Tirol eine halbe Stunde vor Spielbeginn die Erdinger Halle. Er begrüßt die Mannschaftsführer der beiden Teams und kommt anschließend seinen Pflichten nach: Er stellt die Netze der beiden Spieltische ein und sieht sich dann routinemäßig die Schläger der Spieler an. Die meisten Spieler haben ihre Beläge ordnungsgemäß auf ihre Schläger montiert, doch als sich Anton den Schläger des Spitzenspielers der Gästemannschaft, des Taiwanesen Sching Schang Schong, ansieht, muss er feststellen, dass dessen Vorhandbelag aufgrund des Frischklebens mit einem dünnflüssigen Frischkleber 5 mm über die Schlägerkante hinausragt. Freundlich, aber bestimmt bittet er Schang Schong, den Belag so zurechtzuschneiden, dass er nicht mehr oder nur minimal (bis zu 2 mm) über die Schlägerkante hinausragt. Schang Schong jedoch lächelt nur müde und beginnt, sich mit seinem Doppelpartner Ekkehard Wohlgemut einzuspielen. Auch eine nochmalige Aufforderung des Oberschiedsrichters, doch bitte den Vorhandbelag zurechtzuschneiden, zeigt keine Wirkung. Das Eingangsdoppel mit Schang Schong und Wohlgemut beginnt.

Wie wird das Spiel gewertet? Hat die Gästemanschaft 0:9 verloren, oder werden nur Schang Schongs Spiele mit jeweils 0:3 gewertet? Und wie sieht es mit der Wertung der Doppel aus? Muss Schang Schong die Halle verlassen? Wird Schang Schongs Verfehlung im Spielberichtsbogen vermerkt?

Villert 15.02.2004 18:40

Re: Eine kleine Geschichte aus dem Leben eines Oberschiedsrichters
 
Das Doppel kann garnicht beginnen...
Der OSR disqualifiziert ihn für das Doppel oder für den Gesamten Mannschaftskampf.
Das Doppel ist verloren, ist er für das Einzel auch disqualifiziert darf ein Ersatzmann spielen.

Jancsi 18.02.2004 11:06

Re: Eine kleine Geschichte aus dem Leben eines Oberschiedsrichters
 
Zitat:

Zitat von Villert
Der OSR disqualifiziert ihn für das Doppel oder für den Gesamten Mannschaftskampf.
Das Doppel ist verloren, ist er für das Einzel auch disqualifiziert darf ein Ersatzmann spielen.

Das hieße also Ermessensspielraum des Oberschiedsrichters? Wo steht das?

Pinguin 18.02.2004 14:38

Re: Eine kleine Geschichte aus dem Leben eines Oberschiedsrichters
 
Zitat:

Zitat von Jancsi
Das hieße also Ermessensspielraum des Oberschiedsrichters? Wo steht das?

Was genau?

Dass ein OSR einen Spieler disqualifizieren kann? ITTR B 5.2.8.

Dass ein OSR einen Spieler für das einzelne Spiel, einen Wettbewerb oder die gesamte Veranstaltung ausgesprochen werden kann? ITTR B 5.2.8

Jancsi 18.02.2004 22:21

Re: Eine kleine Geschichte aus dem Leben eines Oberschiedsrichters
 
Zitat:

Zitat von Pinguin
Was genau?

Dass ein OSR einen Spieler disqualifizieren kann? ITTR B 5.2.8.

Dass ein OSR einen Spieler für das einzelne Spiel, einen Wettbewerb oder die gesamte Veranstaltung ausgesprochen werden kann? ITTR B 5.2.8

Ja, genau, das wollte ich wissen, vielen Dank für die Info. Jetzt ist mir auch klar, warum Villert von "oder" sprach, denn der entsprechende Paragraph ist ja offensichtlich eine "Kann-Bestimmung", welche immer Ermessensspielraum läßt.


Gruß,

Jancsi

charlies 19.02.2004 04:18

Re: Eine kleine Geschichte aus dem Leben eines Oberschiedsrichters
 
Eine Disqualifikation ist möglich und in diesem Jahr schon geschehen, bei den Greek Open.

siehe: http://www.ittf.com/Protour_new/Stor...en&Year1=2004&

Pinguin 19.02.2004 09:28

Re: Eine kleine Geschichte aus dem Leben eines Oberschiedsrichters
 
Zitat:

Zitat von Jancsi
Ja, genau, das wollte ich wissen, vielen Dank für die Info. Jetzt ist mir auch klar, warum Villert von "oder" sprach, denn der entsprechende Paragraph ist ja offensichtlich eine "Kann-Bestimmung", welche immer Ermessensspielraum läßt.

Macht ja auch durchaus sinn. Wenn ein Spieler in einem Spiel mit nicht zugelassenem Material antritt und sich weigert Abhilfe zu schaffen, kann er für dieses eine Spiel disqualifiziert werden, es macht aber in solch einem Fall wohl keinen Sinn, ihn für den gesamten Wettbewerb/Mannschaftskampf zu disqualifizieren, oder?

Jancsi 19.02.2004 09:44

Re: Eine kleine Geschichte aus dem Leben eines Oberschiedsrichters
 
Zitat:

Zitat von charlies
Eine Disqualifikation ist möglich und in diesem Jahr schon geschehen, bei den Greek Open.

siehe: http://www.ittf.com/Protour_new/Stor...en&Year1=2004&

Das ist wirklich sehr interessant, wusste gar nicht, dass es quasi solche "Schlägerdopingkontrollen" nach den Spielen gibt. Wahrscheinlich wusste Tugwell gar nicht, welche Lösungsmittel sein Kleber enthält, aber genau weiß man es natürlich nicht. Da gilt dann wohl einmal mehr der alte Grundsatz "Unwissenheit schützt vor Strafe nicht."


Gruß,

Jancsi

Waterhouse 19.02.2004 15:22

Re: Eine kleine Geschichte aus dem Leben eines Oberschiedsrichters
 
Abgesehen davon, daß Schong (oder Sching? bei diesen Asiaten weiß man nie, was der Vor- und was der Nachname ist) seine kleinen gelben Zellen nur ungenügend konsulitert hat, denn er hätte abschneiden sollen, ist dies mal wieder ein klassisches Beispiel für einen O-Schiri, der sich zu wichtig nimmt.

(im übrigen ist dieser Satz ein klassisches Beispiel für einen Schachtelsatz, der in der Schule zwangsläufig zu schlechten Stilnoten führt; Anm. für die Schüler unter uns).

Nix für ungut...Recht ist Recht, aber aus meiner persönlichen Erfahrung heraus würde ich sagen, daß max. jeder 5. O-Schiri überhaupt von sich aus die Schläger kontrolliert. Bei mir stehen die Beläge immer über (3- 10mm), wurde dank Kantenband aber noch nie moniert (worüber ich ja froh bin).
Dazu habe ich in meiner langen Laufbahn noch keinen OSR erlebt, der konsequent vor jedem Spiel des Mannschaftskampfs die Schläger kontrolliert hat. Meistens geschieht dies nur bei den Eröffnungsdoppeln, hin und wieder noch beim 3-er Doppel.
Insofern kann ich nur den Kopf schütteln, wenn tatsächlich ein Spiel auf Grund einer solchen Bagatelle entschieden werden sollte...

Jancsi 19.02.2004 16:27

Re: Eine kleine Geschichte aus dem Leben eines Oberschiedsrichters
 
Zitat:

Zitat von Waterhouse
Abgesehen davon, daß Schong (oder Sching? bei diesen Asiaten weiß man nie, was der Vor- und was der Nachname ist) seine kleinen gelben Zellen nur ungenügend konsulitert hat, denn er hätte abschneiden sollen, ist dies mal wieder ein klassisches Beispiel für einen O-Schiri, der sich zu wichtig nimmt.

(im übrigen ist dieser Satz ein klassisches Beispiel für einen Schachtelsatz, der in der Schule zwangsläufig zu schlechten Stilnoten führt; Anm. für die Schüler unter uns).

Nix für ungut...Recht ist Recht, aber aus meiner persönlichen Erfahrung heraus würde ich sagen, daß max. jeder 5. O-Schiri überhaupt von sich aus die Schläger kontrolliert. Bei mir stehen die Beläge immer über (3- 10mm), wurde dank Kantenband aber noch nie moniert (worüber ich ja froh bin).
Dazu habe ich in meiner langen Laufbahn noch keinen OSR erlebt, der konsequent vor jedem Spiel des Mannschaftskampfs die Schläger kontrolliert hat. Meistens geschieht dies nur bei den Eröffnungsdoppeln, hin und wieder noch beim 3-er Doppel.
Insofern kann ich nur den Kopf schütteln, wenn tatsächlich ein Spiel auf Grund einer solchen Bagatelle entschieden werden sollte...

Nur jeder fünfte Schiri kontrolliert von sich aus den Schläger? Das wundert mich doch sehr, denn das Kontrollieren der Schläger sollte eigentlich für jeden OSR obligatorisch sein. Neben dem Einstellen des Netzes, dem Überprüfen der Spielbedingungen und der Einheitlichkeit bzw. Zulässigkeit der Spielkleidung gehört auch das Überprüfen der Schläger zu den Routineaufgaben eines jeden OSR. Ich persönlich überprüfe immer die Schläger, bei einem Spiel der Damen hatte ich dabei einmal das Überstehen der Beläge (war wirklich eindeutig über 2 mm!) zu beanstanden, wonach auf meinen Hinweis hin anstandslos die Schere ausgepackt und der Belag zurechtgeschnitten wurde, und ich finde, so gehört es sich auch!

Selbst bei Benutzung von Kantenband sind 10 mm nun wirklich eindeutig zu viel, die müssen weggeschnitten werden. Ich nehme mich dabei keineswegs wichtig, sondern verstehe mich nur als Ausführender, wenn man so will als "Exekutive" der bestehenden Regeln, nicht mehr und nicht weniger. Und wer sich an die Regeln nicht hält, der kann eben, wie aus diesem Thread ersichtlich ist, disqualifiziert werden.


Gruß,

Jancsi


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